Die wichtigsten Trends bis zum Jahr 2030: M&A-Strategien
Die Bauwirtschaft galt bislang als krisenresistent. Doch aktuelle Entwicklungen verkomplizieren das Bauen und erfordern von den Unternehmen neue Lösungsansätze. Der entscheidende Trend, auf den sich Bauunternehmen einstellen müssen, um erfolgreich zu bleiben, ist die Zunahme von Mergers & Acquisitions, also Fusionen und Firmenübernahmen.
Wie Bauunternehmen erfolgreich bleiben
Das Mischen wird digital
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Seit 2010 hat die Bauindustrie einen jährlichen Zuwachs von etwa zwei Prozent verzeichnet und sich als einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige des Landes bestätigt. Während die Corona-Pandemie in etlichen Branchen einen erheblichen Umsatzrückgang mit sich brachte, schrieben Bauunternehmen weiter schwarze Zahlen. Grund hierfür war insbesondere die starke Nachfrage nach Neubauten im Wohnungsbau, von der viele ausführende Bauunternehmen profitierten. Gerade im Ein- und Zweifamilienhaussegment konnten sich die entsprechenden Unternehmen über volle Auftragsbücher freuen, die steigende Komplexität im Mehrgeschossbau erzeugte zudem positive Preiseffekte.
Trend 1: Einfamilienhäuser verlieren an Popularität
Die derzeitige Situation sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass im kommenden Jahrzehnt enorme Herausforderungen auf die gesamte Wertschöpfungskette warten. Während auf Ein- und Zweifamilienhäuser spezialisierte Unternehmen zuletzt ihr eigenes Eldorado erlebten, verschlechterte sich die Wohnraumsituation in den Ballungsgebieten stetig. Insbesondere, weil Mehrfamilienhäuser und der soziale Wohnungsbau von der starken Konjunkturlage zwar profitierten, aber vor allem im öffentlichen Bau viele Projekte liegen blieben, nicht zuletzt aufgrund des hohen bürokratischen Aufwandes und damit hoher Opportunitätskosten für Bauunternehmen. Dieser Trend wird von der Bundesregierung insofern korrigiert, als dass bislang vernachlässigte Segmente in der laufenden Legislaturperiode stärker gefördert werden sollen. 400.000 neue Wohnungen pro Jahr hat sich die Ampel-Koalition als Ziel gesetzt, davon 100.000 Sozialwohnungen.
Der politische Fokus auf bezahlbaren Wohnraum wird in den kommenden Jahren wohl gerade in städtischen Regionen einen weiteren Ausbau von Mehrgeschosswohnungsbau in Gang setzen. Zugleich werden Ein- und Zweifamilienhäuser deutlich an Attraktivität einbüßen, vornehmlich aufgrund der auslaufenden Kreditförderungen, höherer Zinsen und des abflachenden Bedarfs in ländlichen Gebieten.
Trend 2: Energetische Gebäudesanierung hat Priorität
Die Transformation der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt zu einer klimaneutralen Industrienation wird von deutschen Unternehmen neue Lösungen erfordern. Dies gilt besonders für die Baubranche. Denn der Gebäudesektor ist mit einem Anteil von ca. 40 Prozent am CO2-Gesamtausstoß einer der bundesweiten Hauptemittenten. Wenn das ambitionierte Ziel Netto-Null bis 2045 tatsächlich erreicht werden soll, müssen klimaneutrale Bau- und Sanierungsansätze weiter an Popularität gewinnen. Von besonderer Bedeutung hierbei sind die sogenannten Nutzungsemissionen, die für 75 Prozent der Gebäudeemissionen verantwortlich sind. Damit sind all jene Emissionen gemeint, die auf den Betrieb der Gebäude entfallen. Ein zentraler Faktor bei der CO2-Gesamtreduktion ist deshalb eine massive Steigerung der Sanierungsquote, die mit derzeit circa einem Prozent deutlich zu niedrig liegt, um den CO2-Ausstoß entscheidend zu reduzieren. Entgegen der Neubaukonjunktur im vergangenen Jahrzehnt, werden die weiteren 2020er-Jahre aus diesem Grund vor allem durch eine klare Priorisierung der energetischen Gebäudesanierung geprägt sein.
Trend 3: Modulares Bauen als Lösungsansatz
Um auch weiterhin am Markt bestehen zu können, werden ausführende Bau- und Bauzulieferunternehmen die aktuellen Trends der Branche erkennen und ihr Angebot entsprechend anpassen müssen. Beispielsweise wird serielles und modulares Bauen in Zeiten des Fachkräftemangels und hoher Materialkosten zunehmend an Bedeutung gewinnen. Durch Vorkonfektionierungslösungen wird nicht nur die Bauzeit erheblich reduziert, auch ein möglicher Abbau nach Nutzungsende mit anschließender Wiederverwendung der Materialien kann so schneller erfolgen. Standardisierung in der Produktion und eine enorm effiziente Herstellung der Materialien sorgt für eine gleichbleibende Qualität und Kostenreduzierung.
So hat beispielsweise gerade MOD 21 ein modernes Werk eröffnet, das Holzmodule für den deutschen Wohnungsmarkt produziert.
Trend 4: Projektumsetzung aus einer Hand
Ein weiterer Trend wird die fortschreitende Digitalisierung der Baubranche sein, die eine Ausweitung bisherigen Kompetenzen erfordert. Building Information Modeling (BIM) gehört für viele erfolgreiche Unternehmen bereits zum Standard, da hierdurch Bauprojekte effizienter durchgeführt und entsprechend beschleunigt werden können. Ein zentraler Baustein ist dabei beispielsweise die Integration der ausführenden Gewerke in die CDE (Common Data Envirement)-Logik, um Arbeitsschleifen und damit Zeit auf der Baustelle zu sparen und so eine reibungslose Durchführung des Bauprojekts zu ermöglichen.
Um effektiver zu arbeiten, muss auch die Fragmentierung der Gewerke langfristig überwunden werden. Viele Unternehmen sind momentan noch nicht in der Lage, die von vielen Kunden gewünschte „Leistung aus einer Hand“ anzubieten. Stattdessen bedarf eine Projektumsetzung häufig einer ganzen Reihe unterschiedlicher Spezialisten, die im Optimalfall aber gebündelt unter einem Dach zusammenarbeiten sollten.
Trend 5: Zukäufe und Fusionen spielen eine größere Rolle
Aufgrund der immer komplexeren Anforderungen müssen sowohl Bauzulieferer als auch ausführende Bauunternehmen genau verstehen, welche Nische sie bedienen wollen, was ihre Kunden von ihnen erwarten und wann sie im Zweifelsfall auch über einen gezielten Zukauf von Kompetenzen nachdenken sollten. Um mit den großen Trends hin zu Sanierung und Großprojekten sowie technisch immer komplexeren Bauvorhaben mithalten zu können, bietet es sich für sämtliche Unternehmen in der Bau-Wertschöpfungskette an, fehlende Kompetenzen durch gezielte Zukäufe und Fusionen anorganisch hinzuzuholen. Eine Strategie, die bisher noch kaum Anwendung findet: Gegenwärtig verfolgen nur etwa 30 Prozent der deutschen Bauunternehmen M&A-Strategien (Mergers and Acquisition), wodurch viel Potenzial verloren geht und im schlimmsten Fall zu spät auf die sich verändernde Baulandschaft reagiert wird.
Bei einem Zukauf ist zu beachten, dass finanzielle Schlagkraft zwar ein zentraler, aber nicht der einzige relevante Erfolgsfaktor ist. Noch zu häufig bewerten Branchenvertreter das Potenzial eines Unternehmens ausschließlich oder zumindest vorwiegend anhand kurzfristig erreichter ökonomischer Kennzahlen, ohne die veränderten Kundenanforderungen hinreichend zu berücksichtigen. Diese zeigen sich beispielsweise an einer erhöhten Sensibilität für Nachhaltigkeitsfragen sowie gestiegenen Service- und Qualitätsansprüchen. Nur wenn ein Marktteilnehmer die Wünsche seiner Kunden genau kennt und sein eigenes Geschäftsmodell hierauf fokussiert hat, kann er langfristig wachsen und profitabel wirtschaften. Kleinere Unternehmen, die auf die gewachsenen Kundenansprüche nicht mit zielgerichteten Investitionen reagieren können, werden deshalb wohl zunehmend aus dem Markt gedrängt werden.
Was bei der Implementierung zu beachten ist
Wichtig ist, dass die beteiligten Unternehmen – insbesondere die Käuferseite – eine klare Vorstellung davon haben, wie sich die Unternehmen ergänzen, wie ein Unternehmen in ein anderes integriert und die Leistungen implementiert werden können. Tatsächlich sorgen sowohl im Vorfeld von Investitionen als auch bei der Implementation unklare Zuständigkeiten in der Praxis häufig für Probleme. Denn entweder schrecken Unternehmer bereits bei der Akquise vor M&A-Maßnahmen zurück, weil sie nicht wissen, wie sie den Prozess idealerweise angehen und steuern können. Auch im Falle einer erfolgreichen Investition sehen sich insbesondere Verantwortungsträger auf der operativen Ebene allerdings immer wieder mit Schwierigkeiten konfrontiert. Wenn nämlich im Vorfeld nie geklärt wurde, wie genau die neuen Strukturen in die eigenen Prozesse implementiert werden sollen, entstehen intern Verwirrung und Unzufriedenheit. Deshalb sollten ausführende Bauunternehmen rechtzeitig verantwortliche Personen auswählen, die sowohl den Kauf als auch den Implementationsprozess federführend begleiten. M&A-Maßnahmen sind schließlich nur dann chancenreich, wenn zuvor klare Ziele definiert wurden, die dann in Kombination mit einer strategischen Zielvorgabe die beabsichtigten Synergieeffekte ermöglichen.
M&A-Prozess mit externer Begleitung
Damit die Umsetzung der M&A-Maßnahmen gelingen kann, benötigen Unternehmen im Vorfeld eine solide Datenbasis, die als empirische Grundlage unverzichtbar ist. Die daraus abgeleitete Strategie muss anschließend klar kommuniziert und konsequent verfolgt werden. Dabei sind allerdings nicht nur die obersten Führungskräfte in der Pflicht, eine reibungslose Implementierung in die Unternehmensabläufe zu garantieren. Vielmehr müssen alle Führungsebenen an der Realisierung des Projekts mitwirken und dabei beharrlich an dem eingeschlagenen Kurs festhalten. Gerade zu Beginn eines M&A-Prozesses arbeiten viele Unternehmen deshalb auch mit externen Beratern zusammen, die helfen, den Gesamtprozess im Blick zu behalten und dafür sorgen, dass bei der Integration auch untere Führungsebenen mitberücksichtigt werden. Nur so wird der Mehrwert für das operative Geschäft sichergestellt.
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Selbst- und Marktanalyse als Grundlage für Erfolg
Unabhängig davon, wie genau die betroffenen Unternehmen auf die Herausforderungen unserer Zeit reagieren: Es braucht in jedem Fall ein geschärftes Bewusstsein für jene gesellschaftlichen Transformationsprozesse, die auch die Baubranche nachhaltig verändern werden. Nur diejenigen Marktteilnehmer, die sich und ihre Kunden im Detail verstanden haben, werden unter den neuen Bedingungen erfolgreich wirtschaften können.
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