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Mercedes E-Sprinter im Test: Ein glänzender Auftritt

Egal ob sanft dahingleitend im Comfort-Modus oder energieeffizient mit maximaler Reichweite, der E-Sprinter bietet dem Fahrer eine beeindruckende Bandbreite an Möglichkeiten. Doch nicht nur der Fahrspaß überzeugt: Mit seiner exzellenten Effizienz und durchdachten Details setzt der Mercedes neue Maßstäbe im Segment der E-Transporter – und das mit einer überraschend sympathischen Reichweite und Ladegeschwindigkeit.

Mercedes E-Sprinter: Der Transporter im Test
Glänzende Erscheinung: silbriger Mercedes-Benz eSprinter in attraktiver Verpackung. | Foto: Randolf Unruh

Start per Knopfdruck, die Nadeln der analogen Instrumente schlagen mitsamt einer roten Markierung effektvoll kurz bis zum Vollausschlag aus. DNR-Lenkstockhebel betätigen, elektrische Feststellbremse lösen. Mit 150 kW Motorleistung und 400 Nm Drehmoment der E-Maschine an der Hinterachse setzt sich der beladene E-Sprinter dynamisch in Bewegung, aber ohne übertriebene Hast. Zu Beginn entscheidet sich der E-Sprinter automatisch für das Fahrprogramm „C“ wie Comfort mit maximaler Leistungsfähigkeit.

Wer ihn drosseln möchte, wählt E wie Economy. Dann steht laut Powermeter zwei Drittel der Muskelkraft zur Verfügung, allemal genug für den Alltag. Zusätzlich ist die Klimatisierung stromsparend gedeckelt. Und dann wäre da als dritte Variante „MR“, also maximale Reichweite. Erzielt mit halber Kraft voraus und stark reduzierter Klimatisierung. Dann legt der Transporter eher behäbig ab. Ein Fall für Geruhsame, am Steuer eines Transporters eher rar. Für alle Stufen gilt: Voller Tritt aufs Fahrpedal heißt ebenso volle Leistung. Und immer pfeift der Antrieb leise.

Mercedes E-Sprinter: Vier Rekuperationsmodi

Geladen wird an der Front, nominell mit durchschnittlichem Tempo, in der Realität aber saugstark. | Foto: Randolf Unruh
Geladen wird an der Front, nominell mit durchschnittlichem Tempo, in der Realität aber saugstark. | Foto: Randolf Unruh
Noch vielfältiger ist die Wahl der Rekuperationsstufe, ausgesucht per Lenkradpaddel. Gleich vier Varianten gibt es, der E-Sprinter nimmt „D“, das ähnelt der Verzögerung eines Verbrenners mit Motorbremse. Raffinierter ist „D-Auto“: Jetzt kalkuliert das Fahrzeug die Erkenntnisse von Radar- und Kamerasystem sowie Navigation ein. Er hat also den Verkehr im Blick und weiß vom nächsten Kreisverkehr, an den er sich dann arg phlegmatisch heranpirscht. Auch reagiert die Technik mitunter ein klein wenig ruppig beim Auflaufen auf den Vordermann. Tipp: D oder D-Auto wählen und mit wachem Geist und regem Fahrpedal mitspielen. Daraus resultiert eine zügige und gleichermaßen sparsame Fahrt. Sie endet serienmäßig bei 90 km/h, im Testwagen bei praxisgerechten 120 Sachen Maximaltempo. Und mit einem überraschenden Ergebnis: Voll ausgeladen setzte der E-Sprinter als 3,5-Tonner auf der anspruchsvollen Testroute im Schnitt lediglich 25 kWh Strom um. Das liegt deutlich unter den bisher getesteten Wettbewerbern. Er fährt mit 19 kWh durch die Stadt, begnügt sich auf der Überlandstrecke mit 24 kWh und konsumiert auf der Autobahn bei wechselndem Verkehr knapp 30 kWh, in vollem Tempo 34 kWh. Das alles spricht für einen ausgezeichneten Stoffwechsel. Und somit einer sympathischen Reichweite: In der hier gewählten Variante mit 81-kWh-Batterie schafft der E-Sprinter am Stück mehr als 300 Kilometer, flotte Autobahnfahrt eingeschlossen.

E-Sprinter: Wie schnell ist er aufgeladen?

Die Betriebsanleitung schreibt noch von Motorhaube, doch vorn steckt allein die Leistungselektronik mit Hochvolttechnik. | Foto: Randolf Unruh
Die Betriebsanleitung schreibt noch von Motorhaube, doch vorn steckt allein die Leistungselektronik mit Hochvolttechnik. | Foto: Randolf Unruh

Im Anschluss lädt er dann vergleichsweise fix auf. Nach wenig mehr als einer halben Stunde ein prüfender Blick auf die Lade-App. Überraschung: Der Strompegel des E-Sprinter ist rasch von 43 auf 99 Prozent geklettert – der Mercedes hat im Unterschied zu Wettbewerbern auch im oberen Bereich noch einen tüchtigen Zug. Das relativiert die eher mittelprächtige maximale Ladeleistung von nominell 115 kW. Selbst im Bereich von deutlich über 90 bis an die 100 Prozent Batteriekapazität beträgt die Ladeleistung des E-Sprinter, sanft abnehmend, zwischen etwa 55 und später 25 kW.

Mercedes E-Sprinter: Gefühlssache

Besonderheiten des eSprinter: Die De-Dion-Hinterachse mit GfK-Blattfedern und Aluminiumträger mit Heckmotor. | Foto: Randolf Unruh
Besonderheiten des eSprinter: Die De-Dion-Hinterachse mit GfK-Blattfedern und Aluminiumträger mit Heckmotor. | Foto: Randolf Unruh

Ebenso vor dem Fahrwerk mit starrer Hinterachse, hier veredelt zur De-Dion-Achse. Leer fährt sich der Transporter bereits vergleichsweise komfortabel. Beladen legt er nochmals zu. Dann wirkt der E-Sprinter fast flauschig, wiegt sich sanft in den Federn, legt sich in die Kurven. Nein, ein Racer ist er mit dieser Charakteristik beileibe nicht. Aber er bügelt selbst kurze Fahrbahnwellen makellos platt, bei denen manch andere Transporter-Vorderachse heftig stuckert. Da ist es wieder, das bekannte Mercedes-Gefühl vom Fahren in einer eigenen Welt. Wobei es die Entwickler bei der Lenkung zugunsten der Leichtgängigkeit schon etwas übertrieben haben. Im unteren bis mittleren Geschwindigkeitsbereich wirkt sie arg luftig und etwas synthetisch. Für alle Fälle stecken jede Menge Assistenzsysteme im E-Sprinter, teils einstellbar via Monitor inmitten des Instrumentenbretts. Einiges Fingerspitzengefühl ist dann für die Tasten und Wischflächen des Multifunktionslenkrads erforderlich.

Technische Daten

Mercedes eSprinter

Kastenwagen Select Standard-Hochdach Netto-Grundpreis: 51.855,00 €

Motor

Permanentmagnet-Synchronmotor im Bereich Hinterachse

Nennleistung: 150 kW

Drehmoment: 400 Nm

Kraftübertragung

Hinterradantrieb, feste Getriebeübersetzung, drei Fahrmodi, vier Rekuperationsstufen

Batterie

Flüssigkeitsgekühlte Lithium-Eisenphosphat-Traktionsbatterie, nutzbar 81 kWh, Nennspannung 400 V, Ladesteckdose frontseitig, On-Board-Ladegerät für Wechselstrom mit Typ-2-Stecker und 11 kW, serienmäßig schnellladefähig über CCS-Stecker mit max. 50 kW, optional 115 kW

Fahrwerk

Vorderachse: Einzelradaufhängung mit Dämpferbeinachse, Querblattfeder und unteren Dreiecks-Querlenkern, Stabilisator.

Hinterachse: starre De-Dion-Achse mit Einblatt-GfK-Parabelfedern

Reifen: 225/75 R 16 C

Bremsen

Hydraulische Zweikreisbremse, vorn und hinten Scheibenbremsen (vorn innenbelüftet), ESP mit ABS, ASR, Bremsassistent, elektronisch geregelte Bremskraftverteilung, Anfahrassistent, mechanisch auf die Hinterräder wirkende Feststellbremse, elektronisch betätigt

Maße und Gewichte

Länge/Breite/Höhe: 5.932/2.020/2.620 mm

Radstand: 3.665 mm

Wendekreis: 13.400 m

Leergewicht Testwagen: 2.760 kg

Nutzlast: 740 kg

Zulässiges Gesamtgewicht: 3.500 kg

Zul. Achslast vorn/hinten: 1.650/2.250 kg

Anhängelast bei 12% Steigung: 1.500 kg

Testwerte

Beschleunigung:

0-50/80/100 km/h: 5,0/8,3/11,7 s

Elastizität:

60-100 km/h: 6,9 s

80-120 km/h (Kickdown): 11,5 s

Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h

Innengeräusche bei:

Stand/50/100 km/h: -/58/65 dB(A)

Normverbrauch WLTP kombiniert: 28,8 kWh

Testverbrauch beladen: 25 kWh/100 km

Was wiegt der E-Sprinter von Mercedes?

Geräumiges und gediegenes Fahrerhaus, ausgekleidet mit hochwertigen Materialien. | Foto: Randolf Unruh
Geräumiges und gediegenes Fahrerhaus, ausgekleidet mit hochwertigen Materialien. | Foto: Randolf Unruh

Wie bei jedem E-Transporter gilt dem Gewicht besonderes Augenmerk. Der E-Sprinter als Kastenwagen in 6-Meter-Standardgröße mit 81-kWh-Batterie, Hochdach, Holzboden im Laderaum und hohen Seitenverkleidungen bringt 2,76 Tonnen auf die Waage. Für Steuermann und Fracht bleiben überschaubare 740 Kilo – Schicksal von E-Transportern mit großer Batterie. Aber die aktuelle Modellreihe bietet eine Alternative. Wer auf Reichweite verzichten kann und die 56-kWh-Variante wählt, gewinnt knapp 200 Kilogramm Nutzlast, kommt je nach Einsatz rund 200 Kilometer weit und spart obendrein netto rund 8.000 Euro bei der Anschaffung.

Was kostet der E-Sprinter?

Typisch E-Sprinter: Lenkstockhebel, schlüsselloses Starten mit Taste für den Fahrmodus, Lenkradpaddel für die Rekuperation. | Foto: Randolf Unruh
Typisch E-Sprinter: Lenkstockhebel, schlüsselloses Starten mit Taste für den Fahrmodus, Lenkradpaddel für die Rekuperation. | Foto: Randolf Unruh

Der Blick auf den Konfigurator führt ohnehin zu Überraschungen. Der Testwagen, ein Prachtexemplar in feiner „Select“-Ausstattung mit Hochdach, starkem Motor und großer Batterie setzt bei netto 51.855 Euro an – für einen Mercedes verblüffend günstig und nur knapp 3.000 Euro oberhalb des vergleichbaren stärksten Verbrenners. Wer auf Select, die kräftige Maschine und die dicke Batterie verzichtet kann, steigt bereits bei knapp über 40.000 Euro ein. In Relation zu anderen Transporter-Kollegen dieser Größenordnung ein Sonderangebot, jedenfalls laut Liste. Der Preis liegt nur rund zehn Prozent über dem vergleichbaren Verbrenner-Sprinter mit Automatik. Dass er bei einem Mercedes mit vielfältigen Sonderausstattungen problemlos rasch klettern kann, ist kein Geheimnis. Eine weitere Überraschung: Das Angebot beschränkt sich zurzeit auf den Kastenwagen in vielfacher Ausfertigung und auf Fahrgestelle für Kofferaufbauten. Doppelkabinen, Pritschen, Kipper? Derzeit Fehlanzeige – da geht aber noch was.

E-Sprinter: Mercedes-typische Details

Analoge Rundinstrumente und ein informatives, konfigurierbares Mittendisplay für Verbrauch und Reichweite. | Foto: Randolf Unruh
Analoge Rundinstrumente und ein informatives, konfigurierbares Mittendisplay für Verbrauch und Reichweite. | Foto: Randolf Unruh

Von Hause aus profitiert der Mercedes vom Hinterradantrieb, denn der bedeutet gute Traktion und überraschende Wendigkeit. Bei knapp sechs Meter Länge nur 13,4 Meter Wendekreis, Kompliment. Und immer lohnt der Blick auf die Details. Der hintere Stoßfänger ist als Tritt ausgebildet. Es gibt Haltegriffe an Heck- und Schiebetür. Diese Tür rastet beim Öffnen felsenfest ein, daher klappt das Parken und Be- und Entladen bergab gefahrlos. Oben im Laderaum strahlt eine festliche LED-Lichterkette. Die Kabel sind fein säuberlich in Kanälen verlegt. Unten lauern zwei Handvoll sehr stabiler Zurrösen auf Fracht. Netzablagen in den Hecktüren nehmen Arbeitshandschuhe oder anderen Kleinkram auf. Hinzu kommt eine in der Branche selten ehrliche Angabe von 10,5 Kubikmeter fürs Volumen.

Gedeiht die grüne Branche?

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Vorn im Fahrerhaus geht es mit hochwertigen Materialien in guter Verarbeitung, hochwertigen Sitzen und durchdachten Lösungen weiter. Da wären Kleiderhaken, endlich mal sinnvoll mittig an der gepolsterten Trennwand angeordnet. Es gibt für kalte Tage eine Sitz- und eine Lenkradheizung, eine elektrische Warmluft-Zusatzheizung sowie eine stromsparende Wärmepumpe. Wenn’s draußen hitzig wird, läuft die Klimaanlage. Und während anderswo das bordeigene Ladekabel irgendwo herumfliegt und mit Füßen getreten wird, steckt es hier, zusätzlich geschützt durch eine Hülle, in einer stabilen Halterung rechts am Fahrersitz. Das ist Mercedes, das ist E-Sprinter. Ein glänzender Auftritt eben.

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Höchst funktionell eingerichteter Laderaum, doch mit großer Batterie ist angesichts der Zuladung Vorsicht geboten. | Foto: Randolf Unruh
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