Schutzkleidung mit lebenswichtiger Funktion
Arbeitskleidung schützt Menschen bei gefährlichen Tätigkeiten – Warnkleidung sogar im wörtlichen Sinn das Leben. Eine fehlerhafte Auswahl oder abgenutzte Kleidung kann tödliche Folgen haben. DEULA-Experte Hubert Lücking erklärt, worauf es bei Warnschutzkleidung ankommt und warum die DIN EN ISO 20471 dabei eine zentrale Rolle spielt.

Schutz ist wohl die ursprünglichste Funktion von Kleidung. Schon Felle, Leder und frühe Stoffe, z.B. aus Pflanzenfasern schützten den urzeitlichen Menschen vor Kälte, Nässe, Hitze, Sonne, Verletzungen sowie Stiche und Bisse. Mit zunehmender Industrialisierung entwickelten sich auch spezielle Anforderungen an Berufsbekleidung – heute zählt dazu vor allem Warnkleidung für Beschäftigte im öffentlichen Raum, etwa im Straßenbau oder in der kommunalen Grünpflege.
Sichtbarkeit im Straßenverkehr: Warnschutzkleidung nach DIN EN ISO 20471
Schutzkleidung dient nicht nur der Wetterfestigkeit, sondern vor allem der Sichtbarkeit im Arbeitsumfeld. Bauhofmitarbeiter halten sich häufig in Bereichen des fließenden Verkehrs auf, sie müssen rechtzeitig von Verkehrsteilnehmern klar erkennbar sein – bei Tag, in der Dämmerung und bei Nacht. Gleiches gilt für Arbeiten, bei denen ein unbeabsichtigtes Hineingeraten in den Gefahrenbereich des fließenden Verkehrs nicht ausgeschlossen werden kann. Die europäische Norm DIN EN ISO 20471 regelt, welche Anforderungen an reflektierende Schutzkleidung gestellt werden.
Schutzklassen im Überblick
Bei Warnkleidung gibt es drei Klassen, die je nach Risikograd beachtet werden müssen:
- Klasse 1: Nur zulässig in Bereichen mit Schrittgeschwindigkeit; im öffentlichen Verkehrsraum nicht erlaubt.
- Klasse 2: Erlaubt bei Verkehrsgeschwindigkeiten bis 60 km/h bei guten Sichtverhältnissen und geringer Verkehrsdichte.
- Klasse 3: Vorgeschrieben bei Tempo über 60 km/h, schlechter Sicht und starkem Verkehr. Auch Kombinationen aus Jacke und Hose niedrigerer Klassen können Klasse 3 ergeben.
Die Einstufung richtet sich nach der Fläche des verwendeten fluoreszierenden und retroreflektierenden Materials – basierend auf der kleinsten angebotenen Kleidergröße.
Tabelle: Mindestflächen des sichtbaren Materials laut Norm (in m²)
Material | Klasse 3 | Klasse 2 | Klasse 1 |
Fluoreszierendes Hintergrundmaterial | 0,80 | 0,50 | 0,14 |
Retroreflektierendes Material | 0,20 | 0,13 | 0,10 |
Material mit kombinierten Eigenschaften | - | - | 0,20 |
Farben und Wirkung: Sichtbarkeit bei Tag und Nacht
Zulässige Farben für das Hintergrundmaterial sind fluoreszierend Gelb, fluoreszierend Orange-Rot und fluoreszierend Rot. In Deutschland erlaubt die Verwaltungsvorschrift zu § 35 Abs. 6 StVO Gelb und Orange-Rot. In der Praxis kann Orange-Rot vorteilhafter sein – etwa bei Tätigkeiten in bewaldeten Gebieten oder vor gelb blühenden Feldern.
In der Dunkelheit werfen die retroreflektierenden Streifen auf der Warnkleidung das Licht von Scheinwerfern zurück und sorgen für eine gute Sichtbarkeit. Nach DIN EN ISO 20471, Tabelle 4, müssen die Streifen aus Reflexmaterial der Stufe 2 bestehen und mindestens 50 mm breit sein. Die horizontalen Streifen müssen mindestens 50 mm voneinander entfernt sein. Retroreflektierende sowie fluoreszierende Bestandteile der Kleidung müssen so verteilt sein, dass eine Rundumsichtbarkeit bei möglichst allen Körperhaltungen sichergestellt ist. Eine Kombination aus waagerechten und senkrechten Streifen erreicht dieses Ziel am besten.
Pflege und Kontrolle: Warnschutzkleidung regelmäßig prüfen
Die Deula empfiehlt: Reicht die Warnwirkung der Schutzkleidung durch Verschmutzung, Alterung oder Abnahme der Leuchtkraft nicht mehr aus, muss die Kleidung ausgetauscht werden. Bei neuer Schutzkleidung ist ein Blick auf das Pflegeetikett nützlich: Die Hinweise sollten in Deutsch aufgeführt sein. Wichtig ist, die vorgegebenen Waschzyklen einzuhalten und nicht über die empfohlene Temperatur hinauszugehen.
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Für eine zuverlässige Beurteilung der Reflexstreifen empfiehlt sich der Einsatz eines Daylight Visualizers, der Tageslicht mit Scheinwerferlicht simuliert. Da Warnkleidung ein sicherheitsrelevanter Bestandteil der Persönlichen Schutzausrüstung (PSA) ist, sollte sie möglichst durch zertifizierte Wäschereien gereinigt und regelmäßig geprüft werden. Dadurch wird sichergestellt, dass Pflegehinweise eingehalten werden und eine Imprägnierung stattfindet. So lässt sich nicht nur die Nutzungsdauer verlängern – auch überalterte Kleidung wird konsequent aussortiert. Es geht schließlich um Leben!
Weitere Informationen zu den DEULA-Bildungszentren und zu Seminaren finden Sie unter www.deula.de
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