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Erkenntnisse aus den vergleichenden Baumpflanzungen

An der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim sind seit Winter 2010/11 ca. 400 verschiedene Baumarten und -sorten aufgepflanzt worden, um sie für ihre Zukunftstauglichkeit zu testen. Dabei wird neben ihrer Hitzeverträglichkeit auch ihre Bedeutung zur Verbesserung des Nahrungsangebotes für Insekten berücksichtigt.

Bäume mit Zukunftscharakter: Erkenntnisse aus den vergleichenden Baumpflanzungen
Fraxinus Ornus (Blumenesche) mit duftenden Blüten am Mainufer. | Foto: Foto: Klaus Körber / LWG Veitshöchheim
Im Sommer 2019 zeigten sich bei verschiedenen Baumarten standortabhängig größere Probleme. Optische Verlierer auf extrem trockenen Standorten, aber auch im Wald, sind Fichte, Birke und Buche. Selbst die als trockenverträglich eingestuften Waldkiefern und die Schwarzkiefer leiden an schwächeren Standorten an besorgniserregenden Absterbe-Erscheinungen. Der Bergahorn kann flächig mit Rußrindenkrankheit befallen sein, Vogelbeeren vertrocknen teilweise am Naturstandort. Kastanien, die gängigen Sorbus und Crataegus-Arten und Sorten sowie ein Großteil des vorherrschenden Lindensortimentes haben nach 2018 stark gelitten. Hainbuchen sind in dichten Gemischtpflanzungen stark verbräunt, lediglich an Standorten mit großem Wurzelraum haben sie ihre Schönheit bewahrt.
Wunderschöne Tilia x euchlora (Krimlinde) in Erfurt. | Foto: Foto: Klaus Körber / LWG Veitshöchheim
Wunderschöne Tilia x euchlora (Krimlinde) in Erfurt. | Foto: Foto: Klaus Körber / LWG Veitshöchheim

Die Baumhasel, aber auch die Robinie, gehören ebenfalls zu der Kategorie von Bäumen, die auf problematischen, eingeengten und verdichteten Standorten häufig versagen, aber an geeigneten Stellen sehr schön gedeihen. Parrotia persica (Persischer Eisenholzbaum) ist eine gesunde Pflanze mit vielseitigsten Gestaltungsmöglichkeiten, aber bei den Witterungsbedingungen 2015 und 2018 hat sie in unseren Versuchsanlagen leider starke Blattverbrennungen bis zum Blattverlust gezeigt. Ähnlich geht es dem Amberbaum aus der gleichen Familie: 2015 noch sehr stabil, sieht man im Jahr 2018 an extrem trockenen Standorten doch einige Bäume mit Blattschäden und Laubfall. Anscheinend kann er zwar Hitze vertragen, doch bei starkem Trockenstress zeigt er Wirkung. Er braucht unbedingt in den ersten 5 bis 10 Jahren eine regelmäßige Wasserversorgung.

Gedeiht die grüne Branche?

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Miniermottengeschädigte Kastanien und vom Triebsterben befallene Eschen stehen derzeit sehr stark unter Stress und sind teilweise in einem extrem schlechten Zustand. In den Kiefernwäldern Brandenburgs sind viele Bäume bereits stark verbräunt. Es ist zu befürchten, dass sich die Trockenschäden jedoch erst in den nächsten Jahren so richtig zeigen werden. Es stellt sich bei diesen Ergebnissen die Frage, ob die heimischen Ahorne und Linden oder Kastanien und deren Sorten überhaupt noch gepflanzt werden sollten? Handelt es sich nicht offensichtlich um Problemkinder, die mit einem hohen Anteil bei Neupflanzungen kritisch gesehen werden müssen? Aus Sicht des Autors wäre es jedoch aus vielerlei Gründen absolut falsch, auf diese Bäume zu verzichten.

Morus platanifolia (Platanenblättriger Maulbeerbaum) könnte auch bei uns zum Zukunftsbaum werden | Foto: Foto: Klaus Körber / LWG Veitshöchheim
Morus platanifolia (Platanenblättriger Maulbeerbaum) könnte auch bei uns zum Zukunftsbaum werden | Foto: Foto: Klaus Körber / LWG Veitshöchheim

Nahrungsquellen für Bienen

Der dominierende Bienenbaum in unseren Städten und Gemeinden ist in Deutschland die Linde, und unsere Gesellschaft ist gerade auch in Zeiten des Klimawandels mit zunehmenden Wetterextremen und längeren Trocken- und Hitzeperioden gefordert, diese Baumart zu erhalten bzw. im Sinne der Bienen bewusst zu verbessern. Die Linden produzieren bei guter Wasserversorgung, aber eben nur dann, große Mengen an Nektar und sind für unsere Bienen „die“ Nahrungsquelle in den Monaten Juni und Juli. Ähnliches gilt auch für den Spitzahorn, einer ersten und deutschlandweit ganz wichtigen Bienenbaumart, den Bergahorn und rot- und gelbblühenden Kastanien. Der Lustbaum für Bienen ist zweifelsfrei die Robinie. Imker fahren regelmäßig zur Blütezeit mit ihren Völkern z.B. nach Brandenburg, auf dessen sandigen Böden sich die Robinie nach ihrer Einführung aus Amerika hervorragend verbreiten konnte, nicht zuletzt durch die Fähigkeit, über Wurzelbrut Ausläufer zu bilden und ganze Regionen zu besiedeln. Auf schweren, nassen, kalten Böden hingegen ist die Robinie in der Regel nicht zu Hause und kann sich da auch nicht gut behaupten. In der Stadt ist sie ein wichtiger Baum, der mit Hitze und Trockenheit gut leben kann, der aber auf Standorten mit nur geringem Wurzelraum, Salzbelastung und sonstigen negativen Bedingungen zunehmend an seine Grenzen kommt. An schwierigen Standorten ist sie deswegen als kurzlebige Baumart einzustufen.
Ulmus Rebona (Resista Ulme) überzeugt mit gleichmäßigem, kräftigem Wuchs. | Foto: Foto: Klaus Körber / LWG Veitshöchheim
Ulmus Rebona (Resista Ulme) überzeugt mit gleichmäßigem, kräftigem Wuchs. | Foto: Foto: Klaus Körber / LWG Veitshöchheim
Es gibt zudem zahlreiche sommerblühende Stauden, die ein günstiges Nahrungsangebot für Insekten liefern können. Allerdings muss man erwähnen, dass die ab Juli blühenden bienenfreundlichen Stauden meist nicht-heimische Vertreter sind, die aus diesem Grund von Teilen der Gesellschaft nicht immer kritiklos gesehen werden. Aber die vom Menschen in den urbanen Regionen bewohnten Räume stellen in der Regel keine natürlichen, sondern häufig extreme Standorte dar, bei denen man mittlerweile froh ist, wenn unter diesen Bedingungen überhaupt noch Pflanzen wachsen können, egal welche Herkunft sie haben. Ein Paradebeispiel hierfür ist Solidago, die Goldrute, die sich nach Aussagen von Berliner Imkern zu einer der wichtigsten Bienenpflanzen im Stadtgebiet entwickelt hat.

Ausblick

Die pauschale Ablehnung nicht einheimischer Arten ist bei zukünftigen Pflanzungen nicht immer zielführend. Es werden in Zukunft vermutlich Pflanzen bei uns wachsen, die aus Klimaregionen kommen, in denen es schon immer vergleichsweise kalte Winter, aber trockene und heiße Sommer gibt. Es gilt, die Herkunft eines Gehölzes in künftige Überlegungen stärker mit einzubeziehen. Das zweite Kriterium bei der Auswahl von Gehölzen ist ihr derzeitiger Gesundheitsstatus. Baumarten, die bis jetzt kaum von Schaderregern befallen werden, weil sie bei uns bisher nur wenig eingesetzt wurden, können bei vermehrter Pflanzung ebenfalls Probleme mit Schädlingen und Pilzen bekommen. Ziel muss es sein, die Baumartenvielfalt in unseren Pflanzungen zu erhöhen. Nur eine breite Basis an geeigneten Pflanzenarten und Sorten mindert das Risiko, dass weitere Klimaveränderungen und neue Krankheiten und Schädlinge die uns zur Verfügung stehende Palette noch mehr verringern. Wir brauchen im übertragenen Sinn die Idee des gesunden Mischwaldes auch bei der Pflanzenauswahl im kommunalen Raum. Denn der Extremstandort Siedlungsbereich wird noch extremer. Es zählt nicht, was früher bei uns gewachsen ist, sondern was in Zukunft überhaupt noch wachsen kann. Die Tabelle 1A beschreibt einen Teil der an der LWG getesteten Bäume, die sich als sehr hitze- und trockenheitsverträglich erwiesen haben, die aber bisher im Sortiment der Baumschulen nur eine untergeordnete Bedeutung haben und verstärkt getestet bzw. produziert werden sollten.

Bäume, die sich im Spätsommer 2019 vergleichsweise gut präsentieren, von denen es aber nur sehr wenige Praxiserfahrungen gibt. | Foto: Tabelle: Klaus Körber, LWG Veitshöchheim
Bäume, die sich im Spätsommer 2019 vergleichsweise gut präsentieren, von denen es aber nur sehr wenige Praxiserfahrungen gibt. | Foto: Tabelle: Klaus Körber, LWG Veitshöchheim
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass es begrenzende Faktoren gibt, welche die gesunde Baumentwicklung beeinträchtigen und solche, die das Baumwachstum fördern. Absolut begrenzende Faktoren sind Wassermangel und - an zweiter Stelle - die Hitze. Darum ist es wichtig, neugepflanzte Bäume unbedingt fünf bis sieben Jahre lang professionell zu wässern und zu pflegen. Auch Verdichtungen und zu tiefes Pflanzen wirken sich negativ aus, denn Wurzeln brauchen Luft zum Atmen. Wir haben immer wieder festgestellt, dass auf gewachsenen Böden mit großem Wurzelraum mehr geht als man denkt, weil Nährstoffe durch die Feinwurzeln aufgenommen werden können. Stammschutz kühlt und ist bei der Pflanzung von Acer, Tilia, Carpinus und Aesculus ein Muss. Die Trockenheitsverträglichkeit der Gehölze ist zwar ein gutes Kriterium, aber kein Allheilmittel. Gefährlich wirkt sich immer hohe Salzbelastung durch aufsteigendes Bodenwasser aus. Die Anpflanzung möglichst vieler Arten und Sorten schafft Vielfalt und minimiert das Ausfallrisiko.
Zusammenfassende Baumempfehlungen 2020. | Foto: Tabelle: Klaus Körber, LWG Veitshöchheim
Zusammenfassende Baumempfehlungen 2020. | Foto: Tabelle: Klaus Körber, LWG Veitshöchheim

Über den Autor

Der Diplom Agraringenieur Klaus Körber (Jahrgang 1958) ist seit 1989 mit den Schwerpunkten Obstbau und Baumschulen an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim beschäftigt. Der Arbeitsbereichsleiter für Technik und Unternehmensentwicklung ist neben seiner Unterrichtstätigkeit an der Fach- und Technikerschule zuständig für den 10 ha großen Versuchsbetrieb „Stutel“ mit ca. 400 Arten und Sorten von Klimabäumen. Kontakt: klaus.koerber@lwg.bayern.de. | Foto: Foto: Klaus Körber / LWG Veitshöchheim
Der Diplom Agraringenieur Klaus Körber (Jahrgang 1958) ist seit 1989 mit den Schwerpunkten Obstbau und Baumschulen an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim beschäftigt. Der Arbeitsbereichsleiter für Technik und Unternehmensentwicklung ist neben seiner Unterrichtstätigkeit an der Fach- und Technikerschule zuständig für den 10 ha großen Versuchsbetrieb „Stutel“ mit ca. 400 Arten und Sorten von Klimabäumen. Kontakt: klaus.koerber@lwg.bayern.de. | Foto: Foto: Klaus Körber / LWG Veitshöchheim

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