Marktstart für MOD21: „Bei uns herrscht Aufbruchsstimmung“
Mit der Flexibilität eines Newcommers und der Erfahrung eines etablierten Hochbauunternehmens ist MOD21, Tochter der polnischen Erbud-Gruppe, auf dem deutschen Markt gestartet. Im Interview spricht Vertriebsdirektor Marius Schneider über die Chancen des modularen Holzbaus und die Ziele des jungen Unternehmens.
B_I: Ende November hat MOD21 das Werk in Ostaszewo in Polen feierlich eröffnet. Ist die Produktion von Holzmodulen mittlerweile angelaufen?
Das Mischen wird digital
Zum Jubiläum präsentiert Collomix die komplett neue Rührwerksreihe XQ mit neuen Antrieben, digitaler Display-Steuerung und hoher Geräuschreduktion.
Marius Schneider: Nach unserer Werkseröffnung Ende November ist die Lieferfähigkeit nun erreicht. Erste Projekte werden bereits in der ersten Jahreshälfte dieses Jahres fertiggestellt. Gerade startet die Produktion für eine neue Kita in Eisingen. Die geplante Fertigstellung des Projekts wird Ende Juni sein. Ab April laufen die Holzmodule für eine Gemeinschaftsunterkunft in München durch unsere neue Fertigungslinie.
B_I: Wie ist aktuell Ihre Auftragslage?
Schneider: Erste Projekte, wie die Kita in Eisingen, eine weitere Kita in Reutlingen und die Gemeinschaftsunterkunft in München werden bis zum Herbst dieses Jahres fertiggestellt. Weitere Gebäude im Bildungs- und Erziehungswesen oder Unterkünfte befinden sich in den finalen Verhandlungsphasen. Dabei lässt die hohe Nachfrage nach Holzgebäuden und der modularen Bauweise optimistisch in Zukunft blicken.
B_I: Der Wohnungsbau in Deutschland steckt in einer Krise: Steigende Zinsen, hohe Baukosten, unzulängliche Förderung. Wo sehen Sie aktuell Ihre Marktchancen für MOD21?
Das Team von MOD21 besteht aus erfahrenen Experten aus der Baubranche sowie jungen, gut ausgebildeten Mitarbeitenden mit einer Leidenschaft für nachhaltiges Bauen. Jetzt zum Start von MOD21 besteht die einmalige Gelegenheit zentrale Prozesse zu hinterfragen, komplett neu zu denken und auch die Digitalisierung der Fertigung zukunftsfähig aufzustellen. Es ist nicht übertrieben, von einer regelrechten Aufbruchstimmung zu sprechen.
B_I: Das Wohnungsdefizit in Deutschland nimmt besorgniserregende Formen an. Bauen kann sich kaum noch jemand leisten. Kann der Holzmodulbau hier bezahlbare Lösungen anbieten?
Schneider: Projekte mit Holzmodulbau lassen sich aufgrund der industriellen Werksvorfertigung besonders schnell realisieren – mit bis zu 70 Prozent Zeitersparnis gegenüber konventionellen Bauweisen ein entscheidender Vorteil angesichts des von der Politik ausgegebenen Ziels, rund 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu bauen. Überdies erlauben Holzmodule, wie MOD21 sie anbietet, eine große Flexibilität und Variabilität. Auch der hohe Vorfertigungsgrad von bis zu 90 Prozent macht diesen Ansatz sehr attraktiv. Die modulare Bauweise ermöglicht einen besonders hohen Automatisierungs- bzw. Digitalisierungsgrad. Die Serienfertigung der Module steigert die Effizienz im Bauprozess und sorgt damit für einen ökonomischen Produktions- und Lieferprozess.
B_I: Die Bauindustrie propagiert den seriellen Bau als Booster für den Wohnungsbau – sehen Sie das auch so?
Schneider: Absolut. Die Zeitersparnis durch die witterungsunabhängige Vorfertigung, sowie die Flexibilität in der nachhaltigen Nutzung der Module machen den Holzmodulbau mehr als zukunftsfähig, für den Wohnungsbau genau so wie für Gebäude im Bildungswesen, der Gesundheitsbranche, sowie Bürogebäude oder Unterkünfte.
B_I: Immer mehr Wert wird auf Nachhaltigkeit am Bau gelegt. Ist der modulare Holzbau, wie MOD21 ihn bietet, nachhaltig?
B_I: Ihr Holz soll aus Deutschland kommen, die fertigen Holzmodule werden aus Polen zurück nach Deutschland transportiert – können Sie die Bahn dafür nutzen? Haben Sie mal den ökologischen Fußabdruck eines Holzmoduls ausgerechnet?
Schneider: Unsere neue Produktionsstätte gehört zu den modernsten der Branche und ist auf niedrigen Energieverbrauch ausgelegt. Wir produzieren unseren eigenen Solarstrom, der für die Produktion und unsere Ladesäulen für Elektrofahrzeuge genutzt wird. Derzeit transportieren wir die Module über den Straßenweg. Dabei achtet unsere Logistik darauf, so effizient wie möglich zu planen. Uns ist bewusst, dass es hier noch Potentiale gibt. Mit einer eigens dafür gegründeten Arbeitsgruppe arbeiten wir derzeit daran, Lösungen für einen emissionsärmeren Transport zu finden, z.B. unterstützen wir die Forschung im Bereich der Wasserstofftechnologie. Gemeinsam mit der AGH Universität für Wissenschaft und Technik in Krakau haben wir einen CO2-Rechner entwickelt und auf unserer Website öffentlich zugänglich gemacht. Prof. Paweł Bogacz führte im Rahmen dieser Zusammenarbeit detaillierte Berechnungen für Gebäude durch, die sowohl in konventioneller Technologie als auch in modularer Holztechnologie gebaut wurden. Hiermit lässt sich der Kohlenstoffdioxid-Fußabdruck von konventionellem Bau und Holzmodulbau vergleichen. Und dieser Vergleich kann sich wirklich sehen lassen. Beim Bau der Kindertagesstätte in Eisingen beispielsweise, werden durch den Modulbau 5.107,24 kg CO2 ausgestoßen. In der konventionellen Bauweise wären dies 124.968,76 kg CO2 – also fast 25 Mal so viel.
B_I: Kann MOD21 die Kreislaufwirtschaft am Bau zufriedenstellend bedienen?
Schneider: MOD21 verfährt nach dem so genannten „Cradle-to-Cradle“-Prinzip. Von der Idee bis zur Ausführung steht bei uns eine nachhaltige Planung im Vordergrund. Das heißt, die verwendeten Rohstoffe werden so verbaut und zusammengefügt, dass sie am Ende der Nutzungszeit wieder als Ausgangsstoff für neue Produkte dienen. Die gütegeprüften Bauteile und wohngesunden Materialien sind somit Teil eines geschlossenen Kreislaufes. Das Gebäude wird für unsere Kunden zu einer Art Rohstoffdepot, in dem Materialwerte gelagert sind. Aufgrund unserer modularen Bauweise können aber nicht nur einzelne Materialen in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt werden, sondern das gesamte Gebäude kann als „Mobile Immobilie“ auch komplett für eine weitere Nutzung an einen anderen Standort versetzt werden.
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B_I: Die Holzwirtschaft selbst ist aktuell ebenfalls in Krisenstimmung: Die Sägewerke haben Probleme, Holz zu bekommen, die Preise sind bis zu 80 % gestiegen, zu viel Holz wird nach Asien exportiert. Wo wollen Sie denn eigentlich Ihr Holz herbekommen? Und welche Rolle spielt dabei das Recycling?
Schneider: MOD21 bezieht sein Holz aus unterschiedlichsten Regionen in Europa. Das verwendete Holz ist ausschließlich FSC®- und PEFC®-zertifiziert. Aufforstung und Recycling spielen dabei eine große Rolle. Als Unternehmen ist es uns ein Anliegen, regional wirksam zu handeln – ökologisch und sozial. Deshalb engagieren wir uns aktiv für den Erhalt unserer Wälder und sind eine Kooperation mit Treemer eingegangen. Recycling ist Teil unseres bereits erwähnten „Cradle-to-Cradle“-Prinzips: Nach dem Ende der Nutzungsdauer lässt sich das Gebäude an einen anderen Standort transportieren, wiederaufbereiten, umnutzen oder die einzelnen Module recyceln. Ökologie und Ressourcenschonung stehen in unserem Handeln an oberster Stelle.
B_I: Die wirtschaftlichen Prognosen für den modularen Holzbau sind ausgesprochen gut. Wie schätzen Sie Ihre Chancen in Deutschland in den nächsten Jahren ein? Welche Ziele hat sich MOD21 gesetzt?
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