Mehr offene Stellen als arbeitslose Baufacharbeiter
Die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen im Hoch- und Tiefbau hat sich erhöht, der Fachkräftemängel verstärkt sich dennoch. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) meldete für den Juni (im Vergleich zum Vorjahresmonat) einen weiteren Anstieg der Zahl offener Stellen in bauhauptgewerblichen Berufen von 11,4 Prozent auf 18.450.
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Positive Entwicklung am Bauausbildungsmarkt
Aktuelle Zahlen der BA (Stand Mai 2022) zeigen allerdings auch, dass sich die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen im Hoch- und Tiefbau um mehr als 1 % erhöht hat. Gleiches gilt für die Zahl der Bewerber. Die Zahl der mit einer Lehrstelle versorgten Bewerber bzw. die Zahl der Vertragsabschlüsse konnte dadurch im bisherigen Ausbildungsjahr ebenfalls um knapp 1 % zulegen. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Zahl der neuen Auszubildenden in der Bauwirtschaft um 2 % zugenommen.
Die Situation scheine nach Einschätzung von Soka-Bau im bald beginnenden Ausbildungsjahr damit besser als in anderen Branchen. Branchenübergreifend hat zwar die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen noch stärker zugelegt (+ 7 %). Dies sei laut Soka-Bau allerdings als Reaktion auf den starken Einbruch der angebotenen Stellen während der Corona-Pandemie zu sehen, welcher in der Bauwirtschaft nicht festzustellen war. Die seit mehreren Jahren bessere Entwicklung in der Bauwirtschaft sei auch ein Erfolg der umlagefinanzierten Ausbildungsförderung, die alle Baubetriebe an der Finanzierung der Ausbildung beteiligt und Ausbildungsbetriebe finanziell entlastet. SOKA-BAU Vorstand Dr. Gerhard Mudrack sagte hierzu: „Die positive Entwicklung am Bau-Ausbildungsmarkt hält an. Das ist eine gute Nachricht für die Baubetriebe, die händeringend nach Azubis und jungen Fachkräften suchen. Viele Stellen bleiben leider nach wie vor unbesetzt.“
Anzahl der Beschäftigten in Hessen stabil
Laut Dr. Burkhard Siebert, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Hessen-Thüringen, spricht trotz negativer Tendenz der Konjunktur auf dem Bau in Hessen eine Zahl für die relative Stabilität für Branche auch in der Krise: „Die Anzahl der Beschäftigten in hessischen Baubetrieben mit 20 und mehr Beschäftigten war nicht nur in der Pandemie seit Anfang 2020 vergleichsweise stabil geblieben, auch die Folgen des Ukraine-Krieges werden von den Betrieben bisher sehr gut bewältigt.“ In Hessen gab es nach Angaben der Bauindustrie Hessen im April 2022 35.429 Beschäftigte in der Bauwirtschaft, das sind zwei Prozent weniger als im April 2021, aber deutlich mehr als 2017 (im Jahresdurchschnitt 31.139). Die Zahlen waren seitdem gestiegen.
Demografischer Wandel sorgt für Handlungsbedarf
„Um die baupolitischen Ziele unserer Gesellschaft – wie die Schaffung von ausreichend bezahlbarem Wohnraum, die Mobilitätswende oder den klimaneutralen Umbau der Infrastruktur – bewältigen zu können, benötigen wir qualifizierte BaufacharbeiterInnen“, sagte Tim-Oliver Müller. „Aber mehr noch: Wenn der Fachkräftebedarf nicht mehr – aufgrund des demografischen Wandels – über die freie inländische Reserve und in absehbarer Zeit auch nicht mehr über das europäische Ausland gedeckt werden kann, müssen wir vor allem unsere Prozesse produktiver gestalten. Dies bedeutet etwa die konsequente Prozessdigitalisierung von der Genehmigung bis zum Betrieb eines Bauwerks, die Vernetzung von Planung- und Bauprozessen sowie stationäre, industrielle Fertigungsmethoden.“
Soka-Bau nennt als Erklärung für den sich verstärkenden Fachkräftemangel die demografische Entwicklung. Da bereits seit geraumer Zeit mehr Arbeitnehmer aus der Bauwirtschaft ausscheiden und in Rente gehen, als neue Auszubildende ihre Beschäftigung in der Bauwirtschaft aufnehmen, müssen laut Soka-Bau Arbeitskräfte aus anderen Branchen gewonnen werden bzw. ehemalige Bauarbeitnehmer dazu bewegt werden, wieder in die Bauwirtschaft zurückzukehren. Da sich die Zahl der Neurentner in den kommenden Jahren erhöhen soll – momentan sei rund ein Viertel der gewerblichen Arbeitnehmer älter als 55 Jahre – drohe sich der Fachkräftemangel sogar noch weiter zu verschärfen.
Qualifizierte Zuwanderung gegen Fachkräftemangel
Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, sagte zu der Entwicklung am Ausbildungsmarkt: „Damit haben die Bauunternehmen bei der Ausbildung erneut eine Schippe draufgelegt. Leider zeigen die Zahlen der Bundesagentur aber auch, dass die Zahl der offenen Stellen auf der einen Seite steigt und die Zahl der arbeitsuchenden Arbeitnehmer auf dem Bau sinkt."
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Es brauche daher, so Pakleppa, dringend mehr Zuwanderung, die aber angesichts des derzeit geltenden Facharbeitereinwanderungsgesetzes nicht möglich sei. "Hierfür bedarf es dringend eines praktikablen Zuwanderungsrechts. Insbesondere müssen wir den Zugang zum deutschen Bauarbeitsmarkt für berufserfahrene Bauarbeiter ohne formale Qualifikation erleichtern. Als positives Beispiel sei die sog. Westbalkanregelung oder auch § 6 der Beschäftigungsordnung genannt, der aber bisher nur für EDV-Kräfte gilt. Denn trotz aller Digitalisierung und Technisierung des Bauens benötigen wir weiterhin qualifizierte Facharbeiter und Bauhandwerker auf den Baustellen und besonders auch beim Bauen im Bestand.“
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