Warum Graf von Baudissin auf Nordmanntannen setzt
Auf Gut Augustenhof im schleswig-holsteinischen Osdorf werden seit fast 40 Jahren Weihnachtsbäume angebaut. Was die Nachfrage betrifft, bereiten Wolf-Oliver Graf von Baudissin weder Plastikbäume aus dem Baumarkt noch wilde Öko-Debatten über Tannen von der Plantage größere Sorgen. Nachdenklich stimmen ihn allerdings die Folgen des Klimawandels.
Der Gutshof, dessen Geschichte sich bis ins Jahr 1430 zurückverfolgen lässt, liegt in Ostseenähe – nordwestlich der Landeshauptstadt Kiel. 1986 begann auf dem Anwesen der Anbau von Weihnachtsbäumen. Abgesehen von ein paar Fichten baut Baudissin auf einer Fläche von 65 Hektar weitestgehend Nordmanntannen an. Er setzt auf die Ambrolauri: Die Sorte stammt aus dem Zentral-Kaukasus in Georgien. „Wir beziehen sie als drei- bis vierjährige wurzelnackte Pflanzen aus verschiedenen Baumschulen im Kreis Pinneberg“, berichtet der Landwirt.
Gerade für den lockeren Boden in Norddeutschland eignet sich die Ambrolauri nach seinen Worten gut. „Außerdem hat die Nordmanntanne einen schönen Aufbau“, sagt Baudissin. Sie hat einen symmetrischen Wuchs und dichte, weiche Nadeln. Zudem gilt die Sorte als pflegeleicht, schnellwachsend, frosthart und schnittverträglich. In dem Betrieb kümmern sich sieben Mitarbeiter um die Pflege der Weihnachtsbäume, die möglichst schlank gehalten werden. „Die meisten Kunden wollen keine allzu breiten Bäume“, verrät Baudissin. Daher werden längere Äste abgeschnitten. Zudem gehe der Trend hin zu kleineren Weihnachtstannen. Waren früher 2,30 bis 2,50 Meter große Bäume gefragt, sollen sie heute lieber eineinhalb bis zwei Meter messen.
Nordmanntannen für Marktplätze, Gastro und Familien
Allerdings reicht das Sortiment auf Gut Augustenhof vom Baum im Mini- bis hin zum XXL-Format: So verkauft Baudissin kleine sogenannte „Oma“- und „Kinder“-Bäume, die sogar auf einem Tisch Platz haben und somit Senioren wie auch Nachwuchs erfreuen, was wiederum eine Werbung in der nächsten Generation darstellt. Ebenso gibt es große Exemplare um die zwölf Meter. Schließlich gehören zu den Kunden auch Städte, die Weihnachtsbäume für ihren Marktplatz brauchen, aber auch Kirchen, Hotels, Gastro-Betriebe sowie der Großhandel. Doch das Gros der Nordmanntannen wird in der Adventszeit direkt auf Gut Augustenhof verkauft, wo dann ein kleiner Weihnachtsmarkt aufgebaut ist. „Die Besucher können ihren Baum bei uns selbst schlagen“, erzählt Baudissin. Wer mag, wird mit einem Planwagen in die Schonung kutschiert. Darauf stehen nicht nur Familien.
Die Nachfrage nach Weihnachtsbäumen hält sich laut Baudissin, der auch Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Schleswig-Holsteinischer Weihnachtsbaumproduzenten ist, konstant. Gut Augustenhof verkauft nach seinen Angaben rund 10.000 Weihnachtsbäume im Jahr. Der Preis liegt auf dem Weihnachtsbaumfeld bei 22 Euro je laufendem Meter. Bereits gesägte Nordmanntannen kosten 14 Euro, 19 Euro oder 23 Euro pro laufenden Meter. Besonders in der Corona-Zeit sei der Absatz in der Branche hoch gewesen. „Weil die Menschen zu Hause bleiben mussten und es sich dort gemütlich gemacht haben“, sagt er.
Naturtanne statt Plastikbaum
Dass Weihnachtstannen-Käufer aus Gründen des Umweltschutzes auf Plastikbäume umsteigen, kann der Landwirt nicht nachvollziehen. So bezweifelt er nicht nur mit Blick auf Produktionsstandorte in Asien deren bessere Öko-Bilanz. „Und warum werden wohl die Plastiktüten aus den Supermärkten verbannt?“, fragt Baudissin. Gut Augustenhof sei zwar kein Öko-Betrieb, stellt er fest, dennoch werde sehr wohl auf Nachhaltigkeit geachtet. „Wenn wir einen Baum absägen, dann pflanzen wir gleich den nächsten nach – wir entnehmen nur, was zuwächst.“
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Auch die Düngung erfolge mit Augenmaß: „Was der Baum entnimmt, das düngen wir wieder nach.“ Beim Pflanzenschutz kommt Netzschwefel gegen Baummilben zum Einsatz. Denn beim Anbau der Weihnachtsbäume werde auf Qualität und Frische großen Wert gelegt, betont Baudissin. Schon weil die regionale Vermarktung eine immense Rolle spiele, könne sich der Betrieb nichts anderes erlauben. Baudissin: „Bevor eine Tanne in den Verkauf geht, wird sie bis zu 40-mal von uns besucht.“
Weihnachtsbäume und die Folgen des Klimawandels
Von Plastikbäumen und der hässlichsten Weihnachtstanne
Woran erkennt man einen guten Weihnachtsbaum und woran einen schlechten?
Wolf-Oliver Graf von Baudissin: Für uns ist nur schlecht, was alt ist – und gut bedeutet frisch. Es geht ja auch um die Optik. Jeder Kunde hat doch seinen eigenen Geschmack. Der eine bevorzugt einen Baum mit fünf Spitzen. Der andere möchte nur eine haben. Manche mögen Tannen, die voller sind. Andere wiederum stehen auf offenere Bäume. Der Geschmack ist eben individuell.
Braucht man heutzutage überhaupt noch eine Naturtanne? Es gibt doch künstliche Weihnachtsbäume.
Wolf-Oliver Graf von Baudissin: Wenn wir an das Thema Nachhaltigkeit denken, ist der Naturbaum genau der richtige Baum. Ein Plastikbaum ist nicht nachhaltig und nicht besonders gut. Und wird auch nicht so lange in den Haushalten halten, wie man ursprünglich immer gedacht hat. Der wird auch schneller ausgetauscht. Also wenn man etwas Gutes haben möchte, greift man auf das Naturprodukt zurück. Immerhin kann ein Zwei-Meter-Baum bis zu 14 Kilo Kohlendioxid speichern.
Zu Ihnen kommen viele Familien auf den Gutshof, um einen Weihnachtsbaum zu kaufen: Fällt Ihnen eventuell eine Anekdote ein?
Wolf-Oliver Graf von Baudissin: Ja, es gibt eine nette Geschichte, die wir hier mal erlebt haben. Ein Kunde sagte, er hätte gern den hässlichsten Baum, den wir haben. Daraufhin erwiderte ich, dass wir nur schöne Bäume hätten. Das wollte er nicht so ganz glauben und beharrte darauf, gern den hässlichsten Baum kaufen zu wollen. Daraufhin schickte ich den Mann mit einem Mitarbeiter los. Und sie suchten gemeinsam einen nicht ganz so hübschen Baum aus. Schließlich erkundigte sich der Mann, was die Weihnachtstanne denn koste. Ich gab ihm zu verstehen, dass wir in dem Fall über den Preis reden könnten. Er wollte aber gern den vollen Preis zahlen. Wir einigten uns auf einen Preis – und ich fragte ihn anschließend, warum er überhaupt den hässlichsten Baum haben wollte? Daraufhin erzählte der Mann, dass er jedes Jahr zu uns auf den Hof komme, hier den aus seiner Sicht schönsten Baum kaufe, wieder nach Hause fahre und dann von seiner Frau folgendes zu hören bekomme: „Na, da hast du ja mal wieder den hässlichsten Baum erwischt, so wie der aussieht.“ In den folgenden Jahren kamen der Mann und seine Frau immer gemeinsam zu uns zum Weihnachtsbaumkauf – und es war immer richtig nett.
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