HVO-Diesel: Das Gleiche in grün
Batterieelektrische Antriebe verbessern die CO2-Bilanz von Baustellen, sind aber gerade in größeren Baumaschinen noch nicht wirtschaftlich einsetzbar. Sind hydrierte Pflanzenöle (HVO) die Rettung für den auf Baustellen heute dominanten Dieselmotor? Die Baumaschinenhersteller jedenfalls interessieren sich sehr für den CO2-neutralen „Öko-Diesel“.
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Was ist HVO-Diesel? (Spoiler: HVO ist KEIN e-fuel!)
Hydrierte Pflanzenöle, kurz: HVO (vom englischen Hydrogenated/Hydrotreated Vegetable Oils), bestehen aus paraffinischen (gesättigten) Kohlenwasserstoffen, wie sie auch in fossilen Dieselkraftstoffen enthalten sind. Der auch als synthetischer Diesel bezeichnete Kraftstoff wird aus pflanzlichen Ölen hergestellt, Stichwort: „Frittenfett“, oder aus tierischen Fetten, die aus Resten der Fleisch- und Fischindustrie gewonnen werden. HVO werden mittels Fischer-Tropsch-Synthese durch katalytische Hydrierung erzeugt. Dabei reagieren die biogenen Rohstoffe nach vorheriger Entfernung von festen Bestandteilen und Wasser mit Wasserstoffatomen.Das Verfahren unterscheidet sich insofern vom konventionellen Biodiesel (chemisch: Fettsäuremethylester, englischsprachige Abkürzung: FAME), bei dem die eingesetzten Pflanzenölmoleküle „verestert“ werden. In diesem chemischen Prozess reagiert eine Fettsäure mit einem Alkohol, in diesem Fall Methanol; das Ergebnis nennt sich Ester. Auch unterscheidet sich HVO durch seinen Herstellungsprozess grundsätzlich von e-fuels: Diese mit Hilfe von elektrischem Strom hergestellten flüssigen Kraftstoffe sind vollkommen synthetisch, HVO dagegen ist ein biogener Kraftstoff, der durch eine chemische Reaktion aus natürlichen Rohstoffen entsteht.
Welche Vorteile bietet HVO-Diesel?
HVO nutzen, anders als Biodiesel, weder Agrarrohstoffe noch tragen sie zur Abholzung von Waldflächen bei. Je nachdem, welche Rohstoffe für die HVO-Produktion verwendet werden, können die CO2-Emissionen damit um bis zu 90 Prozent gesenkt werden. Der eigentliche CO₂-Vorteil von HVO, rechnet der Motorenhersteller Rolls-Royce (MTU) vor, – und der Grund, warum es als erneuerbarer Kraftstoff gilt –, ergibt sich aus den verwendeten Rohstoffen und der gesamten CO₂-Reduzierung von der Quelle bis zum Rad (Well-to-Wheel-Betrachtung). Weil hierzu nachwachsende Rohstoffe verwendet werden, die während ihres Wachstums CO2 gebunden haben, sind die CO2-Emissionen insgesamt sehr niedrig. Beim Feinstaub hat Rolls-Royce bis zu 80 Prozent niedrigere Emissionen als beim Diesel gemessen.
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Verglichen mit den meisten herkömmlichen Dieselkraftstoffen haben HVO einen besonders geringen Schwefelgehalt; sie verbrennen insgesamt sauberer. „Bei der Herstellung von HVO verschwindet nicht nur Sauerstoff aus den Rohstoffen. Auch aromatische Stoffe, Schwefel und Verunreinigungen werden vollständig entzogen. Die Abgase von Fahrzeugen, die mit HVO fahren, riechen weniger, und die Prozesse im Motor laufen leiser“,heißt es etwa beimStromaggregatehersteller Bredenoord.
Baumaschinen: HVO ermöglicht hohe CO2-Einsparungen im Betrieb
HVO kann Diesel in Baumaschinen problemlos ersetzen
Bis 2030 will der Konzern Vinci Construction, zu dem auch die Marke Eurovia gehört, gemeinsam mit allen Tochterunternehmen seine CO₂-Emissionen gegenüber 2019 um 40 Prozent reduzieren. Schätzungsweise 80 bis 90 Prozent des CO2-Ausstoßes gehen dabei auf den Einsatz von Diesel zurück. HVO-Diesel soll als Übergangstechnologie genutzt werden, um langfristig die Fahrzeuge und Baumaschinen komplett auf elektrische Antriebe umzustellen. Bis 2045 will das Unternehmen dann komplett klimaneutral bauen.
Wo kann ich HVO tanken?
In Skandinavien und den Niederlanden ist synthetischer Diesel schon länger allgemein an Tankstellen verfügbar – in Deutschland galt dort bis vor kurzem noch ein Verkaufsverbot. Seit November 2022 ist der Verkauf an gewerbliche Kunden auch in Deutschland unter gewissen Voraussetzungen erlaubt; ein bayerischer Tankstellenbetreiber bot HVO früh an seinen Tankstellen an. Seit Ende Mai 2024 darf HVO an öffentlichen Tankstellen verkauft werden – und wird dort zum Teil unter der Bezeichnung "Klimadiesel" angeboten. Das eigentliche Problem bleibt aber: Die verfügbare Menge an HVO ist nach wie vor eher gering und nicht ohne weiteres steigerbar.
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