„Vonseiten marktführender Wettbewerber teils nervöse Reaktionen“

Der schwedische Konzern Rototilt verwandelt Bagger in effiziente Werkzeugträger – und zwar mit Schnellwechslern, Schwenkrotatoren, Steuersystemen und Anbaugeräten. Im Interview spricht Wolfgang Vogl, Geschäftsführer der deutschen Tochtergesellschaft mit Sitz in Regensburg, über die Geschäftssituation hierzulande und Corona-Nachwehen, besonders nachgefragte Produkte und Work-Life-Balance.

Rototilt-Interview zu Neuheiten und Absatz-Zahlen
Wegen des neuen Zentrallagers am Flughafen Arlanda nördlich von Stockholm sollen Kunden in den Genuss kürzerer Lieferzeiten und erhöhter Flexibilität kommen. | Foto: Rototilt

Die Corona-Jahre sind vorüber, doch eine Entspannung will infolge des Krieges in der Ukraine und weiter bestehender Lieferketten-Probleme nicht eintreten. Wie stellt sich die Situation für die Rototilt Group AB dar und wie hat sich das Unternehmen entwickelt?


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Wolfgang Vogl: Die gesamte Rototilt-Gruppe wächst nach wie vor überproportional, was neben unseren Tiltrotatoren auch durch den komplett neu entwickelten und im Jahr 2020 präsentierten vollhydraulischen Wechsler QuickChange bedingt ist. Bereits im ersten Jahr konnten weit über 1.000 Einheiten verkauft und erfolgreich in den Einsatz gebracht werden. Wir erwarten hier weiter überproportionales Wachstum und weltweit fünfstellige Absatzzahlen in nicht allzu ferner Zeit. Zudem haben sich alle während der letzten Jahre ergriffenen Maßnahmen positiv auf die Lieferzeit unserer Produkte ausgewirkt. Dazu zählen die Werkserweiterung um 4.400 Quadratmeter, der Ausbau des Lieferantenstamms sowie die Erweiterung der eigenen Produktionskapazität. Materialengpässe gehören inzwischen fast der Vergangenheit an und wir blicken optimistisch in die Zukunft. Die Rototilt Group AB hatte auch 2022 ein absolutes Rekordjahr, das wir im Jahr 2023 natürlich nochmals übertreffen wollen.

2020 hat Rototilt das vollhydraulische Schnellwechsler-System Rototilt QuickChange auf den Markt gebracht, mit dem sich Anbaugeräte einfach und schnell aus der Kabine heraus wechseln lassen. Wie haben die Kunden die Innovation angenommen, welche Erkenntnisse konnten Sie seit der Markteinführung gewinnen?

Vogl: Genau genommen wurde 2020 der QuickChange – Generation II – auf den Markt gebracht. Im Gegensatz zur Generation I, die noch teilweise mit Komponenten eines anderen Herstellers produziert wurde, zeichnet er sich durch verbesserte Leistungsdaten und insbesondere eine wesentlich modernere Dichttechnik mit verlängerter Haltbarkeit aus. Nach inzwischen drei Jahren im Markt mit mehreren tausend verkauften Einheiten weltweit können wir stolz feststellen, dass unsere Kunden QuickChange als einen der modernsten vollhydraulischen Wechsler auf dem Markt begreifen und von der im Einsatz bewiesenen Leistungsfähigkeit und Haltbarkeit insbesondere im Vergleich zur Generation I begeistert sind. Die Entwicklung der Generation II ist klar dem Ziel gefolgt, eine hundertprozentige Rückwärtskompatibilität zur Generation I zu haben, ohne deren Nachteile in die Neuentwicklung zu überführen. Vonseiten marktführender Wettbewerber können wir teils nervöse Reaktionen beobachten. Nicht zuletzt dies bestätigt uns, dass wir ein Top-Produkt auf den Markt gebracht haben, das die Kunden nicht über den Preis, sondern die Qualität überzeugt.

„Die Geschäftssituation in Deutschland ist nach wie vor gut, auch wenn wir etwas mit den Corona-Nachwehen zu kämpfen haben“: Wolfgang Vogl, Geschäftsführer der Rototilt GmbH mit Sitz in Regensburg. | Foto: Rototilt
„Die Geschäftssituation in Deutschland ist nach wie vor gut, auch wenn wir etwas mit den Corona-Nachwehen zu kämpfen haben“: Wolfgang Vogl, Geschäftsführer der Rototilt GmbH mit Sitz in Regensburg. | Foto: Rototilt

Die Innovationskraft von Rototilt ist ungebrochen. Auf der letztjährigen Bauma wurde Rototilt Control vorgestellt. Was genau beinhaltet dieses Konzept und wie wird es angenommen? Welches Feedback haben Sie – auch von denen, die täglich damit arbeiten - bekommen?

Vogl: Das RC-System ist eine völlig neue Gerätegeneration, bestehend aus den neuen Tiltrotatoren mit komplett neuer Elektrik und druckausgleichender Hydraulik für noch feinfühligere Bedienbarkeit und reduzierten Kraftstoffverbrauch. Aktuell ist die neue Serie von RC4 bis RC8 bestellbar. Die kleineren Modelle werden folgen. Das Rototilt Control Steuersystem (RCS) erfreut sich massiver Nachfrage, insbesondere durch die neuen, mit Anwendern entwickelten, extrem bedienerfreundlichen Joysticks, das neue moderne und intuitiv bedienbare Display sowie die App, mit der sich Software-Updates und Fehleranalysen ohne langwierige An- und Abfahrten realisieren lassen. Das Feedback aus unserem Kundenkreis ist durchweg positiv. Die Features, die besonders gut ankommen, sind das ermüdungsfreie Arbeiten dank hervorragender Ergonomie, der durch den Fahrer mit einem (zum Patent angemeldeten) Schnellverschluss frei einstellbare Joystick, Sicherheitsfeatures wie SecureLock – eine Schnellwechsler-Sicherheitslösung, die keinen Haken hat – oder auch die brandneue Absicherung für den Palettengabel-Betrieb. Moderne Unternehmen und ebensolche Maschinenbediener wollen weg von rein hydraulisch angesteuerten Tiltrotatoren. Diese haben bei vielen inzwischen den Status einer „Hobby Line“, während RC als die hochwertige „Profi Line“ gilt. In Zeiten vom BiM, CAN-Bus, autonomen Baumaschinen etc. wirken rein hydraulisch betriebene Tiltrotatoren mittlerweile wie eine Dampflok neben einem ICE.

Rototilt ist Gründungsmitglied der Open-S Allianz, die für eine Wahlfreiheit beim Kombinieren von Baggerschnellwechslern, Tiltrotatoren und Anbaugeräten und für die Förderung des technischen Fortschritts eintritt. Wie entwickelt sich die Initiative, sind weitere Partner hinzugekommen?

Vogl: Die Open-S ist eine stetig wachsende Allianz von namhaften Baumaschinen- und auch Anbaugeräteherstellern, die weltweit operieren. Letzter Neuzugang ist die deutsche Kinshofer Group, die dies gerade auf der ConEexpo in Las Vegas publik gemacht hat. Die Zielsetzung von Open-S ist, freien Wettbewerb und Sicherheit durch abgestimmte Technik weiter zu erhöhen und die Innovation durch Förderung des Qualitäts- anstelle des Abgrenzungsgedankens voranzutreiben. Im Rahmen von Open-S können alle QuickChange-Größen von QC45 über QC70-55 bis hin zum QC80 mit einer markenübergreifenden Kompatibilität zu den Produkten der anderen teilnehmenden Hersteller punkten. Dies findet in Deutschland immer mehr Anklang, denn zunehmend wollen Kunden erzwungene Abhängigkeiten verlassen, und sie lassen sich auch nicht von den teilweise verbreiteten Schauergeschichten zu Open-S aufhalten. Wir sehen Open-S in einer Linie mit dem vom VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, Anm. die Red.) auf der Bauma vorgestellten MiC4.0-Standard, an dem auch Rototilt maßgebend beteiligt ist. MiC4.0 ist eine herstellerübergreifende markenfreie Ansteuerung für Tiltrotatoren und andere Anbauwerkzeuge, in die diverse namhafte Hersteller ihr Wissen und ihre Kompetenz haben einfließen lassen. Es handelt sich also um geballtes Know-how und keinesfalls um den kleinsten gemeinsamen Nenner, wie manche Hersteller die Standards bezeichnen, an denen sie nicht teilnehmen, weil sie dadurch ihre eigenen Geschäftsinteressen in Gefahr sehen. Bei herstellerübergreifenden Standards – ob Open-S oder MiC4.0 – steht immer der Kundenutzen im Vordergrund. Erreicht wird dies nur durch markenübergreifende Abstimmung, nicht durch Marketingprogramme einzelner Hersteller.
Rototilt Control ist ein neues Konzept, das das Steuersystem RC, die RC
Joysticks, die Tiltrotatoren der Serie RC und die App RC Connect umfasst. | Foto: Rototilt
Rototilt Control ist ein neues Konzept, das das Steuersystem RC, die RC Joysticks, die Tiltrotatoren der Serie RC und die App RC Connect umfasst. | Foto: Rototilt

Sie sind Geschäftsführer der Rototilt GmbH mit Sitz in Regensburg. Wie ist die aktuelle Geschäftssituation in Deutschland, welche Produkte werden besonders nachgefragt? Gibt es Neuerungen im Unternehmen, beispielsweise im Bereich Service?

Vogl: Die Geschäftssituation in Deutschland ist nach wie vor gut, auch wenn wir etwas mit den Corona-Nachwehen zu kämpfen haben. Aktuell bauen wir unsere Organisation weiter aus, sowohl im Service als auch in anderen Bereichen. Bis Ende dieses Jahres planen wir weitere Neueinstellungen, und es gibt auch Überlegungen, den Standort Regensburg zu erweitern. Hier befinden wir uns gerade in der Phase der Planung und Evaluierung, um ein zukunftsfähiges langfristiges Konzept zu erstellen und dem erwarteten Wachstum gerade im Bereich vollhydraulischen Wechsler Rechnung zu tragen. Kürzlich wurde auch ein neues Ersatzteilzentrum von Rototilt in der Nähe von Stockholm eingeweiht, von dem – zusätzlich zum lokalen Lager – Ersatzteile binnen 24 Stunden auch nach Zentraleuropa geliefert werden können und dies zusätzlich bei reduzierten Frachtkosten. Dies kommt nicht nur unseren Kunden und Händlern zugute, sondern auch unserem Netz von externen Servicepartnern, das weiter gestärkt werden soll. Diesbezüglich implementieren wir derzeit ein verbessertes Schulungsangebot, insbesondere um Neuerungen wie das RC-System schneller zu transferieren.

Rototilt ist in den vergangenen Jahren immer wieder für seine hochwertigen und innovativen Produkte ausgezeichnet worden. Im Februar 2023 wurde nun auch die Unternehmenskultur gewürdigt. Welchen Preis konnten Sie entgegennehmen und was genau wurde gewürdigt?

Vogl: Was uns besonders freut, ist, dass in diesem Jahr nicht nur unser Stammhaus, sondern auch die Rototilt GmbH in Deutschland die „Great Place to Work“-Zertifizierung erhalten hat. Dies zeichnet die Rototilt GmbH als attraktiven Arbeitgeber mit hervorragender Arbeitsatmosphäre aus. Es zeigt auch, dass unser stetes Bemühen, für unsere Mitarbeiter einen angenehmen Arbeitsplatz mit angemessener Work-Life-Balance zu schaffen, nicht im Widerspruch mit Geschäftserfolg steht, sondern vielmehr die Basis für diesen bildet. Als ein Beispiel möchte ich Thomas Horatschek nennen. Er war der erste Vertriebsmitarbeiter unseres Hauses, gehört immer noch zum Team und ist mit inzwischen 17 Jahren Unternehmenszugehörigkeit ein wichtiger Stützpfeiler. Respektvoller Umgang, Teamplay und Wertschätzung aller Mitarbeitenden sind skandinavische Werte, die auch wir vertreten.

Seit Einführung der vollhydraulischen QuickChange-Schnellwechsler zählt das Segment Abbruch bei Rototilt zum „Pflichtprogramm“. | Foto: Rototilt
Seit Einführung der vollhydraulischen QuickChange-Schnellwechsler zählt das Segment Abbruch bei Rototilt zum „Pflichtprogramm“. | Foto: Rototilt

Sie haben jüngst als Aussteller an der Fachtagung Abbruch in Berlin teilgenommen. Ist es richtig, dass sich Rototilt zunehmend im Segment Abbruch platziert? Für welche Produkte haben sich die Besucherinnen und Besucher der Fachtagung besonders interessiert?

Vogl: Mit Einführung unserer vollhydraulischen QuickChange-Wechsler ist das Segment Abbruch Pflichtprogramm, denn im Abbruch können wir unsere Vorteile besonders gut zum Einsatz bringen. Dazu gehören die hakenlose Sicherheitseinrichtung SecureLock, die besonders langlebigen Dichtungen in den Kupplungen sowie die erhöhten Durchflussmengen, die auch zu erhöhter Effizienz führen. Erste Erfolge im Abbruch sind rund 1.300 Betriebsstunden ohne Dichtungswechsel, was beispielsweise auch zu Folgekäufen geführt hat und uns darin bestärkt, mit einer zeitgemäßen und technisch hochwertigen Neuentwicklung den richtigen Weg gegangen zu sein. Die Erfolgsgeschichte ist an dieser Stelle aber definitiv nicht beendet. Ganz im Gegenteil, denn jetzt schalten wir noch einen Gang höher. Was die Besucherinnen und Besucher der Fachtagung besonders interessiert hat, ist, dass mit QuickChange ein neuer hochqualitativer vollhydraulischer Wechsler zur Verfügung steht, der dank Open-S ohne Bedenken bezüglich Sicherheit und Garantie mit den Produkten anderer Open-S-Teilnehmer verwendet werden darf und den Kunden somit endlich die freie Wahl des Lieferanten erlaubt.

Herr Vogl, vielen Dank für das Gespräch.
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Quelle: Rototilt

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