Gamechanger Bausoftware – das Potenzial digitaler Lösungen für den Bau

Digitale Lösungen könnten der Bauwirtschaft einen entscheidenden Schub in Richtung Effizienzgewinn geben. Das bestätigt eine aktuelle Studie der Münchener Unternehmensberatung S&B Strategy. Studienautor Daniel Meixner erläutert, welche Chancen und Hindernisse es für Bausoftware noch immer in Deutschland gibt.

Gamechanger Bausoftware – das Potenzial digitaler Lösungen für den Bau
Daniel Meixner ist Senior Associate bei der Unternehmensberatung S&B Strategy in München und Autor der Studie "Gamechanger Bausoftware". | Foto: S&B Strategy

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B_I baumagazin: Herr Meixner, Sie sagen in Ihrer Studie "Gamechanger Bausoftware", Software sei der entscheidende Hebel zur Effizienzsteigerung am Bau. Welche Lösungen haben Sie identifiziert, die bereits entscheidende Auswirkungen in dieser Hinsicht haben?

Daniel Meixner: Software hilft dabei, die Prozesse effizienter zu gestalten, wodurch in der Planungs- und Bauausführungsphase erheblich Zeit eingespart werden kann, was natürlich auch für Kosteneinsparungen sorgt. Ein konkretes Beispiel sind Projekträume bei mittleren bis großen Bauprojekten, wodurch der verantwortliche Projektmanager sehr genau die einzelnen Phasen und Gewerke planen kann und jeder Stakeholder zu jedem Zeitpunkt volle Transparenz über den aktuellen Fortschritt hat. Dadurch gibt es weniger Verzögerungen, was sich positiv auf die einzelnen Handwerksunternehmen auswirkt. Dadurch gibt es auch keine Bugwelle, die eine initiale Verzögerung bei einem Gewerk nach sich ziehen würde - aktuell ja eine große Herausforderung auf Baustellen. Ein weiteres Beispiel ist die BIM-Arbeitsweise. Unserer Erfahrung nach arbeiten leider noch zu viele Planungsbüros, aber auch Hersteller und bauausführende Unternehmen zu wenig digital. Das erzeugt einerseits einen Planungsstau und sorgt andererseits bei Veränderungen der Planung für massiven Mehraufwand. Der wird durch BIM deutlich reduziert.

Bausoftware: Bauunternehmen haben hohen Nachholbedarf

B_I: Sie schreiben, das größte Digitalisierungspotenzial liege bei der Bauausführung. Welche Hindernisse gibt es für die breitere Einführung digitaler Technologien auf Baustellen?

D. Meixner: Eine große Herausforderung sind die vielen unterschiedlichen Stakeholder, die in der Bauausführung involviert sind. Das beginnt beim Architekten und Planer, geht über den Generalunternehmer und die Installateure bis hin zu den Bauherren. Nicht selten sind mehr als 25 Gewerke involviert. Der Grad der Digitalisierung ist bei jedem Stakeholder unterschiedlich, das allein ist bereits ein großes Hindernis. Dazu kommen noch fehlende Schnittstellen bzw. Schnittstellenverluste. Eine weitere, häufig unterschätzte Herausforderung ist die Kultur und Einstellung der einzelnen Verantwortlichkeiten. Es kommt leider immer noch zu oft vor, dass der Geschäftsführer, Meister oder Obermonteur wegen seines Alters oder aus Angst vor Veränderung digitale Lösungen ablehnt, selbst wenn jüngere Mitarbeiter neue, digitale Ideen mit an den Tisch bringen.

B_I: Die Akzeptanz für Softwarelösungen für Rechnungsmanagement und AVA ist laut Ihrer Studie mit 11 Prozent erschreckend niedrig, von anderen Bereichen mal ganz abgesehen. Woran liegt das Ihrer Ansicht nach?

D. Meixner: Einen wichtigen Aspekt haben wir gerade schon erwähnt: die Angst vor Veränderung. Wenn in der Rechnungsabteilung Mitarbeiter arbeiten, die über 50 Jahre alt sind, steigt die – irrationale – Angst, dass durch die Software Arbeitsplätze ersetzt werden und man auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr fündig wird. Wir stellen aber auch bei unseren Kunden fest, dass anfängliche Sorgen schnell verflogen sind, wenn man Mitarbeiter von Beginn an in die Digitalisierung der Prozesse mit einbindet und ihnen transparent die Beweggründe für die Einführung erläutert. Spätestens, wenn die Prozesse dann digitalisiert sind, merken die Mitarbeiter, welche Arbeitserleichterung Digitalisierung darstellt, z.B. durch die Zeit, die eingespart wird und die Fehler, die vermieden werden. Die freigewordene Zeit kann der Mitarbeiter anderweitig einsetzen. So steigt die Effizienz, und das ist bei der demographischen Entwicklung dringend erforderlich.

„Wenn in der Rechnungsabteilung Mitarbeiter arbeiten, die über 50 Jahre alt sind, steigt die – irrationale – Angst, dass durch die Software Arbeitsplätze ersetzt werden.“

- Daniel Meixner

Bausoftware: Die Jungen einfach mal machen lassen

B_I: Inwiefern kann der Generationswechsel in den Unternehmen zur Steigerung des Digitalisierungsgrades in der Bauwirtschaft beitragen?

D. Meixner: Der Generationswechsel kann den Digitalisierungsgrad steigern, ohne Frage. Wichtig ist aus unserer Bewertung, dass die ältere Generation der jüngeren Generation dabei freie Hand lässt, Dinge zu verändern und auch mal Fehler zu machen. Leider erleben wir zu häufig, dass der „Alte“ nicht loslassen kann und notwendige Veränderungsmaßnahmen abschwächt oder im schlimmsten Fall blockiert. Das sorgt häufig für Frustration bei beiden Generationen. Eine weitere Entwicklung, die wir aktuell vor allem im Handwerk feststellen, ist, dass viele Betriebe ein generelles Nachfolgeproblem haben, da es in der eigenen Familie oder Firma keinen geeigneten Nachfolger gibt. Daher beobachten wir seit einer gewissen Zeit den Trend, sich größeren Handwerksgruppen wie z.B. HomeServe oder der Kälte-Eckert-Gruppe anzuschließen. Dadurch werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Erstens ist so die Nachfolge geregelt, die Mitarbeiter erhalten eine langfristige Perspektive und können sich voll auf ihr eigentliches Handwerk konzentrieren. Zweitens erhalten die Handwerksbetriebe bei der Digitalisierung, Personalbeschaffung und weiteren Themen Unterstützung durch Spezialisten aus der Gruppe, was zusätzlich auch die Professionalisierung des Handwerks und der Bauwirtschaft vorantreibt.

B_I: Der Bausoftware-Markt ist reichlich unübersichtlich. Es gibt etliche Player und unzählige Einzellösungen. Ist das auch ein Grund dafür, dass viele potenzielle Kunden sich überfordert fühlen?

Bausoftware: Isolvenzgefahr für Start-ups

D. Meixner: Ja, das ist so. Dazu kamen in der Vergangenheit immer fehlende Schnittstellen bzw. Interoperabilität dazu, die verstärkt adressiert werden, sodass das mittelfristig kein Hindernis mehr darstellen sollte. Aktuell sehen wir aufgrund des veränderten Zinsumfeldes allerdings, dass Startup-Finanzierungen nicht mehr so einfach wie vor der Zinswende zu bekommen sind. Wir gehen davon aus, dass sich das auf die Bausoftwarelandschaft auswirken wird, da einige Player aufgrund des fehlenden Geldes Insolvenz anmelden müssen. Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass sich langfristig eher größere Allrounder wie z.B. die Nemetschek Group vertikal integrieren werden, sodass die gesamte Wertschöpfung im Bau abgedeckt wird und kleinere Player es immer schwieriger haben werden, da sie als „Insellösungen“ wahrgenommen werden. Spezielle Nischenanbieter für Sonderlösungen haben aber immer ihre Daseinsberechtigung.

Bausoftware-Anbieter vernachlässigen das Marketing

B_I: Welche Strategien verfolgen die Softwareanbieter, um die Akzeptanz ihrer Lösungen zu erhöhen – haben Sie dazu Erkenntnisse?

D. Meixner: Softwareanbieter sind häufig auf einschlägigen Messen vertreten, auf denen sie ihre Softwarelösung dem potenziellen Anwender direkt demonstrieren können. Leider zeigt unsere Erfahrung aber auch, dass es über Messestände hinaus wenig strukturierte Vertriebs- und Marketingaktivitäten gibt und man sich häufig auf Mund-Propaganda verlässt.

B_I: Der Studie nach soll der Bausoftwaremarkt in Deutschland voraussichtlich bis 2028 jährlich um etwa 12 Prozent wachsen. Welche Faktoren treiben dieses Wachstum an?

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D. Meixner: Die wesentlichen Treiber für den Bausoftwaremarkt in Deutschland sind volumenseitig die steigende Projektkomplexität, insbesondere bei mittelgroßen und großen Bauprojekten, welche wesentlich mehr Stakeholder involvieren, und ein generell zunehmender Digitalisierungsgrad der Bauindustrie. Preisseitig wird der Bausoftwaremarkt vor allem durch steigende Personalkosten getrieben, da auch in der IT-Branche gute Fachkräfte schwierig zu finden sind bzw. Großkonzerne, mit denen man im Wettbewerb um Talente steht, sehr hohe Gehälter bezahlen, und durch die steigenden Durchdringung von „Software as a Service“ (SaaS), was gegenüber On-Premises-Softwarelösungen höhere und vor allem wiederkehrende Umsätze generiert.


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