VW Caddy Cargo im Test
Die fünfte Caddy-Generation von Volkswagen tritt mit saubereren Dieselmotoren, mehr Platz im Laderaum und vielen Fahrerassistenten zur Probefahrt an. Vorerst nur in kurzer Version. Die längere Maxi-Ausgabe lässt noch auf sich warten.
In einer Sache bleibt sich Volkswagen treu: Den Caddy der 5. Generation gibt es nach wie vor in kurz und lang. Den Längenunterschied zwischen Standard und Maxi machen 35 cm aus. Ansonsten hat VW beim neuen Kompaktvan kaum einen Stein auf dem anderen gelassen. Für die erste Probefahrt diente ein Standard-Caddy-Cargo. Die Maxi-Ausführung für mehr Ladevolumen und mehr Nutzlast wäre im GaLaBau die bessere Wahl, stand aber noch nicht zur Verfügung.
Der neue 2,2-Tonner stützt sich auf Golf 8-Plattform und bietet damit Pkw-Niveau. Das ist sofort spürbar. Breitere Spur, längerer Radstand und neue Hinterachse sorgen für mehr Dynamik und Fahrspaß. Der Caddy liegt stabil auf der Straße, federt straff, aber dennoch komfortabel. Die Seitenneigung in zügig gefahrene Kurven ist gering. Vorn blieb es bei der Einzelradaufhängung. Die Hinterachse ist neu, rumpelt und bockt viel weniger als zuvor, besonders bei Leerfahrt. Zwar ist sie weiterhin als Starrachse ausgeführt, hängt aber nicht mehr an Blattfedern. Stattdessen übernehmen Längslenker die Führung, ein Panhardstab die Stabilisierung und dicke Schraubenfedern die Abfederung.
Oder doch? In kaltem Zustand und bei höheren Drehzahlen neigt das Triebwerk unter der Fronthaube zum Brummen, was ein leerer Laderaum noch verstärkt. Etwas mehr Dämmung täte dem Diesel gut. Dafür ist der Diesel sauberer geworden – dank doppelter Adblue-Einspritzung über zwei SCR-Kats. Das kostet allerdings mehr Harnstoff, weshalb VW den Adblue-Tank auf 15 l vergrößert hat. Der Dieseltank ist dagegen um 10 auf 50 l geschrumpft. Schließlich soll der neue Caddy ja sparsamer unterwegs sein. VW verspricht bis zu 12 % Spritersparnis. Die Kraftübertragung im Fronttriebler übernimmt ein Sechsgang-Schaltgetriebe. Es arbeitet tadellos. Die Gänge lassen sich leicht und präzise einlegen. Die Gassenführung funktioniert zielgenau. Das automatisierte 7-Gang-DSG-Getriebe ist allein dem stärksten Caddy vorbehalten.
Als Van oder Kombi bietet sich eine Heckklappe an. Im Cargo sind asymmetrische Heckflügeltüren praktischer. Sie lassen sich um 90° und 180° weit öffnen. Die Entriegelung ist simpel und lässt die Finger fettfrei. Der Blick in den Laderaum sorgt für Ernüchterung. Viel nacktes Blech schaut dem Fahrer entgegen. Dach- oder Seitenverkleidung – Fehlanzeige. Selbst in der aktuellen Cargo-Preisliste lassen sich weder Holzboden noch Seitenverkleidungen als Extras finden.
Wer auf die berüchtigte Durchlade in der Trennwand nach vorn oder die Leiterklappe oben im Heck hofft, wird ebenfalls enttäuscht. Die gibt‘s für den Caddy nicht mehr. Dafür sind LED-Laderaumbeleuchtung, zusätzliche Schiebetür links und sechs Zurrösen mit von der Partie. Wichtiger noch: Die Radkästen stehen jetzt weiter auseinander und lassen mit einem Maß von 1,23 m eine Europalette quer dazwischen Platz finden. Zu verdanken ist das der neuen Verbundlenkerachse, die weniger Bauraum benötigt. Auf gleiche Weise wie die erste Palette zirkelt der Staplerfahrer sogar noch einen zweiten Ladungsträger hinein. Im Cargo Maxi passt die zweite Palette nun sogar durch die verbreiterte Schiebtür. Beim Einladen sollte die Nutzlast stets im Blick bleiben. Die fällt für den 2,2-Tonner mit knapp 600 Kilo nicht so üppig aus. Mit über 700 kg sind in der Maxi-Version schon etwas mehr drin.
Bleibt ein Blick ins Cockpit. Den Fahrerplatz hat VW tüchtig aufgewertet und digitalisiert. Standardmäßig schaut der Caddy Fahrer auf analoge Rundinstrumente mit mittiger Multifunktionsanzeige. Gegen Aufpreis (535 Euro) gibt es digitale Instrumente. Dann liefert der 10,25“-Monitor frei wählbare Anzeigen für Tacho und Drehzahlmesser. Per Tastendruck wechselt die Anzeige in der Mitte des Displays und bringt den Bordrechner oder die 3D-Navigation in den Vordergrund.
Nötig ist das alles nicht, zumal sich rechts über der Mittelkonsole der Bildschirm des Multimediasystems (wahlweise in 6,5“ bis 10,0“) ausdehnt. Darüber wird auch die Klimatisierung gesteuert. Nach Druck auf die Direktwahltaste mit dem Schneeflocken-Symbol, öffnet das dazugehörige Menü im Display. Zum Einstellen von Temperatur oder Lüftungsgebläse muss die Besatzung einen virtuellen Schieberegler betätigen. Den während der Fahrt gleich im ersten Anlauf zu treffen, ist gar nicht so leicht. Neu und modern sind auch die in stylischer Touchfläche gebündelten Lichttasten links vom Lenkrad. Was vorher ein solider Drehregler übernahm, wechselt nun ganz in Smartphone-Manier in berührsensible Minitasten. Ob das vorteilhaft und auch für kräftige Hände geeignet ist, muss sich zeigen.
Insgesamt gibt es genug Platz in der Kabine. An offenen Ablagen mangelt es nicht. Die Sitze sind breit, bequem und geben viel Halt. Zudem lassen sie sich selbst für Hochgewachsene weit genug zurückschieben. Eng wird’s nur mit Doppelbesatzung. Als Alleinfahrer lässt sich die Beifahrersitzlehne zum Tisch umklappen und als Pausenbrett nutzen.
Serienmäßig gibt es im Caddy Zentralverriegelung, elektrische einstellbare Außenspiegel, verstellbares Lenkrad, elektrische Parkbremse und Trennwand ohne Fenster. Die meisten kleinen Helfer kosten Aufpreis. VW kann insgesamt 19 Assistenzsysteme im neuen Caddy anbieten. Dazu gehören Notbremsassistent, Abstandstempomat oder radargestützter Ausparkassistent mit Bremsfunktion. Letzterer warnt bei Rückwärtsfahrt vor Querverkehr und bremst im Notfall automatisch. Der Trailer Assist ermöglicht das einfache Rangieren mit Anhänger, was auf Baustellen im GaLaBau äußerst praktisch sein kann. Ganz klar, der neue Caddy lässt sich auch schick vernetzen. Dafür taugt die App „We Connect Plus“ mit der sich Fahrzeugdaten prüfen und einzelne Funktionen über das Handy aus der Ferne bedienen lassen. Noch einen Schritt weiter geht das digitale Flottenmanagementsystem „We connect Fleet“. Damit unterstützt VW digitale Fahrten- und Tankbücher, bietet Routenverlauf und Ortung, Verbrauchsanalysen, Wartungsmanagement und mehr.
Unser Fazit:
Der neue Caddy ist ein gewaltiger Sprung nach vorn. Die zahlreichen Änderungen erhöhen den Komfort spürbar, machen den Lieferwagen sicherer und bringen ihn auf Pkw-Niveau. Nützlich ist der Laderaum mit mehr Platz zwischen den Radkästen, selbst ohne Paletten-Transport. Der Fahrerplatz ist modern, aufgeräumt und pflegeleicht, die Digitalisierung an mancher Stelle übertrieben. Aber auf die meisten Fahrerassistenten will sicher niemand verzichten – egal ob in kurzer oder langer Version.
Technische Daten - VW Caddy Cargo
Motor und Antrieb
- Motor: Vierzylinder-Turbodiesel, Common-Rail-Direkteinspritzung, Abgasturbolader, Twindosing-SCR-Kat, DPF, Abgasstufe Euro 6d.
- Hubraum: 1.968 cm³
- Nennleistung: 75 kW (102 PS) bei 2.750-4.400/min
- Max. Drehmoment: 280 Nm bei 1.500-2.500/min
- Kraftübertragung: Vorderradantrieb, manuelles Sechsgang-Schaltgetriebe
- Fahrwerk: vorn Einzelradaufhängung, hinten Starrachse mit Längslenkern, Panhardstab und Schraubenfedern
- Lenkung: Elektromechanische Lenkung
Maße und Gewichte
- Fahrzeug L x B x H: 4.501 x 1.855 x 1.879 mm
- Radstand: 2.755 mm
- Wendekreis: 11.400 mm
- Laderaum L x B x H: 1.654 x 1.518 x 1.251 mm
- Ladevolumen: 3,1 m³
- Breite zw. Radkästen: 1.230 mm
- Hecktür B x H: 1.233 x 1.130 mm
- Schiebetüren B x H: 706 x 1.154 mm
- Höhe Laderaumboden: 580 mm
- Bodenfreiheit: 160 mm
- Dieseltank: 50 l
- Adblue-Tank: 15 l
- Leergewicht: 1.627 kg
- Nutzlast: 593 kg
- Zul. Gesamtgewicht: 2.220 kg
- Zul. Achslast vorn/hinten: 1.130/1.240 kg
- Zul. Anhängelast: 750/1.500 kg
Messwerte
- Höchstgeschwindigkeit: 174 km/h
- Innengeräusche bei Stand/50/100/170 km/h: 46/61/67/78 dB(A)
Nettopreise (alle Preisangaben in Euro) und Ausstattungen
Grundpreis
- VW Caddy Cargo: ab 18.320,00
- VW Caddy Cargo Maxi: ab 20.015,00
Ausstattung
- Komfortpaket: 1.575,00
- Assistenzpaket: 1.585,00
- Digital Cockpit: 535,00
- Elektronische Parkbremse: Serie
- Notbremsassistent: 580,00
- Spurhalteassistent Lane Assist: 575,00
- Spurwechselassistent Side Assist: 360,00
- Parklenkassistent Park-Assistent: 675,00
- Einparkhilfe vorn + hinten: 470,00
- LED-Scheinwerfer: 685,00
- Klimaanlage: ab 1.295,00
- Multifunktionslenkrad Leder: 180,00
- Tempomat1): 325,00
- Trennwand mit Fenster + Gitter: 108,00
- Unterfahrschutz für Motor/Getriebe: 205,00
- Anhängekupplung mit Gespannstabilisierung: ab 550,00
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