Partnerschaft von Landschaftsbau und Wasserwirtschaft gefordert

Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) fordert einen konsequenten Wandel im Umgang mit Wasser in der Stadtentwicklung. Dabei sind Wasser und Stadtgrün zentrale Bausteine der Klimaanpassung. Die DWA-Koordinierungsgruppe „Wasserbewusste Zukunftsstadt“ plädiert für eine enge Zusammenarbeit von Garten- und Landschaftsbau, Grünflächenämtern, Stadtplanern und der Wasserwirtschaft, um den Bürgern vor dem Hintergrund des Klimawandels auch langfristig resiliente und lebenswerte Städte bieten zu können.

Landschaftsbau als Partner für wasserbewusste Stadtentwicklung
Der Autor, Prof. Dr. Mathias Uhl, ist Professor für Siedlungshydrologie und Wasserwirtschaft am Fachbereich Bauingenieurwesen der FH Münster. Er ist Sprecher der DWA-Koordinierungsgruppe „Wasserbewusste Zukunftsstadt“, deren Experten aus der Wasserwirtschaft, der Siedlungswasserwirtschaft und der Stadt- und Freiraumplanung das Präsidium und die Hauptausschüsse der DWA beraten. | Foto: FH Münster/Wilfried Gerharzbs
Vorsorge gegen Überflutungen durch Starkregen, Zwischenspeicherung von Wasser für die Versorgung von Pflanzen in längeren Trockenperioden und die Nutzung der Verdunstungskühlung zur Minderung des Hitzestresses an heißen Sommertagen – die wasserbewusste Stadtentwicklung ist zentrales Element der Klimaanpassung im urbanen Raum. Im Fokus steht vor allem der Rückhalt der Niederschläge, in erster Linie durch eine ortsnahe Versickerung sowie durch eine gezielte Zwischenspeicherung auf Gründächern, durch Retentionsflächen und durch eine weitestgehende Entsiegelung. Wasser sollte nicht mehr schnellstmöglich abgeleitet werden, Ziel muss ein möglichst natürlicher Wasserhaushalt sein. Garten- und Landschaftsbau, Grünflächenämter, Stadtplaner und Wasserwirtschaft müssen eng zusammenarbeiten, um den Bürgern vor dem Hintergrund des Klimawandels auch langfristig resiliente und lebenswerte Städte bieten zu können. Vor diesem Hintergrund gibt die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) in ihrem neuen Positionspapier „Wasserbewusste Entwicklung unserer Städte“ (https://de.dwa.de/de/positionspapiere-5979.html) Hinweise und Anregungen für einen zukunftsorientierten Umgang mit Wasser unserer Städte und Gemeinden. Gleichzeitig wurde die neue Arbeits- und Merkblattreihe DWA-A/M 102 /BWK-A/M 3 für die Siedlungsentwässerung und den Gewässerschutz eingeführt.
Straße mit Randgraben in einem Wohngebiet in Hannover. | Foto: Mathias Uhl
Straße mit Randgraben in einem Wohngebiet in Hannover. | Foto: Mathias Uhl

Städte und Gemeinden wasserbewusster gestalten

Die Versorgung mit Trinkwasser, die Ableitung und Behandlung des Abwassers, der Schutz vor Überflutungen auch im Starkregenfall sowie der Schutz der Gewässer sind wichtige Bestandteile der kommunalen Daseinsvorsorge. Zudem tragen Wasser und Stadtgrün erheblich zur Klimavorsorge und zu einer gesunden und ökologisch reichhaltigen Stadtlandschaft bei.

Städte und Gemeinden wasserbewusst zu gestalten bedeutet:
· eine gesicherte Versorgung mit Wasser hoher Qualität und ausreichender Menge

· eine Bewirtschaftung von Abwasser, die den Emissions- und Immissionskriterien des Gewässerschutzes entspricht

· eine am natürlichen Wasserhaushalt orientierte Bewirtschaftung des Niederschlagswassers mit blau-grüner Infrastruktur und multifunktionaler Flächennutzung

· intensive Begrünung (Verkehrsräume, Parks, Fassaden, Dächer) als Hitze- und Klimavorsorge mit Wasserversorgung durch gespeichertes Regenwasser

· ökologisch aufgewertete Gewässer, Ufer und Auen als ein Teil der Stadtlandschaft

· einen effektiven Schutz und Vorsorge zur Begrenzung von Überflutungs- und Hochwasserrisiken

· eine höhere Lebensqualität für die Bevölkerung, die in Planungsprozesse einer blau-grünen Infrastruktur von Beginn an einbezogen wird.

Einiges erfüllen die Kommunen schon lange im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrages. Bei der Überflutungsvorsorge, der Hitzeanpassung, der Regenwasserbewirtschaftung besteht jedoch teils erheblicher Nachholbedarf. Nicht nur zur Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben, sondern vor allem für die Steigerung der Lebensqualität im urbanen Raum.

Wohngebiet in Hannover. | Foto: Mathias Uhl
Wohngebiet in Hannover. | Foto: Mathias Uhl

Blau-grüne Infrastruktur stärken

Die blau-grüne Infrastruktur einer Kommune besteht aus dem Verbund von Grünflächen mit Oberflächengewässern, Grundwasser sowie Maßnahmen zur Regenwasserbewirtschaftung. Folgende Grundsätze gelten fachlich als Konsens und als Leitlinien wasserbewusster Kommunalentwicklung:

· Renaturierte Stadtgewässer sind wichtige blau-grüne Achsen durch die Siedlungen mit hohen Freiraumqualitäten und wichtigen ökologischen Funktionen. Sie sollen ohne Querungsbauwerke sein, ausreichend Grundwasserzufluss haben sowie nur gewässerverträgliche Einleitungen der Stadtentwässerung erhalten.

· Der Wasserhaushalt in Neubau- und Sanierungsgebieten orientiert sich künftig am Wasserhaushalt der zugehörigen Kulturlandschaft. Flächensparende Erschließungsformen, wasserdurchlässige Flächenbeläge, Versickerungsanlagen, Straßen- und Gebäudegrün, Hausgärten und öffentliches Grün, Zisternen sowie Rückhaltegräben und –becken sind bewährte Maßnahmen hierzu.

· Starkregen und Hochwasserereignisse erfordern klar erkennbare Notabflusswege im Gelände. Grünflächen, Plätze und Sportanlagen sollen künftig multifunktional auch zum kurzzeitigen Rückhalt von Niederschlagsabfluss nutzbar sein. Blau-grüne Infrastruktur trägt zum Überflutungsschutz bei.

· Regenwasser soll wieder als Ressource genutzt werden zur Bewässerung oder für andere geeignete Nutzungen, die kein Trinkwasser erfordern.

Fassadenbegrünung in Freiburg-Vauban. | Foto: Mathias Uhl
Fassadenbegrünung in Freiburg-Vauban. | Foto: Mathias Uhl

Stadtklima verbessern

Zum besseren Stadtklima können die Stadt-, Freiraum-, Entwässerungs- und Mobilitätsplanung und Gewässerentwicklung vieles beitragen. Eine wasserbewusste Stadtentwicklung ist ein wichtiger Baustein kommunaler Klimafolgeanpassungsstrategie. Blau-grüne Infrastruktur verbessert das Stadtklima und trägt zur Lebensqualität und Gesundheitsvorsorge bei. Private und öffentliche Grünflächen, Dach- oder Fassadenbegrünungen sowie das Straßenbegleitgrün gehören dazu. Die Beschattung und Verdunstung der Vegetation im privaten und öffentlichen Raum kühlt die Umgebung. Die Bewässerung soll ausreichend und vorzugsweise mit Regenwasser erfolgen.

Gewässer aufwerten

Traditionell wurden Siedlungen häufig an Gewässern gegründet. Gewässerlagen sind Chance der Stadtentwicklung. Drei Handlungsansätze haben sich bewährt:

· Gewässerentwicklung fördern: Die Gewässergestaltung im Siedlungsraum folgt den regionalen Gewässerleitbildern und unterstützt die städtebaulichen Leitbilder. Trittsteinbiotope im Gewässer tragen zur lokalen Regeneration der Gewässerökologie bei.

· Belastungen mindern: Die Belastungen aus Anlagen der Stadtentwässerung und der Abwasserreinigung müssen die Emissions- und Immissionskriterien für eine gute ökologische Gewässerentwicklung erfüllen.

· Freiraumqualität schaffen: Menschen genießen den Aufenthalt an Gewässern. Sichtbare und intakte Gewässer schaffen erlebbare Identitäten in der Stadtlandschaft.

Straße in Freiburg-Vauban. | Foto: Mathias Uhl
Straße in Freiburg-Vauban. | Foto: Mathias Uhl

Gemeinsam planen

Schon das Arbeitsblatt DWA-A 100 erläutert die integrale Planung zugunsten einer wasserbewussten Stadtentwicklung. Diese braucht eine gute Zusammenarbeit der Beteiligten aus der Stadt- und Freiraumplanung, dem Grünflächenamt, der Wasserwirtschaft, der Stadtentwässerung. Es geht dabei um Einfachheit, Transparenz und Praxisnähe anstelle von Überregulierung. Wasserbewusstsein ist ein bürgernaher Beitrag zugunsten lebensfreundlicher Kommunen.

Wirtschaftlichkeit sichern

Projekte zur wasserbewussten Stadtentwicklung sind nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll. Bisher wurde in der Stadtentwässerung fast ausschließlich in unterirdische Infrastruktur investiert, die weder zur Freiraumqualität noch zum guten Stadtklima beiträgt. Die wasserbewusste Stadtentwicklung investiert vorrangig in oberirdische Maßnahmen und kann für das unterirdisch eingesparte Investment oberirdisch höhere Gestaltungsqualität liefern. Die erzielbaren Ökosystemleistungen zugunsten des Stadtklimas, des Wasserhaushaltes und der Freiraumqualität werden zudem zunehmend auch monetär bewertet. Sie gehen dann auch in die dynamische Vollkostenkalkulation ein, zusammen mit den Kapital-, Betriebs-, Unterhaltungs- und Instandsetzungskosten. Ein weiteres Plus für die ökonomische Profitabilität von Projekten der wasserbewussten Stadtentwicklung.

Ökologisch sinnvoll, ökonomisch rentabel und notwendig für sichere, lebenswerte und an den Klimawandel angepasste Städte – Garten- und Landschaftsbau und Wasserwirtschaft sind starke Partner für die wasserbewusste Stadtentwicklung.

Die DWA

Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) setzt sich intensiv für die Entwicklung einer sicheren und nachhaltigen Wasserwirtschaft ein. Als politisch und wirtschaftlich unabhängige Organisation arbeitet sie fachlich auf den Gebieten Wasserwirtschaft, Abwasser, Abfall und Bodenschutz. In Europa ist die DWA die mitgliederstärkste Vereinigung auf diesem Gebiet und nimmt durch ihre fachliche Kompetenz bezüglich Regelsetzung, Bildung und Information der Öffentlichkeit eine besondere Stellung ein. Die rund 14.000 Mitglieder repräsentieren die Fachleute und Führungskräfte aus Kommunen, Hochschulen, Ingenieurbüros, Behörden und Unternehmen.

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