Wie wirkt sich im GaLaBau die angespannte Lage aus?
Aufgrund der vielen Meldungen über Lieferengpässe bei Baumaterial und Preissteigerungen haben wir einen GaLaBau-Unternehmer kontaktiert, um zu erfahren, inwiefern sich die aktuell angespannte Lage in der Praxis auswirkt. Benjamin Küsters, einer der drei Chefs der Gartenhof Küsters GmbH, stand kurzfristig für ein Interview bereit.
Kommt es im GaLaBau zu Bauverzögerungen?
„Bauzeitverlängerungen oder -verzögerungen werden auf manchen unserer Baustellen eher durch eine mangelnde Bauablaufplanung auf GU-Seite verursacht, was aber durch Corona und Materialengpässen bei Vorgewerken noch verstärkt werden kann“, sagt Küsters. Lediglich bei einer Großbaustelle hätte man dem Auftraggeber vorsorglich Bedenken aufgrund von möglichen eigenen Lieferengpässen angezeigt, um später Anspruch auf eine eventuelle Bauzeitverlängerung zu haben. Dies sei ein wichtiger rechtlicher Schritt, den GaLaBau-Betriebe ggf. gehen müssen. Denn genauso könnten GaLaBau-Betriebe z. B. von Bauverzögerungen und Behinderungen durch Vorgewerke betroffen sein, die aufgrund von fehlendem Material ihre Fertigstellungsfrist nicht einhalten können. Nichtsdestotrotz rechnet der Unternehmer aufgrund der aktuellen Situation mit Streitfällen auch in der Grünen Branche: „Streits zwischen Auftraggeber und -nehmer wird es sicherlich auch im GaLaBau geben, da die aktuelle Situation noch völlig neu und unbekannt für alle Beteiligten ist. Ich bin aber sicher, dass Lösungen gefunden werden können“, sagt Küsters.
Preissteigerungen umschiffen
Neben Kunststoff-Produkten stehen im Ranking der fehlenden Materialien für den GaLaBau außerdem hochwertiges Holz und Gehölz-Sortimente sehr weit oben und GaLaBau-Betriebe geraten unter Druck. Die dadurch teilweise kurzfristigen und extremen Preissteigerungen registriert auch Küsters, kann sie aber nach eigener Aussage gut abfedern - oder im Falle von Solitär-Gehölzen auch aus Überzeugung umschiffen: „Pflanzenmaterial sollte keine Supermarktware sein, die ähnlich wie Erdbeeren mittlerweile auch im Winter allzeit zur Verfügung steht“, sagt Küsters. Es mache aus betriebswirtschaftlicher und aus gärtnerischer Sicht wie auch aus Gründen des Klimaschutzes nur wenig Sinn, Ballenware im Sommer einzupflanzen, um sie dann aufwändig und personalintensiv über die heißen Monate zu bringen. Derlei Pflanzarbeiten würden deshalb klassischerweise vornehmlich im Herbst vorgenommen. Das könne man gerade den Privatkunden oft gut klarmachen. Bis dahin, so hofft Küsters, sollte sich auch die Materialknappheit bei Baustoffen etwas entspannt haben. Zu erwarten seien zwar langfristig höhere Preise auch vor dem Hintergrund der klimapolitischen Ziele, diese müssten dann auch entsprechend einkalkuliert und weitergegeben werden. Aktuell, so Küsters weiter, seien einige Waren auch seit Inkrafttreten der C02-Bepreisung ohnehin viel zu günstig. Insbesondere im Privatgartenbereich, mit dem der Neusser GaLaBau-Betrieb rund 20 % seines Umsatzes erzielt, sei qualitativ hochwertiges Material gefragt und das Argument „Klimaschutz“ zunehmend akzeptiert und gefordert. „Private Naturgärten liegen absolut im Trend“, so Küsters. Die Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen ist für den GaLaBau-Unternehmer eher kein großes Thema. Grund: Der Fachbetrieb konzentriert sich überwiegend auf gewerbliche Auftraggeber bzw. wird von ihnen angefragt und hat sich hier als Generalunternehmer der Grünen Branche erfolgreich positioniert. Die Forderung einer Stoffpreisgleitklausel bei öffentlichen Projekten unterstützt Küsters als VGL-Präsidiumsmitglied zwar auch, nur sei er nicht sicher, wie gut sich so etwas in der Praxis durchsetzen ließe.
Gedeiht die grüne Branche?
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Summa summarum können die Neusser GaLaBau-Profis mit der aktuellen Lage „noch gut“ umgehen und für die Zukunft zeigt sich Benjamin Küsters optimistisch: „Die Herausforderungen durch den Klimawandel sind eine Mammutaufgabe, bei der die Grüne Branche einen wichtigen Part übernehmen kann und muss.“ Programme zur Förderung von (Solar)-Gründächern, Gründachkataster oder das von der Landesregierung NRW im Rahmen der Corona-Hilfe aufgelegte Sonderprogramm „Klimaresilienz in Kommunen“, würden zumindest zeigen, dass notwendige Konjunkturprogramme für eine grünere Zukunft frei gemacht würden. „Das ist doch ein gutes Zeichen für den gesellschaftlichen Wert unserer Branche“, sagt Benjamin Küsters.
Lesetipp zum Thema Stoffpreisgleitklausel > Der Bund hat jetzt auf die Forderung der Bauwirtschaft nach Preisgleitklauseln reagiert.
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