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Ein Fall für zwei

Test MAN TGE 3.140 mit Meiller Kipper: Drunter ein aufgefrischter MAN TGE mit neuem Cockpit, drauf ein Meiller-Kipper mit weniger Kilos und Ausstattung für den GaLaBau – die Kombination lässt aufhorchen.

Test MAN TGE 3.140: Leistungsstarker Kipper mit Meiller-Trigenius D202
Zum Kippen zu schade? Der MAN TGE mit Meiller-Aufbau ganz bestimmt nicht. | Foto: Randolf Unruh

Hier haben sich zwei gefunden. Da wäre MAN, als Lkw-Hersteller mit einem Herz für Aufbauten. Auch bei großen Transportern, die angesichts üblicher MAN-Kipperformate doch eher wie Hänflinge erscheinen. Und da wäre Meiller, als Kipperspezialist von Hause aus ebenfalls eher bei den großen Fuhrwerken angesiedelt. MAN hat mit dem TGE als Zwilling des VW Crafter längst bei den Kleinen Fuß gefasst. Vorzugsweise dort, wo es um besondere Einsätze und Aufbauten geht. Und das will ebenso Meiller mit der gewichtsoptimierten Kipper-Baureihe Trigenius D202. Resultat der Zweier-Kombination: Ein stilvoller kleiner Kipper.

Das beginnt mit dem MAN TGE, in seiner Liga zweifellos Oberklasse. Mit geräumigem Fahrerhaus, gediegen ausgestattet und verarbeitet. Mit Haltegriffen zum Ein- und Aussteigen an den richtigen Positionen, einem gemütlichen Fahrersitz und dem neuen, vielfältig konfigurierbaren Kombi-Instrument mit feurig-glutrot leuchtenden Armaturen bei Anstieg von Tempo und Drehzahl. Der Tacho reicht optimistisch bis 240 Sachen. Dann der große Monitor, in Optik und Bedienung auf aktuellem VW-Konzernniveau. Das heißt konfigurierbar mit Direktwahltasten und reichlich Informationen und Einstellmöglichkeiten in den Menüs.

Lenkrad mit echten Tasten

Hinzu kommen zeitgemäße Elemente wie schlüsselloser Start und elektronische Feststellbremse. Und, das kann nicht mehr jeder, ein Lenkrad mit richtigen Tasten. Nach wie vor vermisst: praktische Drehregler für die Klimatisierung. Das trifft auch für die vielen Assistenzsysteme zu, mal ein Segen, mal auch betriebsblind und mit ständig warnendem Gebimmel ein Ärgernis. Domestizieren per Einstellung im Monitor klappt nur auf Zeit: Nach dem nächsten Motorstart sind sie in Geschwaderstärke wieder da und arbeiten streng nach Vorschrift.

Wie sympathisch berechenbar sind im Vergleich dazu Antrieb und Fahrwerk des TGE. Unter der Haube steckt der bekannte Zweiliter-TDI von VW. Hier homologiert als Heavy Duty mit 103 kW (140 PS) und 360 Nm, das passt. Dank der drehfreudigen Maschine mit hoher Abregeldrehzahl von etwa 4.800 Touren lässt sich der Kipper trotz eines sympathisch kurz gestuften Anfahrgangs auch auf heiklen Strecken schaltfaul im kleinen Gang bewegen. Dazu zeigt die Maschine im Bereich des maximalen Drehmoments Biss und Antrittsstärke. Knickt jedoch bei Tourenzahlen unter etwa 1.500/min ein und reagiert dann lethargisch. Oben ist bei 135 km/h Schluss, für einen Kipper kein Handicap.

Entsprechend des Einsatzgebietes entfiel bei der ausgiebigen Redaktions-Verbrauchsfahrt die Autobahnetappe. Mit einem Schnitt von 10,1 Liter/100 Kilometer schlug sich der beladene Kipper auf Kurz- und Überlandstrecken sehr wacker. Wer den MAN aber wenig artgerecht in vollem Galopp über die Autobahn drischt, muss mit 14 Litern rechnen – offener Aufbau und Ablagegestell sind Windbremsen.

Solides Fahrwerk

Als tempofest entpuppt sich das Fahrwerk. Mit seinem hohen Schwerpunkt ist der Kipper kein Kurvenstar, aber im Bedarfsfall auch mit einer gewichtigen Palette auf dem Buckel zügig und sicher unterwegs. Auch benimmt er sich leer wie beladen überraschend komfortabel. Harsch reagiert das Fahrwerk nur auf üble kurze Bodenunebenheiten. Alles andere filtert der MAN-Kipper souverän weg.

Stichwort Kipper: Was heißt schon kleiner Kipper, wenn der Aufbau von Meiller stammt, bekannt für Stabilbauweise. Deshalb hat Meiller seine Transporter-Kippbrücke auf Diät gesetzt und sich den Trigenius D202 speziell für 3,5-Tonner einfallen lassen. Das Ergebnis ist kein Hungerhaken. Da wäre als Boden ein Stahlblech der Härte HBW 450 mit 1,5 Millimeter Stärke, nun verschweißt per Laser. Der Hilfsrahmen ist gelocht, wie der gesamte Unterbau. Prompt taxiert Meiller den 3,4 Meter langen Aufbau des TGE auf 582 Kilogramm, beachtliche 20 Prozent oder 148 Kilogramm weniger als der Vorgänger.

Leichtbau ist nicht alles für hart arbeitende Kipper. Die Bordwände sind zugunsten des Ladevolumens um 50 auf 400 Millimeter gewachsen. Die KTL-Grundierung beugt Rostfraß vor. Aufmerksamkeit verdienen Details wie die einfach zu bedienenden Steckstifte und vor allem die Bordwandverschlüsse. Kipper-Kenner nicken wohlwollend angesichts von sechs Paar stabilen Zurrösen bündig versenkt im Boden und zahlreichen weiteren Ösen auf Bordwänden und Stirnwand. Beim Testwagen kamen ein Ablagegestell mit Kammhalter für Schaufel, Hacke, Harke und Besen sowie verstellbare seitliche Zurrschienen mit einer Spannstange hinzu. So verbleiben – auch der TGE ist kein Fliegengewicht – knapp 900 Kilo Nutzlast für Fracht und Fahrer.

Einfache Bordwandbedienung

Also Ballast rauf für die Verbrauchsfahrt und im Anschluss wieder runter damit. Fix die Bordwände auf- und zuklappen, dabei stämmige gummierte Anschläge entdecken. Den Trigenius nach hinten kippen, dabei auch mal mit der Bordwand pendeln. Umstecken und die Ladefläche zur Seite neigen. Das Auf und Ab klappt ganz einfach per Tastendruck vorne links in der Kabine, begleitet von etwas Getöse im Heck – Kipper im Stress.

Ebenso wie der TGE, den MAN für den fordernden Einsatz als Kipper sorgfältig vorrüstet. Etwa mit verstärkten Stabis, maximal 2,1 Tonnen Achslast vorne und entsprechend großen Reserven für ungleichmäßig verteilte Ladung oder einer Anhängerkupplung. 3 Tonnen darf der TGE ziehen. Doch Vorsicht, das zulässige Gesamtzuggewicht ist auf 6 Tonnenn beschränkt. Bei aller Einsatzfreude nicht vergessen: Mit Vorderradantrieb zählt der TGE eher zur milden Sorte, für die meisten Einsätze im GaLaBau völlig ausreichend. Eben ein stilvoller kleiner Kipper.

Gedeiht die grüne Branche?

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Technische Daten

MAN TGE 3.140 mit Meiller-Kipper

Grundpreis netto: keine Angabe

Motor und Antrieb

Typ: Vierzylinder-Turbodiesel, Common-Rail-Direkteinspritzung, Aufladung per Abgasturbolader, Ladeluftkühlung, SCR-Kat und DPF, Abgasstufe Euro 6e.

Hubraum: 1.968 cm³

Nennleistung: 103 kW (140 PS) bei 3.500-4.000/min

Max. Drehmoment: 360 Nm bei 1.500-2.500/min

Kraftübertragung: Sechsgang-Schaltgetriebe, Frontantrieb

Fahrwerk und Reifen

Fahrwerk: Vorderachse mit Einzelradaufhängung an McPherson-Federbeinen, untere Dreiecks-Querlenker, Stabilisator, Hinterachse als Starrachse mit Parabelfeder und Stützblattfeder,

Reifengröße: 235/65 R 16 C

Bremsen

Hydraulische Zweikreisbremse, vorn innenbelüftete, hinten massive Scheiben-bremsen, ESP mit ABS, ASR, elektronisch geregelte Bremskraftverteilung. Anfahrassistent, Bremsassistent, Geschwindigkeitsassistent. Notbremsassistent, aktiver Spurassistent, Verkehrszeichenassistent

Maße und Gewichte

Länge x Breite x Höhe: 6.200/2.100/2.570 mm

Radstand: 3.640 mm

Wendekreis: 13.900 m

Leergewicht Testwagen: 2.620 kg

Nutzlast: 880 kg

zul. Gesamtgewicht: 3.500 kg

zul. Achslast vorn/hinten: 2.100/2.100 kg

zul. Anhängelast: 3.000 kg

zul. Gesamtzuggewicht 6.000 kg

Testwerte

Beschleunigung:

0-50/100 km/h: 4,9/15,8 s

Elastizität:

60-80 km/h (4./5. Gang): 4,7/6,1 s

60-100 km/h (4./5. Gang): 10,1/12,3 s

80-120 km/h (4. Gang): 24,1 s

Höchstgeschwindigkeit: 135 km/h

Innengeräusche bei:

Stand/50/100 km/h: 47/57/68 dB(A)

Verbrauch

Normverbrauch kombiniert WLTP: 9,7 l/100 km

Testverbrauch beladen: 10,1 l/100 km

Adblue Gesamtfahrstrecke: 0,36 l/100 km

Test MAN TGE 3.140: Leistungsstarker Kipper mit Meiller-Trigenius D202: Weitere Bilder

Geräumig und hochwertig: sorgfältig eingerichtetes Fahrerhaus des MAN TGE. | Foto: Randolf Unruh
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