Bäume souverän kontrollieren und pflegen
Baumkontrolleure und Baumpfleger kommen bei der Baumbeurteilung nicht selten zu unterschiedlichen Ergebnissen. Daher setzt das Ausbildungskonzept der Münchner Baumkletterschule auf die Verknüpfung beider Arbeitsbereiche, wovon beide Gruppen profitieren können.
Baumkontrolle und Baumpflege ergänzen sich
Hauptaufgabe der Baumkontrolle ist es, die Bäume regelmäßig auf Anzeichen von Gefahren zu überprüfen und ggf. erforderliche Maßnahmen zur Gefahrenbeseitigung festzulegen – immer mit dem Ziel, den Baum möglichst zu erhalten. Bei der Baumkontrolle, insbesondere bei der Festlegung von Pflegemaßnahmen, sollten folgende Aspekte eine Rolle spielen: Gefahrenerkennung und -beseitigung, Erhaltung von Bäumen als Bestandteil urbanen Grüns, Natur- und Artenschutz, baumbiologisch sinnvolle Entscheidungen. Baumkontrolleure müssen ein fundiertes Fachwissen über Bäume und mögliche Gefahrenmerkmale besitzen. Sie sollten aber auch in der Lage sein, sinnvolle Maßnahmen zur Förderung der Baumentwicklung zu empfehlen. Denn gerade solche Maßnahmen tragen oft zur Bruch- und Standsicherheit bei und halten Bäume langfristig verkehrssicher.
Die Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen erfolgt normalerweise nicht durch den Baumkontrolleur, sondern durch einen Baumpfleger. Dieser ist häufig durch seinen Vertrag mit dem Baumeigentümer weitgehend an die Umsetzung der bei der Baumkontrolle festgelegten Maßnahmen gebunden. Baumpfleger können Schadsymptome manchmal besser erkennen und beurteilen aufgrund von Fachwissen, praktischer Erfahrung und nicht zuletzt deshalb, da sie einen Baum meist länger und aus anderen Perspektiven im Blick haben (Kronenbereiche). Dadurch kann es zu einer unterschiedlichen Bewertung durch Baumkontrolleur bzw. Baumpfleger und zu Diskussionen mit dem Auftraggeber kommen. Baumkontrolleure wiederum haben den Vorteil, Regeneration und Baumentwicklung, z.B. nach einer Schnittmaßnahme, noch viele Jahre nach der Maßnahme beobachten und beurteilen zu können – wenn sie Baumbestände über längere Zeiträume betreuen. Wegen eines solchen „Monitorings“ lassen sich dann auch Empfehlungen für eine langfristige Förderung des Baumbestandes ableiten.
Das Konzept der Münchner Baumkletterschule
Regelmäßige Sichtkontrollen und ihre Folgen
Zentrales Element der Baumkontrolle und damit auch für die Verkehrssicherheit von wesentlicher Bedeutung ist eine regelmäßige Sichtkontrolle (Regelkontrolle). Diese erfolgt als qualifizierte Inaugenscheinnahme, vom Boden aus, ohne Aufgraben der Wurzeln. Ziel einer jeden sorgfältigen, qualifizierten Inaugenscheinnahme sollte die Beantwortung der Frage sein: „Ist die Verkehrssicherheit gegeben?“ Ist das nicht der Fall, besteht selbstverständlich Handlungsbedarf. Die Pflichterfüllung ist erst dann beendet, wenn die Gefahren durch entsprechende Maßnahmen beseitigt wurden. Das können Baumpflege- und Sicherungsmaßnahmen, aber auch die Fällung des Baumes sein. Normalerweise werden bei der Regelkontrolle Aussagen über die Verkehrssicherheit des untersuchten Baumes für den Zeitraum innerhalb des Regelkontrollintervalls getroffen. Um die Verkehrssicherheit kurzfristig wiederherzustellen und bis zur nächsten Regelkontrolle zu erhalten, sind Maßnahmen, welche die Entwicklung des Baums langfristig fördern und/oder künftigen Fehlentwicklungen vorbeugen zwar nicht immer zwingend erforderlich. Für ein sinnvolles Baummanagement sind sie aber sehr wichtig.
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Wird bei der Sichtprüfung z.B. festgestellt, dass Entwicklungen in der Krone, am Stamm, im Wurzelbereich und/oder im Baumumfeld langfristig zu statischen oder gesundheitlichen Problemen für den Baum führen können, ist es sinnvoll, frühzeitig entgegenzuwirken (siehe Grafik, grün hinterlegte Blöcke). Deshalb wird bei der Ausbildung von vornherein auch großes Augenmerk auf den „grünen Weg“ im abgewandelten Schema aus der Baumkontrollrichtlinie (FLL 2010) gelegt (vgl. Grafik). Eine „gute“ Baumkontrolle integriert die Erkenntnisse zur Vitalitäts-, Standraum- und Baumentwicklung in das Konzept zur Baumbeurteilung. Ziel sind immer möglichst gesunde, vitale und verkehrssichere Bäume. Wird Handlungsbedarf im Bereich der Baumpflege frühzeitig erkannt und die entsprechenden Maßnahmen rechtzeitig umgesetzt, wird auch die zukünftige Verkehrssicherheit des Baums gewahrt oder hergestellt. Der Aufwand, der später für Kontrolle und Pflege notwendig ist, wird so möglichst gering gehalten. Zudem sind gesunde, vitale und verkehrssichere Bäume für den Baumeigentümer monetär höherwertig (FLL 2013).
Kurse zum FLL-Zertifizierten Baumkontrolleur
Interdisziplinäre Kurse und vertiefende Seminare
Die Maßnahmenplanung bei der Baumkontrolle zielt in erster Linie auf vorbeugende, erhaltende, verkehrssichernde und nachsorgende Maßnahmen ab, die als fachlich anerkannter Stand der Technik geeignet sind, die Bruch- und Standsicherheit wiederherzustellen. Notwendige Eingriffe und deren Intensität wie Kronenpflege, Kroneneinkürzung und Sicherungsmaßnahmen aus der jeweils aktuellen Fassung der ZTV- Baumpflege (FLL 2006) sollen möglichst gering gehalten werden. Deshalb sind die Bäume bei der Baumkontrolle stets auch daraufhin zu überprüfen, ob bzw. mit welcher Eingriffsstärke solche Pflegemaßnahmen erforderlich sind. Aus diesem Grund müssen diejenigen, die für Baumkontrolle zuständig sind, neben der Schadenskunde auch Kenntnisse über baumbiologische Zusammenhänge sowie Erfahrungen mit praktischer Baumpflege und deren möglichen Auswirkungen besitzen. Das Kurskonzept der Münchner Baumkletterschule beinhaltet deshalb Seminare, die sich sowohl an Baumkontrolleure und Baumsachverständige (mit Schwerpunkt Maßnahmenplanung), als auch an ausführende Baumpfleger richten. Schwerpunkt der interdisziplinären Kurse und vertiefenden Seminare ist die Wissenserweiterung durch Theorie, praktische Übungen und die fachlichen Diskussionen mit Kollegen. Durch die kleinen Seminargruppen und die Exkursionen bzw. praktischen Übungen ist die Wissensvermittlung sehr intensiv.
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