Materialbeschaffung über eine einzige App
Material für die Baustelle zu ordern ist häufig kompliziert. Meist wird über Telefon, E-Mails, Online-Shops oder Fax mit mehreren Lieferanten kommuniziert. Das Startup-Unternehmen Cathago will diesen Prozess mit einer einzigen App vereinfachen. Das Bauunternehmen Richard Ditting testet die Einkaufs-App erstmals auf der Großbaustelle Ipanema in Hamburg.
Das Mischen wird digital
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Die Idee: mit einer digitalen App mit wenigen Handgriffen bei mehreren Lieferanten eine Bestellung auslösen – wie bei Amazon & Co. Was bei den gängigen Marktplätzen wie Amazon gut funktioniert, ist auf der Baustelle problematischer. Diese Erfahrung musste das Gründungsteam von Cathago erst machen. Denn auf der Baustelle kommt eine logistische Aufgabe hinzu, außerdem sollte mit dem Bestellvorgang in einem einheitlichen Prozess auch die Buchhaltung eingebunden sein.
Die personelle Story dahinter: Das Gründerteam kennt sich teilweise schon seit Kindertagen und aus dem Studium. Fast alle haben im familiären Hintergrund Erfahrungen mit dem Bauwesen gemacht. Aus einer universitären Aufgabe, ein System zum Preisvergleich zu entwickeln, um die Intransparenz bei der Beschaffung von Baustoffen zu begegnen, entwickelte sich die Idee, die beiden Megatrends – Digitalisierung und Nachhaltigkeit – zusammenzuführen. Daraus entstand das System und die Software Cathago zur optimalen und effizienten Materialbestellung.
Von mobilen Geräten aus Material bestellen
Wie arbeitet ein typischer Nutzer mit der Cathago-App? „Wir unterscheiden einen Nutzer, der auf der Baustelle ist, und einen Nutzer, der im Büro ist, also ein klassischer Einkäufer“, sagt Dressler. „Auf der Baustelle ist es in der Regel ein Vorarbeiter, Polier oder auch ein Bauleiter. Das hängt von der Struktur im Unternehmen ab. Bei manchen Firmen bestellt der Bauleiter das gesamte Baumaterial selbst, in anderen Betrieben macht es der Einkaufsleiter. Mit Cathago können wir genau diese unterschiedlichen Strukturen eines jeden Unternehmens abbilden.“
Typischerweise sehe es in der Praxis so aus, dass ein Einkäufer für ein konkretes Bauvorhaben zentral einen Warenkatalog vorbereitet. Oft werde für das Bauvorhaben Eins anderswo eingekauft als für das Bauvorhaben Zwei. Es werden also verschiedene Lieferanten zugeordnet, und es werden aus einer großen Datenbank Produkte diesen Bauvorhaben zugeordnet. Der Polier oder Bauleiter kann dann entweder mittels mobiler App vom Laptop oder auch vom Handy direkt Material wie Dämmung, Schrauben etc. bestellen.
Der Vorteil: In der App sind alle Lieferanten erfasst, die die benötigten Materialien liefern. Der Besteller sammelt alles in einen einzigen Warenkorb und bestellt. Er muss nicht verschiedene Bestellungen absenden. Abhängig vom eingerichteten Workflow geht die Bestellung direkt an den Lieferanten oder noch einmal zur Prüfung. Alle Dokumente sind live verfügbar, auf dem Laptop oder auf dem Handy einschließlich einer Übersicht über die vorgesehenen Lieferungen – ohne Zettelwirtschaft.
Auch für Subunternehmer von Vorteil
Weil Nach- oder Subunternehmer auch selbst einkaufen, hoffen die App-Entwickler, dass künftig auch Nachunternehmer die Cathago-Software nutzen. Es gebe den Trend, dass große Unternehmen informiert sein möchten, was ein Nachunternehmer einkauft und was genau verbaut wird. Außerdem können bei Sammelbestellungen bessere Preise erzielt werden, wenn dieser Vorteil genutzt werde. Das bringe dem Generalbauunternehmer nur Vorteile. „Deshalb arbeiten wir daran, dass in eine Ausschreibung eines Objektes den Hinweis enthält: Das Einkaufsportal ist Cathago. Aber das ist Zukunftsmusik“, sagt Dressler.
Für die Nutzung der App müssen Lizenzen erworben werden. Die Kosten für die Nutzer sollen allerdings überschaubar sein. Bei sehr kleinen Bauvorhaben können schon drei Lizenzen ausreichen, während große Projekte eine Vielzahl an Nutzer erfordert.
Ziel: Nummer 1 in Europa werden
Für die nahe Zukunft hat das Startup-Unternehmens ehrgeizige Ziele. Auf die Frage, wo Cathago in etwa fünf Jahren stehen wolle, antwortet Dressler: „In fünf Jahren wollen wir mit Cathago weiter gewachsen sein. Wir glauben an die Idee, wir erfahren auch ein gutes Marktfeedback. Wir wollen unsere Kooperationen und Partnerschaften weiter ausbauen. Wir möchten auch nicht nur in Deutschland wachsen und uns zur Nr. 1 machen, sondern in ganz Europa. Wir sind sicher, dass unser System die Materialbeschaffung optimiert.“
Erster Cathago-Nutzer im Interview: „Wir sparen Zeit auf der Baustelle“
Erste Erfahrungen mit der Einkaufs-App von Cathago macht zurzeit das Bauunternehmen Richard Ditting GmbH & Co. KG auf der Großbaustelle Ipanema in Hamburg. Wir sprachen mit Axel Schelter von der Baufirma Ditting über erste Erkenntnisse.
B_I baumagazin: Seit wann wird die Cathago-App in Ihrem Haus genutzt?
Axel Schelter: Im regelmäßigen Tagesgeschäft wird sie noch nicht genutzt. Wir sind quasi noch im Set up. Cathago kennen wir seit etwa einem Jahr. Seither sind wir in einer Art Entwicklungspartnerschaft. Wir haben schnell gemerkt, dass das Cathago-Produkt nicht nur für uns, sondern auch für andere Firmen ein großes Potenzial hat. Sie ermöglicht den Baufirmen, ihre Prozesse zu bündeln und aus einer Plattform heraus zu bestellen. Wir haben dann gemeinsam mit Cathago das Produkt geschärft. In einem Workshop hat Cathago uns und anderen Baufirmen die Idee vorgestellt, und wir konnten unsere Ideen oder Markteinschätzungen mit einbringen. Seit dem Herbst letzten Jahres testen wir das System und haben wir vereinzelt im Tagesbetrieb Bestellungen über die Plattform ausgeführt.
Momentan können wir über die Plattform schon mehrere größere überregionale und kleinere regionale Lieferanten erreichen. Mit zwei großen und drei regionalen Händlern decken wir über Cathago etwa achtzig Prozent unserer Bestellungen ab.
B_I baumagazin: Wo sehen Sie die wesentlichen Vorteile von Cathago?
Schelter: Cathago bietet uns einen großen Vorteil, indem es den Bestellprozess erleichtert. Ein Polier wird deutlich weniger Zeit benötigen, eine Bestellung auszulösen, zu dokumentieren, eine Lieferung im Kalender festzuhalten. Der ganze Ablauf der Materialbestellung - Lieferungen, Annahme, Lieferüberprüfung - läuft über Cathago mit einer Oberfläche. Wir sparen also Zeit auf der Baustelle. Der Polier kann sich um seinen eigentlichen Job kümmern, nämlich die Bauüberwachung und die Bauausführung.
Außerdem: Der Einkauf wird entlastet, weil er mit der Bestellung nichts mehr zu tun hat. Cathago hat es verstanden, sich in die Nutzersysteme einzulinken, also auch in das ERP der Lieferanten. Ein Beispiel: Wenn wir heute bei Würth bestellen, geht die Bestellung ins ERP von Würth. Das ist ein großer Vorteil für beide Seiten, weil Datenkonsistenz sichergestellt ist. Es gibt keine Doppelerfassung mehr und es gibt keine Übertragungsprobleme. Diese Möglichkeiten kannten wir bisher noch nicht.
Wichtig für uns ist auch, dass Cathago sich nicht in die Preisfindung einmischt. Sie stellen die Preise dar, die wir mit den Lieferanten vereinbart haben oder die uns die Lieferanten anbieten. Sie schlagen also nicht wie Amazon per Algorithmus ein Produkt vor. Das würden auch die Poliere nicht mitmachen, weil sie selbst entscheiden wollen, was sie, auch unter qualitativen Gesichtspunkten, bestellen.
B_I baumagazin: Es wird häufig eine mangelnde Preistransparenz kritisiert. Ist das mit Cathago aufgehoben?
Schelter: Ja, wenn der Polier nach einem sechs Millimeter Bohrer sucht, dann werden ihm alle Lieferanten angezeigt, mit denen wir einen Rahmenvertrag haben, oder im Cathago-Netzwerk sind. Das könnte bedeuten: Wenn ich mit mehr Lieferanten zusammenarbeite, kann ich besser ich besser Preise vergleichen.
B_I baumagazin: Wie viele Lizenzen nutzen Sie gerade für Ipanema?
Schelter: Im Moment sind wir mit Cathago ja noch in einer Testphase. Danach werden wir dann entscheiden, wie viele Lizenzen wir nutzen wollen. Wir wollen Cathago ja auch für andere Bauvorhaben nutzen, perspektivisch für alle Bauvorhaben. Aus der Sicht von heute würde jeder, der bestellt eine Lizenz bekommen. Von den Kosten her ist das in Ordnung, weil jeder Polier ja auch Zeit spart. Bei einem Bauvorhaben wie Ipanema würden wir wohl fünf bis sechs Lizenzen nutzen.
B_I: baumagazin: Nutzen Ihre Subunternehmen auch Cathago für ihre Bestellungen?
Schelter: Im Ausbau arbeiten wir fast ausschließlich mit Nachunternehmern, die ihr Material mitbringen oder unabhängig bestellen. Meist kaufen sie über den stationären Baustoffhandel. Wir werden denen allerdings nahelegen, sich mit Cathago zu beschäftigen.
B_I baumagazin: Nach Ihren bisherigen Erfahrungen: Wie lautet Ihr Fazit?
Schelter: Cathago müsste größer werden. Je mehr es nutzen, desto größer wird die Plattform. Die Digitalisierungsbranche hat die Baubranche gerade erst entdeckt. Andererseits merkte die Baubranche, dass sie an Digitalisierung nicht vorbeikommt. Cathago ist ein gutes Beispiel dafür, dass heute Lösungen angeboten werden, an die wir vor zwei Jahren noch nicht gedacht hätten: Lieferanten auf eine Plattform zu bringen. Die Lösung von Cathago kommt aus der Baupraxis.
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B_I baumagazin: Vielen Dank, Herr Schelter, für das Gespräch.
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