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The Plus setzt Zeichen

Das Architektenbüro Bjarke Ingels Group hat für den Möbelhersteller Vestre nach eigenen Angaben die umweltfreundlichste und transparenteste Möbelfabrik der Welt entworfen. Die Passivhaus-Fabrik in Magnor beeindruckt durch ihren minimalen Fußabdruck und ihre regionaltypische Biodiversität, einschließlich einer großen Zinco-Dachbegrünung.

The Plus: Fabrik von Vestre mit Zinco realisiert
Das Architekturbüro BIG plante nach eigenen Angaben die offenste und transparenteste Fabrik der Welt. | Foto: Michelle Berg

Das international tätige Unternehmen Vestre stellt seit über 75 Jahren Stadtmobiliar her. Vestre hat neun von 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen direkt in die Geschäftspolitik implementiert und misst seinen Unternehmenserfolg nach eigenen Angaben eben nicht nur am finanziellen Ergebnis, sondern auch an ökologischen und sozialen Erfolgen. Bei der Standortsuche für ein neues Fabrik-Gebäude fiel die Wahl auf das norwegische Dörfchen Magnor, das gerade mal 900 Einwohner zählt und im Süden der Provinz Innlandet liegt. Traditionell ist in dieser waldreichen Gegend die Glas- und Holzindustrie ansässig.

The Plus ist in direktem Waldkontakt

Aus der Ferne mag The Plus wie ein schönes Kulturgebäude aussehen, ist aber eine hochmoderne Möbelfabrik. | Foto: Einar Aslaksen
Aus der Ferne mag The Plus wie ein schönes Kulturgebäude aussehen, ist aber eine hochmoderne Möbelfabrik. | Foto: Einar Aslaksen

Vestre und das Architekturbüro Bjarke Ingels Group (BIG) vereine der Wunsch nach einem Gebäude, das ökonomisch, nachhaltig und sozial zugleich ist, heißt es in einer Mitteilung. An diesem Punkt sei die Idee geboren, die Fabrik direkt in einen gepflanzten Kiefernwald zu betten und sowohl das Gebäude also auch die 300 Hektar Waldfläche als Erlebnisort für alle zugänglich zu machen. Besucher können bei Führungen die Möbelherstellung kennenlernen, sich über Energieerzeugung, Rückgewinnung, Wasseraufbereitung oder die Lebenszyklen der Materialien informieren. Das Besondere an der gesamten Gebäudegeometrie von The Plus ist, dass man ringsum durch die riesigen Glasfassaden wie durch große Schaufenster direkt in die Produktion blicken kann. Außerdem führen zwei 150 Meter lange, linear gegenläufige Fassadentreppen auf das 6.350 Quadratmeter große Dach, von dem aus nicht nur die Flügel des kreuzförmigen Gebäudes einsehbar sind, sondern auch der zentrale runde Innenhof mit seiner solitären Birke. Dorthin führt eine kreisförmige Treppe. Wer Lust auf eine Rutschpartie hat, nimmt alternativ die Kurvenrutsche vom Dach nach unten.
Im Zuge der weiteren Raumentwicklung sollen sich zudem 250 Meter lange Fußwege durch den Kiefernwald in die Höhe schlängeln und das 15 Meter hohe Dach erklimmen.

Kleiner Fußabdruck von The Plus

Zusammen mit Dachsubstrat wird auch vormals abgetragener Waldboden verwendet, um den darin enthaltenen Samen zu nutzen. | Foto: MATTAK AS
Zusammen mit Dachsubstrat wird auch vormals abgetragener Waldboden verwendet, um den darin enthaltenen Samen zu nutzen. | Foto: MATTAK AS

Während der Bauphase war oberstes Gebot, den gepflanzten Kiefernwald so nah wie möglich am Gebäude zu erhalten. Bäume wurden nur dort gefällt, wo absolut nötig, und ihr Holz direkt als Baumaterial für The Plus verwendet. Wichtig war den Bauherren auch der Waldboden, da dieser nichts anderes als eine riesige Samenbank darstellt. Er wurde sorgfältig abgetragen und später in der Umgebung und auch auf der Dachbegrünung wieder ausgebracht. Um die Eingriffe in die Natur so gering wie möglich zu halten, installierte man alle nötige Infrastruktur wie Strom, Glasfaser, Wasser und Kanalisation entlang der vorhandenen Straßen.
The Plus erreicht in der Breeam-Umweltbewertung die allerhöchste Stufe „Herausragend“, was nur ein Prozent aller neuen Industrieprojekte weltweit gelingt. Dazu tragen viele Aspekte bei: die Wärmedämmung und Fenster mit geringem Energieverlust, Wärmetauscher und eine Reihe von geothermischen Brunnen, ein Energieversorgungssystem mit Nutzung der Abwärme aus der Produktion und die Kombination von Solarenergie und Dachbegrünung. Insgesamt ist der Energiebedarf des Gebäudes um 90 Prozent geringer als der einer vergleichbaren konventionellen Fabrik, heißt es in einer Mitteilung.

Dachbegrünung mit regionaltypischer Biodiversität

Die regionaltypische Biodiversität wird ebenfalls durch die Kultivierung von 20.000 Stecklingen erzielt, die man eigens in der Umgebung sammelte. | Foto: MATTAK AS
Die regionaltypische Biodiversität wird ebenfalls durch die Kultivierung von 20.000 Stecklingen erzielt, die man eigens in der Umgebung sammelte. | Foto: MATTAK AS
Die Architekten haben dem Dach von The Plus eine besondere Geometrie dadurch verliehen, dass jeweils eine Ecke jedes Gebäudeflügels angehoben ist. So hat man beim Zugang aufs Dach gleichzeitig Einblick ins Gebäudeinnere und Ausblick auf die Gebäudeflügel.
Das Garten- und Landschaftsbauunternehmen Mattak war maßgeblich beim Design und der Projektplanung des Daches verantwortlich und übernahm die komplette Ausführung der Dachbegrünung.
Die Rahmenkonstruktion des zwischen Null und 20 Grad geneigten Daches besteht aus Brettschichtholzträgern mit freien Spannweiten von 24 Metern. Für die Dämmung wurden Holzfasern eingesetzt. Auf einer bereits wurzelfest ausgebildeten Abdichtung startete der Zinco-Systemaufbau beginnend mit der Speicherschutzmatte SSM 45 und den Drän- und Wasserspeicherelementen Flordrain FD 40. Diese 40 mm hohen Elemente aus tiefgezogenem Recycling-Polyolefin speichern Wasser in ihren Mulden und leiten Überschusswasser dank unterseitigem Kanalsystem sicher ab. Das sei, so Zinco, die richtige Basis für die gewünschte Bepflanzung der Flächen mit höherem Artenreichtum und böte dank vollflächiger Verlegung auch die erforderliche Lagesicherheit bis in die stärker geneigten Dachbereiche.
Es folgte das Systemfilter SF als Abdeckung sowie rund zwölf bis 40 Zentimeter Substrat, das in Turbobags via Kran aufs Dach gebracht wurde. Mattak hatte dazu eigens eine Substratmischung hergestellt unter Verwendung des vormals abgetragenen Waldbodens, um die verschiedenen heimischen Arten anzusiedeln. Neben dieser Ausbringung der Pflanzen in Form von Samen im Waldboden, wurden zusätzlich 20.000 Pflanzen, die in der Umgebung als Stecklinge gesammelt und extra kultiviert worden waren, gesetzt. Durch die Nutzung dieses biologischen Materials wächst auf dem Fabrikdach genau die Artenvielfalt, die für die Region typisch ist. Um die Vegetation zu etablieren, bewässerte Mattak das Biodiversitätsdach in der Anwachsphase und kümmert sich auch über die erste Saison hinaus um die Pflege.

Plus Solar

Auch einige Oberlichter mischen sich unter die Bepflanzung. | Foto: MATTAK AS
Auch einige Oberlichter mischen sich unter die Bepflanzung. | Foto: MATTAK AS

Gründächer sind gut mit Solaranlagen zu kombinieren, das wissen auch die Architekten bei BIG. Synergieeffekte ergeben sich beispielsweise dadurch, dass die Bepflanzung für eine kühlere Umgebungstemperatur sorgt und damit ihren Ertrag erhöht. In dieser Hinsicht haben die 888 Solarmodule von The Plus auch durch die Waldumgebung und ihren klimatischen Standort einen Pluspunkt. So werden pro Jahr rund 250.000 kWh Strom produziert.

Für die fachgerechte Planung einer Solaranlage sind eine ganze Reihe unterschiedlicher Einflussfaktoren von Bedeutung: Standort des Gebäudes (Windzone, Geländekategorie, Sonnenexposition), Geometrie und Höhe des Gebäudes sowie die Position der Anlage auf dem Dach (Innen-, Rand- oder Eckbereich). Ausgelegt auf die objektspezifischen Gegebenheiten bietet auch Zinco ein Produktportfolio rund um das Thema Solar und Grün.

Entwicklung für die Zukunft

BIG setzt The Plus in ein Waldgebiet und verwandelt damit ein Industrieprojekt in einen Erlebnisort, der weite Kreise zieht. | Foto: BIG/Vestre
BIG setzt The Plus in ein Waldgebiet und verwandelt damit ein Industrieprojekt in einen Erlebnisort, der weite Kreise zieht. | Foto: BIG/Vestre

Mit der Eröffnung von The Plus im Juni 2022 ist das Projekt noch nicht abgeschlossen. In den Folgejahren werden in dem 300 Hektar großen Waldgebiet Spiel- und Picknickplätze entstehen, ein lyrischer Pfad und ein Aussichtsturm sowie Klettermöglichkeiten auf megagroßen Vestre-Möbeln. Eine neue Brücke über das Flüsschen Vrangselva wird den Park mit der Ortschaft Magnor verbinden. Mit dem Gemeinderat arbeitet Vestre auch an der schrittweisen Entwicklung einer größeren Biodiversität im Wald, der durch Bewirtschaftung und Rodung bislang nicht wild wachsen konnte.

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Hier das Bauprojekt The Plus im Zeitraffer

Die Bautafel

Bauprojekt

The Plus, Gaustadvegen 140,
2240 Magnor, Norwegen

Bauherr

Vestre AS, 0271 Oslo, Norwegen

Baujahr

2021/2022

Dachflächen

ca. 6.350 m²

Begrünungsaufbau

ZinCo-Systemaufbau mit Floradrain FD 40 in regionaltypischer Biodiversität

Architekt

BIG Bjarke Ingels Group ApS,
2500 Kopenhagen, Dänemark

Design/Projektplanung und Ausführung Dachbegrünung

MATTAK AS,
5257 Kokstad, Norwegen

Systemhersteller

ZinCo GmbH,
72622 Nürtingen, Deutschland

Autorin

Heidrun Eckert ist Business Unit Manager bei der ZinCo GmbH

The Plus: Fabrik von Vestre mit Zinco realisiert: Weitere Bilder

Biodiversität plus Solar ist eine wertvolle Kombination mit vielen Synergieeffekten. | Foto: MATTAK AS
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