Bauprojekt "Neom - The Line": Diese Männer bauen mit an der Megastadt in Saudi-Arabien

Bauprojekt "Neom - The Line"

Diese Männer bauen mit an der Megastadt in Saudi-Arabien

13.09.2022, 14:52 Uhr, aktualisiert 07.11.2024, 16:03 Uhr

KIEL

Revolution im Städtebau oder der reinste Irrwitz? Die Megacity „The Line“ in Saudi-Arabien sieht auf den Plänen aus wie etwas Außerirdisches. Was auch immer man davon hält, der Bau hat schon begonnen. Mit dabei sind Bau-Spezialisten aus Europa, die vorher Führungspositionen bei Holcim oder bei der Royal BAM Gruppe hatten.

"The Line", die 170 kilometer lange Stadt mit einer 500 Meter hohen verspiegelten Außenfassade, soll in der saudiarabischen Wüste Wirklichkeit werden. | Foto: Neom Co.

Keine Straßen, keine Autos, keine Emissionen: Was der saudi-arbabische Kronprinz Mohammed bin Salman am Rande des Roten Meeres plant, klingt definitiv nach Science Fiction. Die Megastadt „The Line“, entworfen auf dem digitalen Reißbrett, und Kern des Gesamtprojekts „Neom“, soll komplett mit erneuerbarer Energie betrieben werden und die Flächen des Landes schonen. Ihre Maße sind gigantisch: „The Line“ soll 500 Meter hoch, nur 200 Meter breit und 170 Kilometer lang werden – daher der Name. Auf einer Fläche von nur 34 Quadratkilometern sollen 9 Millionen Menschen wohnen und arbeiten können. Der Kronprinz verspricht ein ganzjährig ideales Klima und eine nie dagewesene Effizienz der städtischen Infrastruktur: Alles, was zum Leben nötig ist, soll zu Fuß in fünf Minuten erreichbar sein, die 170 Kilometer Länge schafft ein unterirdisches Hochgeschwindigkeits-Transportsystem in 20 Minuten.

Baustart für Neom - The Line im Oktober 2022

Doch der Plan, der 2017 vorgestellt wurde und seitdem immer mal wieder durch die Medien geistert, wird tatsächlich realisiert. Der Bau hat bereits begonnen, 2030 soll die Stadt fertig sein – oder zumindest große Teile davon. Modernste technische Planungslogistik und eine modulare Bauweise sollen die kurze Bauzeit von „The Line“ ermöglichen. Die Stadt soll weitgehend automatisiert gebaut werden. Aber Roboter müssen programmiert und gesteuert werden, und sie brauchen einen Bauplan – Building Information Modeling ist hier das Zauberwort. Zunächst aber sind die Baumaschinen dran: Seit Oktober laufen die Gründungsarbeiten für Neom - The Line. Es stellt sich die Frage, wer baut diese Stadt eigentlich? Wer sind die Köpfe hinter der bautechnischen Realisierung?

Der BIM-Spezialist bei Neom - The Line

Zunächst ist da Menno de Jonge. Der Holländer ist seit Februar 2022 bei Neom als Director Digital Delivery tätig, kümmert sich also verantwortlich um die Bereitstellung digitaler Modelle. Seine Berufserfahrung dafür könnte kaum vollständiger sein. Er studierte Bauingenieurwesen an der Technischen Universität Eindhoven und arbeitete 20 Jahre lang beim niederländischen Bauunternehmen Ballast-Nedam N.V. als CAD-Spezialist und ICT-Manager, zuletzt als Direktor für nachhaltige Innovationen. Zwei Jahre beim CAD-Software-Giganten Autodesk folgten, anschließend wurde er Director für digitale Konstruktion bei der Royal BAM Group.

Der Modulbau-Spezialist bei Neom - The Line

David Heron ist einer der beiden Experten, die von Holcim kommen. Er studierte Luftfahrttechnik an der Universität Bristol und arbeitete bei Accenture als Berater für Software- und Technologiearchitekturlösungen, als Leiter der Implementierung bei der Weltfrachtbörse, bevor er in verschiedenen strategischen Führungspositionen beim Schweizer Baustoffkonzern Holcim tätig wurde, mit Stationen in China und Singapur. Ab Sommer 2015 war er Projektmanager im Rahmen der Integration von Lafarge und Holcim und wurde im Jahr darauf Leiter Strategieentwicklung bei LafargeHolcim. Im Juli 2019 machte sich selbstständig. Bei Neom ist er verantwortlich für industrialisiertes Design, Bau-Ökosysteme und moderne Konstruktionsmethoden.

David Heron. ehemals Leiter der Strategieentwicklung bei LafargeHolcim, kennt sich aus mit der Offsite- und Modulfertigung von Gebäuden und Infrastruktur - hilfreich beim Projekt Neom - The Line. | Foto: Holcim Foundation

Der Beton-Spezialist bei Neom - The Line

Jose Cantillana, genannt „Pepe“, soll sich bei Neom um den Zement kümmern: Beschaffung, Logistik, CO2-Optimierung. Der Spanier stieg nach seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften im Jahr 2000 in das Baugeschäft ein, als er eine kubanische Zementfirma leitete. Vier Jahre später kam er zu Holcim nach Spanien und Argentinien, zehn Jahre später in die Schweizer Zentrale, wo er während der Integration von Lafarge und Holcim für deren Geschäftsmodell, Organisation und Arbeitsabläufe verantwortlich war. Zuletzt war er bei dem Baustoffkonzern Vizepräsident für die Region Ost- und Südafrika und Indischer Ozean.

José Cantillana im Jahr 2011, damals CEO von Holcim Argentina, ist bei Neom - The Line zuständig für den Bereich Beton und Zement. | Foto: Holcim Foundation

Der Baumaschinen-Leiter bei Neom – The Line

Zsolt Eötvös ist versierter Finanzexperte. Bei „Neom – The Line“ ist er Leiter für Baumaschinentechnik und verantwortlich für den Aufbau einer nachhaltigen Bautechnik- und Baugeräte-Infrastruktur. Ob er etwas von Baumaschinentechnik vesteht, ist nicht bekannt. Er war bis 2010 CFO bei General Electric Capital und Mitglied im Verwaltungsrat und war bis 2017 Vorstand der Direktbank Zuno, die zur Raiffeisen Gruppe gehört. Bevor er zu Neom kam, war er Leiter der Finanzplanung bei der chinesischen Home Credit. Er spricht fünf Sprachen.

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Der Bau-Direktor bei Neom

Geleitet wird die Abteilung Design und Bau bei Neom seit dem Sommer 2021 von Roger Nickells. Der Bauingenieur arbeitete 20 Jahre lang für den US-Baukonzern Atkins in Großbritannien, Dubai und Oman. Bevor er seinen Posten bei Neom antrat, war er CEO beim englischen Ingenieurbüro Happold, das weltweit Bauprojekte betreut.

Das Werbe-Video zum Projekt "Neom - The Line" zeigt eine "Schöne Neue Welt" und soll Investoren für das Bauprojekt begeistern.