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Fahrbericht: Fleißiger Elektro-Gartenzwerg auf Rädern

Winzig klein, elektrisch angetrieben, vielseitig einsetzbar und überraschend nützlich – so zeigen sich die Transporter von TYN-e aus Waiblingen, die viel mehr als nur niedlich sind.

Fahrbericht: So ticken die neuen E-Transporter von TYN-e
Stapellauf für die Pritsche: der elektrisch angetriebene chinesisch-deutsche TYN-e. | Foto: Randolf Unruh
Kenner wissen es: Gartenzwerge sind die wahren Schaffer, rund um die Uhr ausgerüstet mit Harke, Schubkarre oder Gießkanne. Anarcho-Varianten mit Stinkefinger oder dem Dolch im Rücken klammern wir hier einmal aus. Der Gartenzwerg hier gehört ebenfalls zu den fleißigen Gesellen. Engagierte Mitarbeiter sind nicht billig, für den Pritschenwagen TYN-e TX2-P werden netto exakt 25.990 Euro aufgerufen. Elektro-Transporter haben ihren Preis und hier sind Wettbewerber links und rechts kaum zu sehen. Jedenfalls nicht von etablierten Fabrikaten, die üblicherweise den Fuhrpark bestücken. Immerhin streckt sich der Kleine auf 4.400 mm Länge und die Ladefläche fällt mit 2.360 x 1.490 mm schon recht üppig aus. Ebenso die Zuladung von gut einer dreiviertel Tonne. Damit lässt sich einiges bewegen und flüsterleise durch Parks, große Gärten und die Stadt fahren.

Ein Blick ins Fahrerhaus des TYN-e

Putzig schaut der kleine Kastenwagen aus. Er sieht mit seinen großen kugelrunden Augen vor dem gedrungenen blechernen Karosseriekörper in die Autowelt. Hinein ins Fahrerhaus, eher ein Fahrerhäuschen, ein TYNe-Haus auf Rädern, sozusagen. Wer an die zwei Meter misst, tut sich dabei ein wenig schwer: rechter Fuß unter die Pedale, rechtes Knie am Lenkrad vorbei, dann seitlich hineinschieben. Kurz kommt der Wunsch nach einem Schuhanzieher auf. Drinnen spannt der TYN-e dann wie ein körpernahes Hemd nach einem Festtagsmahl, passt aber. Und er macht einen aufgeräumten Eindruck. Da wären einfache, aber ordentliche Materialien, mehrere offene Ablagen und Steckdosen und ein digitales Instrumententäfelchen mit etwas mickrigen Anzeigen. Letzteres ist beim edlen VW ID.Buzz Cargo auch nicht größer. Simple Bedienelemente wie etwa der klassische Zündschlüssel, die mechanisch betätigte Handbremse, der praktische Drehregler D-N-R für die Fahrtrichtung, ein Einarm-Scheibenwischer, große Außenspiegel und elektrische Fensterheber kommen hinzu. Es gibt eine Heizung und eine Klimaanlage, alles vor ein paar Jahren für einfache E-Mobile nicht selbstverständlich.

Nichts für Riesen: Das Cockpit erinnert an ein TYNe-Haus auf Rädern. | Foto: Randolf Unruh
Nichts für Riesen: Das Cockpit erinnert an ein TYNe-Haus auf Rädern. | Foto: Randolf Unruh

Kleiner E-Motor mit 15 kW

Leinen los – hier hinten links das Ladekabel – schon schnurrt der Kleine davon. Beschleunigt überraschend flott bis auf Stadttempo, obwohl noch mit 72-V-Anlage und einem kleinen E-Motor mit Maximalleistung von lediglich 15 kW/20 PS ausgerüstet. Er treibt wie bei den richtig Großen die Hinterräder an. Die Serienmodelle ab Sommer fahren mit 320 V und auf 30 kW/41 PS verdoppelter Leistung. Bei gut 70 Sachen ist Schluss, dies wird sich auch mit der neuen Maschine nur geringfügig ändern. Aber am Berg werden den TYN-e die Kräfte erst später verlassen, jetzt wirkt er doch etwas ermattet, selbst nach Druck auf die optimistisch rot markierte „Sport“-Taste für volle Leistung.

Somit ist klar, hier ist ein Stadtindianer unterwegs, der sich umweltschonend leise und abgasfrei bewegt und mit nur rund 1,5 m Breite dort hineinfährt, wo andere draußen bleiben müssen. Das passt auch zum überschaubaren Stromvorrat von jetzt 20,7 und künftig 17,8 kWh. Geladen wird bisher an der Haushaltsteckdose, künftig auch an der Wallbox. Und mal ehrlich, längere Strecken mit höherem Tempo will man in dem Blechzwerg ohne Airbags und ESP auch nicht zurücklegen. Das ist erlaubt, weil der TYN-e als N1-Kleinserienmodell zugelassen ist. Dies funktioniert in der EU bis zu einer Auflage von 1.500 Stück und Typ.

Wer mit dem TYN-e durch die Stadt kurvt, gewinnt bei nahezu jedem Halt neue Freunde. Der Gesprächsbedarf ist groß, die Sympathie riesig. Womit sich der Lastenzwerg mit der passenden Beschriftung nicht nur als Arbeiter, sondern auch prima als Marketingprojekt entpuppt.

Kurzer Kastenwagen

Das gilt erst recht für den ebenfalls lieferbaren Kastenwagen. Der schrumpft auf lediglich 3,45 m Länge zusammen und dreht mit nur 9,0 m Wendekreis fast auf der Hinterhand. Auch liegt sein Grundpreis mit netto 19.990 Euro deutlich niedriger. Schleppt aber auch eine halbe Tonne Nutzlast in seinem kistenförmigen Laderaum. Die Ladung gelangt durch eine Seitentür mit 690 mm Breite oder eine Hecktür, unten im schmaleren Bereich 935 mm schlank, ins Innere. Auf eine aufwendige Schiebetür oder eine Doppelflügeltür hinten verzichtet der Kleine, ebenso auf Feinheiten wie innenliegende Scharniere. Das Frachtabteil misst rund 1.620 x 1.265 x 1.125 mm, woraus TYN-e arg optimistisch ein Volumen von 2,6 Kubikmeter errechnet. In der Realität sind’s, auch die Radkästen in Rechnung gestellt, eher 2,0 Kubikmeter. Damit reiht sich der TYN-e ebenso wie mit seiner Nutzlast am unteren Rand klassischer E-Lieferwagen ein. Die sind aus Fahrersicht bequemer, aber auch üppiger und haben eher Autocharakter als den eines Werkzeugs wie der TYN-e. Das Modell wird es sogar in zwei Größen mit Kofferaufbau geben, wer hätte es ihm zugetraut. Macht dann je nach Größe 4,0 oder gar 5,7 Kubimeter Volumen und eine dreiviertel oder gar mehr als eine Tonne Nutzlast.

In China gefertigt

Winziger Transporter mit großer Pritsche: Die Ladefläche des TYN-e TX2-P misst rund 3,5 Quadratmeter. | Foto: Randolf Unruh
Winziger Transporter mit großer Pritsche: Die Ladefläche des TYN-e TX2-P misst rund 3,5 Quadratmeter. | Foto: Randolf Unruh

Wer aber steckt hinter dem niedlichen Kleinen? Eine nicht ganz unwichtige Frage, herrscht doch in dieser Liga ein Kommen und Gehen. So manches Fabrikat im Bereich der kompakten Stromer ist mit vielen Vorschusslorbeeren abgehoben und inzwischen hart bis zur Bruchlandung aufgekommen. Siehe Streetscooter oder XBus – nicht jedes Start-up ist ein Tesla und krempelt gleich die Autowelt um. TYN-e-Geschäftsführer Markus Graf distanziert sich prompt: „Wir sind kein Start-up.“ Und legt Wert auf solide schwäbische Unternehmen hinter der Marke: Weber Mobility als Tochter eines Automobilzulieferers und ShareX Mobility als Tochter eines Zeitungsverlags. Und so ging’s los: Der eine suchte einen Weg zur Transformation weg vom Verbrenner, der andere fahndete nach einem günstigen E-Zustellfahrzeug. Das Ergebnis ist nun der TYN-e mit seiner Modellfamilie, gefertigt in China von einem Betrieb mit dem spannenden Namen „Shandong Horche Intelligent Automobile“. Verfeinert durch deutsche Ingenieure, die sich auch um solch handfeste Themen wie EU-Zulassungsvorschriften hier und wichtigen Kleinkram wie Zurrösen dort kümmern. Auch ein Gartenzwerg muss schließlich perfekt auf seinen Job vorbereitet werden.

Gedeiht die grüne Branche?

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Rund einen Meter kürzer als die Pritsche ist der TYN-e als Kastenwagen. | Foto: Randolf Unruh
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