Deutsche Baumaschinenindustrie boomt
Die deutsche Baumaschinenindustrie hat das Jahr 2017 mit 10,8 Milliarden Euro Umsatz – plus 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr – abgeschlossen. Ein hoher Auftragseingang deutet auf ein weiteres gutes Jahr hin: Für 2018 rechnet die Industrie mit acht Prozent Umsatzplus.
Das Mischen wird digital
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„Seit Jahren haben wir einen solch einhellig großen Optimismus wie heute nicht mehr gespürt“, kommentierte Joachim Strobel, Geschäftsführer der Liebherr-EMtec GmbH und Vorsitzender der Fachgruppe Baumaschinen im VDMA, die gute Stimmung unter seinen Kollegen auf ihrer Jahressitzung in Frankfurt. In allen Teilsegmenten konnten die Unternehmen 2017 deutliche Zuwächse erwirtschaften, am größten bei den Erdbewegungsmaschinen (plus 21 Prozent), gefolgt von den Hochbaumaschinen (plus 11 Prozent) und den Straßenbaumaschinen (plus 9 Prozent).
„Wir profitieren von einer großen Nachfrage rund um den Globus zur gleichen Zeit“, ergänzte Franz-Josef Paus, Vorsitzender des Fachverbandes Baumaschinen und Baustoffanlagen und Geschäftsführender Gesellschafter der Hermann Paus Maschinenfabrik GmbH. Er sieht keine Anzeichen dafür, dass sich das in diesem Jahr ändern sollte: „Der Boom wird uns bis ins Jahr 2019 tragen“. Die Hersteller sind deshalb auch guter Dinge für die Bauma, die Weltleitmesse der Branche, die im April kommenden Jahres in München stattfindet.
Deutscher Markt und Europa sind Motor
Treiber der guten Entwicklung war 2017 der deutsche Markt. Hier konnten die Hersteller auf ein bereits hohes Absatzniveau noch einmal drei Prozent drauflegen. „Diese Größenordnung hat doch erstaunt“, sagte Strobel. Dass es nur drei Prozent waren, lag vor allem am Kompaktmaschinensegment: Es zeigte nach den Höhenflügen der vorangegangenen beiden Jahre deutliche Sättigungstendenzen und lag moderat einstellig im Minus.
In Europa wurden im letzten Jahr rund 20 Prozent mehr Baumaschinen abgesetzt als 2016. In Nord- und Westeuropa befanden sich die Baumaschinenverkäufe auf Rekordniveau; in Süd- und Mittelosteuropa zog die Nachfrage – von niedrigem Niveau kommend – stark an. Russland macht den Herstellern trotz der jüngsten Erholung weiterhin Sorge. In dem einst boomenden Markt sind die deutschen Hersteller bei weitem noch nicht wieder dort, wo sie einmal waren. „Wir tun uns schwer, das durch die EU-Sanktionen verspielte Vertrauen wieder aufzubauen“, erklärte Strobel.
China erneut größter Baumaschinenmarkt der Welt
Der Nahe und Mittlere Osten war die einzige Region, in der die Branche erneut Rückgänge verzeichnen musste, allerdings mit einer deutlichen Verbesserung in der zweiten Jahreshälfte. Der indische Markt wuchs mit zwölf Prozent im zweiten Jahr in Folge, bleibt im Vergleich zu China aber klein. Nach fünf Jahren zum Teil extremer Rückgänge explodierte der chinesische Markt 2017 förmlich (plus 86 Prozent) und ist nun wieder der größte Baumaschinenmarkt der Welt. Allerdings bleibt China stark volatil und lässt trotz offenbarer Marktbereinigungen die gewünschte Nachhaltigkeit vermissen.
Längere Lieferzeiten und Personalengpässe
Laut Ifo-Konjunkturtest lag die Kapazitätsauslastung der deutschen Hersteller von Baumaschinen und Baustoffanlagen Anfang 2018 bei 89 Prozent. Materialknappheit und lange Lieferzeiten der Komponentenzulieferer sind die Kehrseite des hohen Auftragsbestandes in vielen Teilbranchen. In dieser Limitierung sehen die Industrievertreter gleichwohl auch positive Züge: Sie verspreche mitunter eine langsamere und gesündere Aufwärtsentwicklung als man sie in der Vergangenheit schon erlebt habe.
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In der ungewöhnlichen Boom-Situation qualifiziertes Personal zu finden, ist die zweite große Herausforderung für die Industrie. Es fehlen nicht nur Ingenieure und Techniker, sondern auch Menschen, die Baumaschinen bedienen können. Mit 40.000 Beschäftigen sichert die vorwiegend mittelständisch geprägte Bau- und Baustoffanlagenindustrie Industriearbeitsplätze in Deutschland und bietet vielen Menschen unterschiedlichster Qualifikationen eine berufliche Heimat – praktisch ohne prekäre Arbeitsverhältnisse. „Flexibilität ist dabei aber unerlässlich, auf allen Seiten“, betonte Paus. „In den nächsten ein, zwei Jahren werden die Geschäfte gut laufen, daran werden die Beschäftigten teilhaben.“ Auf alles, was dann komme, auch auf die nächste Flaute, müsse man aber reagieren können. Flexibilität und die richtigen Werkzeuge hätten schon in der Vergangenheit geholfen, Arbeitsplätze zu sichern.
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