„Unser Ziel: GaLaBau-Unternehmen fit für die Zukunft machen!“

Seit März 2023 heißt der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) Dr. Guido Glania. Der gebürtige Kölner folgte damit auf Dr. Robert Kloos. B_I galabau-Chefredakteur Bernd Hinrichs traf sich mit Glania in der Geschäftsstelle des BGL in Bad Honnef und sprach mit ihm über die Aufgaben des Verbandes, wie sich diese verändern und wie die Zukunft der Branche aussehen könnte.

Im Interview: BGL Hauptgeschäftsführer Glania exklusiv über Tarifabschlüsse und GaLaBau
Ortstermin „Haus der Landschaft“, Bad Honnef: BGL-Hauptgeschäftsführer Dr. Guido Glania (l.) im Gespräch mit Redaktionsleiter Bernd Hinrichs. | Foto: BGL

Herr Dr. Glania, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für uns nehmen. Seit März stehen Sie nun am Steuerrad des BGL. Was war Ihre erste Amtshandlung?

Es hatte sicherlich etwas mit unserer Gremienarbeit zu tun – zum Beispiel mit einer Präsidiumssitzung. Ich habe zwar schon vor März an verschiedenen Sitzungen teilgenommen, aber verantwortlich zu sein, das ist dann ja doch etwas anderes.

Wo sehen Sie die Hauptaufgaben des BGL?

Wir haben zwei wesentliche Aufgaben: Da ist einerseits die Marktentwicklung. Es hat eine lange Tradition, dass wir die großen Märkte unserer Branche (private Gärten, öffentliches Grün und Firmengärten) entwickeln. Gerade im Bereich Privatgärten liefern wir seit vielen Jahren erfolgreiche Arbeit ab. Mit Augenzwinkern könnte man sagen: vielleicht sogar zu gute. Denn einige unserer Mitglieder stoßen in diesem Segment bereits an die Grenzen des Machbaren – weil ihnen das notwendige Personal fehlt. Dennoch bleibt es wichtig, den Markt zu pflegen und nachwachsende Zielgruppen anzusprechen.

Das zweite große Thema ist für uns: Wir wollen unsere GaLaBau-Unternehmen fit für die Zukunft machen. Auch da ist aktuell das Thema Arbeitskräfte der Flaschenhals. Das beginnt bei der Ausbildung und Weiterbildung, betrifft aber auch Quereinsteigende oder die Fachkräfteeinwanderung. Zudem sind betriebswirtschaftliche Themen entscheidend für die Zukunft der Unternehmen: Hier ist es eine Aufgabe des BGL, verschiedene Hilfestellungen zu geben, beispielsweise mit dem GaLaBau-Unternehmens-Check, mit Arbeitshilfen zur Digitalisierung, mit Leitfäden für Nachhaltiges Wirtschaften im GaLaBau oder zum Employer Branding (Aufbau einer Arbeitgebermarke), zur Fachkräftegewinnung mit eigenem Stellenportal galabau-karriere.de und über unser Ausbildungsförderwerk (AuGaLa) – um nur einige unserer aktuellen Angebote zu nennen. Und natürlich helfen wir zusammen mit den Landesverbänden Mitgliedsbetrieben auch bei rechtlichen Themen, wie der Ersatzbaustoffverordnung oder der betrieblichen Nachfolge. Das ist eine schwierige Aufgabe, weil sich unsere Informationen meist an die Inhaberinnen und Inhaber richten, die auch noch persönlich auf der Baustelle sind und alle Hände voll zu tun haben.

Wir haben ein sehr starkes, aktives Ehrenamt – und das wünschen wir uns auch für die Zukunft. Deshalb ist es für uns wichtig, den Unternehmen Angebote zu machen, die auch das Gemeinschaftsgefühl wecken und Lust darauf machen, gemeinsam mehr zu erreichen.

Wie werden sich die Aufgaben des BGL zukünftig verändern?

Ein Grundsatzthema wird es sein, bei der Bandbreite von Unternehmen, alle gleichermaßen anzusprechen. Beispiel: Wir haben im BGL diejenigen, die Nachhaltigkeit und Biodiversität leben, und diejenigen, die sich stärker im Bereich Terrassenbau oder Pflasterarbeiten verorten. Das zusammenzuhalten ist die größte Herausforderung – auch zukünftig. Dazu kommen dann noch weitere Zukunftsthemen wie klimaresilientes Grün und auch nachhaltiger GaLaBau in den Betrieben – wie erstelle ich meine Leistung unter den Aspekten der Nachhaltigkeit?

Junge Menschen für den GaLaBau zu interessieren - das wird ebenfalls immer wichtiger werden. Hier muss noch mehr zum Ausdruck kommen, dass junge Menschen in unserer Branche Sinn finden. Denn sie schaffen Mehrwert, den man sehen kann, für das Klima, für mehr Biodiversität – das sind die Themen, mit denen wir zukünftig noch mehr werben müssen. Wir sind in den Bereichen schon sehr erfolgreich, aber die Herausforderungen werden zukünftig nicht kleiner.

Sie sprachen gerade von der großen Bandbreite im GaLaBau. Glauben Sie, dass es zukünftig eine größere Spezialisierung geben wird?

Gerade im Bereich naturnaher Garten ist ein umfangreiches, aktuelles Wissen zu Pflanzenkunde und Ökologie unerlässlich. Wie kann ich bestimmte Pflanzen miteinander kombinieren, um weniger Schädlingsbefall zu haben und dass es am Ende auch noch gut aussieht? Weiterbildung im GaLaBau mehr Raum zu verschaffen, das ist eine große Herausforderung. Auch beim Dach-, Fassaden- und Solargrün, bei klimastabilem, öffentlichem Grün oder im Umgang mit Wasser. Hier müssen unsere Fachbetriebe mit ihren Fachkräften sich für Zukunftsthemen weiterqualifizieren, um ihre Expertise dauerhaft zu sichern.

Gerade erst haben wir mit der Bundesagentur für Arbeit darüber gesprochen, wie wir auch ungelernte und berufsfremde Kräfte niederschwellig qualifizieren können. Wie holen wir nicht ausgebildete Menschen in unsere Branche? Wir haben zwar den Goldstandard, den rundum ausgebildeten und geprüften Landschaftsgärtner und die Landschaftsgärtnerin, wir wissen aber, dass viele Arbeitskräfte nur mit rudimentären Kenntnissen in unseren Betrieben quereinsteigen. Und diese sind froh darüber, dass nicht ausgebildete Kräfte bestimmte Arbeiten erledigen können. Die Frage ist nun: Wie können wir diesen Personenkreis berufsbegleitend modular qualifizieren, modular prüfen und spezifische Kompetenzen anerkennen. Das war in unserem klassischen Ausbildungssystem nicht vorgesehen. Hier sind wir bereits aktiv, nicht zuletzt mit unserem Qualifizierungsangebot GaLaQ (Garten Landschaft Qualifikation) .

Stichwort Arbeitskräftemangel. Angesichts des demografischen Wandels – weniger junge, mehr ältere Menschen – wird die Wirtschaft, vor allem im Bau und GaLaBau, auch künftig auf Zuwanderung angewiesen sein. Warum setzen sich Verbände und Unternehmen nicht stärker dafür ein, dass diese Menschen auf dem deutschen Arbeitsmarkt schneller Fuß fassen?

Mit Blick auf den GaLaBau muss ich da widersprechen: Hier passiert – in dieser vergleichsweise kleinen Branche – in puncto Integration ausländischer Arbeitskräfte viel. Zum Beispiel hat sich im Zuge der Flüchtlingswelle 2015 das Konzept der Willkommenslotsen bei den GaLaBau-Landesverbänden etabliert, das bis heute aktiv ist. Diese Kolleginnen und Kollegen kümmern sich um die Integration von geflüchteten Menschen als Arbeitskräfte in Mitgliedsbetrieben – aktuell auch Menschen aus der Ukraine. Zudem gibt es beim Landesverband Niedersachsen/Bremen auf Initiative des BGL seit knapp zwei Jahren ein Projekt, in dem kolumbianische Arbeitskräfte in GaLaBau-Mitgliedsbetriebe vermittelt werden konnten. Wir lernen viel bei diesem Projekt, zum Beispiel, dass es sehr aufwendig ist und einen langen Vorlauf erfordert. Als Lösung für die Fachkräfteprobleme von kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland können derartige Projekte nur ein Baustein von mehreren sein.

Im Bau wird mehr bezahlt als im GaLaBau. Würde ein höherer Tarifabschluss nicht helfen bei der Gewinnung von Nachwuchs?

Dr. Glania: "Wir hatten bei den Tarifverhandlungen in diesem Jahr deshalb die Aufgabe, so abzuschließen, dass wir einerseits die erhöhte Inflation berücksichtigen, andererseits Betriebe in bestimmten Regionen nicht überfordern. Also die Waage zu halten zwischen Attraktivität und Machbarkeit." | Foto: BGL
Dr. Glania: "Wir hatten bei den Tarifverhandlungen in diesem Jahr deshalb die Aufgabe, so abzuschließen, dass wir einerseits die erhöhte Inflation berücksichtigen, andererseits Betriebe in bestimmten Regionen nicht überfordern. Also die Waage zu halten zwischen Attraktivität und Machbarkeit." | Foto: BGL

Wir haben große regionale Unterschiede in Deutschland. Der Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg ist ein anderer als beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern. Aber es gibt einen einheitlichen, bundesweiten Tarifvertrag, der alle Verhältnisse abdecken muss. Wir hatten bei den Tarifverhandlungen in diesem Jahr deshalb die Aufgabe, so abzuschließen, dass wir einerseits die erhöhte Inflation berücksichtigen, andererseits Betriebe in bestimmten Regionen nicht überfordern. Also die Waage zu halten zwischen Attraktivität und Machbarkeit. Die Höhe des diesjährigen Abschlusses ist ein Kompromiss, der uns nicht leichtgefallen ist. Aber wir haben für die nächsten zwei Jahre Planungssicherheit.

Wie haben sich in den letzten Jahren die Ansprüche der Unternehmen an Ihren Verband geändert?

Ich glaube, die großen Themen haben sich gar nicht so stark verschoben. Wie erreichen wir als Verband unsere Mitglieder und potenzielle Mitglieder? Das ist die Hauptfrage. Die digitale Informationsflut ist so riesig, dass es auf allen Kanälen immer schwieriger wird, Zielgruppen zu erreichen. Beispiel: Wir haben breit gefächerte Marketinghilfen für unsere Mitglieder. Genau diese Information erreicht aber immer noch nicht alle Mitglieder, die dieses Angebot nutzen könnten. Das war früher sicherlich anders: Doch mit dem klassischen Verbandsmagazin erreiche ich heute meine Mitglieder nicht mehr so wie früher. Deshalb bieten wir ja unsere Informationen – auch unser Magazin – längst digital an und kommunizieren grundsätzlich auf vielen Kanälen. Mein Eindruck ist, dass die gesellschaftlichen Events, Kongresse und Veranstaltungen, die auch der BGL anbietet, tendenziell immer wichtiger werden. Gesellschaft und Miteinander erleben, das wird immer wichtiger. Unsere Botschaft: Gemeinschaftlich erreicht der GaLaBau mehr!

Wie muss sich eine Landschaftsgärtnerin oder ein Landschaftsgärtner 2023 präsentieren?

Natürlich zeitgemäß digital, aber gleichzeitig persönlich, individuell, sozial. Er oder sie sollte eine Geschichte erzählen über sich, seinen Betrieb, seine Referenzprojekte. Damit sollte der Betrieb greifbarer werden hinter dem Firmennamen. Das schafft Vertrauen und Sympathie. Wichtig ist nicht ausschließlich die fachliche Kompetenz. Jedes Unternehmen sollte auch als soziales Netzwerk agieren und sein Team als Botschafterinnen und Botschafter nutzen – Auszubildende, Fachkräfte und Geschäftsführung, aber auch zufriedene Kundschaft.

Wir kennen dies seit vielen Jahren aus der Ausbildung: Zufriedene und erfolgreiche Auszubildende sind die besten Nachwuchswerber für ihren Betrieb. Leitsatz: In jedem Mitarbeitenden steckt eine potenzielle Öffentlichkeitsarbeiterin oder -arbeiter. Ich sehe die Branche da auf einem guten Weg. Über den Generationswechsel wird vieles möglich werden, denn die Jüngeren haben weniger Scheu, sich in der digitalen Welt selbst zu inszenieren.

Gedeiht die grüne Branche?

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Herr Dr. Glania, vielen Dank für das Gespräch!

Dr. Guido Glania

  • 1970 in Köln geboren, absolvierte er hier auch sein Studium mit Promotion in Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Köln und Erlangen-Nürnberg.
  • Von 1996 bis 1999 war er Referent für Europa- und Außenwirtschaftspolitik beim Gesamtverband der Textilindustrie (Gesamttextil) in Eschborn.
  • Von 1999 bis 2003 war er Referent für Handels- und Entwicklungspolitik beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) in Berlin.
  • 2004 wechselte Glania zum BDI-Büro in Brüssel als Bereichsleiter Außenwirtschaft und internationale Rohstoffpolitik.
  • 2008 bis 2011 war er Generalsekretär der Alliance for Rural Electrification in Brüssel.
  • 2011 bis 2018 war er Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutsch-Slowakischen Industrie- und Handelskammer in Bratislava.
  • Von 2018 bis Anfang 2023 war er Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Karlsruhe.

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