Leiser, abgasfreier und leistungsstarker Radlader

Nach dem dreistündigen Praxistest der bi GaLaBau waren erst rund 20% der Batteriekapazität des Elektroradladers WL20e von Wacker Neuson erschöpft. Mit Palettengabel hebt der 2.350 kg schwere Knicklenker eine Tonne auf rund drei Meter Höhe, ohne mit den Hinterrädern abzuheben.

Wacker Neuson WL20e im Test: Leiser, abgasfreier und leistungsstarker Radlader
Ein neues Gefühl der Leichtigkeit auf Privatgarten-Baustellen, der WL20e Elektro-Knicklenker ist kaum noch hörbar, bei gleicher Leistung wie die Dieselmaschine.| Fotos: Erwin Bauer
Geräuschlos mit einem kompakten Radlader durch enge Gartenwege "schweben" und völlig stressfrei Material verteilen, ohne Abgase und CO2-Emissionen auszustoßen, das ist heute auch im Garten- und Landschaftsbau keine Utopie mehr. Wacker Neuson hat als erster Baumaschinenhersteller mit dem WL20e aus der Produktion des Tochterunternehmens Weidemann aus Diemelsee-Flechtdorf einen komplett elektrisch angetriebenen Radlader auf den Markt gebracht. Dabei soll der Knicklenker laut Herstellerangaben dieselben Leistungsmerkmale aufweisen, wie sein konventionelles Pendant mit Dieselmotor, das Modell WL20. Wir wollten wissen, ob dies in der Praxis zutrifft. Konkrete Fragen, die unser Praxistest beantworten sollte, waren: Wie lange ist die Einsatzzeit des Elektroladers mit einer Akkuladung? Wie sieht es mit seiner Praxistauglichkeit auf Baustellen im Garten- und Landschaftsbau aus? Wo liegen die Herausforderungen beim Batterie- und Lademanagement? Welche Kraft bringt der Elektrolader auf Boden und Werkzeug? Zusammen mit Wim Braam, dem Juniorchef der Firma Opitz Großbaumverpflanzung aus dem mittelfränkischen Heideck, selbst von Kindheitsbeinen an ein begeisterter Maschinist, konnten wir die beiden Radlader vor Ort ausgiebig miteinander verglichen. Hermann Schmidhuber, Produktspezialist für Kompaktmaschinen bei der Wacker Neuson Niederlassung in Nürnberg, machte dies möglich und unterstützte uns mit Rat und Tat.
Von links: Die kleinsten Wacker Neuson Knicklenker WL20 und WL20e spielen trotz ihrer völlig unterschiedlichen Antriebskonzepte leistungsmäßig in derselben Liga.
Von links: Die kleinsten Wacker Neuson Knicklenker WL20 und WL20e spielen trotz ihrer völlig unterschiedlichen Antriebskonzepte leistungsmäßig in derselben Liga.

Elektrolader hubstärker als die Dieselversion

Beim Vergleich der Hubkraft zeigte sich der Elektrolader sogar seinem Diesel-Pendant überlegen. Nach dem problemlosen Abkuppeln der Schaufel und der Aufnahme der Palettengabel mit dem automatischen Schnellwechsler galt es eine Tonne möglichst hoch zu heben, ohne dabei ins Kippen zu kommen. Spielend schob der Elektro-Knicklenker die Palette mit gefüllten Perlhumus-Säcken hinauf bis direkt unter das Dach der Lagerhalle, ohne mit seinen Hinterrädern abzuheben. Nicht nur der hohe Wirkungsgrad der beiden Elektromotoren, einer für den Fahrantrieb (6,5 kW), der andere für die Hydraulikanlage (9 kW), sondern auch die höhere Kipplast des Elektroladers gegenüber der Dieselmaschine sind der Grund für die enorme Hubkraft. Die im Heckbereich untergebrachten Blei-Säure-Batterien, die mit 450 kg in der Premiumausführung von 48 V/360 Ah) zu Buche schlagen, fungieren als Kontergewichte. Weil der Batteriepack rund 250 kg schwerer ist als der Motorblock der Dieselvariante, erhöht sich aus physikalischen Gründen die Hubkraft des Elektroladers um diesen Wert.

Eine neue Lautstärken-Erfahrung

Ein wesentlicher Pluspunkt des Elektroradladers für die Adaption in der Praxis ist seine verminderte Geräuschemission. Das erschließt dem Unternehmer zusätzliche Einsatzbereiche in lärmsensiblen Zonen oder in Innenräumen, die mit einer konventionellen Maschine bislang nicht bedient werden können. Unsere jeweils einminütigen Lärmmessungen mit der iPad-App "dBMeter Pro" ergab für den WL20e einen Schalldruckpegel von durchschnittlich lediglich 75 dBA am Ohr des Fahrers. Beim dieselmotorischen WL20 lag der so gemessene Wert bei 87 dBA. Wenn man bedenkt, dass bereits eine Erhöhung von drei Dezibel eine subjektive Verdoppelung der Lärmempfindung ausmacht, lässt sich dieser enorme Unterschied bei der Lautstärke ermessen. Bei der zweiten Testrunde in einem gerade sanierten Privatgarten mit dichter Nachbarschaftsbebauung war dieser Punkt besonders deutlich.

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Bei der dritten und letzten Testrunde ging es dann am nächsten Tag darum, einen eingewachsenen größeren Erdhaufen abzutragen und auf den Kipper eines 7,5-Tonnen Lkws zu verladen. Dank der beachtlichen Überladehöhe konnte Erhard Urban, maschinenerfahrener Mitarbeiter der Firma Opitz das lose Material gezielt und gleichmäßig auf der Pritsche verteilen. Anschließend wurden mit der Palettengabel noch Paletten mit Pflastersteinen aufgeladen und abtransportiert. In Sachen Verladeleistung muss der Elektro-Knicklenker gegenüber seinem Pendant mit Dieselmotor keine Abstriche machen. Er ist zwar im Schnellgang etwas langsamer als die Dieselmaschine, dafür hat er nachweislich eine größere Hubkraft. Das einfache Handling mit dem Joystick ist genauso problemlos wie bei der konventionellen Maschine.

Blick unter die Heckklappe: die Antriebseinheit besteht aus bewährter Staplertechnik der Firma Linde, der Blei-Säure-Batteriepack erhöht als Kontergewicht die Kipplast des Knicklenkers.
Blick unter die Heckklappe: die Antriebseinheit besteht aus bewährter Staplertechnik der Firma Linde, der Blei-Säure-Batteriepack erhöht als Kontergewicht die Kipplast des Knicklenkers.

Lademanagement und Wirtschaftlichkeit

Wie lange halten die verwendeten Blei-Säure-Batterien? Das Produktmanagement gibt 1.200 Ladezyklen für die Batterien an, danach haben sie noch immer 80% der Anfangskapazität. Entscheidend für die Langlebigkeit der Batterien sei allerdings die regelmäßige Wartung. Mindestens einmal pro Woche müsse destilliertes Wasser über einen zentralen Einlassstutzen nachgefüllt werden. Wichtig sei ferner, dass die Batterie die ersten 15 bis 20 Male jedes Mal komplett wieder aufgeladen wird, wenn 20% Restkapazität erreicht worden sind. Das ist der Fall, wenn noch eine rote LED am Display leuchtet. So könne eine möglichst lange Einsatzdauer des Batteriepacks gewährleistet werden. Nach dieser Eingewöhnungsphase können die Batterien auch zwischenaufgeladen werden, weil dann der Memory-Effekt entfalle. Bei Anschluss an eine 400 Volt-Steckdose dauere die vollständige Wiederaufladung fünf bis sechs Stunden. An einem 230 Volt-Netzanschluss müsse man mit mindestens acht Stunden Ladezeit rechnen. Es werden zwei verschiedene Batteriepacks angeboten mit jeweils 24 Zellen á 2 Volt und Kapazitäten von 260 Ah und 320 Ah.
Beeindruckende Kraftentwicklung, die aktive Stillstandsregelung verhindert ein Zurückrollen der Maschine, sobald man vom Gas geht.
Beeindruckende Kraftentwicklung, die aktive Stillstandsregelung verhindert ein Zurückrollen der Maschine, sobald man vom Gas geht.

Zero Emission Portfolio wächst

Die nachhaltige Produktpalette des Kompaktmaschinen- und Verdichtungsspezialisten Wacker Neuson soll sukzessive ausgebaut werden, wie Geschäftsführer Cem Peksaglam im Wacker Neuson Universe, einem spektakulären Outdoor-Event in Aschheim bei München bestätigte. Derzeit gibt es neben dem Elektro-Knicklenker mit dem Dual Power Konzept einen mit separatem elektro-hydraulischem Aggregat völlig abgasfrei einsetzbaren Minibagger, zwei Akkustampfer (vgl. B_I galabau 8+9 "Wir arbeiten emissionsfrei!", Seiten 20-24) sowie einen brandneuen Elektro-Selbstladedumper. Auf ihrer Feier zum 90. Firmenjubiläum hat das Wacker Neuson Tochterunternehmen Kramer in Pfullendorf angekündigt, demnächst ebenfalls einen Elektro-Radlader der 3,5 Tonnen-Klasse mit Allradantrieb zu präsentieren.

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