Ziel ist die doppelte Technologieführerschaft

Die Stihl Gruppe strebt im Akku- und im Verbrenner-Segment die Technologieführerschaft an. Das geht aus der Bilanzpressekonferenz der Gruppe hervor. Im Bereich Benzin-Produkten setzt der Gerätebauer auf E-Fuels. Insgesamt bremsen konjunkturelle und geopolitische Herausforderungen den Absatzwachstum.

Bilanzpressekonferenz von Stihl verkündet Umsatzplus
Der Vorstand der Stihl AG (v.l.n.r.): Dr. Michael Prochaska (Personal und Recht), Ingrid Jägering (Finanzen), Michael Traub (Vorsitzender), Anke Kleinschmidt (Entwicklung), Sarah Gewert (Marketing und Vertrieb), Martin Schwarz (Produktion und Materialwirtschaft) | Foto: Stihl

Die Stihl Gruppe hat das herausfordernde Geschäftsjahr 2022 mit einem Rekordumsatz von 5,5 Milliarden Euro abgeschlossen und konnte damit ein Wachstum von 8,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr erzielen. Als international aufgestellte Gruppe wurden 90 Prozent des Umsatzes außerhalb des Heimatmarktes Deutschland erzielt. Das Plus geht insbesondere auf Währungseffekte, inflationsbedingte Preisanpassungen und eine stärkere Nachfrage nach hochpreisigen Profi-Produkten zurück. Ohne Wechselkurseffekte hätte der Umsatzzuwachs 3,1 Prozent betragen. Ende 2022 arbeiteten 20.552 Beschäftigte in der STIHL Gruppe. Das sind 2,3 Prozent mehr als im Vorjahr.

Traub sieht leichten Rückgang in der Nachfrage bei Stihl

Michael Traub, Stihl Vorstandsvorsitzender, erklärt: „Unser Absatz war im Geschäftsjahr 2022 nach wie vor auf hohem Niveau. Gegenüber dem wachstumsstarken Vorjahr verzeichneten wir jedoch einen leichten Rückgang in der Nachfrage. Denn 2022 war geprägt von konjunkturellen und geopolitischen Herausforderungen. Seien es gestörte Lieferketten, Materialknappheit, Krieg in der Ukraine, Energiekrise oder Inflation. Das haben wir auch in der Geschäftsentwicklung gespürt.“ So wurde das Absatzwachstum unter anderem auch gebremst durch eine schwache Konjunktur in den Kernmärkten USA und Westeuropa, eine abnehmende Kaufkraft und eine stärkere Verlagerung von Konsumausgaben in andere Lebensbereiche wie Gastronomie und Tourismus infolge gelockerter Corona-Maßnahmen.

Bei Stihl kommt der Akku

Negativ hat sich der Wegfall des Cocooning-Effekt ausgewirkt, der den Trend beschreibt, sich in die eigenen vier Wände zurückzuziehen und beispielsweise der Gartenarbeit oder dem Heimwerken nachzugehen. | Foto: Stihl
Negativ hat sich der Wegfall des Cocooning-Effekt ausgewirkt, der den Trend beschreibt, sich in die eigenen vier Wände zurückzuziehen und beispielsweise der Gartenarbeit oder dem Heimwerken nachzugehen. | Foto: Stihl

Während der Trend zu Akku-Produkten nach wie vor anhält, verzeichnet die Stihl Gruppe einen leichten Rückgang im Benzin-Segment. Traub: „Der Wandel von Benzin hin zu Akku ist in vollem Gange. Stihl gestaltet diese Transformation aktiv, indem wir auf eine doppelte Technologieführerschaft setzen: Wir investieren konsequent auf hohem Niveau in die Akku-Technologie und arbeiten gleichzeitig weiterhin mit Hochdruck daran, unsere Benzin-Produkte nachhaltig und umweltfreundlich weiterzuentwickeln.“

Dabei hat sich die Gruppe bewusst dazu entschlossen, an keiner Akkuplattform zu partizipieren, an der andere Unternehmen beteiligt sind. Stihl will seinen eigenen Weg gehen. „Wir bieten eine breite Palette an Akkugeräten an und können die anstehenden Fragen zur Technologie ganz alleine bewältigen“, so Traub auf Nachfrage.

Verändertes Konsumverhalten, Trockenheit und Lieferengpässe bremsen Absatzentwicklung

Mit dem Wegfall der Corona-Maßnahmen ebbte der Cocooning-Effekt ab, der den Trend beschreibt, sich in die eigenen vier Wände zurückzuziehen und beispielsweise der Gartenarbeit oder dem Heimwerken nachzugehen. Stattdessen flossen mehr Ausgaben in Bereiche wie Tourismus, Kulturangebote und Gastronomie. Das wirkt sich ebenfalls auf die weltweite Stihl Absatzentwicklung aus. Zudem führten Effekte wie eine schwache Konjunktur, Inflation und die Energiekrise zu einem zurückhaltenden Konsumverhalten. Gleichzeitig war die Marktversorgung aufgrund von Materialknappheit und Lieferengpässen, die infolge des Kriegs in der Ukraine nochmals verschärft wurden, auch 2022 noch sehr herausfordernd. Um die Lieferfähigkeit zu verbessern und die Produktionskapazitäten zu erhöhen, hat Stihl 404 Millionen Euro in die weltweiten Produktions-, Vertriebs- und Logistikstandorte investiert.

Bilanz von Stihl in Europa

Im Heimatmarkt Deutschlanderzielte die Gruppe ein Absatzwachstum und einen Umsatz von über 500 Millionen Euro im Jahr 2022. Die Nachfrage war hoch, sowohl bei Profis aus der Forstwirtschaft, dem Baugewerbe und dem Garten- und Landschaftsbau als auch bei Privatkundinnen und -kunden. Während Westeuropa insgesamtgeprägt war von Trockenheit, Inflation und Veränderungen im Konsumverhalten. Entsprechend ging der Absatz leicht zurück, wobei die Nachfrage nach Akku-Geräten auf Vorjahresniveau lag.

Osteuropahat sich trotz der schwierigen politischen Lage positiv entwickelt. Nahezu alle Märkte konnten ein Absatzplus verzeichnen. Für Russland und Belarus hat Stihl unmittelbar nach Kriegsbeginn einen Lieferstopp für Motorgeräte verhängt.

Bilanz von Stihl auf den Weltmärkten

In Nordamerika zeigt sich der Trend hin zu Akku-Produkten. Während die Nachfrage nach batteriebetriebenen Geräten stieg, ging der Absatz bei Benzin-Geräten leicht zurück. Positiv entwickelten sich die Märkte in Lateinamerika. Kolumbien, Mexiko und Argentinien verzeichneten sogar zweistellige Wachstumsraten. Afrika ist ein wichtiger Zukunftsmarkt für Stihl, hatte jedoch mit großen Herausforderungen zu kämpfen, wie zum Beispiel Trockenheit. Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen er-reichte der Absatz in Südafrika das Vorjahresniveau. Asien zeigt insgesamt eine positive Tendenz. In China, einem der größten asiatischen Märkte, verzeichnete Stihl zweistellige Wachstumsraten. Auch die zunehmende Mechanisierung in Indien wirkte sich positiv auf die Entwicklung aus. In Ozeanien lag die Nachfrage unter Vorjahresniveau. Das lag unter anderem an ungünstigen Witterungsbedingungen, hohen Inflationsraten und Konjunkturabschwächungen.

Stihl in Deutschland erzielt Umsatzplus

Das deutsche Stammhaus, die Andreas Stihl AG & Co. KG, erzielte 2022 einen Rekordumsatz von 1,78 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von 11,9 Prozent. Die Beschäftigtenzahl stieg um 3,8 Prozent auf 5.968 Mitarbeitende zu Ende 2022. Weiteres Beschäftigungswachstum ist geplant: Aktuell sind im Stammhaus rund 360 Stellen ausgeschrieben, insbesondere in den Zukunftstechnologien Akku, Software, IT und Digitalisierung.

Die Investitionen lagen mit 136,4 Millionen Euro deutlich über den Abschreibungen. So wurde unter anderem stark in neue Produktionsanlagen und Gebäude investiert. Ein Leuchtturm-Bauprojekt, das im Juli 2023 offiziell eingeweiht wird, ist die „Stihl Markenwelt“ am Stammsitz in Waiblingen. Traub erläutert: „Die Stihl Markenwelt geht weit über ein Museum hinaus und macht die Marke STIHL erlebbar.“ So können sich Besucherinnen und Besucher in der Markenwelt zukünftig umfassend zu Themenfeldern wie dem Ökosystem Wald, Urwäldern oder einer nachhaltigen Forstwirtschaft informieren.

Stihl strebt Akku-Anteil von 80 Prozent bis 2035 an

Akku ist für Stihl das am stärksten wachsende Marktsegment. Mittlerweile hat die Gruppe mehr als 80 Akku-Geräte für Privatanwendungen und Profis im Sortiment. 20 Prozent der weltweit verkauften Geräte sind mit Akku-Antrieb. Bis 2027 will Stihl den Anteil auf mindestens 35 Prozent steigern, für 2035 wird ein Anteil von 80 Prozent angestrebt.

Wesentliche Bausteine der Weiterentwicklung der Stihl Akku-Technologie sind grüner Strom, langlebige Akkus und Ladegeräte sowie E-Motoren mit hohen Wirkungsgraden. Gefertigt werden die Akku-Produkte derzeit an den Standorten in Österreich und den USA. Ab 2024 wird Stihl dann zusätzlich am deutschen Stammsitz in Waiblingen und am neuen Produktionsstandort in Oradea, Rumänien, Akku-Produkte produzieren.

Stihl Verbrenner-Produkte bereits heute „E-Fuels ready“

Michael Traub: „Es wird noch lange dauern, bis es Steckdosen im Wald gibt“. | Foto: Stihl
Michael Traub: „Es wird noch lange dauern, bis es Steckdosen im Wald gibt“. | Foto: Stihl

Neben der Akku-Technologie investiert Stihl zudem in die Weiterentwicklung von Verbrennungsmotoren, insbesondere in Bezug auf Nachhaltigkeit. Der Gerätehersteller setzt nach eigenen Angaben bewusst auf eine doppelte Technologieführerschaft. Denn Akku sei die Zukunft; gleichzeitig gibt es noch viele Arbeitsbereiche und Regionen auf der Welt, in denen Verbrenner-Produkte gebraucht werden. „Es wird noch lange dauern, bis es Steckdosen im Wald gibt“, so Traub. Deshalb setzte das Unternehmen vor allem in der Forstwirtschaft und in Schwellenländern auf Benzinern. Biogene Kraftstoffe heißt das Stichwort – beispielsweise der selbst entwickelte Kraftstoff Moto Mix Eco, der zu 10 Prozent aus Rohstoffen regenerativer Quellen besteht.

Mit E-Fuels geht die Gruppe nun einen Schritt weiter, denn Stihl Produkte sind bereits heute „E-Fuels ready“. Das bedeutet, dass alle Verbrenner-Produkte ohne technische Veränderungen mit diesen alternativen Kraftstoffen betrieben werden können.

STIHL erwirbt Gartentechnik-Spezialisten Mogatec

Stihl hat eine Mehrheitsbeteiligung in Höhe von 75,1 Prozent an der Mogatec GmbH, einem Spezialisten für Gartentechnik, erworben und ist damit Mehrheitsgesellschafter des sächsischen Unternehmens mit Sitz in Drebach. In den kommenden Jahren wird Stihl stufenweise die restlichen Mogatec-Anteile übernehmen. Die Zusammenarbeit zwischen Stihl und Mogatec umfasst die Auftragsentwicklung und -fertigung von einzelnen Geräten. Mogatec soll als operativ eigenständiges Unternehmen in der bisherigen Weise unverändert fortgeführt werden. Die Mogatec-Geschäftsführer Tobias Wetzel und Alexander Gränitz werden weiterhin als Doppelspitze das sächsische Unternehmen operativ führen. Mogatec wurde 1992 gegründet. Gestartet mit 15 Mitarbeitenden fertigt das Unternehmen heute Komponenten für die Herstellung von Getriebe-, Kupplungs- und Schneidsystemen sowie elektrische und akkubetriebene Gartengeräte. 2021 erzielte Mogatec einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro.

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