Ford E-Transit im Test: Der graue Star
Außen ist er unauffällig, doch unter dem grauen Blech steckt spannende Technik: Batterie und Antriebstechnik stammen vom Ford Mustang Mach E. Damit krempelt der E-Transit die Klasse der großen Elektro-Transporter um.
Das Mischen wird digital
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Ford hat nachgezählt: Der noch frische E-Transit fährt auf der Überholspur, ist an die erste Stelle der Stromer seiner Klasse gerückt. Sie steckt im Umbruch – wohltönend mal wieder eine Transformation. Die erste Generation der großen E-Transporter ist schon wieder von gestern. Und der Ford zeigt, wie’s geht.
Im Ladepark wirkt der große Graue zwischen all den schicken E-Limousinen und E-SUVs ein wenig wie ein Elefant im Porzellanladen. Er bunkert Strom mit maximal 115 kW zunächst recht flott, die letzten 10, 20% dauern indes lange. Also weiterziehen, sofern nicht maximale Reichweite gefragt ist. Die ist für einen Transporter seines Schlags recht üppig. Brutto 77 kWh Strom an Bord, davon nutzbar 68 kWh, das bedeutet auf Kurz- und Überlandstrecken, mal voll beladen und mal leer und gemessenen Schritts bewegt rund 300 km Reichweite.
Wer sich auf die Autobahn begibt, stößt an Grenzen: Die üppige Statur, das stattliche Gewicht als 3,5-Tonner und die spärliche Rekuperation durch Brems- und Schiebebetrieb auf diesem Geläuf fordern ihren Tribut. Der Verbrauch klettert bei gemütlichen 100 Sachen auf etwa 28 kWh, in vollem Galopp mit abgeregelt gut 130 km/h je nach Verkehrslage auf 40 kWh und mehr. Entsprechend schmilzt die Reichweite. Wer sie maximieren will und überwiegend Kurzstrecken schrubbt, wählt daher die optionale Begrenzung auf Tempo 90. Die Messergebnisse, gefahren jeweils voll ausgeladen: 19 bis 42 kWh, Durchschnitt 27,8 kWh/100 km.
Ford E-Transit: Von Null auf 100 in elf Sekunden
Sowohl die Batterie- als auch die Antriebstechnik haben Mustang-Gene: Aus dem Mustang Mach-E stammen Akku und der bärenstarke E-Motor mit 135 kW Leistung und einem Drehmoment von 430 Nm. Hohe Leistung heißt hohe Rekuperation im Schiebebetrieb und beim Bremsen. Und den Mumm, um mit dem üblichen Einganggetriebe auch heftige Berge beherzt hinaufzustapfen. Es geht auch noch stärker mit 198 kW, aber das ist nun wirklich zu viel des Guten.
Die Maschine dockt an der Hinterachse an, eine Technik, die sich allmählich durchsetzt. Zu Recht: Ohne Krawall wie durchdrehende Räder schnellt der große Ford in nur 11 Sekunden aus dem Stand auf 100 Sachen, entpuppt sich als der wahre Sprinter. Er mag es indes auch gemächlich: Rangiermanöver laufen ruckfrei ab. Auch das Blending der Bremsen, der Übergang von der elektrischen Rekuperation zur Reibbremse, läuft unmerklich ab.
E-Transit Cockpit: Volle Ladung im E-Modus
Die Richtung wählt der Fahrer an einem praktischen Drehregler. Per Druck auf den integrierten Drehknopf lässt sich die Rekuperation verstärken – leicht rollen oder kräftig bremsen, eine Sache des persönlichen Fahrstils. Die Instrumente sind bestens ablesbar, den Ladestand in Prozent muss der Fahrer etwas umständlich im Tablet-großen Monitor abrufen. Dort gibt es auch verspielte Anzeigen für die drei Fahrmodi. Angesichts der starken E-Maschine genügt dem E-Transit selbst beladen in der Regel vollauf der E-Modus.
Seine üppige Kraft bringt der Ford souverän auf die Straße, denn er brilliert mit einer aufwendigen schraubengefederten Schräglenker-Hinterachse. Ein Novum in dieser Liga und eine weitere Verwandtschaft zum Mustang. Im Ergebnis liegt der E-Transit enorm sicher auf der Straße, und der Fahrkomfort ist leer wie beladen höchst beachtlich. Dies alles im Zusammenspiel mit einer angenehm straffen elektrischen Lenkung, die allenfalls um die Mittellage etwas teigig wirkt.
E-Transit mit 750 kg Anhängelast
Weiter vorn profitiert der Fahrer von einem angenehm gepolsterten Sitz, reichlich Platz, vielen Ablagen und einer angemessenen Materialqualität. In der geräumigen Truhe des Beifahrer-Doppelsitzes findet das Ladekabel Platz. Da vom weit entfernten E-Motor nichts zu hören ist, rücken bei hohem Tempo Windgeräusche in den Vordergrund, bei niedrigen Geschwindigkeiten einige Poltergeräusche des Fahrwerks. Bei großer Hitze brummt zum Start sowie beim Laden die Batteriekühlung wie ein entfesselter Kühlschrank.
Serienausstattung und Varianten des E-Transit
Technische Daten: Ford E-Transit Kastenwagen 350
- Motor: Permanent erregter Synchronmotor im Bereich der Hinterachse
- Kraftübertragung: Hinterradantrieb, feste Getriebeübersetzung, drei Fahrmodi, zwei Rekuperationsmodi
- Batterie: Lithium-Ionen-Traktionsbatterie, 77 kWh (nutzbar 68 kWh), Nennspannung 400 V, geladen dreiphasig mit 11 kW per Wallbox mit Typ-2-Stecker, außerdem schnellladefähig über CCS-Stecker mit max. 115 kW
- Fahrwerk:
- Vorderachse: Einzelradaufhängung, McPherson-Federbeinen, untere Dreiecks-Querlenkern, Stabilisator
- Hinterachse: Einzelradaufhängung, Schräglenker mit Schraubenfedern. Reifen 235/65 R 16 C
- Bremsen: Hydraulische Zweikreisbremse, vorn und hinten Scheibenbremsen, ESP mit ABS und ASR, elektronisch geregelte Bremskraftverteilung, Bremsassistent, Anfahrhilfe
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Maße und Gewichte: | |
Länge/Breite/Höhe | 5.981/2.059/2.552 mm |
Radstand | 3.750 mm |
Wendekreis | 13.800 mm |
Leergewicht | 2.680 kg |
Nutzlast | 820 kg |
Zul. Gesamtgewicht | 3.500 kg |
Zul. Achslast vorn/hinten | 1.850/2.250 kg |
Anhängelast bei 12% Steigung | 750 kg |
Testwerte | |
Beschleunigung 0-50/80/100 km/h | 4,2/8/7,7/11,2 s |
Elastizität 60-100 km/h | 6,6 s |
Elastizität 80-120 km/h | 9,4 s |
Höchstgeschwindigkeit | 133 km/h |
Innengeräusche Stand/50/100 km/h | -/64/68 dB(A) |
Normverbrauch nach WLTP kombiniert | 30,2-35,7 kWh/100 km |
Verbrauch Teststrecke beladen | 20,3 kWh/100 km |
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