Ford E-Transit im Test: Der graue Star

Außen ist er unauffällig, doch unter dem grauen Blech steckt spannende Technik: Batterie und Antriebstechnik stammen vom Ford Mustang Mach E. Damit krempelt der E-Transit die Klasse der großen Elektro-Transporter um.

Elektro-Transporter Ford E-Transit im Test
Unauffällige Verpackung, überraschender Inhalt: Der Ford E-Transit setzt mit Hinterradantrieb in seiner Klasse Maßstäbe, andere folgen. | Foto: Randolf Unruh

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Ford hat nachgezählt: Der noch frische E-Transit fährt auf der Überholspur, ist an die erste Stelle der Stromer seiner Klasse gerückt. Sie steckt im Umbruch – wohltönend mal wieder eine Transformation. Die erste Generation der großen E-Transporter ist schon wieder von gestern. Und der Ford zeigt, wie’s geht.

Im Ladepark wirkt der große Graue zwischen all den schicken E-Limousinen und E-SUVs ein wenig wie ein Elefant im Porzellanladen. Er bunkert Strom mit maximal 115 kW zunächst recht flott, die letzten 10, 20% dauern indes lange. Also weiterziehen, sofern nicht maximale Reichweite gefragt ist. Die ist für einen Transporter seines Schlags recht üppig. Brutto 77 kWh Strom an Bord, davon nutzbar 68 kWh, das bedeutet auf Kurz- und Überlandstrecken, mal voll beladen und mal leer und gemessenen Schritts bewegt rund 300 km Reichweite.

E-Transit: Drei blaue Streifen als Kennung, geladen wird vorn – mit maximal 115 kW vergleichsweise flott. | Foto: Randolf Unruh
E-Transit: Drei blaue Streifen als Kennung, geladen wird vorn – mit maximal 115 kW vergleichsweise flott. | Foto: Randolf Unruh

Wer sich auf die Autobahn begibt, stößt an Grenzen: Die üppige Statur, das stattliche Gewicht als 3,5-Tonner und die spärliche Rekuperation durch Brems- und Schiebebetrieb auf diesem Geläuf fordern ihren Tribut. Der Verbrauch klettert bei gemütlichen 100 Sachen auf etwa 28 kWh, in vollem Galopp mit abgeregelt gut 130 km/h je nach Verkehrslage auf 40 kWh und mehr. Entsprechend schmilzt die Reichweite. Wer sie maximieren will und überwiegend Kurzstrecken schrubbt, wählt daher die optionale Begrenzung auf Tempo 90. Die Messergebnisse, gefahren jeweils voll ausgeladen: 19 bis 42 kWh, Durchschnitt 27,8 kWh/100 km.

Ford E-Transit: Von Null auf 100 in elf Sekunden

Sowohl die Batterie- als auch die Antriebstechnik haben Mustang-Gene: Aus dem Mustang Mach-E stammen Akku und der bärenstarke E-Motor mit 135 kW Leistung und einem Drehmoment von 430 Nm. Hohe Leistung heißt hohe Rekuperation im Schiebebetrieb und beim Bremsen. Und den Mumm, um mit dem üblichen Einganggetriebe auch heftige Berge beherzt hinaufzustapfen. Es geht auch noch stärker mit 198 kW, aber das ist nun wirklich zu viel des Guten.

Die Maschine dockt an der Hinterachse an, eine Technik, die sich allmählich durchsetzt. Zu Recht: Ohne Krawall wie durchdrehende Räder schnellt der große Ford in nur 11 Sekunden aus dem Stand auf 100 Sachen, entpuppt sich als der wahre Sprinter. Er mag es indes auch gemächlich: Rangiermanöver laufen ruckfrei ab. Auch das Blending der Bremsen, der Übergang von der elektrischen Rekuperation zur Reibbremse, läuft unmerklich ab.

Einzelradaufhängung und die Antriebseinheit aus dem Ford Mustang Mach-E im 3,5-Tonner – das hat was. | Foto: Randolf Unruh
Einzelradaufhängung und die Antriebseinheit aus dem Ford Mustang Mach-E im 3,5-Tonner – das hat was. | Foto: Randolf Unruh

E-Transit Cockpit: Volle Ladung im E-Modus

Die Richtung wählt der Fahrer an einem praktischen Drehregler. Per Druck auf den integrierten Drehknopf lässt sich die Rekuperation verstärken – leicht rollen oder kräftig bremsen, eine Sache des persönlichen Fahrstils. Die Instrumente sind bestens ablesbar, den Ladestand in Prozent muss der Fahrer etwas umständlich im Tablet-großen Monitor abrufen. Dort gibt es auch verspielte Anzeigen für die drei Fahrmodi. Angesichts der starken E-Maschine genügt dem E-Transit selbst beladen in der Regel vollauf der E-Modus.

Seine üppige Kraft bringt der Ford souverän auf die Straße, denn er brilliert mit einer aufwendigen schraubengefederten Schräglenker-Hinterachse. Ein Novum in dieser Liga und eine weitere Verwandtschaft zum Mustang. Im Ergebnis liegt der E-Transit enorm sicher auf der Straße, und der Fahrkomfort ist leer wie beladen höchst beachtlich. Dies alles im Zusammenspiel mit einer angenehm straffen elektrischen Lenkung, die allenfalls um die Mittellage etwas teigig wirkt.

E-Transit Cockpit: Das Interieur ist bekannt – und lässt von der Qualität der Sitze bis zu den Ablagen wenig Wünsche offen. | Foto: Randolf Unruh
E-Transit Cockpit: Das Interieur ist bekannt – und lässt von der Qualität der Sitze bis zu den Ablagen wenig Wünsche offen. | Foto: Randolf Unruh

E-Transit mit 750 kg Anhängelast

Vom Komfort profitiert auch die Ladung, die jedoch überschaubar ausfällt. Die üppige Batterie treibt das Leergewicht auf 2,68 t, macht gerade mal gut 800 kg Nutzlast für Fracht und Fahrer. Einen gewissen Ausgleich bietet die Anhängelast von 750 kg – nicht üppig, doch mancher Wettbewerber steht noch bei null. Dank reichlich Achslastreserven und entsprechend starken Federn steht der E-Transit auch bepackt kerzengerade mit ungebeugtem Rücken auf der Straße. Und er kann noch mehr: Auf Wunsch steckt rechts im Heck ein Paket mit zwei 230-V-Steckdosen. Hier lassen sich Geräte bis 2,3 kW Leistung betreiben. Eine Anzeige im Cockpit für die Restreichweite verhindert, dass dabei die Batterie über Gebühr leergelutscht wird.
Der E-Transit hat bestens ablesbare Instrumente, mit Powermeter anstelle des überflüssigen Drehzahlmessers. Der angezeigte Verbrauch ist realistisch. | Foto: Randolf Unruh
Der E-Transit hat bestens ablesbare Instrumente, mit Powermeter anstelle des überflüssigen Drehzahlmessers. Der angezeigte Verbrauch ist realistisch. | Foto: Randolf Unruh

Weiter vorn profitiert der Fahrer von einem angenehm gepolsterten Sitz, reichlich Platz, vielen Ablagen und einer angemessenen Materialqualität. In der geräumigen Truhe des Beifahrer-Doppelsitzes findet das Ladekabel Platz. Da vom weit entfernten E-Motor nichts zu hören ist, rücken bei hohem Tempo Windgeräusche in den Vordergrund, bei niedrigen Geschwindigkeiten einige Poltergeräusche des Fahrwerks. Bei großer Hitze brummt zum Start sowie beim Laden die Batteriekühlung wie ein entfesselter Kühlschrank.

Der Laderaum des E-Transit ist groß, die Nutzlast überschaubar – gleiches trifft auf die Anhängelast zu. | Foto: Randolf Unruh
Der Laderaum des E-Transit ist groß, die Nutzlast überschaubar – gleiches trifft auf die Anhängelast zu. | Foto: Randolf Unruh

Serienausstattung und Varianten des E-Transit

Mit einer üppigen Serienausstattung macht’s der E-Transit seinem Steuermann angenehm. Ob schlüsselloses Starten oder elektronische Feststellbremse, ob Heizung für Außenspiegel, Frontscheibe und Sitze, ob Klimatisierungsautomatik oder ein Audiosystem plus Navi und Monitor im Format 12“ – alles an Bord. Das mindert Schmerzen beim Erwerb: Ford hält die Basisvariante des Kastenwagens netto knapp unter 60.000 Euro. Schmackhaft macht Ford den Schritt zur E-Mobilität mit einer reichhaltigen Auswahl. Den E-Transit gibt es als Kastenwagen in vier Längen und zwei Höhen, mit einer zulässigen Gesamtmasse von 3,5 bis 4,25 t, als Kastenwagen-Doppelkabine sowie als Fahrgestell in mehreren Längen und Gewichten. So geht Elektrifizierung, so wird man zum grauen Star.
Der E-Transit als Stromlieferant mit Steckdosen für Werkzeug. Und Warnung, falls sich die Batteriekapazität dem Ende nähert. | Foto: Randolf Unruh
Der E-Transit als Stromlieferant mit Steckdosen für Werkzeug. Und Warnung, falls sich die Batteriekapazität dem Ende nähert. | Foto: Randolf Unruh

Technische Daten: Ford E-Transit Kastenwagen 350

  • Motor: Permanent erregter Synchronmotor im Bereich der Hinterachse
  • Kraftübertragung: Hinterradantrieb, feste Getriebeübersetzung, drei Fahrmodi, zwei Rekuperationsmodi
  • Batterie: Lithium-Ionen-Traktionsbatterie, 77 kWh (nutzbar 68 kWh), Nennspannung 400 V, geladen dreiphasig mit 11 kW per Wallbox mit Typ-2-Stecker, außerdem schnellladefähig über CCS-Stecker mit max. 115 kW
  • Fahrwerk:
  • Vorderachse: Einzelradaufhängung, McPherson-Federbeinen, untere Dreiecks-Querlenkern, Stabilisator
  • Hinterachse: Einzelradaufhängung, Schräglenker mit Schraubenfedern. Reifen 235/65 R 16 C
  • Bremsen: Hydraulische Zweikreisbremse, vorn und hinten Scheibenbremsen, ESP mit ABS und ASR, elektronisch geregelte Bremskraftverteilung, Bremsassistent, Anfahrhilfe

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Maße und Gewichte:

Länge/Breite/Höhe

5.981/2.059/2.552 mm

Radstand

3.750 mm

Wendekreis

13.800 mm

Leergewicht

2.680 kg

Nutzlast

820 kg

Zul. Gesamtgewicht

3.500 kg

Zul. Achslast vorn/hinten

1.850/2.250 kg

Anhängelast bei 12% Steigung

750 kg

Testwerte

Beschleunigung 0-50/80/100 km/h

4,2/8/7,7/11,2 s

Elastizität 60-100 km/h

6,6 s

Elastizität 80-120 km/h

9,4 s

Höchstgeschwindigkeit

133 km/h

Innengeräusche Stand/50/100 km/h

-/64/68 dB(A)

Normverbrauch nach WLTP kombiniert

30,2-35,7 kWh/100 km

Verbrauch Teststrecke beladen

20,3 kWh/100 km

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