Erster Truck mit Wasserstoffverbrenner

Mit einem Feuerwerk neuer Fahrzeuge und Technik leitet MAN die Vorfreude auf die diesjährige IAA Transportation ein. Neben den inzwischen obligatorischen E-Lkw zeigen die Münchner spannende Neuheiten mit Diesel- und Wasserstoffantrieb.

Vorpremiere bei MAN: Erster Truck mit Wasserstoffverbrenner
Das volle Programm: In Saalfelden hat MAN alles aufgefahren, was derzeit an Antriebslösungen möglich ist. | Foto: OWI
Der Diesel ist tot, es lebe der neue Diesel. Fast so konnte man den üppigen Vor-Messeauftritt von MAN verstehen, die mit allen verfügbaren Neuheiten zur Test-Hausmesse auf ein ÖAMTC-Gelände im Salzburger Land nach Österreich gerufen hatten. Denn auch wenn die Münchener sich als Ziel gesetzt haben, bis 2030 – das sind nur noch sechs Jahre – die Hälfte aller Lkw als Elektrofahrzeuge zu verkaufen, schlägt das Herz der Löwen-Trucks auch weiterhin für Verbrenner. Doch der IAA-Star bleibt der schwere MAN eTGX, der mit seinem Elektromotorantrieb die Zeitenwende im Lkw-Antrieb einläutet. In Österreich bewies der schwere 40-Tonner eTGX mit der höchsten Leistungsstufe von 400 kW (544 PS), dass Elektromobilität auch hinter dem Steuer durchaus so etwas wie Fahrfreude bieten kann. Der flüsterleise E-Truck lässt beim Beschleunigen im Power-Programm jeden Diesel-King nur so stehen und bietet herausragende Fahrleistungen.
Recht unspektakulär und leise geht der 544 PS starke Elektro-MAN eTGX auf große Fahrt bis 500 km ohne Nachladen. | Foto: MAN Truck & Bus
Recht unspektakulär und leise geht der 544 PS starke Elektro-MAN eTGX auf große Fahrt bis 500 km ohne Nachladen. | Foto: MAN Truck & Bus

E-Antrieb wird beim Lkw Charaktersache

Doch die Stromrechnung naht: Mit jedem Gas-, pardon Stromstoß sinkt je nach Fahrertemperament die Reichweite. Der achsnahe Zentralantrieb mit zwei E-Motoren und einem Vierganggetriebe erzieht seinen Piloten aber mit den fein dosierbaren Segel- und Rekuperationsfunktionen zu einem neuen Typ Lkw-Fahrer. Dabei gehen Fahrfreude und flinkes Vorankommen nicht vor die Hunde. Ganz im Gegenteil, wer das Balance-Spiel zwischen Powerplay beim Anfahren und Reichweite beherrscht, unterbietet den Diesel-Pendant sogar klar in den Energiekosten.

Für den Siegeszug des E-Antriebs im Lkw schickt MAN drei Motorversionen mit 245 und 330 kW und zwei Gängen sowie die 400-kW-Topmotorisierung mit vier Gängen ins Rennen. Je nach Fahrzeugkonfiguration kann der Kunde bis zu sechs Batteriepakete à 80 kWh ordern. Die 200 E-Trucks mit dem Leu auf dem Kühler werden dieses Jahr bei Kunden ihre Praxismeriten verdienen, ab 2025 geht’s dann mit schon heute 2.000 Festbestellungen richtig ab in Richtung Elektromobilität. MAN unterstützt seine Kunden beim Weg zum Strom-Lkw mit einer eigenen umfassenden Kundenberatung und Bedarfsanalyse. Lobenswertes Engagement gegen die allgegenwärtige Reichweitenangst: Zusammen mit dem Stromriesen Eon will MAN bis Ende 2025 mindestens 125 öffentliche Lkw-Ladestellen in Deutschland errichten.

Der Fahrerplatz im MAN eTGX unterscheidet sich kaum von den dieselgetriebenen TGX-Modellen. | Foto: OWI
Der Fahrerplatz im MAN eTGX unterscheidet sich kaum von den dieselgetriebenen TGX-Modellen. | Foto: OWI

Energie in Hülle und Fülle gibt es dagegen für den nächsten IAA-Debütanten, der in Saalfelden seine Pressepremiere feiern konnte. Der neue MAN TGX mit dem D30 benannten Konzernmotor von Traton ist da. Wenn man mal den Firmensprech weglässt, handelt es sich um den modern aufgebauten Sechszylinder der Super-Reihe von der Konzernschwester Scania, an das ein automatisiertes Zwölfgangetriebe mit zwei Kriechgängen – auch aus schwedischer Fertigung – angeflanscht ist.

Der MAN TGX mit neuem Power-Lion-Antriebsstrang samt D30-Konzernmotor soll bis zu 3% weniger Diesel verbrauchen. | Foto: MAN Truck & Bus
Der MAN TGX mit neuem Power-Lion-Antriebsstrang samt D30-Konzernmotor soll bis zu 3% weniger Diesel verbrauchen. | Foto: MAN Truck & Bus

Neuer Motor mit 380 bis 560 PS

Wird der große MAN damit zu einem versteckten Nordmann mit bayerischen Lederhosen? Keineswegs, denn die MAN-Techniker haben an den künftig als D26-Ersatz-Konzernmotor verbauten Antrieb noch einmal Hand angelegt und nach bester süddeutscher Manier verfeinert. Sechs Leistungsstufen von 380 bis 560 PS werden geboten. Das Spitzenmodell muss sich mit seinem sehr fahrfreudigen und gleichzeitig harmonischen Antrieb sowohl motorseitig als auch punkto Getriebe nicht vor der aktuellen Verbrenner-Konkurrenz verstecken. Noch zumal die Verbrenner-MAN Jahrgang 2025 im Verbrauch um knapp vier Prozent Verbrauchseinsparung optimiert wurden. Für eingefleischte MAN-Puristen bleibt aber noch der rein bayerische, leistungsstärkere D38-Antrieb bis zum Eintritt der Euro 7 als Top-Motorisierung mit bis zu 640 PS im Programm.

Wasserstoffverbrenner-Prototyp von MAN

Eine Renaissance der Verbrenner mit einer ganz anderen Energiequelle feiert MAN mit seinem Wasserstoffverbrenner-Prototyp. Das Kind hat schon einen Namen – nämlich hTGX, was auf eine ziemlich sichere Serienproduktion schließen lässt. Nachdem MAN sich in den letzten Jahrzehnten beim Lkw vom Gasantrieb ferngehalten hat, stellt die Premiere des fremdgezündeten Verbrennungsmotors H45 mit sehr gut eingeschenkten 16,8 l Hubraum in sechs Zylindern einen echten Neuanfang für die Münchner dar.

Seinen Wasserstoffverbrenner zeigt MAN im Prototyp eines 520 PS starken hTGX-Kippsattelzuges. | Foto: MAN Truck & Bus
Seinen Wasserstoffverbrenner zeigt MAN im Prototyp eines 520 PS starken hTGX-Kippsattelzuges. | Foto: MAN Truck & Bus

Der „Big Block“ liefert mit seinem bassigen Wummern aus den Tiefen des Hubraums Musik in die Ohren echter Petrol-Heads. Wie im richtigen Leben steckt hinter einem lauten Auftritt oft ein ganz zahmer Charakter. Denn in Sachen Fahrleistungen gibt sich der auf dem D38 basierende Sechser eher zurückhaltend und verteilt seine 520 PS und 2.500 Nm gleichmäßig über die Drehzahlspanne.

Wasserstoffverbrenner erstmal in Kleinserie

Geschaltet wird mit einem automatisierten Zwölfganggetriebe und getankt wird auf 700 bar komprimierter Wasserstoff in die hochfesten 56 kg fassenden Voith-Tanks hinter dem Fahrerhaus. Damit soll der H-MAN über 600 km weit kommen, bevor er eine der noch sehr rar gesäten Wasserstofftankstellen ansteuert. In 15 min sind die Tanks wieder voll und der Kunde aktuell rund 15 Euro pro Kilo Wasserstoff ärmer. In einer kleinen Bauserie soll der vielversprechende hTGX in Skandinavien, dort wo der Wasserstoff kostengünstig und ökologisch korrekt mit Wasserkraft gewonnen werden kann, seine Praxiserfahrungen sammeln. Der Wasserstoff-MAN ist dabei genauso klimatauglich wie ein Diesel. Einsatztemperaturen von -30° bis +50° Außentemperaturen sollen ihn nichts ausmachen. Ende des Jahres wollen die MAN-Motorentechniker dann Stufe zwei der Wasserstoffverbrenner-Technik zünden – man darf gespannt sein.

MAN nennt den H2-Prototypen TGX 28.520H2 und will damit n Skandinavien Praxiserfahrungen sammeln. | Foto: OWI
MAN nennt den H2-Prototypen TGX 28.520H2 und will damit n Skandinavien Praxiserfahrungen sammeln. | Foto: OWI

Vergleichen mit einem ungleich aufwändigeren Fuel-Cell-Lkw, der Pufferbatterie, Brennstoffzelle und umfangreiche Kühlanlagen zusätzlich mit sich herumträgt, scheint der Wasserstoff-Verbrenner als konventioneller Antrieb zweite Säule in der Dekarbonisierung höchst angesagt. Gerade für den Einsatz im Langstreckenverkehr mit hoher Reichweitenanforderung oder als Fahrzeug im Offroadbetrieb auf Baustellen könnte ein schwerer Lkw mit Gasantrieb als abgasreiner Arbeiter einen sehr guten Job tun, ohne die Vorbehalte eines E-Antriebs mittragen zu müssen.

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Eigene Fahr-Erfahrungen kann man mit der neuen MAN-Garde auf der IAA im Rahmen der dortigen Testfahrten machen. Das sollten sich Messe-Besucher nicht entgehen lassen Nie war es einfacher, Stromer gegen modernen Diesel und Wasserstoff direkt gegeneinander antreten zu lassen.


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