Emissionsfreie Logistik unter der Erde
Bis zum Jahr 2040 wird der Güterverkehr um 30 Prozent zunehmen. Das wird die bestehende Infrastruktur nicht aufnehmen können. Ist der unterirdische Gütertransport ein Teil der Lösung? Mit „Smart City Loop“ in Hamburg und „Cargo sous terrain“ in der Schweiz sind solche Projekte schon in der Planung.
Das Mischen wird digital
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So richtig neu ist die Idee, die jetzt in der Schweiz und in Hamburg realisiert werden soll, nicht. Mancher wird sich an die von Professor Dietrich Stein entwickelte Idee „CargoCab“ erinnern: Autonom fahrende Transportkabinen befördern Güter durch unterirdische Röhren. Das für Ballungszentren in Deutschland gedachte Projekt von Prof. Stein wird man allerdings als gescheitert betrachten müssen, auch weil nach Expertenmeinung den Ideengebern das logistische Know-how fehlte.
Mittlerweile hat die CO2-Diskussion und auch die prognostizierten Zuwachsraten für den Güterverkehr durch E-Commerce zu einem Umdenken geführt. Und zur Beantwortung der Frage, wie Güter möglichst emissionsfrei transportiert werden können, ohne Straße und Schiene noch mehr zu belasten. In der Folgezeit gab es diverse Lösungsvorschläge: Transport mittels Drohnen oder auch Seilbahnen. Größere Aussicht auf Realisierung könnten unterirdische Röhren haben, in denen Normpaletten auf autonom fahrenden Fahrzeugen vom Stadtrand in die Innenstadt befördert werden. Zunächst als unmöglich realisierbar belächelt und nicht finanzierbar abgetan, gibt es inzwischen Projekte, die durchaus das Potenzial haben, realisiert zu werden und bereits in der Planungsphase sind.
Hamburg: Unterirdisch Güter transportieren
In Hamburg hat das Projekt „Smart City Loop“ bereits sehr konkrete Formen angenommen. Die auf die Entwicklung von Lagerimmobilien spezialisierte Unternehmen Four Parx Holding GmbH holte sich für eine Machbarkeitsstudie gewichtige Partner ins Boot: Das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik und die Smart City Loop GmbH. Das Ergebnis: Mit Rohrvortrieb bzw. der Tunnelbaumaschinentechnik stehen ausgefeilte und erprobte Techniken zur Verfügung. Damit entfallen für die Betreiber eigene Entwicklungskosten. Ein weiterer finanzieller Vorteil ist, dass unterirdische Röhren deutlich länger abgeschrieben werden können als Gebäude.
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Die Kosten für die etwa fünf Kilometer lange und vier Meter breite Röhre von einem am Stadtrand in Wilhelmsburg befindlichen Lagergebäude zu einem oder zwei Verteilungs-Hubs in der City werden auf rund 100 Millionen Euro kalkuliert. Finanziert wird das Projekt durch Nutzungsgebühren der Kunden, ähnlich den Gebühren für Stauraum bei Lkw. Täglich, so die Planung, könnten bis zu 5.000 Paletten auf die Reise gehen und damit etwa bis zu 1.000 Lkw-Fahrten einsparen. Über 10.000 Tonnen CO2-Emissionen könnten eingespart werden. Unterstützung für das Projekt wurde bereits vom Wirtschaftssenator der Stadt Hamburg signalisiert. Baupartner für die Errichtung der Verteilungshubs in der City wird das Unternehmen Max Bögl sein.
Schweiz: Unterirdische Logistik der Superlative
Unbemannter Gütertransport mit CST
Die erste Bauphase soll 2025 beginnen mit einer 67 Kilometer langen Teilstrecke von Zürich nach Härkingen bei Bern. Hierfür sind rund 3 Milliarden Franken veranschlagt. Die Güter werden unterirdisch in 20 bis 40 Meter Tiefe transportiert. Der Tunnel hat einen Durchmesser von etwa sechs Meter. Er wird dreispurig ausgeführt, mit einer Fahrspur je Fahrtrichtung und einer zentralen Servicespur für Unterhalt, Ausweichen bei blockierten Fahrzeugen und Pufferung bzw. Zwischenlagerung von Gütern und Fahrzeugen. Im Tunnel werden Güter in Fahrzeugen mit 30 Kilometer pro Stunde verkehren. Die Fahrzeuge haben Räder und werden über einen elektrischen Antrieb mit Induktionsschiene verfügen. Außerdem ist an der Decke eine dreispurige Hängebahn vorgesehen, mit der kleinere Güter mit 60 Kilometer pro Stunde befördert werden können. Die gesamte Beförderung soll vollständig unbemannt erfolgen. Hubs sind vorgesehen, um Güter per Lift in das System einzuspeisen oder dem System zu entnehmen.
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