Mercedes E-Sprinter im Test: Ein glänzender Auftritt
Egal ob sanft dahingleitend im Comfort-Modus oder energieeffizient mit maximaler Reichweite, der E-Sprinter bietet dem Fahrer eine beeindruckende Bandbreite an Möglichkeiten. Doch nicht nur der Fahrspaß überzeugt: Mit seiner exzellenten Effizienz und durchdachten Details setzt der Mercedes neue Maßstäbe im Segment der E-Transporter – und das mit einer überraschend sympathischen Reichweite und Ladegeschwindigkeit.
Start per Knopfdruck, die Nadeln der analogen Instrumente schlagen mitsamt einer roten Markierung effektvoll kurz bis zum Vollausschlag aus. DNR-Lenkstockhebel betätigen, elektrische Feststellbremse lösen. Mit 150 kW Motorleistung und 400 Nm Drehmoment der E-Maschine an der Hinterachse setzt sich der beladene E-Sprinter dynamisch in Bewegung, aber ohne übertriebene Hast. Zu Beginn entscheidet sich der E-Sprinter automatisch für das Fahrprogramm „C“ wie Comfort mit maximaler Leistungsfähigkeit.
Wer ihn drosseln möchte, wählt E wie Economy. Dann steht laut Powermeter zwei Drittel der Muskelkraft zur Verfügung, allemal genug für den Alltag. Zusätzlich ist die Klimatisierung stromsparend gedeckelt. Und dann wäre da als dritte Variante „MR“, also maximale Reichweite. Erzielt mit halber Kraft voraus und stark reduzierter Klimatisierung. Dann legt der Transporter eher behäbig ab. Ein Fall für Geruhsame, am Steuer eines Transporters eher rar. Für alle Stufen gilt: Voller Tritt aufs Fahrpedal heißt ebenso volle Leistung. Und immer pfeift der Antrieb leise.
Mercedes E-Sprinter: Vier Rekuperationsmodi
E-Sprinter: Wie schnell ist er aufgeladen?
Im Anschluss lädt er dann vergleichsweise fix auf. Nach wenig mehr als einer halben Stunde ein prüfender Blick auf die Lade-App. Überraschung: Der Strompegel des E-Sprinter ist rasch von 43 auf 99 Prozent geklettert – der Mercedes hat im Unterschied zu Wettbewerbern auch im oberen Bereich noch einen tüchtigen Zug. Das relativiert die eher mittelprächtige maximale Ladeleistung von nominell 115 kW. Selbst im Bereich von deutlich über 90 bis an die 100 Prozent Batteriekapazität beträgt die Ladeleistung des E-Sprinter, sanft abnehmend, zwischen etwa 55 und später 25 kW.
Mercedes E-Sprinter: Gefühlssache
Ebenso vor dem Fahrwerk mit starrer Hinterachse, hier veredelt zur De-Dion-Achse. Leer fährt sich der Transporter bereits vergleichsweise komfortabel. Beladen legt er nochmals zu. Dann wirkt der E-Sprinter fast flauschig, wiegt sich sanft in den Federn, legt sich in die Kurven. Nein, ein Racer ist er mit dieser Charakteristik beileibe nicht. Aber er bügelt selbst kurze Fahrbahnwellen makellos platt, bei denen manch andere Transporter-Vorderachse heftig stuckert. Da ist es wieder, das bekannte Mercedes-Gefühl vom Fahren in einer eigenen Welt. Wobei es die Entwickler bei der Lenkung zugunsten der Leichtgängigkeit schon etwas übertrieben haben. Im unteren bis mittleren Geschwindigkeitsbereich wirkt sie arg luftig und etwas synthetisch. Für alle Fälle stecken jede Menge Assistenzsysteme im E-Sprinter, teils einstellbar via Monitor inmitten des Instrumentenbretts. Einiges Fingerspitzengefühl ist dann für die Tasten und Wischflächen des Multifunktionslenkrads erforderlich.
Technische Daten | Mercedes eSprinter Kastenwagen Select Standard-Hochdach Netto-Grundpreis: 51.855,00 € |
Motor | Permanentmagnet-Synchronmotor im Bereich Hinterachse Nennleistung: 150 kW Drehmoment: 400 Nm |
Kraftübertragung | Hinterradantrieb, feste Getriebeübersetzung, drei Fahrmodi, vier Rekuperationsstufen |
Batterie | Flüssigkeitsgekühlte Lithium-Eisenphosphat-Traktionsbatterie, nutzbar 81 kWh, Nennspannung 400 V, Ladesteckdose frontseitig, On-Board-Ladegerät für Wechselstrom mit Typ-2-Stecker und 11 kW, serienmäßig schnellladefähig über CCS-Stecker mit max. 50 kW, optional 115 kW |
Fahrwerk | Vorderachse: Einzelradaufhängung mit Dämpferbeinachse, Querblattfeder und unteren Dreiecks-Querlenkern, Stabilisator. Hinterachse: starre De-Dion-Achse mit Einblatt-GfK-Parabelfedern Reifen: 225/75 R 16 C |
Bremsen | Hydraulische Zweikreisbremse, vorn und hinten Scheibenbremsen (vorn innenbelüftet), ESP mit ABS, ASR, Bremsassistent, elektronisch geregelte Bremskraftverteilung, Anfahrassistent, mechanisch auf die Hinterräder wirkende Feststellbremse, elektronisch betätigt |
Maße und Gewichte | Länge/Breite/Höhe: 5.932/2.020/2.620 mm Radstand: 3.665 mm Wendekreis: 13.400 m Leergewicht Testwagen: 2.760 kg Nutzlast: 740 kg Zulässiges Gesamtgewicht: 3.500 kg Zul. Achslast vorn/hinten: 1.650/2.250 kg Anhängelast bei 12% Steigung: 1.500 kg |
Testwerte | Beschleunigung: 0-50/80/100 km/h: 5,0/8,3/11,7 s Elastizität: 60-100 km/h: 6,9 s 80-120 km/h (Kickdown): 11,5 s Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h Innengeräusche bei: Stand/50/100 km/h: -/58/65 dB(A) Normverbrauch WLTP kombiniert: 28,8 kWh Testverbrauch beladen: 25 kWh/100 km |
Was wiegt der E-Sprinter von Mercedes?
Wie bei jedem E-Transporter gilt dem Gewicht besonderes Augenmerk. Der E-Sprinter als Kastenwagen in 6-Meter-Standardgröße mit 81-kWh-Batterie, Hochdach, Holzboden im Laderaum und hohen Seitenverkleidungen bringt 2,76 Tonnen auf die Waage. Für Steuermann und Fracht bleiben überschaubare 740 Kilo – Schicksal von E-Transportern mit großer Batterie. Aber die aktuelle Modellreihe bietet eine Alternative. Wer auf Reichweite verzichten kann und die 56-kWh-Variante wählt, gewinnt knapp 200 Kilogramm Nutzlast, kommt je nach Einsatz rund 200 Kilometer weit und spart obendrein netto rund 8.000 Euro bei der Anschaffung.
Was kostet der E-Sprinter?
Der Blick auf den Konfigurator führt ohnehin zu Überraschungen. Der Testwagen, ein Prachtexemplar in feiner „Select“-Ausstattung mit Hochdach, starkem Motor und großer Batterie setzt bei netto 51.855 Euro an – für einen Mercedes verblüffend günstig und nur knapp 3.000 Euro oberhalb des vergleichbaren stärksten Verbrenners. Wer auf Select, die kräftige Maschine und die dicke Batterie verzichtet kann, steigt bereits bei knapp über 40.000 Euro ein. In Relation zu anderen Transporter-Kollegen dieser Größenordnung ein Sonderangebot, jedenfalls laut Liste. Der Preis liegt nur rund zehn Prozent über dem vergleichbaren Verbrenner-Sprinter mit Automatik. Dass er bei einem Mercedes mit vielfältigen Sonderausstattungen problemlos rasch klettern kann, ist kein Geheimnis. Eine weitere Überraschung: Das Angebot beschränkt sich zurzeit auf den Kastenwagen in vielfacher Ausfertigung und auf Fahrgestelle für Kofferaufbauten. Doppelkabinen, Pritschen, Kipper? Derzeit Fehlanzeige – da geht aber noch was.
E-Sprinter: Mercedes-typische Details
Von Hause aus profitiert der Mercedes vom Hinterradantrieb, denn der bedeutet gute Traktion und überraschende Wendigkeit. Bei knapp sechs Meter Länge nur 13,4 Meter Wendekreis, Kompliment. Und immer lohnt der Blick auf die Details. Der hintere Stoßfänger ist als Tritt ausgebildet. Es gibt Haltegriffe an Heck- und Schiebetür. Diese Tür rastet beim Öffnen felsenfest ein, daher klappt das Parken und Be- und Entladen bergab gefahrlos. Oben im Laderaum strahlt eine festliche LED-Lichterkette. Die Kabel sind fein säuberlich in Kanälen verlegt. Unten lauern zwei Handvoll sehr stabiler Zurrösen auf Fracht. Netzablagen in den Hecktüren nehmen Arbeitshandschuhe oder anderen Kleinkram auf. Hinzu kommt eine in der Branche selten ehrliche Angabe von 10,5 Kubikmeter fürs Volumen.
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Vorn im Fahrerhaus geht es mit hochwertigen Materialien in guter Verarbeitung, hochwertigen Sitzen und durchdachten Lösungen weiter. Da wären Kleiderhaken, endlich mal sinnvoll mittig an der gepolsterten Trennwand angeordnet. Es gibt für kalte Tage eine Sitz- und eine Lenkradheizung, eine elektrische Warmluft-Zusatzheizung sowie eine stromsparende Wärmepumpe. Wenn’s draußen hitzig wird, läuft die Klimaanlage. Und während anderswo das bordeigene Ladekabel irgendwo herumfliegt und mit Füßen getreten wird, steckt es hier, zusätzlich geschützt durch eine Hülle, in einer stabilen Halterung rechts am Fahrersitz. Das ist Mercedes, das ist E-Sprinter. Ein glänzender Auftritt eben.
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