Multitalent fürs Grobe
Für die fachmännische und präzise Baumpflege eher ungeeignet, beweist der Fällgreifer bei allen gröberen Aufgaben, etwa der Baumfällung, seine wahre Stärke. Hanseatic Treework war 2009 eines der ersten Unternehmen in Deutschland, das die zahlreichen Vorteile der Maschine für sich nutzbar gemacht hat – mit viel eigenem Entwicklergeist und Ideenreichtum.
Er kann zupacken, schwer heben, schnell und effizient arbeiten: Der leistungsstarke Fällgreifer ist aus der modernen Baumpflegebranche nicht mehr wegzudenken, trägt er doch entscheidend dazu bei, die Mitarbeiter zu entlasten und die Arbeitssicherheit zu erhöhen. Auch die Baumspezialisten von Hanseatic Treework aus Bremen möchten den schneidigen Kollegen aus Stahl nicht mehr missen. In der Baumpflegesaison, also von Oktober bis einschließlich Februar, ist der Fällkran des Unternehmens durchgehend im Einsatz – wenn er auch nicht für alle Dienstleistungsbereiche des Baumpflegebetriebs gleichermaßen gut geeignet ist.
„Wenn es um präzise und pflegerische Maßnahmen am Baum geht, kommt der Fällgreifer nicht infrage“, betont Olav Johswich, Geschäftsleiter der Hanseatic Treework GmbH & Co. KG, der mit seinem Unternehmen auch Mitglied in der RAL Gütegemeinschaft Baumpflege ist. „Deshalb kommen auch bei uns immer dann noch die klassische Motorsäge oder die Handsäge und unsere ausgebildeten Baumpfleger mit Hubsteiger oder Klettertechnik zum Einsatz, wenn der Baum erhalten werden soll und die Schädigung deshalb so gering wie möglich gehalten werden muss und die Schnitte sauber geführt sein müssen.“ Die für die Baumpflege nötigen Aufgaben könne der Fällgreifer nicht leisten, da der Bediener einerseits viel zu weit weg vom Baum sei, um die Feinheiten zu erkennen, und die Maschine andererseits nur auf grobe Schnitte ausgelegt ist. Was in der fachmännischen Baumpflege zum Nachteil wird, bedeutet jedoch bei allen Fällungsmaßnahmen große Pluspunkte. Denn gerade weil sich der Maschinenführer in größerer Entfernung zum Baum aufhalte, werde die Gefahr, von herabfallenden Ästen getroffen zu werden, auf ein Minimum reduziert, wie Johswich erklärt. Gleichzeitig hält der Fällgreifer die Baumteile während des Sägevorgangs zuverlässig fest und sorgt so dafür, dass alle Äste und Stämme sicher zu Boden gebracht werden.
Eine gute Wahl – unter besonderen Voraussetzungen
Ein wichtiger Aspekt, der dabei jedoch nicht vergessen werden darf, ist der Standort der betreffenden Bäume. Die Zuwegung muss gewährleistet, der Aufwand auch angemessen sein, wie an einem Beispiel des Experten deutlich wird: „In einer Parkanlage stellt sich etwa immer die Frage, welcher Aufwand betrieben werden muss, um den Boden oder den Wurzelraum benachbarter Bäume vor dem schweren Gerät zu schützen und wie der Entsorgungsvorgang geregelt wird. Steht das alles in einem zweckmäßigen Verhältnis? Es soll ja nachher nicht aussehen wie ein Truppenübungsplatz“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Immer da, wo der Fällgreifer aber unter Berücksichtigung aller Rahmenbedingungen und bei richtiger Handhabung zum Einsatz kommt, sorge er dafür, dass es „zu weniger Arbeitsunfällen, weniger Bandscheibenvorfällen und weniger Ausfällen kommt“, weiß Johswich und spielt außerdem auf den in der Branche allgegenwärtigen Fachkräftemangel an: „Der Fällkran hilft dabei, unsere Mitarbeiterressourcen zu schonen, indem wir unsere Leute nicht mit archaischer Schwerstarbeit belasten müssen.“
Maschine anstatt Mensch?
Ideenreichtum und Entwicklergeist zählen bislang nicht zu den Kriterien für eine Mitgliedschaft in der Gütegemeinschaft – dabei könnten Olav Johswich, seine Geschäftsführerkollegen und das Team von Hanseatic Treework hier ganz besonders hervorstechen: Denn mit der Idee, einen Fällkopf an einen Teleskoplader zu montieren und so einen in dieser Form bislang auf dem Markt noch nicht existenten Fällkran mitzuentwickeln, wurde das Unternehmen 2009 zum Pionier. „Zu dieser Zeit gab es nur eine ganz große Maschine, ein dreiachsiges Autokran-Fahrgestell mit einem sehr großen Fällgreifer im Wert von über einer Millionen Euro. Das war für uns nicht praktikabel. Deshalb haben wir uns damals mit den Firmen Merlo Deutschland und Schreiber Baumaschinen zusammengesetzt und selbst ein Konzept entwickelt“, so Johswich. Ergebnis dieser Zusammenarbeit war der Teleskoplader, an den ein Fällkopf oder bei Bedarf auch andere Anbaugeräte angebracht werden können. „Insbesondere durch das Zertifizierungsverfahren nach der EU-Maschinenrichtlinie, das nötig ist, um eine solche Maschine verwenden zu dürfen, war der Prozess damals sehr aufwändig – vor allem, weil wir die Maschine ja nicht für den Markt, sondern nur für unseren Eigenbedarf entwickelt haben“, blickt Johswich zurück. Aber der Aufwand hat sich sehr gelohnt: „Der Fällkran war bis letztes Jahr, also mehr als zehn Jahre, zuverlässig bei uns im Einsatz!“
Inzwischen hat er jedoch für den täglichen Einsatz ausgedient und steht als Ersatzmaschine bereit. „Auf dem Markt hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan!“, weiß der Baumpfleger. Deshalb arbeitet Hanseatic Treework jetzt mit einer Maschine – ebenfalls aus dem Hause Merlo –, die nach den neuesten technischen Standards ausgerüstet ist, die aktuelle Abgasnorm entsprechend erfüllt und hinsichtlich des Gewichts optimiert wurde. Die Schnittleistung liegt bei bis zu 70 cm. Für dickere Bäume kann der Fällkopf am Merlo gegen eine Kranwinde getauscht werden, die den Baum in die Höhe hebt. „So können wir in Kombination mit der Klettertechnik auch die schwereren und im Durchmesser größeren Stammstücke abtragen!“ Für Olav Johswich ist der Fällkran aus der täglichen Arbeit nicht mehr wegzudenken: „Mit unserer Variante brauchen wir zwar – anders als bei den großen Fäll-Lkw – immer noch ein extra Abfuhrfahrzeug. Aber dennoch erleichtert unser Merlo die Dienstleistungen im Bereich der Baumfällung enorm – wir wollen nicht mehr auf ihn verzichten!“
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Der Autor Manuel Schuster ist Schriftführer und Koordinator für Öffentlichkeitsarbeit bei der RAL Gütegemeinschaft Baumpflege (www.ral-baumpflege.de).
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