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Stuttgarter Holzbrücke erstmals realisiert

Zur Remstal-Gartenschau 2019 haben die Gemeinden Weinstadt und Urbach drei neue Fußgänger- und Radwegbrücken erhalten, die als „Stuttgarter Holzbrücke“ konstruiert wurden. Das innovative Konzept überzeugt nicht nur ökologisch und technisch, sondern ist auch wirtschaftlich konkurrenzfähig gegenüber Beton- oder Stahlkonstruktionen.

Neues Konzept: Stuttgarter Holzbrücke erstmals realisiert
Brücke „Urbacher Mitte“: Die Konstruktion überzeugt mit Dauerhaftigkeit, Wirtschaftlichkeit und mit ihrer filigranen Optik. Am 11. Mai wurde sie im Rahmen der Eröffnung derRemstal-Gartenschaueingeweiht.

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Die „Stuttgarter Holzbrücke“ ist eine Fußgänger- und Radwegbrücke mit blockverklebtem Haupttragwerk aus Fichten-Brettschichtholz als getreppter Querschnitt. Eine Besonderheit ist der sogenannte integrale Stoß, das heißt die Widerlager sind durch Betonrippenstähle integral und fugenlos angeschlossen – so kommen die Holzbrücken ohne Dehnfugen am Übergang zu den Widerlagen aus und haben eine höhere Lebensdauer. Über ein integriertes Monitoringsystem lassen sich Feuchteveränderungen an der Brücke frühzeitig erkennen.

Das Konzept entstand aus einem EFRE-Forschungsprojekt, das von der Europäischen Union und dem Land Baden-Württemberg gefördert wurde. Ein Prototyp wurde im Jahr 2016 auf dem Gelände der MPA Stuttgart errichtet, wo bis heute Messungen vorgenommen werden.

Die Brücke „Urbacher Mitte“ in Urbach und die zwei Brücken „Birkelspitze“ und „Häckermühle“ in Weinstadt sind die ersten, die nach diesem Konzept realisiert wurden. Geplant wurden sie vom Ingenieurbüro Knippers Helbig in Zusammenarbeit mit Cheret Bozic Architekten. Die drei Brücken verbinden die Gemeinden Urbach und Weinstadt entlang der Rems und schaffen eine Anbindung an den Remstal-Radweg.

Teil der „Stuttgarter Holzbrücke“ sind die blockverklebten Brettschichtholzträger.
Teil der „Stuttgarter Holzbrücke“ sind die blockverklebten Brettschichtholzträger.

Längste integrale Holzbrücke weltweit

Das Brückentragwerk überspannt den Urbach einfeldrig mit einer Gesamtlänge von ca. 38,20 m einschließlich der Widerlager. Die in Brückenachse gemessene Stützweite des Holzträgers beträgt rund 30 m von Widerlager zu Widerlager. Der Überbau besteht aus einem blockverklebten Brettschichtholzträger, der sich im Querschnitt nach unten hin verjüngt. Der Holzbrückenkörper bindet sich monolithisch in die Stahlbetonwiderlager ein und ist somit als integrale Brücke ohne Lager- und Fugenkonstruktion konzipiert. Die Trägerhöhe wird dabei dem Kraftverlauf angepasst, was in der Ansicht eine geschwungene Form ergibt. Die Betonwiderlager greifen die Form des Holzquerschnittes auf und setzen diese bis in die Böschung fort.
Die Brücken wurden in Schwäbisch Hall bei der Schaffitzel Holzindustrie gefertigt.
Die Brücken wurden in Schwäbisch Hall bei der Schaffitzel Holzindustrie gefertigt.

Holz und Stahl in Verbindung

Im Werk der Schaffitzel Holzindustrie wurden vorab 78 Betonrippenstähle mit 2,31 m bzw. 3,01 m Länge je Hirnholzfläche in den blockverklebten Brettschichtholzträger verpresst – die Einklebelänge im Holz beträgt 1,20 m. Die Betonrippenstähle enden in der Armierung der Widerlager der Brücke und werden dort fest einbetoniert. Dadurch musste der Brückenkörper auf den Zentimeter genau und im passenden Winkel abgebunden werden, um einen reibungslosen Einbau zu garantieren. Die Stirnseiten des Blockträgers wurden mit einer speziellen Hirnholzversiegelung zur dauerhaften Unterbindung des Feuchtetransportes in den Träger geschützt. Die Stahlbetonwiederlager wurden auf 15 m bis 18 m tiefen Mikropfählen gegründet. Insgesamt wurden rund 45 m³ Brettschichtholz und 7 t Stahl für die Brücke verbaut.

Textilbeton als Brückenbelag

Auf die vorab im Werk angebrachte Stahlunterkonstruktion wurde der Brückenbelag aus karbonbewehrten Betonplatten montiert. Die Textilbetonplatten sind besonders schlank, leicht und dabei hoch tragfähig und langlebig. Die Platten ragen über den Holzquerschnitt von 2,60 m hinaus, bieten neben der Abdichtungsebene eine dauerhafte Überdachung des Holztragwerkes und sind damit Teil des konstruktiven Holzschutzes.

Das Brückengeländer besteht aus einer A-förmigen Flachstahlpfostenkonstruktion, deren Füllung durch ein vorgespanntes Seilnetz realisiert wird.

Die Montage der Brücke „Birkelspitze“ in Weinstadt | Fotos: Schaffitzel Holzindustrie
Die Montage der Brücke „Birkelspitze“ in Weinstadt | Fotos: Schaffitzel Holzindustrie

Integriertes Feuchtemonitoring

Zur ständigen Überwachung der Holzfeuchte ein Messsystem installiert. Hierzu sind Messpunkte im Bereich des monolithischen Stoßes zwischen Holzüberbau und Stahlbetonwiderlager innerhalb der Fuge bzw. unterhalb der Abdichtungsebene eingebaut. Elektroden im Holzbrückenkörper messen den Feuchtegehalt. Dazu kommen Sensoren zur Messung der Temperatur in der direkten Umgebung der Elektroden. Zusätzliche Klimasensoren untersuchen die lokalen Klimabedingungen (Luftfeuchte/Außentemperatur) in der Nähe der Messpunkte.

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Die Stuttgarter Holzbrücke gilt als nahezu wartungsfrei, es empfiehlt sich trotz des konstruktiven Holzschutzkonzeptes und des Feuchtemonitorings dennoch eine regelmäßige Begutachtung.

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