IG-Bau-Chef Burckhardt: "Das Problem ist hausgemacht"
Das Baugewerbe hat ein massives Personalproblem. Bundesweit sind über 190.000 Stellen nicht besetzt. Dem Bau in Deutschland droht wegen des Arbeitskräftemangels der „Burnout“, warnt die IG Bau. Viele Bauunternehmen sind daran selbst schuld, kritisiert IG-Bau-Vorstand Carsten Burckhardt.
Das Mischen wird digital
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Schon seit Jahren klagt die Bauwirtschaft über den Mangel an Fachkräften. Nach den Zahlen des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verzeichnete die Bauwirtschaft im ersten Quartal dieses Jahres bundesweit 191.000 offene Stellen – fast vier Mal so viele wie noch im Jahr 2010, als 52.000 Baubeschäftigte fehlten. Inzwischen gibt es in fast allen Betrieben ein „Arbeitskräfte-Vakuum“, sagt Carsten Burckhardt, Bundesvorstandsmitglied der Gewerkschaft IG Bau. Die Baubranche ist vom Fachkräftemangel stärker betroffen als andere Branchen. Laut IAB hat sich die Zahl offener Stellen in der gesamten Wirtschaft nur verdoppelt.
Das Problem ist größtenteils hausgemacht, kritisierte Burckhardt. Trotz stetig steigender Gewinne in zehn Boom-Jahren hätten es viele Baufirmen versäumt, die Arbeit am Bau attraktiver zu machen. Besonders im Bauhandwerk hätten die Unternehmen die Einkommen der Beschäftigten über Jahre gedrückt. Viele seien aus den Arbeitgeberverbänden ausgetreten, um den Tariflohn nicht zahlen zu müssen. „Das rächt sich jetzt“, so Burckhardt. Der Arbeitskräfte-Mangel werde zunehmend zum Risiko für den Bau – vor allem im Hinblick auf die großen Bauaufgaben, vor denen die Baubranche steht. Den Baufirmen falle es schwer, Personal zu finden und langfristig zu halten, so Burckhardt. Das sei „bezeichnend und besorgniserregend“.
Überstunden treiben Arbeitnehmer weg vom Bauhandwerk
Vor allem Betriebe im Bauhandwerk haben laut IG Bau mit der Abwanderung von Fachkräften zu kämpfen. Nur vier von zehn Berufsanfängern seien fünf Jahre nach der Gesellenprüfung noch auf dem Bau. Schuld seien unter anderem die vielen Überstunden, so Burckhardt. Die meisten Abwanderer wechselten in die Industrie mit ihren festen und planbaren Arbeitszeiten. Zudem kritisiert Burckhardt das Verhalten der Arbeitgeber bei den Verhandlungen um die Branchenmindestlöhne, die im Frühjahr gescheitert waren. „Fachkräfte wird auf Dauer nur halten, wer gute Löhne und Gehälter zahlt. Wer familienfreundliche Arbeitszeiten bietet. Und wer die Arbeit auf mehr Schultern verteilt“, so der Gewerkschafter. Das müsse auch im Handwerk künftig so laufen.
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Allein auf die Zuwanderung von Arbeitskräften aus Drittstaaten könne der Bau nicht setzen, warnt die IG Bau. Für den Wohnungsbau, die Instandhaltung der Verkehrsinfrastruktur und die klimagerechte Sanierungen seien in den kommenden Jahrzehnten einheimische Beschäftigte nötig. Das erfordere langfristige Planungen und eine Nachwuchsstrategie, so Burckhardt. Ausländische und einheimische Beschäftigte dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden.
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