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Wie nachhaltig kann Kunststoffrasen heute sein?
LigaTurf Cross GTR ist ein Kunstrasen aus nachwachsenden Rohstoffen und Recycling-Material. | Foto: Polytan GmbH
Das geplante Kunststoff-Einstreugranulat-Verbot der Europäischen Union hat die Branche in Bewegung gebracht. Polytan, Sportplatzbauer, Installateur und Konstrukteur von Sportanlagen im Kunstrasen- und Kunststoffbereich, entwickelte seine Kunstrasen-Systeme in den letzten Jahren kontinuierlich weiter. Seit 2006 gehört das Unternehmen mit Sitz in Burgheim der Sport Group an, einem der weltweit größten Anbieter für Oberflächen im Sport- und Freizeitbereich. Zur Sport Group zählen u.a. auch die Unternehmen Polytex, Melos sowie das im November 2021 gegründete Unternehmen FormaTurf mit Sitz in Essen. Innerhalb dieser Unternehmensgruppe wird Kunstrasen entwickelt, produziert, eingebaut, gepflegt und recycelt. Zu den Vorzeigeprodukten zählt beispielsweise LigaTurf Cross GT zero, der erste CO2-neutrale Fußballrasen für den Spitzen- und Breitensport.

Online-Event über die Wertschöpfung von Kunststoffrasen

Anfang 2022 informierte die Online-Konferenz „Kunststoffrasen neu definiert“ über die Nachhaltigkeitsstrategie bei Polytan und die Zukunft des Kunstrasen-Recyclings mit FormaTurf. Wie nachhaltig kann neuer Kunststoffrasen heutzutage sein? Was passiert mit Kunststoffrasen nach dem End-of-Life? Kunststoffrasen und Recycling – wie passt das zusammen? Diese Fragen und mehr diskutierten Vertreter der Polytan und FormaTurf gemeinsam mit der Umweltexpertin Dr. Dipl. Chem. Beate Kummer und dem Gutachter und Berater für Sportentwicklungsplanung Wolf Ahner, moderiert vom Sportjournalisten Tom Bartels.

Gedeiht die grüne Branche?

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Die Green Technology-Linie von Polytan

Für Polytan-Geschäftsführer Friedemann Söll ist Kunststoffrasen ein nachhaltiges Produkt, nicht nur aufgrund seiner Strapazierfähigkeit, denn die Nutzungszeiten gegenüber Natur-Sportrasen seien verdreifacht. Mit der Green Technology (GT)-Linie biete Polytan darüber hinaus den weltweit ersten 100% CO2-neutral produzierten Fußballrasen an, der biobasiertes Polyethylen verwendet. Was die Bespielbarkeit angeht, sei das integrierte Polytan Kunststoff Rasensystem durchaus mit Natur-Sportrasen vergleichbar. Seitdem in Deutschland das polymere, also Gummi-Infill aus dem Rennen ist, werde organisches Infill wie z.B. Sand, nachhaltiges Holzgranulat, Kork bzw. recycelter Kork eingebaut und genutzt. Die genormte und gütegesicherte „Green Technology“ entspreche europäischem Standard und werde seit 2002 kontinuierlich Umweltverträglichkeitsprüfungen unterzogen.

Für die Sportanlage des SV Ahrensfelde kam nach Angaben von Wolf Ahner 80% Recycling-Material zum Einsatz. | Foto: Polytan GmbH
Für die Sportanlage des SV Ahrensfelde kam nach Angaben von Wolf Ahner 80% Recycling-Material zum Einsatz. | Foto: Polytan GmbH

Best Practice-Beispiel Berlin Ahrensfelde

Die Sportanlage des SV Ahrensfelde, am Stadtrand von Berlin, zeigt, was in Sachen Nachhaltigkeit auch bei der Sanierung bestehender Anlagen möglich ist. Nach Angaben von Polytan setzten die Ahrensfelder sowohl beim Fußballplatz als auch bei der Laufbahn auf möglichst ökologische Lösungen, die den Sportbetrieb optimal auslasten. Die Entscheidung fiel auf den klimaneutral hergestellten Kunstrasen LigaTurf Cross GT zero von Polytan. Für die Laufbahn wurde ein Produkt aus mindestens 80% Recyclingmaterialien ausgewählt. Zusätzlich fand ein Bindemittel, welches der Umwelt bei der Herstellung CO2 entzieht, Verwendung. Eine energiesparende LED-Flutlichtanlage, Müll-Trennkonzept und die Installation von sogenannten Timing Gates im Boden, welche die Basis für ein hochmodernes Leistungsdiagnostik-System bilden, wurden direkt mit verwirklicht.
Das FormaTurf Stoffflussdiagramm wurde von Wolfgang Beck beim Online-Event vorgestellt. | Foto: Polytan GmbH
Das FormaTurf Stoffflussdiagramm wurde von Wolfgang Beck beim Online-Event vorgestellt. | Foto: Polytan GmbH

Wertstoffkreisläufe schließen

Auch ausgediente Kunststoffrasen stecken nach ca. 12 bis 15 Jahren Nutzungsdauer noch voller Ressourcen, werden jedoch laut Wolfgang Beck, Business Development Manager der Sport Group, derzeit meist aufwändig entsorgt. Mit den Firmen Polytan, FormaTurf, Polytex und Melos soll nun der gesamte Lebenszyklus des Kunstrasens bedient werden, von der Forschung und Entwicklung über den Vertrieb, den Einbau und die Pflege, bis hin zum Ausbau und seinem vollständigen Recycling inklusive der Wiederverwertung aller Stoffe. Mit Gründung der Firma FormaTurf im November 2021 am Stadthafen Essen schließe sich dieser Wertstoffkreislauf im eigenen Haus. „Alle Inhaltsstoffe des Kunstrasens, der am Ende seines Lifecycles angekommen ist, werden im hochmodernen Werk in Essen getrennt, verarbeitet und einer neuen Verwertung zugeführt. Der gewaschene Sand beispielsweise wird wieder als Infill auf Sportplätzen genutzt. Aus Kunststoffanteilen entstehen neue Produkte wie Nailer-Bords für den Einbau von Landscaping-Kunstrasen, verschiedene Bausteine, Rasengitter- und Kantensteine.“, berichtet Wolfgang Beck.
Der ausgediente Kunstrasen wird nach dem Ausbau in der FormaTurf-Anlage recycelt. | Foto: Polytan GmbH
Der ausgediente Kunstrasen wird nach dem Ausbau in der FormaTurf-Anlage recycelt. | Foto: Polytan GmbH

Ideen und Ziele von FormaTurf

Das neue Recyclings- bzw. Entsorgungswerk FormaTurf, welches zu 100% mit grünem Strom versorgt wird, will sein Handeln nach den Leitlinien der Transparenz, Nachhaltigkeit und Ganzheitlichkeit ausrichten. Das heißt, alle Prozesse sollen für die Kunden einseh- und lückenlos nachvollziehbar sein. So wurde zum Beispiel ein QR-Code Rollentracking-System entwickelt, welches jedem Auftraggeber den Nachweis erbringt, dass der Entsorgungsvorgang ordnungsgemäß erfolgt ist, was den Platzbetreiber aus der Abfallerzeuger-Haftung nimmt. Das Land Nordrhein-Westfalen hat für diesen nachhaltigen Unternehmenszweck 500.000 Euro Fördermittel vergeben. Erkunden können Interessierte die Entsorgungsanlage voraussichtlich ab Mitte des Jahres 2022, da zurzeit noch am hochmodernen Maschinenpark gebaut wird. Die Einlagerung ausgedienter Kunstrasen-Rollen ist allerdings schon seit Ende 2021 möglich.

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