Mit Bildung, BIM und Baufabrik in die Zukunft
Die Baustelle befindet sich im digitalen Wandel: Geht es um Zukunft und Effizienz, beschäftigen die Branche längst nicht nur Elektrobagger, 3D-Modellierung oder von künstlicher Intelligenz gesteuerte Maschinen. Angesichts des Fachkräftemangels war beim 51. Großseminar des Verbandes der Baubranche, Umwelt- und Maschinentechnik (VDBUM) im hessischen Willingen nicht zuletzt Bildung ein Thema.
Das Mischen wird digital
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Wie wertvoll Bildung ist, verdeutlichte auf dem VDBUM-Seminar der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach griffig in seinem Impulsvortrag im Kongresszentrum Sauerland Stern Hotel: „Wer nichts im Boden hat, der braucht es in der Birne.“ Schließlich ist Deutschland nicht gerade reich mit Rohstoffen gesegnet, gilt dafür aber als „Land der Dichter und Denker“.
Zum Vorsprung durch Wissen am Bau will der VDBUM durch Weiterqualifizierungen beitragen. Beim Großseminar Ende Januar, das mehr als 1.000 Führungskräfte besuchten, waren gleich 71 Referenten mit von der Partie. Hauptschwerpunkte: „Spezialtiefbau“, „Tief- Kanal und Straßen-Tiefbau“, „Forschung und Entwicklung“, „Turmdrehkrane – Technik, Transport und Genehmigungsverfahren“ sowie „Werkstatt 4.0 – Was uns im Service weiterbringt“. Die Vorträge waren gut besucht, bilanzierte VDBUM-Geschäftsführer Dieter Schnittjer zufrieden.
Potenzial auf der Baustelle
Philipp Fricke, Leiter der Baumaschinendivision der Fricke-Holding, berichtete, dass die Firmengruppe derzeit eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickle. Künftig solle jedes Projekt auf seine Nachhaltigkeit hin überprüft werden. Das Unternehmen habe bereits recycelbares Verpackungsmaterial eingeführt und damit bei immerhin 80.000 Ersatzteilsendungen, die täglich verschickt werden, ein starkes Signal gesetzt.
Bei den Bauherren, vor allem der öffentlichen Hand, gebe es in Sachen BIM (Building Information Modeling), ein Instrument zur Digitalisierung von Bau- und Planungsprozessen im Hoch- und Tiefbau, noch einige Probleme, sagte Inga Stein-Barthelmes, Geschäftsführerin bei Planen und Bauen 4.0. Die Initiative von Verbänden und Kammerorganisationen sei gegründet worden, um hier zu unterstützen. Wichtig sei vor allem, dass die beteiligten Ministerien – Bauen und Verkehr – die gleiche Sprache sprächen, sich auf ein Wording und einen Standard einigten. VDBUM-Präsident Peter Guttenberger erläuterte, dass der Verband, der auch Gesellschafter von Planen und Bauen 4.0 ist, die angesprochenen Themen aufgreife und die Akteure zusammenzubringe. Er erwähnte den Zukunftszirkel des VDBUM, in dem Fragestellungen analysiert und Lösungen erarbeitet werden. „Was nützt eine flächendeckende Verdichtungskontrolle, wenn der Bauherr sie nicht anerkennt?“, gab Guttenberger zu bedenken. Der VDBUM sehe sich gerade in diesen Bereichen als Vermittler, der Lösungen – gern auch gemeinsam mit anderen Verbänden – vorantreibe.
Bediener bei digitaler Transformation mitnehmen
Schaffung von Baufabriken
Frank Dahlhoff, Geschäftsführer von Sitech Deutschland, ging auf die Schnittstellen-Problematik ein. Durch Standards lasse sich die Akzeptanz für Vernetzung und Maschinensteuerung steigern. Skandinavien sei hier schon weiter als Deutschland, so Dahlhoff. Bomag-Vertriebsleiter Dominik Friedhofen sagte, dass der Maschinenbauer grundsätzlich offen zum Teilen von Daten sei. Mit automatisierten Systemen, die den Benutzer unterstützen und die Freude an der Arbeit erhöhen, steigere das Unternehmen die Effizienz im Bauprozess.
Und die Nachhaltigkeit? Matthias Henke, Gesamtvertriebsleiter bei Hansa-Flex, berichtete auf dem Podium, dass die Hälfte des CO2-Abdrucks der Firma durch die Fahrzeugflotte verursacht werde. Dem trete das Unternehmen gemeinsam mit den Kunden mit vorbeugender Planung und somit der Reduzierung unnötiger Fahrten oder auch der Drosselung der Geschwindigkeit der 800 Firmenfahrzeuge auf 120 km/h entgegen.
Robotik und Automatisierung in der Baubranche
„Wir beobachten, dass es den Unternehmen nicht gelingt, die für den gewinnbringenden Einsatz der Tools notwendigen Fähigkeiten aufzubauen. Ein wesentlicher Grund dafür dürfte auch im Fachkräftemangel liegen, der sich in der Baubranche wie überall deutlich verschärft“, resümiert Berbner. Das bestätigen die Ergebnisse der Umfrage: So sind 91 Prozent der Meinung, dass die größte Hürde für die Nutzung digitaler Lösungen im fachlichen Know-how und dem Fachkräftemangel liegt. Das sind zehn Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Unterdessen nimmt das Thema Nachhaltigkeit an Fahrt auf: 83 Prozent der Befragten halten den Aspekt für wichtig – ein Plus von 15 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. 61 Prozent der Unternehmen geben an, mindestens allgemeine Standards rund um Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (kurz ESG) verabschiedet zu haben.
Einblicke in die Maschinentechnik
Aber zurück zum Großseminar in Willingen. Oft wurde nach besagten Podiumsrunden oder in den Pausen zwischen den Fachvorträgen noch angeregt weiterdiskutiert: Ein Treffpunkt war die Fachausstellung mit mehr als 100 Ausstellern. Einblicke in die Maschinentechnik & Co. gab es sowohl an den Ständen im Kongresszentrum als bei den Exponaten im Freigelände vor dem Hotel.
Die Zugabe des VDBUM folgt mit gut 300 Terminen, die der Verband in diesem Jahr für seine Mitglieder organisiert. Der Termin für das 52. Großseminar steht auch schon fest: Es steigt vom 30. Januar bis 2. Februar 2024 erneut in Willingen.
Lesen Sie auch: Baumaschinentechnik: VDBUM-Förderpreis 2022 verliehen
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