Husqvarna: Neue Akku-Kettensägen für Baumpfleger
Die neue Husqvarna T540i XP Tophandle Akku-Kettensäge für kletternde Baumpfleger bei ihrer Vorstellung in Schweden. | Foto: Lasse Lommel

Einer der größten Gegner im Leben der kletternden Baumpfleger ist die Schwerkraft. Sie mit Muskelkraft Meter für Meter zu überwinden ist umso anstrengender, je gewichtiger das mitgeführte Equipment. Gleichzeitig müssen die Werkzeuge, insbesondere die Kettensäge, kräftig genug sein, um auch dicke Äste durchtrennen zu können. Husqvarna bot für Baumpfleger bisher die 2012 auf dem Markt erschienene Akku-Kettensäge mit Tophandle T535i XP oder die kräftigere Benzinvariante Husqvarna T540 mit 37,5 ccm Hubraum. Eine starke Akku-Kettensäge mit genug Performance für dicke Äste fehlte bisher am Markt.

Mit den neu vorgestellten Akku-Kettensägen T540i XP mit Tophandle und T540i mit Rearhandle soll damit Schluss sein: Sie bieten Schnittleistungen vergleichbar mit einer 40 ccm Benzinsäge und verfügen trotzdem über genügend lange Laufzeiten für den professionellen Einsatz. Der eigentliche Clou ist jedoch ihr bei mindestens gleichhoher Leistung reduziertes Gewicht, das die Baumpfleger im Kampf gegen die Schwerkraft im Vergleich zur Benzinsäge T540 um 400 Gramm nach vorne bringt. So wiegt die T540i XP Akku-Kettensäge 2,5 kg (ohne Akku und Schneidgarnitur) bei einer Kettengeschwindigkeit von bis zu 24 m/s. Die empfohlene Schwertlänge beträgt 30-35 cm (12 bis 14 Zoll).

Akkuplatzierung für gutes Handling

Um zusätzlich die Arbeit beim Klettern im Baum zu erleichtern, haben die Husqvarna-Ingenieure sich verschiedene Punkte an den bestehenden Kettensägen vorgeknöpft. Die neugestaltete Kettenbremse erleichtert die Sicht auf Schwert und Schnitt. Um Gewicht zu sparen, hat man bei der Konstruktion des Innenlebens der Sägen besonders auf ihre Kompaktheit geachtet, denn so ist weniger Material für das Gehäuse nötig.

Außerdem, so berichtet ein Husqvarna-Produktdesigner bei der Präsentation der neuen Sägen in Schweden, habe man sich viel Gedanken um die Platzierung des Akkus gemacht. Durch seinen hohen Gewichtsanteil sei seine optimale Platzierung von zentraler Bedeutung für das Handling der Säge. Ein gut platzierter Akku reduziere den Kraftaufwand für die Rotation entlang der Längsachse und sorge für eine gute Balance der Säge.
Die Rearhandle-Version 540i XP ist voraussichtlich ab April 2020 erhältlich. | Foto: Lasse Lommel
Die Rearhandle-Version 540i XP ist voraussichtlich ab April 2020 erhältlich. | Foto: Lasse Lommel

Die Wahl des Akkus: Tradeoff zwischen Gewicht, Ausdauer und Schnittleistung

Für die Tophandle-Säge T540i XP empfiehlt Husqvarna den neuen „BLi200X“ Akku, eine Weiterentwicklung des BLi200, während für die Rear-Handle Version 540i XP standardmäßig der größere 30-Zellen Akku BLi300 mit 50 Prozent höherer Kapazität vorgesehen ist. Alle Akkus und Sägen sind untereinander kompatibel. So ist es auch denkbar, den kleineren und gegenüber dem BLi200X um 500 Gramm leichteren Akku BLi100 zu nutze. Mit ihm sind zwar Einbußen bei der Schnittleistung von ca. 40 Prozent zu erwarten, allerdings kann sein Einsatz trotzdem Sinn machen, wenn vorwiegend dünnere Äste zu schneiden sind, die nicht die volle Kraft der Kettensäge benötigen. Wer im Gegensatz dazu maximale Ausdauer braucht und ein deutliches Mehrgewicht in Kauf zu nehmen bereit ist, kann auch einen existierenden Husqvarna-Rückenakku für die neuen Kettensägen nutzen.

Doch wie lange lässt sich mit einem Akku realistisch arbeiten? Baumpfleger aus verschiedenen Ländern, die als Husqvarna-Markenbotschafter die Vorstellung der neuen Kettensägen begleiteten, hatten in den letzten Monaten die Gelegenheit, die Sägen vor ihrer offiziellen Vorstellung zu testen. In Gesprächen mit der B_I galabau berichten sie übereinstimmend, dass sie in der Regel zwei Akkuladungen (BLi200X für die Tophandle-Version T540i XP) für einen Arbeitstag benötigt hätten, manchmal auch nur eine und sehr selten mehr als zwei. Husqvarna-Vertreter versichern zudem bei der Präsentation der neuen Kettensägen, dass man ihre Steuergeräte so entwickelt habe, dass die maximale Leistung der Sägen auch bei einem fast leeren Akku gehalten werden könne. Mit dem stärksten verfügbaren Ladegerät und einem Ladestrom von 500 Watt können die Akkus in 30 Minuten zu 80 Prozent und in 50-60 Minuten zu 100 Prozent geladen werden.

Bildgalerie: Husqvarna Akku-Kettensägen

Schafft nach eigenen Tests des Herstellers mehr Schnitte in gleicher Zeit: Die neue SP21G Kette im Vergleich zur Husqvarna H38. Beide Varianten der neuen Akku-Kettensäge verfügen über eine Kettengeschwindigkeit von 24m/s. | Foto: Lasse Lommel
Schafft nach eigenen Tests des Herstellers mehr Schnitte in gleicher Zeit: Die neue SP21G Kette im Vergleich zur Husqvarna H38. Beide Varianten der neuen Akku-Kettensäge verfügen über eine Kettengeschwindigkeit von 24m/s. | Foto: Lasse Lommel

Fast nur Vorteile bei Gesundheitsschutz und Sicherheit

Offensichtlich sind die Vorteile von Akku-Sägen für die Gesundheit der Anwender: Weniger Vibrationen, deutlich weniger Lärm und der völlige Wegfall von Abgasen. Husqvarna hat in Messungen festgestellt, dass Baumpfleger während der Arbeit im Baum ihre Sägen bis zu 30-mal pro Stunde starten. Wie die mehrfache Baumkletter-Weltmeisterin und Baumpflegerin Josephine „Jo“ Hedger bei der Präsentation der neuen Sägen klagt, führe das andauernde Reißen an den Startseilen klassischer Benzinsägen zu Ermüdung, Schmerzen und Schädigungen an Ellbogen und Schultern. Deshalb ließen einige Baumpfleger ihre Kettensäge durchgängig laufen beim Klettern zwischen zwei Schnitten, um sich Startvorgänge zu ersparen – und nähmen dabei ein, wenn auch geringes, zusätzliches Verletzungsrisiko in Kauf.

Zum Schutz der Anwender und zur Einhaltung neuer gesetzlicher Bestimmungen hat Husqvarna den Sicherheitsschalter der Kettensägen neu gestaltet. Ist die Kettenbremse deaktiviert und die Säge eingeschaltet, lässt sie sich trotzdem erst nach einer kombinierten Schiebe- und Druckbewegung der steuernden Hand benutzen, wo zuvor nur eine Druckbewegung nötig war. Dabei ist es Husqvarna gelungen, den neuen Mechanismus so zu gestalten, dass es nur wenige Übungsgriffe braucht bis die Hand routiniert in den Griff gleitet, wie die B_I galabau bei der offiziellen Vorstellung der Akku-Kettensägen in Huskvarna selbst verifizieren konnte.

Während das geringere Lärmniveau und die völlige Stille im „Leerlauf“ die Team-Kommunikation der Arboristen erheblich erleichtern, bergen sie zugleich ein ungewohntes Risiko. Ähnlich wie Fußgänger sich im zunehmend elektrifizierten Straßenverkehr nicht mehr ausschließlich auf ihre Ohren verlassen können, um herannahende Autos zu erfassen, müssen auch Baumpfleger ihre Ohren spitzen. Denn einige unter ihnen, die am Fuße des Baumes Äste weiter zersägen und wegschaffen, würden bisher kreischende Benzinmotoren als Warnzeichen vor herabfallendem Geäst nutzen. Sie müssten nun verstärkt auf Standard-Kommandos der kletternden Baumpfleger wie „all clear“ hören, gibt Jo Hedger zu bedenken.

Neue Kette speziell für Akku-Kettensägen

Schon im Sommer 2019 brachte Husqvarna die neue Kette SP21G mit Halbmeißel, 0.325 Teilung und 1,1 Millimeter Treibgliedstärke auf den Markt, die speziell auf Akku-Kettensägen abgestimmt ist. Sie hinterlässt am Holz ein feineres Schnittprofil im Vergleich zur Husqvarna H38 Kette und zeichne sich durch weniger Rückstoß, hohe Schnittgeschwindigkeit und Effizienz sowie besondere Vielseitigkeit aus, so Husqvarna. So mache sie die Sägen besonders manövrierfähig, was besonders kletternden Arboristen entgegenkommen würde.

„Die ganze Kraft einer Benzinsäge auf Knopfdruck abrufbar,“ fasst Jo Hedger ihre Eindrücke der Akku-Kettensäge nach ihrem Test zusammen. | Foto: Lasse Lommel
„Die ganze Kraft einer Benzinsäge auf Knopfdruck abrufbar,“ fasst Jo Hedger ihre Eindrücke der Akku-Kettensäge nach ihrem Test zusammen. | Foto: Lasse Lommel

Wo ist das Leistungs-Limit für Akku-Kettensägen?

Bei all den Vorteilen für Gesundheit, Sicherheit und Betriebskosten, die ein batterie-elektrischer Antrieb von Kettensägen mit sich bringt, stellt sich schnell die Frage, wozu es überhaupt noch Kettensägen mit Benzinmotoren benötigt. Ausreichend starke und kompakte Elektroantriebe gäbe es, ausreichend starke Akkus ebenfalls (siehe Elektroautos). Leider ist die Akku-Technik aber noch nicht weit genug für praxistaugliche Kettensägen in der Leistungsregion von Benzinkettensägen mit 50 bis 70 ccm Hubraum. Denn hier würde eine Akku-Kettensäge mit ausreichend hoher Laufzeit deutlich zu schwer werden aufgrund des hohen Akku-Gewichts.

Voraussetzung für die Entwicklung noch stärkerer Akku-Kettensägen ist daher, dass die einzelnen Zellen in den Lithium-Ionen-Akkus mehr Energie speichern können. So wäre eine hinreichend hohe Ausdauer bei konstanter Anzahl von Zellen und gleichbleibendem Gewicht zu erreichen. Das Ziel sei es letztendlich, langfristig die volle Leistungsbreite von Kettensägen mit Akku-Antrieb bedienen zu können, beschreibt das Husqvarna-Produktmanagement seine Vision. Da die Vorhersage der sich rasant entwickelnden Akkutechnik jenseits der nächsten 24 Monate aber Kartenleserei gleicht, bleibt zunächst unklar, wann noch stärkere Sägen zu erwarten sind. Für Baumpfleger spielen die extrem leistungsfähigen Sägen aus dem Forstbereich allerdings sowieso kaum eine Rolle im Arbeitsalltag.

Die B_I galabau meint:
Mit den neuen Akku-Kettensägen spielt Husqvarna eindrucksvoll auf. Durch das Erreichen der 40 ccm-Leistungsklasse sind herausfordernde Einsätze in der Baumpflege nun eine Selbstverständlichkeit und Benzinkettensägen werden – mindestens für kletternde Baumpfleger – an den Rand der Bedeutungslosigkeit gedrängt. Dafür sorgen nicht nur die starke Leistung der Sägen und die unbestreitbaren Vorteile im Gesundheitsschutz sondern auch die vielen kleinen durchdachten Details an den zwei neuen Husqvarna-Sägen, die in ihrer Summe einen signifikanten Unterschied machen.

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