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Wenn die Schalung einen Kopfstand macht

Am Weserwehr in Intschede entsteht derzeit eine neue Straßenbrückenanlage. Sie stellt ihre Planer und das ausführende Unternehmen Ludwig Freytag vor besondere Herausforderungen bei den Schalungsarbeiten, bevor die Brücke Ende 2023 für den Verkehr freigegeben werden kann. Besonders zwei Pfeiler erforderten individuelle Schalungslösungen.

Noe entwickelt Schalungslösungen für Brückenzug am Weserwehr Intschede
Das Weserwehr in Intschede: Die Straßenbrückenanlage besteht aus einer Wehrbrücke, einer Kraftwerksbrücke und einer Flutbrücke. | Foto: NOE Schaltechnik

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Derzeit wird am Weserwehr in Intschede (etwa 35 km südöstlich von Bremen) die knapp 380 m lange Straßenbrückenanlage saniert. Eigentlich handelt es sich dabei um drei Bauwerke: eine Wehrbrücke, eine Kraftwerksbrücke und eine Flutbrücke. Die Wehrbrücke ist über 165 m lang und dient wie die Kraftwerksbrücke zur Querung der Weser. Die Kraftwerksbrücke ist über 35 m lang und verläuft parallel zu einem Turbinenhaus. Mithilfe der über 179 m langen Flutbrücke soll die Fahrbahn auch bei Hochwasser genutzt werden können. Das gesamte Bauwerk ruht auf neun Pfeilern und zwei Widerlagern. Alle Arbeiten werden von dem Oldenburger Bauunternehmen Ludwig Freytag übernommen. Zunächst wurde der komplette Bestand abgebrochen bis auf Pfeiler 2, 3 und 4, bei denen nur die Pfeilerköpfe abgetragen wurden, um die Sockel für die neuen Brückenlager zu fertigen. Als es daranging, die tragenden Elemente neu zu errichten, stellten vor allem Pfeiler 5 und 6 die Baubeteiligten vor große Herausforderungen.

Aufgabe: Raumfuge mitten durch Pfeiler 5

Da schon im Bestandsgebäude nicht nur die Fahrbahn, sondern auch der tragende Pfeiler 5 mit einer Raumfuge versehen war, musste diese auch beim Neubau erstellt werden. Eine knifflige Aufgabe, wenn man bedenkt, dass der Baukörper eine Grundfläche von 3,20 x 5,50 m hat und als Strompfeiler mit 10,30 m eine beachtliche Höhe aufweist. Hinzu kam, dass der neue Pfeiler auf dem alten Fundament errichtet werden sollte, dessen Oberfläche eine Neigung von ungefähr 20 Grad hatte. Hier waren also gleich mehrere Lösungsansätze erforderlich: Zunächst einmal mussten die Verantwortlichen mithilfe von Spundwänden einen trockenen Arbeitsbereich schaffen, um das Fundament mit einer zusätzlichen Betonschicht zu egalisieren. Blieb aber immer noch die Frage: Wie schafft man es, mitten in eine Stütze, die halbrund ausläuft, eine Raumfuge zu integrieren?

Für den Bau von Pfeiler Nr. 5 und Nr. 6 entwickelten die Verantwortlichen von Ludwig Freytag und der NOE Schaltechnik besondere Lösungen. | Foto: NOE Schaltechnik
Für den Bau von Pfeiler Nr. 5 und Nr. 6 entwickelten die Verantwortlichen von Ludwig Freytag und der NOE Schaltechnik besondere Lösungen. | Foto: NOE Schaltechnik

Lösung: Schalung auf den Kopf gestellt

Die Lösung bestand in einer Kombination der „Noetop XXL“ mit einer Sonderschalung - inklusive einem besonderen Kniff. Die Wandschalung Noetop bietet der Hersteller in unterschiedlichen Formaten an. Die XXL-Version ist mit ihren Abmessungen von 5,30 x 2,65 m die größte verzinkte Schaltafel, die es aktuell auf dem Markt gibt. Dieses Großformat war unbedingt erforderlich, um die Schalung für Pfeiler Nr. 5 zu fertigen. Hierfür wurde die Noetop XXL im Werk des Schalungslieferanten mit einem Sonderelement verbunden, das als formgebende Schalung des Strompfeilers diente. Der Clou: Um die Raumfuge herzustellen, wurde nur die Hälfte des Stützenquerschnitts gefertigt. Dazu stellten die Baustellenmitarbeiter die Schalung auf das egalisierte Fundament und verspannten sie sicher mit dem Bestand. Nun füllten sie den Beton in voller Höhe ein. Sobald dieser ausgehärtet war, entfernten sie die Schalungskonstruktion und drehten diese um 180 Grad in ihrer Horizontalachse. Dadurch stand sie jetzt kopfüber. Um die Fuge erstellen zu können, wurde die trennende Schalwand entfernt und durch eine 3 cm dicke Styrodurplatte ersetzt. Fixiert wurde die Schalung unter anderem mit Spannstäben. die durch die Spannlöcher des zunächst erstellten Baukörpers gesteckt wurden. So konnte mit ein und derselben Kombination aus Noetop XXL und Sonderschalung auch die zweite Hälfte des Brückenpfeilers betoniert und dabei die geforderte Raumfuge erstellt werden.

Zweite Aufgabe: Sonderschalung bei Pfeiler 6 sparen

Ähnlich anspruchsvoll war der Bau von Pfeiler Nr. 6, denn auch für ihn war eine Sonderschalung erforderlich. Um die Kosten gering zu halten, sollte die Sonderkonstruktion mehrfach verwendbar sein und den Bauablauf nicht stören. Das Bauunternehmen Ludwig Freytag entschied sich auch hier für eine Kombination mit Noetop XXL. Diesmal wurde der gesamte Pfeilerquerschnitt auf einmal geschalt. Betoniert wurde in zwei Schritten: Nach Aushärtung des unteren Teils wurde die Kombination aus Standard- und Spezialschalung angehoben, um den oberen Teil zu betonieren. So wurde mithilfe einer „halben Schalung“ der komplette Baukörper errichtet.

Der Brückenüberbau mit seiner ca. 5 m breiten Fahrbahnplatte wurde mithilfe von insgesamt 800 individuell angefertigten Formlehren und der NOE Alu L hergestellt. | Foto: NOE Schaltechnik
Der Brückenüberbau mit seiner ca. 5 m breiten Fahrbahnplatte wurde mithilfe von insgesamt 800 individuell angefertigten Formlehren und der NOE Alu L hergestellt. | Foto: NOE Schaltechnik

Dritte Aufgabe: Es wird eng im Überbau

Eine weitere Herausforderung beim Schalungsbau war der Brückenüberbau mit seiner ca. 5,0 m breiten Fahrbahnplatte. Bis zu 3000 Fahrzeuge täglich nutzen das Bauwerk, um die Weser zu überqueren. Um diese Lasten aufzunehmen, hat man sich für eine vorgespannte Brücke mit einem -förmigen Querschnitt entschieden. Dieser wurde mithilfe von insgesamt 800 individuell angefertigten Formlehren und der Wandschalung „Noe Alu L“ hergestellt. Mit ihr lassen sich Schalflächen von bis zu 5,50 m² in einem einzigen Arbeitsgang errichten. Dank ihres Aluminium-Rahmens und der Aluminium-Gussecken ist sie besonders langlebig. Wichtiger für die Baustelle Intschede war aber ihr geringes Gewicht. Denn durch das Betonieren beim Überbau wurde zwischen der Unterseite der Fahrbahn und den Jochen des Traggerüstes ein geschlossener Raum geschaffen, der nur 0,8 bis 1,2 m und ist 2,0 m breit ist. In diesen beengten Raum mussten die Baustellenmitarbeiter kriechen, um Formlehren und die Schalung zu entfernen.
Wenig Platz zum Arbeiten: Im geschlossenen Brückenüberbau mussten die Bauarbeiter die Formlehren, die Deckenschalung und die NOE Alu L entfernen. Da hilft es, dass die Schalung so leicht ist. | Foto: NOE Schaltechnik
Wenig Platz zum Arbeiten: Im geschlossenen Brückenüberbau mussten die Bauarbeiter die Formlehren, die Deckenschalung und die NOE Alu L entfernen. Da hilft es, dass die Schalung so leicht ist. | Foto: NOE Schaltechnik

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