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Boden-Revitalisierung mit "Kompost-Tee" - wann sich Eigenproduktion lohnt

Was ist eigentlich "Kompost-Tee", wie wird er hergestellt, wo kommt er zur Anwendung und lohnt es sich eigentlich, ihn selbst zu produzieren? Antworten darauf liefern die Experten der Firma MICO Systems und der Wissenschaftler Dr. Gerhard Lung.

Boden-Revitalisierung mit "Kompost-Tee" - Eigenproduktion und Vorteile
Die Mico Base stellt den effizienten Kompost-Tee her, der nachweislich zur Revitalisierung des Bodenlebens und zu einer verbesserten Pflanzengesundheit führt. | Foto: MICO SYSTEMS
Die Kompostierung von organischen Stoffen und der Einsatz von Kompost als Wachstumsförderer und als natürlicher Pflanzenschutz haben eine lange Tradition. Erste Versuche, aus festem Kompost einen flüssigen Auszug herzustellen, fanden allerdings erst in den 1980er Jahren an der Universität Bonn statt. Dabei wurde das Kompostmaterial mit der Eimer-Methode und mehrmaligem Rühren über fünf bis neun Tage aufbereitet. An der Universität Hohenheim beschäftigte sich Dr. Gerhard Lung als Wissenschaftler bereits vor ca. 20 Jahren ausführlich mit der Herstellung und Wirkung von Kompost-Eluaten auf verschiedene Kulturen. Dabei stellte er fest, dass die handelsüblichen Methoden und Geräte zu deren Herstellung sehr ineffizient arbeiteten, und die Ausbeute an Mikroorganismen aus dem eingesetzten Kompostmaterial suboptimal war. Außerdem fand er heraus, dass man die dabei gewonnene Flüssigkultur in einem separaten Tank auffangen muss, um negative Einflüsse bei der weiteren Kultivierung auszuschließen.
MICO Systems Geschäftsführer Olaf von Könemann (Mitte), Sales Manager Tobias Illgner (links) und Dr. Gerhard Lung (rechts). | Foto: bs
MICO Systems Geschäftsführer Olaf von Könemann (Mitte), Sales Manager Tobias Illgner (links) und Dr. Gerhard Lung (rechts). | Foto: bs

FiBL-zertifiziertes Herstellungsverfahren

Unter Berücksichtigung der wissenschaftlichen Aspekte zur Optimierung des Herstellungsprozesses beteiligte er sich maßgeblich an der Entwicklung des sogenannten Mico-Systems. Es sorgt dafür, dass das Kompostmaterial mit einer großen Flüssigkeitsmenge durchspült wird, um eine maximal hohe Ausbeute an Mikroorganismen zu erhalten. Dr. Lung ist des Weiteren auch für die Entwicklung und Herstellung der Kompost-Kits verantwortlich, welche bei Bedarf mit biologischen Gegenspielern (Antagonisten) der zu bekämpfenden Schadorganismen versehen werden, sodass sich der Einsatz von beispielsweise Pestiziden oder Fungiziden quasi erübrigt. Das Herstellungsverfahren ist FiBL-zertifiziert und somit z. B. für Naturland, Bioland und Demeter zugelassen. Dank der leicht bedienbaren, voll automatisierten Anlage der Firma MICO SYSTEMS GmbH, mit Sitz in Putzbrunn bei München, dauert es nur 2,5 Tage, um den fertigen Kompost-Tee herzustellen.

Herstellung in der Mico Base Anlage

Mit einer Mico Base Anlage von MICO Systems ist jeder in der Lage hochwirksames, biozertifiziertes Kompost-Tee-Extrakt zu produzieren. Benötigt wird der vom Unternehmen angebotene Kompost-Kit, der aus 10 kg Spezialkompost, 5 l MO Food I und 1 l MO Food II besteht. Die verwendeten Zusatz-Kompostkulturen enthalten bereits spezielle Antagonisten der Schaderreger, gegen die in Europa z. T. keine Pestizide mehr genehmigt sind, und auch keine in Aussicht stehen. Der damit hergestellte Kompost-Tee ist eine wertvolle Hilfe, „um das essenzielle Bodenleben zu optimieren und dadurch ein hohes antagonistisches Potenzial im Boden zu schaffen, was bodenbürtige Schaderreger unterdrückt und die Wurzelfunktion der Pflanzen optimiert“, so die Experten. MO Food I und II sind speziell für das Mico System entwickelte Nährlösungen in Anlehnung an Flüssigkulturen aus der Mikrobiologie. Dr. Lung erläutert: „Mit ihrer Hilfe wird die Anzahl der extrahierten Mikroorganismen um ein Vielfaches im Eluat vermehrt. Außerdem produzieren die im Extrakt enthaltenen Mikroorganismen Stoffwechselprodukte, die zu einer nachhaltigen Unterdrückung von Schaderregern und zur Optimierung der Wurzelfunktion beitragen. Solche Stoffwechselprodukte werden jedoch erst nach mehrtägiger Kultivierung des Kompost-Eluats produziert. Bei Konkurrenzsystemen, die das gewonnene Eluat schon nach 24 Stunden anwenden, sind nur sehr wenige Stoffwechselprodukte im Extrakt enthalten, wenn überhaupt.“

In der modular erweiterten Anlage Mico Base plus 5 können in 110 Stunden 6.000 l Kompost-Tee produziert werden. | Foto: MICO SYSTEMS
In der modular erweiterten Anlage Mico Base plus 5 können in 110 Stunden 6.000 l Kompost-Tee produziert werden. | Foto: MICO SYSTEMS

Automatisierter Produktionsprozess

Die Anlage Mico Base arbeitet voll automatisiert und ist einfach per Start und Stopp zu bedienen. Im sogenannten Extraktor werden aus dem Spezialkompost unter Zugabe von Wasser und Sauerstoff die Mikroorganismen innerhalb von acht Stunden ausgespült. Das dabei gewonnene Eluat mit den ausgewaschenen Mikroorganismen wird im Fermentationstank gesammelt und wie eine Flüssigkultur behandelt. Computergesteuert werden hier die Zusatzstoffe Food I und Food II zur Ernährung der Mikroorganismen beigegeben. Der Fermentationsprozess erfolgt über mindestens weitere 52 Stunden. In dieser Zeit vermehren sich die Mikroorganismen und produzieren wertvolle Stoffwechselprodukte. Währenddessen wird das Eluat systemseitig mit Sauerstoff versorgt. Auf diese Weise lassen sich mit dem Mico System in insgesamt 60 Stunden 1.000 l hochwertiger, biozertifizierter Kompost-Tee herstellen. Die modular aufgebaute Anlage lässt sich fünffach erweitern bis auf eine Produktion von 6.000 l in 110 Stunden. Partner Institute, wie bspw. das Institut Dr. Lung, sorgen dabei mit wissenschaftlich erprobten Komponenten für eine gleichbleibende Qualität des Extrakts. Zur Revitalisierung von 1 ha Oberboden werden ca. 300-400 l Konzentrat benötigt.

Eigenproduktion lohnt für Großverbraucher

Die Anschaffungskosten der Basisanlage liegen bei ca. 25.000 Euro. Für Anwender, die nur maximal 2.000 l pro Jahr verbrauchen, lohnt sich daher der Kauf des fertigen Kompost-Eluats. Es wird in UV-geschützten Versandkanistern von der Tochtergesellschaft Sansolum (www.sansolum.de) vertrieben, und ist ca. drei Wochen haltbar, wenn es kühl und dunkel gelagert wird, denn die lebenden Mikroorganismen haben nur eine begrenzte Lebenszeit.

Olaf von Könemann ist der Geschäftsführer von MICO Systems. Er berichtet, für wen sich die Anlage besonders rechnet: „Früher haben wir unseren Kunden den fertigen Kompost-Tee nur in 5, 10 und 20 Liter-Behältern angeboten. Das tun wir auch heute noch. Doch große Stadtverwaltungen beispielsweise oder Baumschulen und Gärtnereien kommen mit den kleinen Mengen nicht aus. Und da das Produkt immer frisch beim Kunden sein muss, und die Frachtkosten nicht unerheblich sind, ist es für Großverbraucher sinnvoll, es selbst zu produzieren. Dafür haben wir das modular erweiterbare, patentierte Verfahren entwickelt.“

Der Mico Kompost-Tee reaktiviert die Bodenbiologie für ein gesundes Pflanzenwachstum. | Foto: Dima Smaglov
Der Mico Kompost-Tee reaktiviert die Bodenbiologie für ein gesundes Pflanzenwachstum. | Foto: Dima Smaglov

Anwendungsgebiete für Kompost-Tee

Mit dem Mico Kompost-Tee kann beispielsweise die Bodenbiologie von Rasenflächen revitalisiert werden. Durch regelmäßige Anwendungen – das Produkt wird einfach eingegossen und es ist kein Umgraben notwendig - lassen sich Wassereinsparungen erreichen, der Einsatz von Pestiziden reduzieren und auch die Düngerbilanz positiv beeinflussen. So konnten bei einem Versuch auf dem Golfplatz im spanischen Almeria im heißen Sommer 2003 insgesamt 20 % Wasser im Vergleich zum Vorjahr eingespart werden. Dazu Dr. Lung: „Böden mit hoher Bodenaktivität nehmen mehr Wasser auf, als weniger fruchtbare Böden mit weniger Bodenleben. Durch die Optimierung der Bodenbiologie, werden das Sorptions- und das Wasserhaltevermögen der Rasentragschicht deutlich verbessert.
Dr. Lung konnte die positive Wirkung des Mico Kompost-Eluates auf Rasen-Tragschichten nachweisen. | Foto: Dr. Gerhard Lung
Dr. Lung konnte die positive Wirkung des Mico Kompost-Eluates auf Rasen-Tragschichten nachweisen. | Foto: Dr. Gerhard Lung

Anscheinend soll auch die Boden-Evaporation durch ein intensives Bodenleben reduziert sein. In der Summe wirkt sich eine hohe Bodenfruchtbarkeit durch ein intensives Bodenleben nachhaltig auf den Wasserhaushalt aus, sodass man mit einer geringeren Bewässerungsintensität auskommt.

Diese Erkenntnisse werden nun auch als lebensverlängernde Maßnahmen bei Stadt-Bäumen eingesetzt, denn es ist davon auszugehen, dass sich bei Bäumen ein intensives Bodenleben ebenfalls positiv auf den Wasserhaushalt im Boden auswirkt. Jedoch sind hierfür andere, dem Gehölz angepasste Gegenspieler, und etwas anderer Kompost erforderlich als für Gemüse und Rasenkulturen, da die Bodenbiologie der Bäume oftmals eher „pilzdominant“ ist.

Ausgebracht wird das Kompost-Eluat mit dem Gießwasser. | Foto: MICO SYSTEMS
Ausgebracht wird das Kompost-Eluat mit dem Gießwasser. | Foto: MICO SYSTEMS
In Gemüsebau-Betrieben wurde festgestellt, dass die Gesundheit der angebauten Kulturen durch die Eluat-Anwendung deutlich verbessert wurde, sodass der Einsatz von Pestiziden drastisch reduziert werden konnte, oftmals sogar komplett vermieden bzw. darauf verzichtet wurde. Dies ist auf den hohen Anteil an antagonistischen Mikroorganismen im Kompost-Tee sowie auf die von ihnen produzierten Stoffwechselprodukte zurückzuführen, die auch jeder Kompost enthält, der ebenfalls, wenn man ihn in entsprechender Menge dem Boden zuführt, zur Pflanzengesundheit beiträgt. Durch das verbesserte Sorptionsvermögen werden außerdem die zugeführten Nährstoffe besser in der oberen Bodenschicht gehalten und ihr Auswaschen in Zonen unterhalb des Wurzelhorizonts wird deutlich vermindert.“

Sogar zur natürlichen Pflege von Natur-, Schwimm- und Fischteichen eignet sich Kompost-Tee. Er baut laut Herstellerangaben organisches Material ab und lässt eintrübende Schwebeteilchen verschwinden, indem sie sich absetzen. Schlamm wird wieder in gesunden Teichboden umgewandelt. Anwenden lässt sich Kompost-Tee auf jeder Art von Boden, bestätigt Dr. Lung: „Selbst magere Böden, die unter natürlichen Verhältnissen ein sehr geringes Bodenleben aufweisen, können durch die Anwendung des Eluats wesentlich in ihrer Bodenbiologie optimiert werden, was das Beispiel vom Golfplatz Almeria deutlich zeigte, denn dort treffen wir vor allem sandige Böden an, die man als „extrem mager“ bezeichnen könnte.“

Gedeiht die grüne Branche?

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Pflanzenkraft aus der Natur

Namhafte Universitäten und Institute bescheinigen dem mit der Mico Base hergestellten Kompost-Eluat, das meist als Kompost-Tee bezeichnet wird, eine besonders hohe Dichte an Mikroorganismen, was u. a. in Baumschulen, im ökologischen Landbau, in Gärtnereien und im ökologischen Weinbau zur Revitalisierung des Bodenlebens und damit zu Ertrags- und Qualitätssteigerungen führt. Durch die spezielle Produktionsweise in der Mico Base entsteht ein biologischer Pflanzen- und Bodenhilfsstoff, der z. B. unter anderem im Blattbereich nachweislich vorbeugend gegen echten und falschen Mehltau wirkt.

Der biologische Pflanzen- und Bodenhilfsstoff Mico Kompost-Tee wirkt auch gegen Blattkrankheiten. | Foto: Fotolia
Der biologische Pflanzen- und Bodenhilfsstoff Mico Kompost-Tee wirkt auch gegen Blattkrankheiten. | Foto: Fotolia
Tobias Illgner, Sales Manager von MICO Systems, empfiehlt die Anlage schon deshalb, weil seine Kunden mit diesem System erstmals selbst und ohne großen Aufwand lagerfähigen Kompost-Tee herstellen können. „Die Wirkungsweise von Kompost-Tee entspricht zudem genau den Prozessen, die die Pflanzenwelt nutzte, bevor der Mensch in den natürlichen Kreislauf eingegriffen hat. Und das, ohne viel Zeit und Geld investieren zu müssen, denn die Kosten für das fertige Endprodukt liegen unter 0,30 Cent pro Liter inkl. Abschreibung des Systems über 10 Jahre.“ Aufgrund seiner vielen Einsatzmöglichkeiten rechnet sich die Herstellung größerer Mengen schnell, denn die positiven Effekte des Produkts machen nicht bei Boden-Revitalisierung und Pflanzenstärkung halt: So ermöglicht Kompost-Tee unter konditionierten Bedingungen sogar die Kompostierung von gehäckseltem Alt- und Bauholz, sowie den Abbau von im Holz enthaltenen Kontaminationen wie z. B. Imprägnierungsmitteln, wie Dr. Lung in einer Studie an der Universität Hohenheim von Bauholz aus Dubai nachweisen konnte: „Nach zwei Monaten war es durch das Tränken mit Eluat weitgehend kompostiert, und Imprägnierungsmittel sowie sonstige organische Kohlenwasserstoffverbindungen konnten nicht mehr nachgewiesen werden.“

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