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VIFG-Chef Torsten Böger zur Infrastrukturgesellschaft des Bundes

Prof. Torsten Böger, Chef der Verkehrsinfrastruktur-Finanzierungsgesellschaft (VIFG), schlägt im Interview mit dem bi-BauMagazin vor, die zukünftigen Infrastrukturgesellschaft des Bundes schlank und mittelstandsfreundlich zu halten. Und gibt Tipps ab zum Zeitplan und zur zukünftigen Rolle der VIFG.

Interview: VIFG-Chef Torsten Böger zur Infrastrukturgesellschaft des Bundes
Seit 2011 ist Prof. Torsten Böger Honorarprofessor für Projektfinanzierung und Public Private Partnership an der TU Braunschweig.

bi:Herr Professor Böger, die von der Expertenkommission vorgeschlagene Infrastrukturgesellschaft für Bundesfernstraßen stößt auf wenig Gegenwind aus der Politik. Werden wir eine solche Gesellschaft schon bald zu Gesicht bekommen oder sehen Sie noch Hürden auf dem Weg?

Torsten Böger: Gründe für eine Infrastrukturgesellschaft gibt es viele. Die Schließung der bestehenden Investitionslücke durch eine Ausweitung und konsequente Zweckbindung der Nutzerfinanzierung, die stärkere Einbeziehung von privatem Kapital, die Möglichkeit einer effizienteren Bewirtschaftung und nicht zuletzt eine Überwindung der aktuell bestehenden Ineffizienzen in der Zusammenarbeit mit den Ländern. Alle Beteiligten in Bund und Ländern, sowohl in den Parlamenten wie auch Regierungen müssen am Ende die Sicherheit haben, dass durch eine zentrale Infrastrukturgesellschaft des Bundes ein wirklicher qualitativer Vorteil geschaffen wird. Hierzu bedarf es sicherlich noch intensiver Diskussionen zwischen allen Beteiligten.

bi: Können Sie sich vorstellen, dass die VIFG die Rolle der neuen Infrastrukturgesellschaft übernimmt? Ab 2016 laufen ja sowieso alle Mittel zum Bundesfernstraßenbau über ihren Tisch.

Böger: Die Struktur folgt immer der Strategie. Daher ist doch die eigentliche Frage, welche strategischen Ziele mit einer solchen Gesellschaft erreicht werden sollen. Erst danach kann die Diskussion geführt werden, welche Aufgaben und Funktionen in dieser Gesellschaft gebündelt werden sollen. (...) Ich glaube, wir sollten in Deutschland unseren eigenen Weg suchen, um 16 Bundesländer, die Bundesverwaltung, die bestehenden Bundesgesellschaften und nicht zuletzt Toll Collect organisatorisch in eine neue Struktur einzubinden. Ich bin aber sicher, dass die VIFG mit ihren Kompetenzen im Bereich der Finanzierung der Bundesfernstraßen, des Controllings, der Einbindung von privatem Kapital und ÖPP eine wichtige Rolle in einer neuen Struktur übernehmen wird.

bi: Eine staatliche Gesellschaft für Bau, Betrieb und Instandsetzung der fast 13.000 km Bundesfernstraßen klingt nach einem riesigen staatlichen Monopolisten. Die mittelständische Bauwirtschaft fürchtet, zukünftig stets nur noch als Subunternehmer tätig werden zu können. Sehen Sie Gestaltungsmöglichkeiten, die es dem Mittelstand ermöglichen, als eigenständige Auftragnehmer bei Bau, Betrieb und Instandhaltung zum Zuge zu kommen?

Böger: Wettbewerb ist ein zentraler Effizienztreiber für die Bewirtschaftung von Infrastrukturen. Daher sollte in einer neuen Struktur auch genügend Platz nicht nur für Wettbewerb von Bauaufträgen bestehen, sondern auch den Wettbewerb von unterschiedlichen Beschaffungsmodellen ermöglichen. Gerade letzteres kann eine schlanke Struktur in Form einer Bestellerorganisation sicherlich am besten gewährleisten, da sie zwar die Gewährleistungsverantwortung für die Qualität und Leistungsfähigkeit der Infrastruktur wahrnimmt, sich in der Durchführung aber ganz unterschiedlicher Beschaffungsmodelle bedienen kann. Eine solche Ausgestaltung bietet nicht nur ein breites Betätigungsfeld für mittelständische Bauunternehmen, sondern schafft gerade für den Mittelstand neue Betätigungsfelder, die langfristig die Wettbewerbsposition der gesamten deutschen Bauwirtschaft stärken kann.

bi: Durch die Bündelung von Bau, Betrieb und Instandhaltung in einer zentralen Gesellschaft erhofft sich so mancher Synergie-Effekte und Effizienzsteigerungen. Ist diese Hoffnung berechtigt oder muss man letztendlich anerkennen, dass die personell schwache Besetzung in der Straßenbauverwaltung auch durch die Bündelung in einer Gesellschaft nicht zu lösen ist?

Böger: Effizienzen durch Synergien zu schaffen ist ja auch in der Privatwirtschaft oftmals die Zielsetzung beim Zusammenführen von Organisationseinheiten. Nur Doppelfunktionen abzubauen und Zuständigkeiten neu zu verteilen reicht aber nach aller Erfahrung nicht allein aus, um effizienter zu werden, auch wenn hier sicherlich viele Potentiale gehoben werden können. Alle Erfahrungen zeigen aber, dass es vieler Schritte bedarf, um Synergien zu heben. Hierzu gehört nicht nur eine klare Aufgabe für diese Gesellschaft, sondern gerade auch die Nutzung privatrechtlicher Strukturen, um flexibel arbeiten und Verantwortlichkeiten auch organisatorisch zuordnen zu können. Ein Schlüsselfaktor und ganz besondere Führungsaufgabe ist hierbei die Integration und das Mitnehmen der Mitarbeiter in diese neue Struktur. Diesen Veränderungsprozess sollte man auf keinen Fall unterschätzen.

bi: Eine letzte Frage: Wenn wir in einem Wettbüro wären, auf welches Gründungsjahr würden Sie für die Infrastrukturgesellschaft tippen?

Böger: Ich wette grundsätzlich nicht. Aber ich habe schon die Hoffnung, dass wir in 2016 erste und substantielle Schritte auf dem Weg zu einer Infrastrukturgesellschaft des Bundes sehen werden.

Über die VIFG

Die Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft (VIFG) wurde 2003 gegründet und befindet sich zu 100% im Besitz des Bundes. Sie entwickelt wirtschaftliche Lösungen zur effizienten und effektiven Bereitstellung von Verkehrsinfrastruktur. Sie wacht aktuell über die Verteilung der Einnahmen aus der Lkw-Maut und berät das Bundesverkehrsministerium beim Thema ÖPP.

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