Aufwertung des Wohnumfelds durch Pflasterklinker
Unter dem Motto „Lebenswertes Chorweiler“ werden in Köln drei zusammenhängende Plätze neu gestaltet, um dem öffentlichen Raum neue Attraktivität zu verleihen. Der zentrale Pariser Platz wird mit Pflasterklinkern in gebundener und ungebundener Bauweise, einem Wasserspiel und ausgefallener Stadtmöblierung zum repräsentativen „Wohnzimmer“ Chorweilers umgebaut.
Der Kölner Stadtteil Chorweiler entstand in den frühen 1970er Jahren als dichtbebaute „neue Stadt in der Stadt“, die das damals gängige Leitbild „Urbanität durch Dichte“ umsetzen sollte. Investitions- und Modernisierungsstaus bei zahlreichen der gebauten Hochhäuser, einige städtebauliche und infrastrukturelle Probleme sowie soziodemographische Faktoren führten im Laufe der Jahre zu einigen Problemen.
Initiativen wurden gegründet, um die Wohnqualität zu verbessern und den Stadtteil sozial zu stabilisieren. Die Bewohner sollten ihr Wohnumfeld wieder als lebenswert empfinden und sich mit Chorweiler identifizieren. Auch für die weitere Stadtentwicklung ist der Stadtteil wichtig, denn Köln wächst und die Nachfrage nach Wohnraum steigt kontinuierlich.
2016 begann die Stadt Köln zusammen mit Initiativen aus dem Stadtteil und einer Bürgerbeteiligung, die Neugestaltung der drei zentralen, ineinander übergehenden Plätze Pariser Platz, Liverpooler Platz und Lyoner Passage zu planen. Das Projekt „Lebenswertes Chorweiler – Ein Zentrum im Wandel“ war geboren und erhielt als „Nationales Projekt des Städtebaus“ Unterstützung aus Fördermitteln des Bundes. Kernpunkt des Projekts war ein Gesamtkonzept über alle drei Plätze unter Einbeziehung der Wünsche der Anwohner. Dem öffentlichen Freiraum im Zentrum Chorweilers sollte ein neues Gesicht verliehen werden, das zur Aufwertung des Stadtteils und Identifikation seiner Bewohner beiträgt.
Öffentlicher Raum als attraktiver Aufenthaltsort
Für die weitere Ausarbeitung und Umsetzung der Neugestaltung wurde das interdisziplinäre Planungsteam arge chorweiler, bestehend aus lad+ landschaftsarchitektur diekmann, yellowz urbanism architecture und BPR Dipl.-Ing. Bernd F. Künne & Partner ausgewählt. Sie konzipierten den Liverpooler Platz als Mehrzweckplatz und Eventfläche, an der Lyoner Passage sollte ein „Outdoor-Sportbereich“ mit Kletterwand und an der Oxforder Passage ein, Soccerfeld und Outdoor-Gym entstehen.
Das Planungsteam identifizierte den betonierten Pariser Platz als städtebaulichen Mittelpunkt Chorweilers, auf dem sich die Wege der Menschen zwischen S-Bahn Ausgang, Einkaufszentrum, Kirche, Bezirksrathaus und den umliegenden Wohnhochhäusern kreuzten, der aber bislang kaum zum Verweilen einlud. Deshalb sollte der 2.500 m2 große Platz zu einem attraktiven öffentlichen Freiraum umgestaltet werden, der zukünftig die „Gute Stube“ Chorweilers repräsentiert, in der sich Anwohner über alle demographischen, sozialen und kulturellen Schichten gerne aufhalten und miteinander in Kontakt treten.
Hochwertige Pflasterklinker als repräsentativer Bodenbelag
Um dem Bedürfnis nach einer repräsentativen Neugestaltung des Pariser Platzes Rechnung zu tragen, entschied sich die Stadt Köln zusammen mit der arge chorweiler, hochwertige Pflasterklinker im Format 320 x 52 x 115 mm in Hochkantverlegung für die Flächenbefestigungen einzusetzen. Die aus Ton gebrannten Pflasterklinker nehmen die Gestaltung und Farbwelt der unmittelbar angrenzenden, ebenfalls mit Klinker gestalteten Gebäude wie Bezirksrathaus und Kirche auch für den Bodenbelag wieder auf.
Für Architekt Martin Diekmann von lad+ war es außerdem wichtig, dass der neue „Klinkerteppich“ nicht monochrom und langweilig ist, sondern die Wertigkeit des Platzes mit einem lebendigen Farbspiel unterstreicht. „Mit der Farbmischung aus hellen und dunklen Klinkern schaffen wir eine angenehm strukturierte und abwechslungsreiche Gesamtfläche. Die langformatigen, eleganten Riegel tragen zur Attraktivität des Platzes bei, das lineare Verlegemuster streckt ihn in die Breite. Die farbigen Klinker werden nicht als Einzelklinker, sondern als Reihe wahrgenommen“, beschreibt der Architekt die angestrebte Wirkung der Klinkerfläche.
Weitere Argumente für die Ausführung mit Pflasterklinker waren neben der Wertigkeit auch Faktoren wie Belastbarkeit, Langlebigkeit und das Alterungsverhalten. „Wenn beim Pflasterklinker eine Ecke abplatzt, ist es immer noch ein Pflasterklinker. Und wenn ich mir Klinkerpflasterflächen anschaue, die 40-50 Jahre alt sind, sehen diese immer noch schön aus. Pflasterklinker patinieren eben in Würde“, erklärt Martin Diekmann.
Zum Test unterschiedlicher Oberflächenbeläge waren ein Jahr vor Baubeginn einige kleine Musterflächen aus verschiedenen Materialien angelegt worden, über die der normale Publikumsverkehr ging. So konnte beurteilt werden, wie robust und belastbar die Baustoffe waren. Die Produkteigenschaften der dichtgebrannten Pflasterklinker überzeugten. Denn die aus heimischem Ton gebrannten Klinker sind licht- und farbecht und bleichen auch nach Jahren der UV-Bestrahlung nicht aus. Sie sind überdurchschnittlich widerstandsfähig und langlebig.
„Die hochfeste keramische Oberfläche von Pflasterklinker ist unempfindlich gegenüber Verschmutzung, Abrieb, Kratzer, Fett und Säuren. Hohe Temperaturschwankungen und Frost machen ihnen ebenso wenig aus wie Tausalze. Zur Pflege reichen Regen, Wind und Sonne“ beschreibt Dieter Rosen, technischer Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Pflasterklinker e.V. weitere Vorteile von Pflasterklinker.
Erst die hohe Materialfestigkeit von Pflasterklinker ermöglicht die optisch attraktiven Langformate von bis zu 490mm Länge. In Hochkantverlegung mit Einbindetiefen von bis zu 115 mm gehören sie zu den hochwertigsten Straßenbelägen überhaupt. Der Pariser Platz ist zwar für den Fußgängerverkehr konzipiert, muss aber auch der Belastung durch Wartungsfahrzeuge, Müllabfuhr, Straßenreinigung und als Ausweichfläche für den Markt standhalten. Deshalb kamen Pflasterklinker mit Abstandshaltern zum Einsatz, die nicht nur eine gleichmäßige Fugenbreite, sondern auch die Stabilität und einen hohen Verschiebewiderstand der Fläche gewährleisten.
Bauausführung
In der Leistungsbeschreibung der Stadt Köln wurde entsprechend der Anforderungen der TL Pflaster StB, ZTV P – StB eine Ausführung der Pflasterklinkerdecke mit Pflasterklinkern der EN Norm DIN 18503 mit DIN EN 1344 geschuldet, und zwar in den jeweils höchsten Kategorien für "zulässige Maßspanne", "Frost-Tau-Widerstand", "Biegebruchlast" und "Abriebwiderstand" sowie mit zusätzlichen Anforderungen an eine geringe Wasseraufnahme und hohe Scherbenrohdichte.
Zum Einsatz kamen durchgefärbte GIMA-Pflasterklinker im Format 320 x 52 x 115 mm in den Farben Rotbunt, Kieselgrau, Dunkelgrau und Kohleschwarz, die im Salzbrand und Reduktionsverfahren hergestellt wurden, ohne Engoben oder anderweitige künstliche Farbaufträge. Das Mischungsverhältnis der Farbtöne pro m2 Fläche wurde ebenso wie das Verlegemuster vorgegeben (70% Rotbraun, jeweils 10 % der anderen Farben), auch wenn innerhalb des Verlegemusters leichte Variationen gewünscht waren, um zu starke Gleichförmigkeit zu vermeiden.
Um die Tritt- und Rutschsicherheit der Bodenbefestigung zu optimieren, wurden Pflasterklinker ohne Fase und mit geschälter Gebrauchsfläche verwendet.
Besonderheit Wasserspiel – gebundene Bauweise
Die Anwohner hatten sich ein Wasserspiel gewünscht, das mit seinen Fontänen eine Attraktion darstellt, Kinder zum Spielen animiert und in heißen Sommern für angenehme Abkühlung sorgt. Die Flächenbefestigung für das Fontänenfeld musste wasserundurchlässig angelegt werden, damit das Wasser über Rinnen zurück in den Wasserkreislauf fließen kann und nicht über die Fugen in den Untergrund versickert.
So wurde die 225m2 große Fläche des Fontänenfelds in gebundener Bauweise ausgeführt, bei der die Pflasterklinker erst vorgenässt und mit einem Haftgrund versehen und dann in ein frisches, dränfähiges Mörtelbett versetzt werden. Die Herausforderung bestand darin, die Klinker manuell passgenau, höhengerecht und hammerfest in den Bettungsmörtel zu setzen, ohne die Möglichkeit, diese nach dem Setzen nachzurichten. Die Fugenachsen mussten einen gleichmäßigen Verlauf aufweisen, die Fugenbreite konsistent sein.
Außerdem sollten die Klinker an den Randeinfassungen des Fontänenfeldes passgenau enden bzw. Randsteine nicht kürzer als 8-10 cm sein. Präzises Aus- und Nachmessen und das Arbeiten mit der Richtschnur stellten sicher, dass diese Anforderungen erfüllt wurden. Durch die handwerklich anspruchsvolle Bauweise konnten bei der gebundenen Verlegung deutlich weniger m2 / Tag versetzt werden als bei der ungebundenen Bauweise (ca. 12 m2 / Tag gegenüber 30-35 m2 / Tag bei der ungebundenen Verlegung). Auch mussten die für die Verarbeitung des Bettungsmörtels erforderlichen Außentemperaturen beachtet werden, damit er bei Hitze nicht zu schnell trocknete oder bei Kälte gefrieren konnte.
Bis zur abschließenden Verfugung galt es, die noch unverfugte Pflasterdecke vor Witterung und Verschmutzung zu schützen. Vor der endgültigen Verfüllung der Fugen mit wasserundurchlässigem, frost- und tausalzbeständigem, abriebsicherem und kehrmaschinenfestem Fugenmörtel erfolgte eine Reinigung mit Druckluft. Für die Verfugung mussten ebenfalls die Außentemperaturen berücksichtigt werden.
Besonders wichtig ist es bei der gebundenen Bauweise, die Oberflächen sofort nach dem Verfugen sorgfältig nass zu reinigen, damit keine Mörtelrückstände auf der Pflasterklinkeroberflächen zurückbleiben. Leichte Zementschleier lassen sich durch manuelle Reinigung und spezielle chemische Mittel entfernen bzw. werden durch die Nutzung mit der Zeit abgerieben.
Vor der Verfugung wurde auch hier eine Musterfläche angelegt, an der das Zusammenspiel von Bettungs- und Fugenmörtel und die Abbindezeiten getestet wurden. Gebunden ausgeführte Flächen werden nicht abgerüttelt. Bis zum Erreichen der Festigkeit wurde die Pflasterdecke eingezäunt, um sie von Baustellen- / Fußgänger- und Fahrzeugverkehr freizuhalten.
2320 Quadratmeter Fläche in ungebundener Bauweise
Die Herstellung des Klinkerpflasters für die restlichen 2320 m2 des Pariser Platzes erfolgte in ungebundener flexibler Bauweise, bei der Pflasterklinker in eine Bettung aus losen Gesteinskörnungen verlegt und die Fugen mit ungebundenen Gesteinskörnungen verfüllt und eingeschlämmt wurden.
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Abschließend wurde der Platz abgerüttelt und Fugenmaterial nachgefüllt. Auch hier war ein linearer, gleichmäßiger Verlauf der Fugen, eine konsistente Fugenbreite und das passgenaue Auskommen an den Flächenrändern bzw. mit Randsteinen nicht kürzer als 8-10 cm gefordert. Im Gegensatz zu der gebundenen Ausführung konnte hier jedoch mit dem Richteisen nachgerichtet werden.
Die integrierten Abstandshalter der Pflasterklinker erleichterten sowohl bei der ungebundenen als auch bei der gebundenen Bauweise das Einhalten einer gleichmäßige Fugenbreite und tragen ebenso wie die Hochkantverlegung im Reihenverband mit Drittelversatz zur Stabilität und Verschiebewiderstand der Klinkerpflasterfläche bei.
Um sowohl den bestehenden als auch neu angelegten Baumbestand in den Platz einzubinden, mussten passende Anschlussstücke an die Baumscheiben und rund um die Belüftungsschächte zugeschnitten werden. Der Zuschnitt muss wegen der Staubentwicklung nass erfolgen. Durch die ungebundene Verlegung bleibt die Pflasterklinkerdecke flexibel und wartungsarm, defekte Klinker können leicht entnommen, ausgetauscht oder gereinigt werden.
Weiterführende Informationen
Die Arbeitsgemeinschaft Pflasterklinker e. V. informiert seit 1984 über Güte und Vielfalt von Pflasterklinkern. Ihre Mitglieder, die ABC Klinkergruppe, Gima Girnghuber und Vandersanden Deutschland, führen das Qualitätszeichen „Original Pflasterklinker – Geprüfte Qualität“ und garantieren Planern und Bauherren damit höchste Produktsicherheit. Die Arbeitsgemeinschaft hat mit der Broschüre „Klinkerpflaster – Technische Informationen“ eine praktische Arbeitshilfe für die Planung, Gestaltung und Herstellung von Flächen mit Pflasterklinker herausgegeben, die kostenlos über www.pflasterklinker.de bestellt werden kann.
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