Opel Vivario-e: Elektroblitz fürs Bau-Team
Der Opel-Blitz als Markenzeichen passt besser denn je: Der Opel Vivario-e ist temperamentvoll, bietet angemessene Reichweite und Verbrauch und steht auch noch günstig in der Preisliste. Seine Qualitäten als Mannschaftswagen fürs Baugewerbe zeigt er in unserem Fahr-Test.
Das Mischen wird digital
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Im Heck steckt eine Palette mit einer Dreivierteltonne Schnellbeton – „schütten – gießen – fertig“. Der Opel Vivaro-e sieht als Kastenwagen-Doppelkabine in Größe M elegant wie ein Van aus und ist gleichzeitig ein vielseitiger Nützling. Vorne im Mannschaftsraum kommt ein Trupp von sechs Leuten unter. Der Frachtraum dahinter ist sorgfältig verkleidet und nimmt 3,2 m3 Werkzeug und Material auf. Nicht genug? Dann passt die 35 cm längere L-Ausführung. Hier wie dort gilt: Der rechte Sitz im Fond kann unterladen werden, unter den beiden linken Sitzen ist ebenso Stauraum für Gepäck wie in der offenen Ablage auf der Stirnseite.
Heute aber steht Elektromobilität im Mittelpunkt. Und da definiert der Vivaro-e zusammen mit seinen zahlreichen baugleichen Konzernkollegen den Stand der Dinge in seiner Klasse. Unter dem Wagenboden steckt eine Batterie mit einer Bruttokapazität von 75 kWh. 50 kWh gibt‘s auch, das spart drei Zentner Gewicht und 5.000 €, kostet aber ein Drittel Reichweite, lohnt nicht. Mit dem großen Akku dreht Opel den etablierten Anbietern außerhalb seines Konzerns in Preis und Leistung eine Nase, zumal er in Geschwaderstärke von Kasten bis Kombi in diversen Varianten heranflüstert. Also her mit dem großen Batteriepaket, hinein mit der Fracht, ran an die Wallbox. Dort nuckelt der Opel mit 11 kW, das reicht lässig für eine Vollladung über Nacht in der Firma. An der Schnellladestation schlingt er serienmäßig Strom mit bis zu 100 kW. Dann ist ein leeres Akku-Paket nach der Mittagspause wieder zu 80% gefüllt.
Display im E-Design
Testfahrt ergibt sparsamen Verbrauch
Druck auf die Starttaste, der Opel erwacht nach kurzer Pause, Fahrstufe D antippen, also Normalmodus. Beim Tritt aufs Fahrpedal löst die Feststellbremse leise ächzend, als müsse sich der Opel erst besinnen. Der Tag hat es in sich: Erst ein Straßen-Rundkurs mit bis zu 15% Steigung. Dann eine Landpartie, gut gewürzt mit Auf und Ab. Gefahren im Normalmodus mit 80 kW/210 Nm. Zur Auswahl steht noch Eco (60 kW/190 Nm), nichts für volle Fracht. Oder der Powermodus (100 kW/260 Nm) und vehementem Antritt. Im Alltag unnötig, bei Bedarf auch über Kickdown abrufbar. So einem traut man die erlaubte Anhängelast von 1 t allemal zu. Dann hügelige Autobahn, hin sofern erlaubt mit 120 Sachen, zurück im gestreckten Galopp plus Rolletappe. Laut dem etwas vorwitzigen Tacho rennt der Opel 137 Sachen, genug. Schließlich noch eine Runde durch die City. Drumherum brummen die Motoren, krächzen die Anlasser – der Opel schweigt und lächelt mild. Macht zusammen 261 km mit einem Schnittverbrauch von 24,8 kWh, Hut ab.
Vivario-e flinker als der Diesel
Nach Ausladen der gewichtigen Palette strecken sich zunächst erleichtert die Schraubenfedern der Schräglenker-Hinterachse. Im Anschluss zeigt der Opel abermals, was er draufhat. Spurtet temperamentvoll in kaum mehr als 12 s auf 100 Sachen. Hängt somit mühelos seinen Diesel-Kollegen mit 150 PS ab. Fährt dabei elektrisch-geschmeidig, nie krawallig. Federt leer stramm, aber nicht überhart. Entpuppt sich wegen seines tiefen Schwerpunkts auf einmal als Kurvenkratzer. Lenkt sich, abgesehen von der Mittellage, maschinengleich präzise und sympathisch straff.
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Trotzdem ist drinnen nicht alles Gold, was draußen sanft in der Sonne schimmert. Der Fahrersitz ist langstreckentauglich, aber auf dem Beifahrer-Doppelsitz geht’s eher knapp zu. Die Verarbeitung ist sehr ordentlich, aber die verwendeten Materialen sind einfach, die Verkleidungen kratz- und die Polster schmutzempfindlich. Die Fenster im Fond sehen schick aus, aber sie dürften wenigstens optional zu öffnen sein. Ein Teil der Rücksitzbank ist unterladefähig, aber die Länge bitte nochmals nachmessen. Es steht eine ganze Reihe Assistenzsysteme zur Auswahl, aber andere sind inzwischen weiter und wie wär’s zunächst mit anständiger Hardware, sprich guten Außenspiegeln?
Doch mit all dem kann man sich arrangieren. Spätestens nach einer flotten leisen Runde am Steuer und ohnehin beim Blick auf die Preisliste: Mit dicker Batterie steht der mittelgroße Vivaro-e Cargo Kastenwagen mit netto 41.240 € in der Preisliste, die Doppelkabine mit 44.900 € - abzüglich Förderung, versteht sich. Nichts wie her mit der Palette Schnellbeton.
Technische Daten
Motor | Permanent erregter Synchronmotor |
Nennleistung | |
Powermodus | 100 kW/Drehmoment 260 Nm |
Normalmodus | 80 kW/210 Nm |
Eco-Modus | 60 kW/190 Nm |
Kraftübertragung | Vorderradantrieb, feste Getriebeübersetzung, drei Fahrmodi, zwei Rekuperationsmodi |
Batterie | Lithium-Ionen-Traktionsbatterie, brutto 75 kWh (nutzbar 69 kWh), Nennspannung 300-450 V. Geladen 3-phasig mit 11 kW per Wallbox mit Typ-2-Stecker, schnellladefähig über CCS-Stecker mit max. 100 kW |
Fahrwerk | Vorn Einzelradaufhängung, McPherson-Federbeinen, untere Dreiecks-Querlenkern, Stabilisator, hinten Einzelradaufhängung an Schräglenkern, Schraubenfedern, Reifen 215/60 R 17 C |
Bremsen | Hydraulische Zweikreisbremse, vorn und hinten Scheibenbremsen, ESP mit ABS, elektronische Differenzialsperre EDS, ASR, elektronisch geregelte Bremskraftverteilung, Bremsassistent, Anfahrhilfe |
Maße und Gewichte | |
Länge/Breite/Höhe | 4.959/2.010/1.895 mm |
Radstand | 3.275 mm |
Wendekreis | 12.900 mm |
Leergewicht | 2.220 kg |
Zul. Gesamtgewicht | 3.090 kg |
Zul. Achslast vorn/hinten | 1.500/1.800 kg |
Anhängelast bei 12% Steigung | 1.000 kg |
Testwerte | |
Beschleunigung 0-50/80/100 km/h | 4,1/8,6/12,3 s |
Elastizität 60-100 km/h | 7,3 s |
Elastizität 80-120 km/h | 10,4 s |
Höchstgeschwindigkeit | 130 km/h |
Innengeräusche bei Stand/50/100 km/h | -/59/63 dB(A) |
Normverbrauch nach WLTP kombiniert | 24,4-27,3 kWh/100 km |
Verbrauch Teststrecke beladen | 24,8 kWh/100 km |
Grundpreis netto | 41.240 € |
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