CO₂ halbieren im Betonbau ist möglich

Mit derzeit verfügbaren Mitteln lassen sich CO₂-Emissionen im Betonbau ohne Qualitätsverlust oder Mehrkosten senken. Das belegt eine Studie, die die Bauindustrie Niedersachsen-Bremen jetzt vorgestellt hat. Im Zentrum stehen tragende Betonkonstruktionen, deren CO₂-Bilanz sich durch einfache Maßnahmen erheblich verbessern lässt.

Studie zeigt Wege für CO₂-effizienten Betonbau auf
Klimaschonendes Bauen mit Beton ist möglich: Zementreduzierte Betone stehen dem Markt schon zur Verfügung. | Foto: MC Bauchemie

Mit der am 14. Mai veröffentlichten Studie „Nachhaltiger und klimaeffizienter Betonbau – Kleine Maßnahmen mit großer Wirkung“ zeigt die Stiftung der Bauindustrie Niedersachsen-Bremen, wie sich der Klimaschutz am Bau schon heute konkret umsetzen lässt. Erstellt wurde die Untersuchung von Prof. Dr.-Ing. Michael Haist (Leibniz Universität Hannover) gemeinsam mit Dr.-Ing. Tobias Schack und Prof. Dr.-Ing. Vincent Oettel (TU Braunschweig).

Bis zu 50% weniger CO₂: Lösungen sind verfügbar

Die Kernbotschaft: Klimaschutz im Betonbau ist sofort möglich – ganz ohne Abstriche bei Qualität, Tragfähigkeit oder Wirtschaftlichkeit. Emissionseinsparungen von 30 bis über 50 Prozent gegenüber dem Stand von 2020 lassen sich mit heute marktverfügbaren Baustoffen und Planungsmethoden erreichen, heißt es darin. Das gelingt durch eine Kombination aus optimierten Betonzusammensetzungen, wie sie die neue DAfStb-Richtlinie empfiehlt, sowie einer materialeffizienten Tragwerksplanung. „Die Bauwirtschaft steht in der Pflicht, ihren Beitrag zur Einhaltung der Pariser Klimaziele zu leisten. Die Studie zeigt, dass wir nicht auf Technologien von morgen warten müssen“, so Frank Siebrecht, Vorsitzender des Stiftungsrats.

Bei der Betonrezeptur ansetzen

Ein wesentliches Potenzial liegt in der Substitution konventioneller Zemente: Durch die gezielte Beimischung von Hüttensand, Flugasche oder Kalksteinmehl lässt sich der CO₂-intensive Klinkeranteil im Zement stark reduzieren, so die Studienautoren. Zusätzlich gewinnen rezyklierte Gesteinskörnungen oder Bindemittel aus aufbereitetem Bauschutt an Bedeutung. Diese Technologien sind erprobt, zertifiziert und am Markt verfügbar – ihr systematischer Einsatz kann laut Studie schon heute erheblich zur Dekarbonisierung beitragen.

Tragwerk optimieren: Weniger Masse, gleiche Leistung

Auch die Statik bietet große Hebel für mehr Klimaschutz: Dünnere Querschnitte, optimierte Spannweiten oder der Einsatz von Ultrahochleistungsbeton (UHPC) erlauben es, mit weniger Material die gleiche Tragfähigkeit zu erzielen. Im Hochbau lassen sich so – laut Studienauswertung – zusätzliche CO₂-Einsparungen von 20 bis 30 Prozent realisieren. In der Infrastruktur – etwa bei Brückenbauwerken – wurden in simulationsgestützten Varianten sogar Reduktionspotenziale von bis zu 60 Prozent nachgewiesen.

Prof. Michael Haist stellte seine Studie zum klimaschonenden Betonbau auf der Real Estate Arena in Hannover vor. | Foto: Bauindustrie Nord
Prof. Michael Haist stellte seine Studie zum klimaschonenden Betonbau auf der Real Estate Arena in Hannover vor. | Foto: Bauindustrie Nord

Klimaschutz gezielt ausschreiben

Nachhaltigkeit im Betonbau lässt sich nicht nur technisch umsetzen, sondern auch verlässlich quantifizieren und vertraglich festschreiben. Mithilfe von CO₂-Klassifizierungssystemen, etwa dem international anerkannten CSC-Zertifikat (Concrete Sustainability Council) oder der neuen Treibhausgas-Minderungsklassifikation des DAfStb, wird es möglich, konkrete Umweltanforderungen bereits in der Planungs- und Ausschreibungsphase zu definieren.

Bauherren und Auftraggeber können auf dieser Grundlage gezielt emissionsarme Betone und Tragwerkslösungen anfordern – etwa durch die Vorgabe einer bestimmten CO₂-Minderungsklasse oder eines maximalen GWP-Werts (Global Warming Potential). Planende und ausführende Unternehmen haben damit zugleich eine klare Orientierung, welche Anforderungen einzuhalten sind, und können darauf abgestimmt regionale Baustoffe, Rezepturen und Ausführungsvarianten auswählen.

Empfehlungen für die Praxis

Die Autoren sprechen klare Empfehlungen für verschiedene Zielgruppen aus:

  • Bauherren sollten CO₂-Minderungsziele frühzeitig definieren und vertraglich verankern.
  • Planende und Ausführende sollten auf regional verfügbare, emissionsarme Baustoffe setzen und Tragwerke effizient auslegen.
  • Die öffentliche Hand wird aufgerufen, klimafreundliche Ausschreibungen zu ermöglichen und einfachere Nachweise zuzulassen.
  • Die Industrie soll standardisierte Produkte und transparente Systeme zur CO₂-Bewertung bereitstellen.

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Beton bleibt – aber besser

Trotz aller Dekarbonisierungsziele bleibt Beton laut Studie unverzichtbar, vor allem im Infrastrukturbau. Doch durch den richtigen Mix aus Materialwahl, Planung und Ausschreibung könne er Teil der Lösung werden, so Frank Siebrecht: „Wir müssen raus aus der Projektphase und rein in die Serie – die Zeit drängt.“

Weitere Informationen und Studien-Download: 👉 www.bauindustrie-nord.de/stiftung

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