Barbara Hagedorn: „Strukturen ändern – auf der Baustelle und im Kopf“

Die Baubranche hat das Thema Frauenförderung verschlafen - und das bei wachsender Fachkräftelücke. Frauen für den Bau zu gewinnen, ist allerdings nicht einfach. Denn es gibt zu viele Vorurteile und zu wenige weibliche Vorbilder. Eine, die das ändern will, ist Barbara Hagedorn.


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Sie selbst ist das weibliche Vorbild par excellence: Barbara Hagedorn ist Geschäftsführerin der Unternehmensgruppe Hagedorn, einem der größten Abbruchunternehmen der Welt mit Hauptsitz in Gütersloh. Sie leitet das Familienunternehmen gemeinsam mit ihrem Ehemann und Firmengründer Thomas Hagedorn und bringt auch schon mal ihre zwei Töchter mit auf die Baustelle. Ihre Mission: Mehr Frauen für die Baubranche zu begeistern. Ihr Ziel: Bis Ende dieses Jahres will Barbara Hagedorn mindestens drei weibliche Auszubildende im gewerblichen Bereich einstellen, als Tiefbaufacharbeiterin, Baumaschinenmechatronikerin oder Baugeräteführerin.

Frauen am Bau: Barbara Hagedorn: „Strukturen ändern – auf der Baustelle und im Kopf“
Eine Macherin mit viel Energie, die andere mitzieht: Barbara Hagedorn. Geschäftsführerin der Hagedorn Unternehmensgruppe | Foto: Hagedorn Unternehmensgruppe

Umfrage: Die Baubranche hat ein Sexismus-Problem

Dafür hat sie nicht nur eine große Werbeaktion im Großraum Gütersloh gestartet, auf der Hagedorn-Maschinistin Agnes Borchers vor einem großen Radlader für „Strukturwandler:innen“ warb. Auch eine Online-Umfrage hat sie initiiert. Darin wollte sie wissen, wie Frauen und Männer aus der Bau- und der Abbruchbranche zu dem Thema Frauen am Bau stehen. Pünktlich zum Internationalen Frauentag liegen nun die Umfrage-Ergebnisse vor. Die fünf wichtigsten Erkenntnisse daraus:

  1. Frauen können Bau: Mehr als 95% der befragten Männer sind sich einig: Frauen können in der Branche einen genauso guten Job machen wie Männer.
  2. Vorbilder und Förderung gesucht. Mehr als 90% der Frauen fordern mehr weibliche Vorbilder in der Branche sowie eine stärkere berufliche Förderung.
  3. Aufs Köpfchen kommt’s an. Auf die körperliche Stärke kommt es nicht (mehr) an – auch dank neuer Maschinen. Sondern auf Nervenstärke, Durchsetzungsvermögen und Kreativität.
  4. Weg mit den Klischees. Rund 75% der Frauen sind der Auffassung, dass Sexismus und Vorurteile ein Problem in der Branche sind. Männer teilen diesen Eindruck sogar zu rund 80%.
  5. Ungleiche Voraussetzungen. Etwa 75% der Frauen teilen die Empfindung, dass sie es in der Branche schwerer haben als Männer. Und dass Männer - bei gleichen Qualifikationen - eher befördert werden.

Mut machen und Voraussetzungen ändern

Die Kampagne habe auch intern Wirkung gezeigt, sagt die Geschäftsführerin. Besonders spannend seien die positiven Reaktionen der verschiedenen Geschäftsführer der Unternehmensgruppe. Und natürlich auch die der „Hagedorn-Frauen“. Alle seien sofort an Bord gewesen und hätten Ideen eingebracht. Dabei fängt Hagedorn nicht bei Null an. Angebote für flexible Arbeitszeitmodelle und professionell organisierte Kinderbetreuung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt es schon. Das Entscheidende ist, sagt Barbara Hagedorn im Gespräch, dass man Schritt für Schritt Strukturen wandle und damit anfange, Dinge zu verändern.

Barbara Hagedorn mit Mitarbeiter Marc Werner: "Wir brauchen mehr weibliche Vorbilder." | Foto: Philipp Oesterle/Hagedorn Unternehmensgruppe
Barbara Hagedorn mit Mitarbeiter Marc Werner: "Wir brauchen mehr weibliche Vorbilder." | Foto: Philipp Oesterle/Hagedorn Unternehmensgruppe

B_I: Frau Hagedorn, gerade einmal 1,5 % der gewerblichen Mitarbeiter im Bauhauptgewerbe sind Frauen. Warum ist das so?

Barbara Hagedorn: Wir glauben, dass viele Frauen Lust auf Bau haben, dann aber zögern, den Schritt zu gehen. Sie wollen wir anschubsen und ihnen Mut machen, indem wir ganz bewusst Gesicht zeigen. Noch sind wir nicht viele, aber wir sind da. Und wir wollen Vorbilder sein. Wir müssen endlich aufhören in Klischees zu denken. Es gibt keinen Job, den eine Frau auf dem Bau nicht machen könnte. Dank neuster Technik zählt heute weniger die pure Muskelkraft, sondern der Umgang mit komplexen Maschinen. Was fehlt, sind echte Vorbilder und das Vertrauen der Kollegen.

B_I: Welchen Erfolg hatte Ihre Kampagne bisher?
B.H.: Wir haben sehr viele positive Rückmeldungen aus der Branche und von außerhalb erhalten. Zum Beispiel gab es auch Auftritte im WDR. Auch über Social Media konnten wir mit unserer Kampagne unzählige Menschen erreichen. Gerade mit unserer Umfrage.

B_I: Was glauben Sie, was muss sich ändern, um den Frauenanteil am Bau zu erhöhen?

B. H.: Ich glaube, das Wichtigste ist: Wir sprechen miteinander und das Thema liegt auf dem Tisch und treibt uns. Das kann man im stillen Kämmerchen machen, oder man redet über Probleme und findet auf dem Weg neue Unterstützer oder inspiriert andere. Dass die Unternehmensgruppe Hagedorn noch weit entfernt von perfekt ist, dessen sind wir uns bewusst. Nun gilt es aber, anzupacken und Strukturen Schritt für Schritt zu wandeln. Nur so lässt sich ein gemeinsames neues Fundament bauen und weiblicher Nachwuchs für die Branche finden.

B_I: Kommt „frau“ nur zum Bau, wenn sie einen familiären Bezug zu dieser Branche hat?

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B.H.: Nein, unsere Umfrage zeigt: Über 90 Prozent der Teilnehmerinnen fordern mehr weibliche Vorbilder in der Bau- und Abbruchbranche. Fehlen die, trauen sich viele Frauen nicht, obwohl sie Lust auf Bau haben.

B_I: Was würden Sie jungen Frauen raten, die überlegen, einen Bauberuf zu ergreifen?

B.H.: Traut euch! Im Jahr 2021 gibt es keinen Beruf mehr im Bau und Abbruch, den eine Frau nicht ausüben könnte. Nur gemeinsam können wir Strukturen wandeln.

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