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Corona im Zentrum der Bau-Tarifverhandlungen

Konjunkturelle Unwägbarkeiten bestimmen die diesjährigen Tarifverhandlungen für die rund 850.000 Beschäftigten im Bauhauptgewerbe. Der gestrige Auftakt verlief wie üblich ohne Ergebnis. Kernforderung der Gewerkschaft ist die Entschädigung der Wegezeiten. Im Zentrum der Diskussionen standen aber die möglichen Folgen der Corona-Krise.

Vertagt: Corona im Zentrum der Bau-Tarifverhandlungen
Wohnungsbau am Prenzlauer Berg: Die Immobilienwirtschaft bewegt sich nach sieben Wochen Corona-Krise wieder auf Normalniveau – ein Streitpunkt bei den aktuellen Bau-Tarifverhandlungen. | Foto: Quatex/B_I

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Es gab keine Annäherung der Standpunkte in der ersten Verhandlungsrunde. Während die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) an ihrer Forderung von 6,8 Prozent Einkommensplus festhielt, lehnten der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) und der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) diese Forderung zurück: „Wir erwarten einen Umsatzrückgang in diesem Jahr real von mindestens 3 Prozent. Diese schwierige Lage der Branche muss auch die Gewerkschaft erkennen,“ sagte ZDB-Vizepräsident Uwe Nostitz, der die Verhandlungen für die Arbeitgeberseite führt. „Wenn auch der Eindruck besteht, dass die Branche reibungslos arbeitet, so trügt dieser. Denn 80 Prozent unserer Unternehmen empfinden den Baustellenbetrieb als gestört.“ Schon jetzt sei zu spüren, dass Nachfolgeaufträge ausblieben.
„Man kann nicht so tun, als ob wir aus dem Vollen schöpfen könnten." Jutta Beeke, Vizepräsidentin des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie | Foto: HDB
„Man kann nicht so tun, als ob wir aus dem Vollen schöpfen könnten." Jutta Beeke, Vizepräsidentin des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie | Foto: HDB

Die Gewerkschaft hielt dagegen: Es gebe kaum Baubetriebe mit Beschäftigten in Kurzarbeit, die Baukonjunktur floriere auf nahezu Vor-Corona-Niveau. „Sehr genau haben wir mit Baubetriebsräten analysiert, welche Folgen die Corona-Maßnahmen auf die Bauwirtschaft haben“, sagte dazu IG Bau-Bundesvorstandsmitglied und Verhandlungsführer Carsten Burckhard. Sein Fazit: „Die Baubranche läuft nach wie vor auf Hochtouren.“ Und: „Dass sich nach den Lockerungen diese Situation verschlechtert, ist nicht im Ansatz erkennbar.“

Wirtschaftsweise erwarten Wachstum für 2021

In die Karten spielt der Gewerkschaft die aktuelle Prognose des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, das für dieses Jahr eine Konjunkturdelle erwartet. Zwar soll die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 7,1 Prozent sinken, für das kommende Jahr rechnet das IfW aber wieder mit einem Aufschwung um 7,2 Prozent.

Auch in der Immobilienwirtschaft zeigt sich die Situation entspannt. Laut Corona-Immobilien-Index melden die Marktteilnehmer inzwischen wieder eine Lage auf Normalniveau. Zudem zeichnet sich ab, dass auch die Probleme der öffentlichen Hand, größter Auftraggeber der Bauwirtschaft, durch einen kommunalen Schutzschirm zumindest teilweise abgefedert werden.

Entschädigung der Wegezeiten als Knackpunkt

Weitere Kernforderung der Gewerkschaft ist die Entschädigung der Wegezeiten für Baubeschäftigte. Dabei geht es um die Fahrten von den Betriebsstätten bzw. Sammelstellen zu den oft weit entfernten Baustellen. Bisher erhalten die Beschäftigten keinerlei Entschädigung für ihren Zeitaufwand. Hier sei noch viel Überzeugungsarbeit nötig, so Burckhard, obwohl klar sei, dass solche Fahrten fremdnützig und damit vergütungspflichtig seien.

Gleichwohl zeigte Burckhard Verständnis für die Sorge der Arbeitgeber, dass die Bauwirtschaft von der zu erwartenden Rezession angesteckt werden könnte: „Obwohl es dafür weit und breit keine Anzeichen gibt, sind wir bereit, für diesen Fall flexible Lösungen zu vereinbaren. Was aber nicht geht ist, dass Baubeschäftigte allein aufgrund von unbegründeten Ängsten der Arbeitgeber verzichten sollen.“

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Die nächste Verhandlungsrunde findet am 4. Juni wieder in Berlin statt.
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