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Blick hinter die Kulissen: Kipper-Tage bei Schmitz Cargobull in Gotha
Der Star in Gotha: Der Kippsattelauflieger S.KI Solid mit Onbord-Wiegesystem. | Foto: Quatex

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Das Mischen wird digital

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Über 20 unterschiedliche Kippsattelauflieger, Motorwagen-Kipper und Kippanhänger hatte Schmitz Cargobull anlässlich der traditionellen Kipper-Tage für die rund 250 geladenen Gäste im Werk Gotha aufgefahren und Messe-like präsentiert. Neben den jüngsten Neuheiten konnten sich die Besucher die vielen detaillierte Feinheiten am Kipper des Münsterländer Trailerherstellers anschauen und sich bei kurzweiligen Präsentationen am Objekt der Begierde von deren Vorteilen überzeugen.

Am Standort Gotha baut Schmitz Cargobull sämtliche Kipper für alle Märkte. Darüber hinaus befindet sich hier das Kompetenzzentrum für alle Kipper-Produkte sowie die Forschung und Entwicklung der Kipper. „In unserem Werk könnte alle 30 Minuten ein Trailer vom Band rollen. Für einen S.KI Express benötigen wir vom Bestelleingang bis zum fertigen Kippsattel eine Produktionszeit von sieben Tagen“, verrät Alexander-Cosmin Teleki, Leiter der Produktlinie Construction & Agriculture bei Schmitz Cargobull. Es liege ein sehr anspruchsvolles Geschäftsjahr hinter dem Unternehmen, betonte er.

Produktmanager Stefan Winter zieht mit seinen Ausführungen die Besuchergruppen in den Bann. | Foto: Quatex
Produktmanager Stefan Winter zieht mit seinen Ausführungen die Besuchergruppen in den Bann. | Foto: Quatex

Schwieriges Geschäftsjahr für Schmitz Cargobull

Der Kriegsausbruch in der Ukraine, Materialengpässe, gestiegene Rohstoffpreise und höheren Energiekosten sorgten für hohe Unsicherheiten im Markt und führten zum Absatzrückgang. Das traf auch das Werk Gotha. Lediglich 2.710 produzierte Kipper konnte der Hersteller zuletzt absetzen. Insgesamt produzierte der Standort Gotha mit 580 Mitarbeitern immerhin 4.400 Fahrzeuge und hat damit im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/2023 einen Umsatz von rund 139 Mio. Euro erwirtschaftet.

Zum Angebot aus Gotha zähen Sattelkipper wie der S.KI Solid, S.KI Light und S.KI Heavy-Duty in Standard-, Volumen- oder Thermoisolier-Ausführung sowie die M.KI-Hinterkipper für Motorwagen und die Z.KI-Zentralachskippanhänger. Dazu addieren sich Sonderbauten wie Dreiachs-Sattelkipper speziell für Japan, Einachsanhänger für Wechselaufbauten oder Vierachs-Sattelkipper für Dänemark und Übersee sowie diverse Wechselkippcontainer für den kombinierten Verkehr.

Die Kipper für den deutschen Markt fahren wahlweise mit Rund- oder Kastenmulde in Stahl oder Aluminium in verschiedenen Längen, Bordwandhöhen und Materialstärken vor. Darüber hinaus sind verschiedene Lösungen für Heckklappe, Unterfahrschutz und Verdecke zu haben. Von aufliegender Pendelklappe über Kombitüren bis zur hydraulischen Rückwandklappe ist alles bestellbar. Die Heckklappen kann Schmitz Cargobull je nach Anwendung mit einem oder zwei Schiebern für eine kontrollierte Rieselentladung ausstatten. Äußerst umfangreich ist das Zubehör-Angebot aus Roll- oder Schiebeplane, Arbeitsbühne und verschließbaren Werkzeugkästen. Von den meisten dieser Finessen konnten sich die Besucher beim Rundgang live überzeugen.

Die Vierachser (8x4) erhalten bei Schmitz Cargobull neue Rundmulden in Standard- und Thermo-Ausführung. | Foto: Quatex
Die Vierachser (8x4) erhalten bei Schmitz Cargobull neue Rundmulden in Standard- und Thermo-Ausführung. | Foto: Quatex

Verbesserter Kippsattel S.KI von Schmitz Cargobull

Die Kippsattel S.KI hatten die Gothaer im Jahr 2022 in zahlreichen Details optimiert. Herausgekommen ist eine neue Chassis- und Muldengeneration, die die aktuellen Kippsattel um bis zu 280 kg leichter macht. Das bedeutet am Ende mehr Zuladung für die Kunden. Durch die konstruktive Überarbeitung des modularen Rahmenbaukastens der Sattelkipper in Stahlbauweise konnten je nach Ausführung 53 bis zu 110 Kilo Gewicht eingespart werden. Abhängig von Einsatz, Beanspruchung und Muldenvolumen stehen vier verschiedene Typenlängen sowie drei Rahmenstärken zur Wahl. Alle Kippsattel sind bei Schmitz Cargobull jeweils in Standard-, Light- oder Heavy-Duty-Ausführung zu haben. Der Light-Rahmen der S.KI ist für nutzlastoptimierte Anwendungen auf Straße, Baustelle und leichter Offroad-Strecke entwickelt worden. Mit 5.980 kg Eigengewicht gehört er zu den leichtesten Stahl-Chassis im Markt.
Trotz kürzerer Bauweise erlaubt der S.KI Light mit 16 Zentimeter reduzierter Ladehöhe gleiches Volumen. | Foto: Quatex
Trotz kürzerer Bauweise erlaubt der S.KI Light mit 16 Zentimeter reduzierter Ladehöhe gleiches Volumen. | Foto: Quatex

Rahmenbau automatisiert

Lange wurden die Langträger aus den so genannten ISO-Spitzen und den hinteren Trägern in Gotha zusammengeschweißt und dann als komplette Baugruppe im Biegeprozess kalt verformt. Das ergab häufig Verzug im Rahmen. Dieser Fertigungsschritt entfällt jetzt. Der Rahmenbau wurde auf einen komplett automatisierten Fertigungsprozess mit Schweißrobotern umgestellt. Das ergibt Langträger mit glattem Obergurt und ohne Materialstauchungen. Für mehr Festigkeit haben die Techniker gezielte Verstärkungen an der kritischen Kröpfungsstelle eingebracht. Vom Schweißprozess der Chassis sowie der Stahl- und Alumuldenfertigung haben sich die Gäste in Gotha bei der Werksbesichtigung selbst ein Bild machen können.

Kunden überrascht von neuer Kipper-Generation

Einer von ihnen ist Markus Fähnrich aus Lünen. Der Werkstattmeister der Transportagentur Ilse Fähnrich zeigt sich vom Grad der Automatisierung in der Fertigung sichtlich beeindruckt. Sein Unternehmen verfügt aktuell über 22 Kippsattel von Schmitz Cargobull, von denen wegen der Gewichtseinsparung alle Alu-Felgen tragen und gut die Hälfte mit Aluminiummulde ausgestattet sind. Die Fahrzeuge kommen überwiegend als Schüttguttransporter im Straßen- und Tiefbau zum Einsatz. „Seit acht Jahren nutzen wir jetzt verstärkt Kippsattel der Münsterländer. Die haben sich bei uns als robuste, lange haltbare und gleichzeitig relativ leichte Trailer bestens bewährt“, versichert der 52-Jährige. Zusammen mit Kollegen aus dem 1966 gegründeten Familienunternehmen nimmt er wiederholt an den Kippertagen teil und erfährt dabei immer wieder Neues. „Dass die neue Kipper-Generation weit über 200 Kilo leichter als unser aktueller Sattelkipper ist, habe ich erst hier erfahren. Dabei war ich Ende November letzten Jahres bei den Experten-Tagen von Schmitz Cargobull dabei und konnte das Produkt schon kennenlernen“, zeigt sich der gebürtige Lüner überrascht.

Markus Fähnrich aus Lünen schaut sich in Gotha die vielen Kipper-Varianten interessiert an. | Foto: Quatex
Markus Fähnrich aus Lünen schaut sich in Gotha die vielen Kipper-Varianten interessiert an. | Foto: Quatex

Experten-Treff am Stammsitz von Schmitz Cargobull

Der Experten-Treff findet alle zwei bis drei Jahre bei Schmitz Cargobull statt und soll helfen, Erfahrungen aus der Praxis schneller in Produktverbesserungen umzusetzen. Ein Wunsch von Markus Fähnrich: Auch beim Abkippen mit einfacher Pendelklappe sollte sich das elektrische Schiebeverdeck automatisch bis zu einem Meter weit öffnen, um Beschädigungen am Planengestell durch das Schüttgut zu vermeiden. Bisher sei das nur mit der hydraulisch betätigten Klappe möglich. Zusammen mit dem Verdeckhersteller suchen die Techniker nun dafür nach Lösungen.

Beim Werksrundgang in Gotha konnte Fähnrich auch erfahren, dass die Beschäftigten hier pro Woche allein rund 120 t Aluminium verarbeiten. Stahl und Aluminium stammen größtenteils aus Schweden, aber auch von deutschen Zulieferern. Das Material wird in bis zu 11 m Länge und 2,5 bis 10,0 mm Stärke angeliefert. Die Verarbeitung der Bleche erledigen moderne, halbautomatische Anlagen über Ausstanzen, Ausschneiden per Laser- oder Wasserstrahl und Schweißen.

Qualitätsarbeit per Hand und automatisch

Nicht alles lässt sich mit automatisierten Schweißrobotern erledigen. Für einige Arbeitsschritte ist noch Handarbeit durch hochqualifizierte Schweißer gefordert. Eine Abkantbank mit 800 t Presskraft sorgt für die passenden Winkel an Rahmen und Mulden. Das Anschleifen der Alumulden vor dem Lackieren erfolgt noch per Handarbeit. Doch schon bald soll ein niederländischer Schleifautomat die Mitarbeiter mit ihren Handschleifer entlasten.

Die konstruktive Auslegung der Rahmen haben die Ingenieure für Lackierung und Verzinkung optimiert. Standardmäßig sind die Chassis in Wunschfarbe lackiert und besitzen ein geschlossenes Profil. Optional gibt es verzinkte Rahmen für noch besseren Korrosionsschutz. Dafür sichert Schmitz Cargobull den Kunden zehn Jahre Gewährleistung gegen Durchrostung zu. Selbst für die lackierte Rahmenvariante verspricht der Hersteller einen besseren Korrosionsschutz, geringeren Wertverlust und hohen Wiederverkaufswert.

Der S.KI Solid glänzt mit überarbeiteter Stahl-Rundmulde, Pendelklappe und pneumatischem Unterfahrschutz. | Foto: Quatex
Der S.KI Solid glänzt mit überarbeiteter Stahl-Rundmulde, Pendelklappe und pneumatischem Unterfahrschutz. | Foto: Quatex

Neue Mulden jetzt deutlich leichter

Nicht nur das Chassis – auch die neue Mulden-Generation musste deutlich abspecken. Die Stahl-Rundmulde mit 24 m3 Ladevolumen für Baustelleneinsätze wiegt bis zu 180 kg weniger im Vergleich zum Vorgänger. Beim Muldenboden blieb es bei einer Materialstärke von 5 mm. Die breite, ebene Bodenauslegung sorgt für einen niedrigen Schwerpunkt, was das Fahrverhalten verbessern und einen gleichmäßigen Verschleiß bringen soll. Die Seitenwände sind 4 mm stark. Auf dieses Maß wurde auch der überarbeitete Obergurt reduziert. Dafür ist seine Konstruktion nach oben hin etwas höher, um einen steiferen Querschnitt und verbesserte Gesamtstabilität zu bekommen. Die seitliche Verformung des Obergurts durch den Ladungsdruck ließ sich damit reduzieren. Gleichzeitig verbesserte sich das Laufverhalten des Schiebeverdecks zur Muldenabdeckungen. Um etwas mehr Druck nach vorn auf die Sattelplatte zu bekommen, haben die Gothaer noch den Winkel der Muldenstirnwand von 17° auf 20° erhöht.

Pfiffige Lösungen im Detail

Die Neuerungen am Heck stecken dagegen mehr im Verborgenen. Am Kipplager gibt es jetzt Sicken und Aussparungen, um leichter zu werden. Die aufliegende Rückwandklappe sieht optisch zwar wie beim Vorgänger aus, beherbergt innen aber industriell gefertigte und verschweißte Tiefziehprofile. Signifikant ist der jetzt 3 kg leichtere Unterfahrschutz. Er erfüllt dank hochfestem Stahl und konstruktiver Details dennoch alle Kriterien der Richtlinie ECE-R58.03. In der elektropneumatischen Variante lässt er sich bequem vom Fahrerplatz oder per Knopfdruck am Trailer bedienen. Mechanik und Seilführung wurden dafür optimiert. Eine Sensorik erfasst Fahr- und Entladeposition. Eine farbig wechselnde LED-Positionsleuchte zeigt dem Fahrer die jeweilige Position des Unterfahrschutzes im Rückspiegel an. Im hochgeklappten Zustand gewährt die Konstruktion eine Bodenfreiheit von fast 73 cm. Damit dockt der Kippsattel gefahrloser als zuvor an Straßenfertiger an. Für Schüttguttransporte ist die serienmäßige Position der Rückleuchte weiter nach oben und in Fahrtrichtung nach vorn verlagert worden. Das erhöht beim Entladen den Abstand zum Schüttgut und minimiert die Bruchgefahr.

Wie ein Tankdeckel gibt der Drehverschluss im Thermoaufbau den Zugang für die Temperaturmessung am Ladegut frei. | Foto: Schmitz Cargobull
Wie ein Tankdeckel gibt der Drehverschluss im Thermoaufbau den Zugang für die Temperaturmessung am Ladegut frei. | Foto: Schmitz Cargobull
Von den Vorzügen der neuen Mulden-Generation profitierten jetzt auch die Motorwagenkipper. Für den Vierachser bieten die Gothaer den passgenauen M.KI-Aufbau mit 16 bis 23 m3 Volumen an. Der basiert auf der Stahl-Rundmulde der Sattelkipper. Zur vergleichbaren Kippmulde SR14 ergibt sich eine Gewichtsvorteil von etwa 100 Kilo. Dank des flexiblen Baukasten-Systems gibt es jetzt auch mehr Varianten als zuvor. Neben Baulängen von 5,50 und 5,80 m ist nun eine 5,20 m lange Version für Lkw mit kürzerem Radstand oder längerem Fahrerhaus zu haben. Die Bodenstärke reicht von 5 bis 10 mm, die Seitenwandstärke von 4 bis 8 mm. Vier Bordwandhöhen von 1,30 bis 1,66 m lassen sich für die Kippaufbauten realisieren.

Neue Assistenzsysteme für Beladung und Gewicht

Für mehr Sicherheit bietet Schmitz Cargobull seine Kippsattel auf Wunsch jetzt mit Lade- und Rückraumüberwachung, Onboard-Wiegesystem und Reifendruckkontrolle an. Mit der installierter Rückraumkamera kann der Fahrer den Beladevorgang aus der Kabine verfolgen. Bei Rückwärtsfahrten und Schüttvorgängen hilft sie, Anfahrschäden zu vermeiden. Gleichzeitig nimmt die Kamera Gegenstände und Personen aufs Korn, die sich hinter dem Auf-lieger befinden und im Rückspiegel nicht zu sehen sind.

Das neue digitale Onboard-Wiegesystem hingegen soll vor Überladungen schützen. Es ermittelt und dokumentiert Leergewicht und mögliche Zuladung des Kippsattels am Beladeort. Dafür nutzt das System die Luftfederung an den Achsen sowie den Druck im Hydraulikzylinder. Dazu muss die Kippbrücke leicht angekippt werden. Die Bedienung erfolgt intuitiv über das Smart-phone mit der beSmart-App. Hier muss der Fahrer zuvor das Leergewicht seiner Zugmaschine eingeben. Die ermittelten Ladedaten sind sofort nach dem Wiegeprozess abrufbar. Die Schmitz Cargobull-Telematik ermöglicht zudem die Übertragung der Daten ins TrailerConnect-Portal, wo sie zur Weiterverarbeitung bereitstehen. Das kalibrierte Wiegesystem soll für Kunden wirtschaftlicher als andere Methoden mit zusätzlich angebrachten Sensoren sein.

Neue Reifendruckkontrolle serienmäßig

Über die serienmäßig verbaute Telematik TrailerConnect für Kippsattel sind alle Standard-Funktionen wie Standort- und EBS-Datenermittlung sowie Bremsbelag-Verschleißanzeige möglich. Als erweitere Funktion kommt jetzt die Reifendruckkontrolle hinzu. Ab Juli 2024 sieht eine EU-Regelung ein Reifendruckkontrollsystem (RDKS) für alle neu zugelassenen Trailer verpflichtend vor. Das eigene RDKS-Kontrollsystem von Schmitz Cargobull überwacht den Reifendruck in Echtzeit und warnt bei plötzlichem oder schleichendem Druckverlust. Die Warnung erreicht Fahrer wie Fuhrparkleitung per Internetportal, E-Mail, SMS oder Handy-App, so dass sofort darauf reagiert werden kann. Ein optimaler Druck in den Pneus senkt schließlich den Kraftstoffverbrauch und die CO2-Emissionen, verringert den Verschleiß und erhöht auf einen Schlag die Verkehrssicherheit und die Wirtschaftlichkeit.

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