Sportplatzbewässerung mit Nutzwasser

Die neue Sportplatzbewässerungsanlage des TV Oberndorf dient als Reallabor für ein Nutzwasser-Forschungsprojekt unter Federführung der Technischen Universität München. Seit April 2021 untersuchen die Projektpartner drei Jahre lang, wie die EU-Verordnung 2020/741 über Mindestanforderungen an die Wasserwiederverwendung praktisch umgesetzt werden kann.

Sportplatzbewässerungsanlage als Reallabor für Nutzwasser-Forschungsprojekt
Die Elemente für die 100 m³ Zisterne von Aco nehmen -sauber gestapelt- nur wenig Volumen ein. | Foto: Nikolai Kendzia/LWG

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Die Folgen des Klimawandels sind den Gärtnern gegenwärtig. Längere Hitze- und Trockenperioden erfordern eine Zusatzbewässerung, um öffentliche Grünflächen zu etablieren und zu erhalten. Für die Sammlung von großen Mengen an Regen- und Oberflächenwasser für die Bewässerung bzw. Einleitung in die Pflanzflächen ist in vielen Städten und Gemeinden die Infrastruktur nicht vorhanden. Oftmals muss auf Wasser aus Oberflächengewässern, Brunnen oder gar Trinkwasser zurückgegriffen werden. Wie sieht es mit alternativen Wasserressourcen aus? Das Verbundvorhaben des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) "Nutzwasserbereitstellung und Planungsoptionen für die urbane und landwirtschaftliche Bewässerung" setzt auf die Wiederverwendung von Wasser.

Nutzwasser als alternative Wasserquelle

Projektpartner ist die Stadtentwässerung Schweinfurt mit seiner Kläranlage im Ortsteil Oberndorf. Abwasser, das normalerweise in den Main abgeleitet wird, soll im Forschungsprojekt zusätzliche Reinigungsschritte durchlaufen und kann dann als "Nutzwasser" zur urbanen und landwirtschaftlichen Bewässerung eingesetzt werden. Unter Federführung der Technischen Universität München (TUM) untersuchen seit April 2021 die Projektpartner drei Jahre lang, wie die EU-Verordnung 2020/741 über Mindestanforderungen an die Wasserwiederverwendung praktisch umgesetzt werden kann.

Nikolai Kendzia, Dipl.-Ing. Landespflege, ist Arbeitsbereichsleiter „Betrieb, Management und Freiraumplanung“ am Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau, Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), Veitshöchheim. Er ist Leiter der Arbeitsgruppe VII im Bewässerungsforum Bayern bei der Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen (ALB Bayern). | Foto: LWG Abt.L
Nikolai Kendzia, Dipl.-Ing. Landespflege, ist Arbeitsbereichsleiter „Betrieb, Management und Freiraumplanung“ am Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau, Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), Veitshöchheim. Er ist Leiter der Arbeitsgruppe VII im Bewässerungsforum Bayern bei der Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen (ALB Bayern). | Foto: LWG Abt.L
Ziel des Nutzwasser-Projektes ist es, neue hochflexible und bedarfsgerechte Managementstrategien für eine Wasserwiederverwendung zur urbanen und landwirtschaftlichen Bewässerung zu entwickeln. Unter realen Bedingungen werden Gemüse im Freiland und Gewächshaus sowie Sportplatz und städtisches Grün mit unterschiedlichen Wasserqualitäten bewässert. Hierfür werden mehrere Aufbereitungsstufen wie Ultrafiltration mit Membranen (UF), Ozonung (O3), Biologische Aktivkohlenfilter (BAK) und die Desinfektion durch UV-Bestrahlung kombiniert und getestet. Um die Menge an benötigtem Nutzwasser zur Bewässerung zu bestimmen, sollen in Echtzeit mittels Sensoren und über eine Cloud-basierte Softwarelösung der Bewässerungsbedarf ermittelt werden. Automatisierte Systeme stellen dann die nötige Menge und Wasserqualität sicher

Reallabor Sportplatz

In Schweinfurt findet 2026 die Landesgartenschau statt. Das Gartenschaugelände und das Fußballstadion, das ca. drei Kilometer entfernt von der Kläranlage liegt, könnten mit Nutzwasser bewässert werden, sofern das Forschungsvorhaben und die darin enthaltene Machbarkeitsstudie erfolgreich sind.

In einem ersten Schritt wird demonstriert, wie eine ressourcenschonende Sportplatzbewässerung aussehen könnte. Als sogenanntes "Reallabor" wird der Sportplatz des TV Oberndorf bewässert, der unmittelbar neben der Kläranlage liegt. Der TV Oberndorf unterhält einen Hauptplatz, bei dem schon eine Beregnungsanlage des Herstellers Toro eingebaut ist. Als Wasserquelle dient ein Brunnen, der in eine Zisterne mit 30 m³ als Zwischenspeicher fördert. An eine durchdringende Bewässerung mit einem Bewässerungsgang ist damit nicht zu denken, zumal der Brunnen in den letzten Trockenjahren eine stark schwankende und reduzierte Schüttung aufwies. Im Rahmen des Forschungsprojektes wurde jetzt für den bisher nicht automatisch bewässerten Nebenplatz eine Beregnungsanlage neu eingebaut. Dieser Nebenplatz weist eine bodennahe Bauweise mit einer Fläche von 5670 m² auf. Will man mit einem Beregnungsgang 15 mm Niederschlag aufbringen, werden 85 m³ Nutzwasser benötigt. Um die Voraussetzungen für ein optimales Bewässerungsmanagement zu schaffen und auch um größere Mengen des Nutzwassers zwischenzuspeichern, wurde eine 100 m³ Zisterne von der Firma Aco, Reith-Oberthulba eingebaut. Dabei handelt es sich um das modulare Blockrigolensystem "Stormbrixx", das mit einer Kunststoffdichtungsbahn aus Polyethylen 2 mm ummantelt wurde. Die Zisterne bietet durch die zusammengesteckten Einzelelemente einen zusammenhängenden Innenraum, der von zwei Schächten aus durchgängig zu warten ist.

Einbau einer Toro-Beregnungsanlage

Mit dem Grabenpflug gelingt die schnelle und nahezu zerstörungsfreie Installation. | Foto: Nikolai Kendzia/LWG
Mit dem Grabenpflug gelingt die schnelle und nahezu zerstörungsfreie Installation. | Foto: Nikolai Kendzia/LWG

Eine Unterwasserpumpe speist aus einem Schacht neben der Zisterne am Rande des Sportplatzes die neu installierte Beregnungsanlage mit Nutzwasser. Da auf dem Hauptplatz bereits gute Erfahrungen mit einer Anlage der Firma Toro gemacht wurden, griff man auf den regionalen Stützpunkt, die Firma Beregnungstechnik Joachim Wendel aus Obereuerheim, zurück. Deren kluger Vorratshaltung ist es zu verdanken, dass sowohl Pumpe als auch Rohrleitungen und Bewässerungstechnik trotz der Lieferengpässe verfügbar waren und bereits im August eingebaut werden konnten.

Die flexiblen Anschlüsse der Getrieberegner werden montiert. | Foto: Nikolai Kendzia/LWG
Die flexiblen Anschlüsse der Getrieberegner werden montiert. | Foto: Nikolai Kendzia/LWG

Die Hauptleitung aus PE-HD 50 mm mit DVGW Prüfzeichen und die Steuerleitungen wurden mit einem Grabenpflug innerhalb eines Tages eingezogen. Eine Stichleitung führt zu den drei vollelektrischen Mittelfeld-Vollkreisregnern vom Typ Toro FLX800. Am Spielfeldrand sitzen 12 weitere Getrieberegner. Lediglich an den künftigen Standorten der Regner musste mit dem Minibagger aufgegraben werden. Gesteuert wird die Anlage über das Steuergerät Tempus Pro, das einerseits den Pumpenbetrieb regelt, als auch durch seine IoT und WLAN-Fähigkeit in die Cloud-Lösung des Forschungsprojektes eingebunden werden kann.

Die Getrieberegner der FLX800 Serie warten auf ihren Einsatz. | Foto: Nikolai Kendzia/LWG
Die Getrieberegner der FLX800 Serie warten auf ihren Einsatz. | Foto: Nikolai Kendzia/LWG

Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) ist mit der Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen in Bayern e.V. (ALB) als Projektpartner für die Bestimmung des Bewässerungsbedarfs für die Gemüseproduktion und das urbane Grün im Forschungsprojekt zuständig. Die Bewässerungs-App der ALB wird den kurzfristigen und unmittelbaren Bewässerungsbedarf aufgrund von regionalen Wetterdaten und Bodenverhältnissen berechnen und die Programmierung am Steuergerät vornehmen. Die präzise Wasserausbringung kann dann mit der ortsüblichen Bewässerung des Hauptplatzes verglichen werden.

Die Effizienz des Wassereinsatzes wird durch Protokollierung der Bewässerungsgänge und Wasseruhren dokumentiert. Der Weg des Nutzwassers aus der Kläranlage bis auf das Rasenspielfeld wird von regelmäßigen Wasser- und Bodenproben begleitet, um die Auswirkungen auf die Schutzgüter (Menschliche Gesundheit, Boden und Pflanzen, Grund- und Oberflächengewässer) zu beurteilen.

Ausblick

Das Forschungsprojekt zur Nutzwasserbereitstellung läuft bis April 2024. In diesem Zeitraum werden umfangreiche Untersuchungen angestellt und zusätzlich der Dialog mit den Behörden und der Bevölkerung gesucht. Es geht um die wasserrechtliche Genehmigung des Nutzwassereinsatzes, die Überprüfung der Reinigungsstufen hinsichtlich Qualität und Wirtschaftlichkeit bis hin zur gezielten Ausbringung des Nutzwassers und eine ganzheitliche Betrachtung der Auswirkungen auf den Wasserhaushalt, Mensch, Boden und Pflanze. Weitere Informationen: www.nutzwasser.org

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