Mit Technik durch die Talsohle
Durch die Fusion mit Develon wird HD Hyundai Construction Equipment ein internationales Baumaschinen-Schwergewicht. Um unter schwierigen konjunkturellen Vorzeichen weiter zu wachsen, verfolgen die Koreaner eine klare Strategie. Und für den Verkaufserfolg auf dem deutschen Markt kommt es vor allem auf eines an.

B_I baumagazin: Die bauma war für die Baumaschinenindustrie auch in diesem Jahr ein Schaufenster für Technologie. Auf welche Technologiebereiche konzentrieren Sie als HD Hyundai Construction Equipment sich aktuell bei der Modernisierung Ihres Maschinenportfolios?
Cheolgon Choi, Präsident & CEO von HD Hyundai Construction Equipment (HCE): „Wie Sie auf der bauma sehen konnten, haben viele Unternehmen neue Technologien präsentiert. Auch wir arbeiten intensiv an der Entwicklung neuer Technologien. Vielleicht hatten Sie auf der bauma Gelegenheit, unsere Maschinen der neuen Generation zu besichtigen. Wir haben dort viele neue Funktionen und Technologien gezeigt. Eines der wichtigsten Merkmale unserer neuen Maschinen ist die Implementierung des FEH-Systems, des vollelektrischen Hybrid-Hydrauliksystems. Und wir haben in vielen Maschinen smarte Technologien verbaut. Durch die Nutzung von FEH im Zusammenhang mit einer Vielzahl intelligenter Funktionen können wir die Produktivität und Effizienz der Maschinen steigern.
Eine weitere Besonderheit [auf der bauma; Anm. d. Red.] war unser ferngesteuerter Radlader. Er wurde bereits vor zwei bis drei Jahren entwickelt, und wir präsentieren ihn regelmäßig auf Messen. Tatsächlich sehen wir hier auf dem Bildschirm unsere Maschinen in einem Testzentrum in Belgien, etwa 700 Kilometer entfernt. Und jetzt ist er an unserem Stand zu sehen. Er wird sehr bald auf den Markt kommen. Und dann zunächst in Amerika. Damit werden wir in der Zukunft das weltweit führende technologiezentrierte Unternehmen sein. Wir sind bereit, weltweit führend zu sein.“
B_I baumagazin: Welche Rolle spielen digitale Technologien im zukünftigen Produktangebot von HCE-EU?
Choi: „Digitale Technologien sind für alle Unternehmen auf der Bauma ein wichtiger Trend. Sie sind nicht nur aktuell, sondern auch in der Vergangenheit auf allen Messen ein wichtiges Thema gewesen. Wie Sie wissen, legt insbesondere Deutschland großen Wert auf Technologie.
Es gibt etwa zehn neue Technologien, die wir erläutern möchten. Wir können sie in drei Kategorien einteilen. Erstens: für die Produktivität. Zweitens: die Sicherheit. Und drittens: den Komfort. Um die Produktivität zu steigern, wollen wir vor allem die Maschinenführung und -steuerung verbessern, damit sich auch unerfahrene Fahrer leichter an die Bedienung der Maschinen gewöhnen können.“
Peter Sebold, Produktmanagement: „Man sollte hier auch erwähnen, dass wir mit unserem eigenen 2D-Machine Guidance-System herausgekommen sind, das von Hyundai entwickelt wurde. Wir überlegen noch, ob wir es als Standardausstattung oder optional anbieten. Es ist jedoch ab Werk in den Maschinen verfügbar und bietet zahlreiche Möglichkeiten für weitere Funktionen. Das 2D-System stellt die Grundlage für etliche smarte Funktionen dar und ist aufrüstbar auf ein 3D-System.“

B_I baumagazin: Haben Sie weitere Beispiele für die moderne Technologie, die in den neuen Maschinen zum Einsatz kommt?
Choi: „Eine weitere Funktion, die wir für mehr Produktivität haben, ist eine Brecher-Assistenzfunktion. Wie Sie wissen, nutzen unsere Kunden diesen Brecher-Assistenten üblicherweise, um Steine in den Bergen zu zertrümmern. Es ist eine KI-Technologie, die materialabhängig ist: Die Festigkeit des Materials – ob hart oder weich – hängt vom Material ab. Sie können die Stärke des Drucks der Brecher-Unterstützung einstellen, so dass bei der Anwendung immer automatisch der optimale Druck erfolgt.
Ein weiteres Feature ist das Wiegesystem. Es misst automatisch das Gewicht des Baggerlöffels beim Anheben und auch das Gewicht des LKWs beim Beladen und zeigt dem Bediener die Materialmenge an, die er auf den LKW geladen hat.
Eine weitere Produktivitätsfunktion ist ein Diagnosesystem, das wir EHM nennen, das Equipment Health Management System. Dieses Fehler-Frühwarnsystem kann zum Beispiel erkennen, ob das Öl der Maschine verunreinigt ist. Unser sogenanntes Uptime-Center in unserer Europazentrale in Belgien erhält dann automatisch solche Fehlermeldungen und kann sie technisch auswerten. Für die Kunden ist dies sicherlich von Vorteil, da wir Probleme an den Maschinen aus der Ferne überwachen und so schnell reagieren können.“
Sebold: „Es ist ein Prognosesystem, das dem Fahrer sagt: Achtung, Deine Maschine hat einen schlechten Öldruck oder ähnliches – über Sensoren in der Maschine. Ein Frühwarnsystem: Achtung, in, sagen wir, 100 Arbeitsstunden wird ein Problem auftreten. Das Ziel ist, den Fehler zu beheben, bevor ein Schaden eintritt, um dadurch Ausfallzeiten zu verhindern.“
B_I baumagazin: Welche neuen Technologien sorgen in den Maschinen für mehr Sicherheit?
Choi: „Es gibt zwei Systeme für die Sicherheit. Das erste ist das intelligente Erkennungssystem, genannt SAVM (Smart Around View Monitoring) – eine Erweiterung unserer bisherigen Rundumkameraüberwachung. SAVM nutzt künstliche Intelligenz und kombiniert Kameras und Radartechnik. Wenn ein Objekt oder eine Person sich der Maschine nähert, wird sie automatisch stoppen und eine passende Warnung geben. Das andere ist das fortschrittliche Lift-Assist-System. Es soll das Umkippen der Maschine verhindern, egal ob auf ebenem oder abschüssigem Boden. Einige Wettbewerber verfügen ebenfalls über ein Lift-Assist-System. Das funktioniert allerdings nur auf ebenem Boden. Unsere Maschine funktioniert aber auch am Hang. Das ist das neue Feature, das wir haben.“
Sebold: „Dieses System ist völlig neu auf dem Markt. Es ist eine Weiterentwicklung des Überlastwarnsystems. Heute erhält man lediglich einen Piepton oder ein Warnzeichen. Hier gibt es rund um die Maschine Kameras und Sensoren. Das heißt, es zeigt dem Fahrer permanent an, ob er irgendwo eine Gefahr hat, wenn er schwenkt – zum Beispiel Überlast links, rechts, vorne oder hinten –, um die Sicherheit der Maschine zu gewährleisten.“
Choi: „Ich möchte ein weiteres Feature für den Radlader erläutern, eine neue Technologie, die in ähnlicher Form bereits bei Range Rover und Mercedes-Benz im Einsatz ist. Wir nennen es Clear View X: die transparente Schaufel. Es handelt sich um eine visuelle Simulation, unterstützt durch Kameras, die dem Fahrer ein Bild vermittelt, so als ob er durch die Schaufel hindurchsehen kann, um mögliche Hindernisse oder Personen dahinter zu erkennen.“

B_I baumagazin: Sie haben sich in der Entwicklung sicher auch über den Bedienkomfort Gedanken gemacht ...
Choi: „Ich möchte drei neue Komfortfunktionen erläutern. Hatten Sie Gelegenheit, unsere Kabine von innen zu sehen? Wenn Sie sich den Sitz in der Kabine ansehen, können Sie erkennen, dass er dem in einem BMW ähnelt. Alle Bedienfunktionen sind in Reichweite des Fahrers, das Ganze mit hohem ergonomischen Anspruch.
Die zweite neue Funktion ist ein digitaler Zündschlüssel, wie es ihn auch schon in einigen Pkw gibt. Mit dem Smartphone und der App können Sie den Motor starten und abstellen, aber auch die Heizung oder Klimaanlage aus der Ferne steuern.
Die nächste neue Funktion ist die Joystick-Lenkfunktion. Normalerweise werden beim Raupenbagger die Pedale oder die Hebel zum Vorwärtsfahren verwendet. Mit der neuen Funktion können wir nun auch den Joystick zum Vorwärts- und Rückwärtsfahren und auch zum Schwenken verwenden.
Eine andere neue Funktion ist noch nicht implementiert, wir arbeiten aber schon lange daran. Wir nennen sie Head-up-Display (HUD). Die Basistechnologie ist fertig entwickelt; um die Verwendbarkeit im Markt zu testen, haben wir die Technik auf unserem bauma-Stand gezeigt. Diese HUD-Technik ergibt insbesondere bei Radladern Sinn, wobei die Daten vom Armaturenbrett auf die Frontscheibe projiziert werden. Das ist für den Fahrer deutlich sicherer und komfortabler. Wir entwickeln diese Technik gemeinsam mit Harman Kardon, und wir denken sogar darüber nach, diese Technik bei Baggern einzusetzen. Da in den meisten Baggern die Frontscheibe jedoch nach oben öffnet, forschen wir nach Lösungen, wie wir die Projektion ohne Scheibe darstellen können.“
Wir verlassen uns nicht auf die wirtschaftliche Entwicklung, sondern setzen auf unsere eigenen Technologien.
B_I baumagazin: Wie beurteilen Sie bei Hyundai die aktuelle konjunkturelle Lage? Welche Entwicklungen erwarten Sie für das laufende Jahr?
Choi: „Sie kennen die Kunden der Primärindustrie und die Marktzyklen. Alle vier bis fünf Jahre gibt es Schwankungen. Im Jahr 2024 waren wir nicht nur mit konjunkturellen Veränderungen, sondern auch mit schlechten Marktbedingungen und geopolitischen Herausforderungen konfrontiert. Letztes Jahr ist der Markt um 30 Prozent geschrumpft.
Der Krieg in Europa und im Nahen Osten, Zölle und politische Entscheidungen haben die Situation noch verschärft. Wir gehen davon aus, dass 2025 das bisher schwierigste Jahr sein wird. Das hängt von der Politik ab, insbesondere von Trumps neuer Politik und den Zöllen usw. Dies kann sich ändern. Da diese Zölle aber Inflation und ähnliches verursachen werden, gehen wir davon aus, dass diese Politik langfristig nicht fortgeführt werden kann.“
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B_I baumagazin: Wie reagiert HCEE auf die aktuelle konjunkturelle Schwächephase?
Choi: „Wir können den Umschwung aus eigener Kraft schaffen, indem wir neue Technologien zeigen, indem wir große Anstrengungen unternehmen, um Innovationen für die Zukunft zu erzielen. Wir verlassen uns nicht auf die wirtschaftliche Entwicklung, sondern setzen auf unsere eigenen Technologien.
Seit 2021 haben wir zahlreiche neue Features und Funktionen entwickelt. Zudem konnten wir die Lieferfähigkeit unserer Maschinen verbessern. Kürzlich haben wir unsere neue ‚smarte‘ Fabrik in Ulsan, Südkorea eröffnet. Unsere alte Fabrik wurde 1985 gebaut, das ist lange her. Wenn wir jetzt neue Funktionen und Features umsetzen müssen, funktioniert die alte Fabrik nicht mehr für uns. Deshalb haben wir uns für eine neue Fabrik entschieden, die wir ‚smart‘ nennen. Wir implementieren alle neuen Technologien und gehen den nächsten Schritt. Wir möchten auch die Steigerung unserer Produktionskapazitäten betonen.
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Wir streben also drei Dinge an: Erstens neue Maschinen und neue Funktionen, zweitens die Auslieferung mit Hilfe der neuen Fabrik verbessern und drittens das Vertriebsnetz. Wir haben im dritten Quartal ein gutes Ergebnis erzielt und unser Händlernetz erweitert. Ende dieses Jahres werden wir ein gutes Ergebnis präsentieren können.“

B_I baumagazin: Wie zufrieden ist Hyundai mit seinem aktuellen deutschen Händlernetz? Gibt es noch weiße Flecken auf der Landkarte?
Changyoung Shim, Geschäftsführer von Hyundai Construction Equipment Europe: „Wir haben gute Ergebnisse in der Ausweitung unseres Händlernetzes erzielt. Auf dem deutschen Markt verfügen wir über einen sehr starken Händler im Nordwesten Deutschlands. Im vergangenen Jahr haben wir einen neuen Händler für die Marke Hyundai in Süddeutschland gewonnen. Unsere strategische Entscheidung für die Vertriebskanalentwicklung ist, leistungsstarke Hyundai-Händler zu haben und diese groß zu machen, das heißt, ihr Gebiet zu erweitern. Wir haben auch einige Lücken in der Mitte und im Osten des deutschen Marktes. Indem wir unsere leistungsstarken Händler nutzen, versuchen wir, diese Lücken zu schließen. Ende dieses Jahres werden wir die guten Ergebnisse unserer Arbeit sehen.
Gleichzeitig steigen wir in das Industriesegment ein, wir bringen neue Produkte wie Kompaktlader, eine Planierraupe, Umschlagbagger sowie Maschinen für das Abbruchsegment. Wir bauen also auch unsere Produktpalette kontinuierlich weiter aus, wovon in erster Linie unsere Vertriebspartner profitieren. Für sie eröffnen sich dadurch neue Kundensegmente.
Viele neue Händler, auch außerhalb Deutschlands, schließen sich unserem Netzwerk an. Deshalb sagt er [Choi; Anm. d. Red.], dass wir Ende dieses Jahres einen großen Fortschritt sehen werden. Das ist ein wichtiger Wachstumsfaktor für unsere Präsenz in Europa.“
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