ifo: Bauunternehmen nutzen Inflation zur Gewinnsteigerung
Unternehmen aus dem Baugewerbe haben nach den Zahlen aus dem 4. Quartal 2022 ihre Preise stärker erhöht, als es durch die Entwicklung der Einkaufspreise angelegt war, meldet das ifo-Institut in Dresden. Bauunternehmen hätten die Inflation verstärkt zur Gewinnsteigerung genutzt, sagt ifo-Forscher Joachim Ragnitz.
Das Mischen wird digital
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Neben dem Handel, Gastgewerbe und Verkehr zählten besonders Unternehmen aus dem Baugewerbe zu den Inflationsgewinnern, so Joachim Ragnitz, stellvertretender Leiter der ifo Niederlassung in Dresden. Dass die Preise am Bau so stark zugelegt haben, sei nicht leicht erklärbar, da sie sich nicht an Weltmarktpreisen orientierten. Zwar seien die Arbeitnehmerentgelte zwar überdurchschnittlich gestiegen, aber weit weniger stark als die Verkaufspreise, so Ragnitz weiter. „Diese Firmen haben die Lage genutzt, um ihre Gewinne kräftig zu steigern“, so Ragnitz. Dazu dürfte auch die hohe Baunachfrage in einigen Ballungszentren beigetragen haben.
Baugewerbe als Inflationsgewinner?
Dem widerspricht die Bauindustrie. In erster Linie hätten die Bauunternehmen die stark gestiegenen Baumaterialpreise an die Auftraggeber weitergegeben, die immerhin einen Anteil von über 21 Prozent an den Gesamtproduktionskosten am Bau ausmachen. Und dies überwiegend erst zeitverzögert wegen der langlaufenden Verträge, hieß es auf Anfrage des B_I baumagazins vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB). „Somit haben wir zunächst das volle Risiko der Bestandsverträge in den Büchern gehabt oder haben es immer noch“, so HDB-Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller. Hierfür spreche auch der nach wie vor schleppende Umgang mit den Preisgleitklauseln im öffentlichen Bereich, sowie das Umfrageergebnis der DIHK-Umfrage aus dem Frühsommer 2022. Danach sahen sich 16 Prozent der befragten Bauunternehmen außerstande, ihre erhöhten Kosten an die Kunden weiterzugeben.
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Preispolitik am Bau wird „aggressiver“
Der Wettbewerb in der Bauwirtschaft sei sehr ausgeprägt, so Müller. Dies zeige sich in der gefühlten Angst der Unternehmen, künftig keine Aufträge mehr zu erhalten. Damit einhergehend werde die Preispolitik aggressiver. Das legten die Ausschreibungsergebnisse nahe, bei denen die Abstände zwischen den erst und zweitplatzierten Unternehmen zunähmen, teilweise mit über 20 Prozent Preisunterschied.
Differenz zwischen Kosten und Baupreisen als „Momentaufnahme“
Die Preissprünge für Bauleistungen im letzten Jahr seien ein „Nachholeffekt“, sagte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB) zu den Daten des Statistischen Bundesamtes. Die Baupreise 2021 und 2022 seien vor allem durch die immensen Materialkostenentwicklungen getrieben. Diese Kostenexplosion hätten die Bauunternehmen zunächst allein tragen müssen. „Hinzu kamen tarifliche Lohnerhöhungen. Erst mit neuen Verträgen gelang es ihnen besser, die Einkaufkonditionen am Markt weiterzureichen“, so Pakleppa. Die Differenz zwischen Baukosten- und Baupreisentwicklung im letzten Jahr sei also nur eine „Momentaufnahme“. Pakleppa: „Nicht vergessen darf man, dass wir beim Umsatz weiter im Minus stecken. Die reale Umsatzentwicklung im Bauhauptgewerbe lag 2021 bei minus 6,2 Prozent und 2022 bei 5 Prozent. In diesem Jahr erwarten wir einen Rückgang um 7 Prozent.“
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