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Optocycle aus Tübingen erleichtert Bauschuttrecycling mit künstlicher Intelligenz
Rückenwind aus der Branche: Die Optocycle-Gründer Lars Wolff (li.) und Max-Frederick Gerken konnten sich 2024 über mehrere Auszeichnungen freuen. | Foto: Optocycle
Werden Gebäude abgebrochen oder etwa Straßenbeläge saniert, fallen große Mengen mineralischer Bauabfälle an – laut Umweltbundesamt waren es 2020 in Deutschland mehr als 220 Millionen Tonnen. Das Startup Optocycle aus Tübingen in Baden-Württemberg versucht sich an der Transformation der ressourcenintensiven Baubranche: Es entwickelt mit Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) ein System, das per Kameras und künstlicher Intelligenz Bauabfälle klassifiziert. So sollen die unterschiedlichen Bestandteile des Bauschutts besser voneinander getrennt und dadurch effektiver wiederverwertet werden können – ein Beitrag zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft im Bauwesen.

Potenzial von Bauschutt-Recycling besser ausschöpfen

Beton, Ziegel, Keramik, Kunststoff und Metall: Bauschutt besteht aus vielen verschiedenen Materialien, sogenannten Stoff-Fraktionen. Ihre Herstellung kostet Ressourcen und Energie und verursacht erhebliche klimaschädliche Treibhausgase. Allein auf die Zementproduktion – ein wichtiger Bestandteil von Beton – entfallen etwa acht Prozent der globalen Kohlendioxid-Emissionen. Daher sollten bei jedem Gebäudeabbruch möglichst viele Bauabfälle hochwertig recycelt werden.

Das Problem: Der Bauschutt wird heute meistens per Lastwagen zu Entsorgungsbetrieben transportiert und dort ohne digitale Hilfsmittel klassifiziert. Anschließend wird er zu einem großen Teil niederwertig für den Straßen- und Deponiebau sowie zum Verfüllen von stillgelegten Tagebauen verwendet. „Dabei ließe sich das Potenzial zum Einsparen von Rohstoffen und Treibhausgas-Emissionen durch ein Wieder- und Weiterverwerten im Hochbau viel mehr ausschöpfen“, meint Franz-Peter Heidenreich, Leiter des Referats Wasser, Boden und Infrastruktur bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Bestimmte Bauschutt-Bestandteile könnten nach seinen Worten beispielsweise zu Recyclingbeton oder Dämmstoffen verarbeitet werden. „Ein automatisches Sortieren der Bauabfälle nach recycelbaren und schadstoffarmen Materialien könnte Kosten einsparen, wäre präziser und ganz im Sinne einer echten Kreislaufwirtschaft“, sagt Heidenreich.

Optocycle will Bauschutt-Recycling mithilfe künstlicher Intelligenz vereinfachen

Damit in Zukunft mehr Abbruchmaterial wieder zu hochwertigen Produkten verarbeitet werden kann, entwickelt das DBU-geförderte Startup Optocycle ein System, das automatisch unterschiedliche Stoff-Fraktionen erkennt. „Zuerst nehmen Kameras Bilder des Bauschutts auf, zum Beispiel von einer Lastwagen-Ladung oder einem Förderband“, erklärt Optocycle-Gründer und -Geschäftsführer Max-Frederick Gerken. „Die von uns entwickelte Software bestimmt dann durch optische Auswertung der Bilder mittels künstlicher Intelligenz die stoffliche Zusammensetzung des Materials.“ Abbruchunternehmen, Entsorgungsbetriebe oder Rohstoffproduzenten könnten das System entweder kaufen oder mieten und in üblichen Fahrzeugwaagen montieren.

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Pilotanlage des Bauschutt-Erkennungssystems im Betrieb von Umweltpreisträger Walter Feeß

In der Nähe von Stuttgart im Betrieb von Walter Feeß, der als Wegbereiter für Recycling-Beton von der DBU 2016 mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet wurde, ist die Einfahrtswaage bereits mit einer Optocycle-Pilotanlage ausgestattet und unterstützt die Mitarbeitenden bei der Sortierung und Analyse verschiedener Stoff-Fraktionen. „Durch genaue Aussagen über die Zusammensetzung von Bauschutt ermöglicht unsere Technologie eine optimale Nutzung von Abbruchmaterial“, sagt Gerken. Durch eine solche umfassende Kreislaufwirtschaft werden nach seinen Worten Ressourcen effizienter genutzt und der Verbrauch von Rohstoffen und Abfall reduziert. DBU-Fachexperte Heidenreich: „Zudem könnte das Vorhaben des Startups Optocycle durch die im August in Kraft getretene Ersatzbaustoffverordnung für Entsorgungsfirmen interessant werden, zum Beispiel bei Annahme- und Qualitätskontrollen.“ Die DBU fördert das junge Unternehmen mit etwa 109.000 Euro.


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