Mit 400-Tonnen-Kran zum Spezialanbieter

Um die Fertigstellung des LNG-Terminals in Stade bis Ende 2023 gewährleisten zu können, hat die Firma Depenbrock rund 5 Millionen Euro in einen Liebherr-Raupenkran LR1400 SX investiert. Im Interview spricht Gesellschafter-Geschäftsführer Erik Depenbrock über die Hintergründe zu seinem Einsatz.

Depenbrock wird mit 400-Tonnen-Kran zum Spezialanbieter
Beim Bau des jüngsten deutschen LNG-Terminals in Stade kommt der neue Liebherr Raupenkran LR1400 SX zum Einsatz. Weltweit sind nur zehn dieser Kräne im Einsatz. | Foto: Liebherr

Herr Depenbrock, für den Bau des LNG-Terminals in Stade haben Sie sich für einen Liebherr Raupenkran LR1400 SX entschieden – warum?


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Erik Depenbrock: Der LR1400 SX ist schon etwas Besonderes, kein normaler Seilbagger. Allein der Ausleger hat eine Länge von 56 Metern. Das sind mehr als vier Linienbusse hintereinander. Entsprechend wenige Kräne dieses neuen Kranmodells in dieser Größenordnung gibt es im Umlauf. Meines Wissens sind nach heutigem Stand weltweit zehn Raupenkrane dieser Größenordnung von Liebherr im Einsatz – und davon nur ein einziger Kran in ganz Europa. Es geht bei dem LR1400 SX ganz klar darum, mit einem sehr großen Ausleger sehr schwere und große Elemente zu heben und zu bewegen. Unsere Entscheidung war deshalb klar: Wenn wir die von uns identifizierten Arbeiten mit einem Kran aus Eigenbestand umsetzen wollten, dann mit dem LR1400 SX.

So einen Kran kauft man ja nicht „von der Stange“. Über welche besonderen Konfigurationen verfügt dieser Kran?

Depenbrock: Man kann die Konfiguration und Bestellung ein wenig mit der Wahl eines Autos vergleichen. Da gibt es das Grundmodell, für das man als Käufer weitere Konfigurationen vornimmt, ganz abgestimmt auf die individuellen Ansprüche und Einsatzbereiche. Zwischen Bestellung und Auslieferung liegt daher auch eine gewisse Zeitspanne. Wir haben den Kran im Juli 2021 bestellt und hatten zuvor rund ein Jahr Vorbereitungs- und Planungszeit investiert. Ein besonderes Thema war für uns die Konfiguration: Unser LR1400 SX soll auf der „Simone“ zum Einsatz kommen, der größten deutschen nichtselbstfahrenden Hubinsel. Damit der Kran sicher und stabil steht, haben wir zusätzlich zwei Bodendruckreduktionsplatten einbauen lassen. Die Belastung des Krans wird so zusätzlich zwischen den Fahrwerken verteilt, die Gewichtsverteilung wird optimiert, das Gewicht lastet also nicht nur auf den Ketten. Unser Kran ist zudem mit Freifallwinden und entsprechenden hydraulischen Vorrüstungen ausgestattet ist, die den Einsatz von Anbaugeräten ermöglichen und ihn so zum Multifunktionsgerät machen. Er weicht also auch insgesamt vom Standardraupenkran ab.

Welche Rolle spielen für Sie die Serviceleistungen des Herstellers?

Depenbrock: Baustellen stehen unter einem enormen Zeitdruck. Wir als Bauunternehmen können uns da keine Verzögerungen leisten. Wenn etwas schief gehen sollte, was unsere Maschinenmeister nicht selbst beheben können, dann brauchen wir schnelle Abhilfe. Deswegen erwarten wir zeitnahe und unbürokratische Unterstützung und rasch die Lieferung von benötigten Ersatzteilen. Mit Blick auf unsere Erfahrung mit Liebherr können wir da nur eines sagen: Liebherr steht für Verlässlichkeit und Zuverlässigkeit. Wir wissen, dass wir mit unserer Investition in guten Händen sind.

Der LR1400SX mit seinem 56 Meter langen Ausleger verfügt über ein umfassendes Sicherheitskonzept und Traglasten von 400 Tonnen. | Foto: Depenbrock
Der LR1400SX mit seinem 56 Meter langen Ausleger verfügt über ein umfassendes Sicherheitskonzept und Traglasten von 400 Tonnen. | Foto: Depenbrock

Der Kran muss auch erstmal zur Baustelle kommen. Welche Besonderheiten gab es bei der Logistik?

Depenbrock: Vor dem Transport kommt erst einmal die Schulung vor Ort. Wir haben also zunächst ein Team ins Herstellerwerk nach Österreich geschickt und erst danach den Kran nach Norddeutschland verladen. Dass dabei Schwertransporte in Deutschland grundsätzlich eine Herausforderung sind, ist kein Geheimnis. Und Transportgenehmigungen für einen Kran dieser Größenordnung sind erst recht schwierig. Der herstellerseitig transportlogistisch optimierte Kran wurde daher in einzelne Lose aufgeteilt und dann in mehreren Schritten transportiert. Insgesamt waren rund 30 Lkw für diesen imposanten Transport im Einsatz.

Welche Rolle spielt das Sicherheitskonzept bei so einem Kraneinsatz?

Depenbrock: Raupenkräne sind ein Spezialwerkzeug. Daher spielt Sicherheit eine wesentliche Rolle, ich würde sogar sagen: die wesentliche Rolle, so auch beim LR1400 SX. Wir schulen unsere Mitarbeiter sehr präzise, ehe sie auf einem solchen Gerät zum Einsatz kommen. Und darauf folgen immer wiederkehrende Unterweisungen, sowohl im monatlichen als auch im jährlichen Turnus. Man möchte sich nicht vorstellen, was wäre, wenn ein solches Gerät umkippt. Unser Ziel hört sich daher ebenso schlicht an, wie es komplex ist: Sämtliche Risiken, die in Betracht kommen, müssen ausgeräumt werden. Das gilt entsprechend für den Einsatz vor Ort. Die erste Prämisse lautet, dass nichts gemacht wird, was nicht sicher ist. Alle Einsätze werden daher vorab sorgfältig geplant. Es fließt also sehr viel Ingenieursleistung in die Arbeitsvorbereitung der Einsätze, ehe der Geräteführer die Arbeiten ausführt.

Verfügen Sie über eigenes Personal, das die Maschinen bedient?

Depenbrock: Wir haben bei Depenbrock aktuell ein Team von sechs Personen, die wir befähigt und geschult haben, den LR1400 SX zu bedienen.

Welche Aufgaben genau hat der Kran zu erledigen?

Depenbrock: Dem Kran werden diverse Aufgaben in unseren mitunter komplexen Bauprojekten zuteil. So kann es beim Einvibrieren von Spundbohlen oder Rohren in Kaimauern wichtig sein, auch auf größere Distanzen größere Lasten bewegen bzw. heben zu können. Hierbei beachten wir auch immer einen entsprechenden Sicherheitspuffer. Grundsätzlich übernimmt der lR1400 SX also die Aufgaben eines klassischen Raupenkrans, wir haben es hier allerdings mit einem Modell von gewaltigen Ausmaßen zu tun, der prädestiniert ist für herausfordernde Projekte.

Wie wichtig war der passende Gerätepark für den Zuschlag? Oder anders gefragt: Was war zuerst da, der Auftrag oder der Kran?

Depenbrock: Wir haben den Kran nach ausführlichen Untersuchungen und Vorprüfungen im Sommer 2021 bestellt, weil der LR1400 SX zu unserem Gerätepark passte. Das war eine klare Entscheidung dafür, dass wir mit Blick auf unsere Hubinsel „Simone“ und unseren Schwerpunkt im Ingenieurwasserbau einen solchen Kran gut zu verwenden wussten. Für uns stand aber auch fest: Wenn wir ein solches Gerät nicht im eigenen Bestand gehabt hätten oder der LR1400 SX noch nicht ausgeliefert wäre, hätten wir uns für das Projekt einen alternativen Bauablauf überlegen müssen. Eventuell hätten wir auch auf ein firmenfremdes Gerät zurückgreifen müssen.

Welche Rolle spielt diese Investition für potenzielle Folgeaufträge?

Depenbrock: Unsere Geschäftspartner sind schon beeindruckt von dem LR1400 SX. Das hören wir auch regelmäßig. Aber man darf nicht vergessen, dass wir in unserem Segment Spezialisten sind. Je spezialisierter die Aufgaben, desto spezieller sind auch die Werkzeuge und Geräte. Mit diesem Kran haben wir bei Depenbrock daher ein gewisses Alleinstellungsmerkmal am Markt.

Der Bau der LNG-Terminals in Wilhelmshaven, Lubmin und Stade wurde und wird mit großem Interesse verfolgt. Was bedeuten diese Aufträge für Ihr Unternehmen?

Depenbrock: Zunächst einmal sind wir schlicht dankbar für die unglaubliche Organisation in unseren Teams. Nur weil unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern so gut vorbereitet sind, konnte es uns gelingen, die Terminals in so kurzer Zeit fertigzustellen. Das war eine logistische Herausforderung, und da war auch viel Stress und Belastung dabei. Wahrscheinlich hat die Bedeutung des Projekts dazu beigetragen, dass alle ihr Bestes und noch mehr gegeben haben. Uns als Familienunternehmen erfüllt das mit Stolz – Stolz auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

„Uns kommt sicher zugute, dass wir das Ansehen genießen, große und schwierige Projekte in Deutschland mit deutschen Ingenieuren zu realisieren.“ Erik Depenbrock, geschäftsführender Gesellschafter | Foto: Depenbrock/Mario Dirks
„Uns kommt sicher zugute, dass wir das Ansehen genießen, große und schwierige Projekte in Deutschland mit deutschen Ingenieuren zu realisieren.“ Erik Depenbrock, geschäftsführender Gesellschafter | Foto: Depenbrock/Mario Dirks

Was machen Sie mit dem Kran, wenn die LNG-Terminals alle stehen? Für welche Aufgaben ist er noch geeignet?

Depenbrock: Grundsätzlich haben wir uns für den Kran entschieden, lange bevor die Entscheidung für den Bau der LNG-Terminals getroffen wurde. Das liegt daran, dass wir unabhängig von diesem prominenten Projekt in den vergangenen Jahren beobachtet haben, dass auf unseren Baustellen immer größere Lasten gehoben und bewegt werden müssen. Die Entscheidung für diesen Kran war daher eine Frage der langfristigen Unternehmensstrategie. Wir setzen den LR1400 SX auf vielen unterschiedlichen Baustellen ein. Die LNG-Terminals bewegen aktuell die Öffentlichkeit, das hat mit der politischen Lage zu tun. Dass der Kran auch beim Bau von anderen Kaimauern oder Gründungen eingesetzt wird, gerät da in den Hintergrund. Eigentlich schade, dass über die vielen großartigen Bauvorhaben weniger häufig berichtet wird.

Sie haben sich im Bereich Ingenieurwasserbau eine bedeutende Spezialkompetenz aufgebaut. Wie hoch ist der Anteil dieser Sparte an der Unternehmensleistung und welches Ziel verfolgen Sie damit?

Depenbrock: Fachwissen ist eine der wichtigsten Expertisen, die wir in Deutschland haben. Das gilt in besonderem Maße für den Bereich des Ingenieurwesens. Bei Depenbrock reizt es uns auch intellektuell, diese Fachkompetenzen zu bündeln und von Deutschland aus weiter auszubauen. Das ist heutzutage eine Herausforderung, gerade auch aufgrund des internationalen und globalen Wettbewerbs. Uns kommt sicher zugute, dass wir das Ansehen genießen, große und schwierige Projekte in Deutschland mit deutschen Ingenieuren zu realisieren. Und wenn man dann auch noch einen LR1400 SX im Gerätepark hat, macht es ein Unternehmen wie das unsrige für Facharbeiter noch attraktiver.

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Wir danken Ihnen, Herr Depenbrock, für das Interview.
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