Klima, Abgas, Digitalisierung - wohin geht die Maschinentechnik?
Auch bei Baumaschinen schreitet der technische Fortschritt immer rasanter voran. Doch nicht nur Antriebsarten und Einsatzgebiete verändern sich, auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen unterliegen Veränderungen. Ein Überblick:
Erstens: Der Kundenwunsch und der Kundennutzen
Aus Kundensicht sollen Maschinen und Geräte im Allgemeinen leistungsfähiger, kompakter, anwenderfreundlicher, effektiver, sicherer, smarter, intelligenter oder autonomer und kostengünstiger werden. Dass sich einige dieser Ziele widersprechen ist evident. Mehr Leistung, weniger Verbrauch und gleichzeitig geringerer Anschaffungspreis können nicht ohne weiteres gleichzeitig realisiert werden. Andererseits macht es der technische Fortschritt möglich, dass Maschinen effektiver (z.B. in Bezug auf den Kraftstoffverbrauch) und gleichzeitig leistungsfähiger (z.B. in Bezug auf die Motorleistung) werden können. Da dafür allerdings auch anspruchsvollere Technik verbaut werden muss, erhöht sich im Allgemeinen der Kaufpreis, aber auch die Ansprüche an Bedienung und Wartung.
Zweitens: Die gesetzlichen Vorgaben
Drittens: Der technische Fortschritt
Obgleich die Baumaschinenbranche als tendenziell konservativ und überwiegend kostenorientiert gilt, gibt es immer wieder epochale Neuerungen, die wesentlich auf erweiterten technischen Möglichkeiten beruhen. So hat der neu gegründete niederländische Hersteller Diverto im Jahr 2014 eine Hybridmaschine mit den Merkmalen von Mobilbagger, Radlader und Schlepper auf den Markt gebracht. Die Alleinstellungsmerkmale dieser Maschine sind zum einen die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, die sie für den kommunalen Bereich prädestiniert und zum anderen der Umstand, dass diese Maschine vollständig von außerhalb der Kabine mittels einer RC-Fernsteuerung bedient werden kann. Die besonderen Vorteile dieser Technologie liegen darin, dass der Bediener optimale Sicht auf das Arbeitsgerät (z.B. den Baggerlöffel) hat, dass er weniger Vibrationen ausgesetzt ist und dass das Ein- und Aussteigen aus der Kabine entfällt (Zeitersparnis, Unfallgefahr). Dass das Thema „Fernsteuerung“ zukunftsweisend ist, zeigen auch ähnliche Entwicklungen im Bereich der Verdichtungs- und Pflegetechnik.
Antriebstechnologien der Zukunft
Die vom Gesetzgeber angekündigte Verschärfung der Abgasgrenzwerte für Baumaschinen wird im Partikelbereich voraussichtlich nur noch durch den Einsatz weiterer Zusatztechnologien, wie z.B. Dieselpartikelfilter (DPF) erreicht werden können. Während diese Technologie nach anfänglichen Schwierigkeiten im Pkw-Bereich gut etabliert ist und im Wesentlichen funktioniert, gehen die Hersteller von Baumaschinen davon aus, dass der DPF in diesen Geräten nicht problemlos einsetzbar sein wird. Hinzu kommen die hohen Kosten der Abgasbehandlungssysteme.
Gasantriebe
Propangas wird bei Gabelstaplern, die in abgassensiblen Bereichen (wie Innenräumen) arbeiten, bereits seit Langem als Kraftstoff genutzt. Gasförmige Kohlenwasserstoffe haben sich auch im Automobilbereich in verschiedenen Varianten (LPG, CNG, LNG) als Treibstoff etabliert. Grundsätzlich wäre bei Baumaschinen zur Realisierung von Gasantrieben eine Umstellung des Wirkungsprinzips von Diesel- auf Ottomotor notwendig. Gasantriebe zeichnen sich durch deutlich geringere Abgaswerte in den Parametern Stickoxide, Partikel und Kohlendioxid aus. Gerade der CO2-Ausstoß kann ohne weitere Maßnahmen um ca. 20% reduziert werden. Als möglicher Nachteil ist die Betankung unter Baustellenbedingungen zu sehen.
Wasserstoffantriebe
Elektroantriebe – eine Option für die Zukunft?
Es ist bereits heute festzustellen, dass rein elektrische Antriebe sich sowohl bei den kleineren Maschinenklassen wie Mini- oder Hoflader etablieren (Energiespeicher durch Bleiakku), als auch bei Großgeräten wie Gewinnungsbagger in Steinbrüchen (quasi-stationärer Stromanschluss) Anwendung finden. Die Vorteile eines rein elektrischen Antriebs liegen klar auf der Hand: Sehr hoher Wirkungsgrad, keine Abgase, günstige CO2-Bilanz bei Verwendung von Ökostrom, äußerst geringe Lärmemission, „Betankung“ auch unter Baustellenbedingungen gut vorstellbar, hohe Zukunftsfähigkeit.
Da Kompaktmaschinen – und hier vor allem Lader – im Wesentlichen mobil arbeiten, ist es notwendig, die erforderliche elektrische Antriebsenergie on-board zu speichern. Deshalb hängt die Antwort, ob mobile Arbeitsgeräte im kompakten Bereich ökonomisch und rein elektrisch betrieben werden können, wesentlich von der weiteren Preis- und Kapazitätsentwicklung der Akkutechnologie, aber auch von der Entwicklung der Rohstoffpreise für Gas- und Erdöl ab. Diese Fragen können aus heutiger Sicht nicht abschließend beantwortet werden. Dennoch zeigen die ersten Erfahrungen mit elektrischen Geräten wie Elektrodumper oder Akku-Vibrostampfer, dass sich diese Investitionen in vielfältiger Hinsicht „rechnen“ können.
Digitalisierung und Automatisierung von Maschinen
Auch innovative kleinere Hersteller von Zusatzgeräten (MTS) bieten bereits heute nachrüstbare 3D-Baggersteuerungen an, die es ebenfalls ermöglichen, digitale Geländemodelle direkt, d.h. ohne jede Aussteckung, mit Hilfe von Baggern in die Örtlichkeit umzusetzen. Im Baggerbereich handelt es sich dabei um Nachführsysteme, d.h. der Fahrer erhält Informationen über einen Bildschirm, die ihm die Lage seines Arbeitsgeräts und den Sollwert in Form eines Bezugshorizonts darstellen. Die Bedienung erfolgt weiterhin manuell. Das bedeutet, der Fahrer steuert den Ausleger und erkennt mit Hilfe des Displays, wo sich die Unterkante seines Löffels in Bezug zur Sollhöhe befindet.
Gedeiht die grüne Branche?
Aktuelle Nachrichten zu den Entwicklungen im GaLa-Bau erfahren Sie in unserem Newsletter.
Hier abonnieren!
Fazit und Ausblick
Das extrem hohe Potenzial digitaler Anwendungen zur Effektivitätssteigerung im Garten- und Landschaftsbau wird sich somit in Zukunft nur nutzen lassen, wenn entsprechend geschulte Mitarbeiter zur Verfügung stehen, die digitale Geländemodelle im Planungs- und Bauprozess handhaben können. Die grundsätzliche Frage, welche Antriebstechnologie in Zukunft die größte Nutzerakzeptanz finden bzw. sich im Baustellenalltag als praktikabel erweisen wird, bleibt bis auf Weiteres offen. Die Hersteller sind auf der Suche nach Auswegen aus der Abgasfalle. Vieles spricht dafür, dass sich zunächst Hybridantriebe und auf längere Sicht rein elektrische Antriebe durchsetzen werden. Dieser Prozess ließe sich erheblich beschleunigen, wenn öffentliche Auftraggeber bei Ausschreibungen verstärkt umweltschonende Maschinen und Geräte nachfragen würden. Auch der Landschaftsbau als Grüne Branche wird künftig in der Pflicht stehen, zu zeigen, wieviel ihm Umweltschutz und Nachhaltigkeit tatsächlich wert sind.
Neueste Beiträge:
Meistgelesene Artikel
Für welche Leistungsart interessieren Sie sich?
Bauleistungen
Dienstleistungen
Lieferleistungen
Verwandte Bau-Themen:
Top Bau-Themen:
Jetzt zum Newsletter anmelden:
Werden Sie Experte im Garten- und Landschaftsbau. Plus: Kommunaltechnik.