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Das Baumhaus von Plößberg

Mit ihrer ungewöhnlichen Fassade fällt die neue Firmenzentrale der Ziegler Group im oberpfälzischen Plößberg sofort ins Auge. Rund 200 Baumstämme mit bis zu 19 Metern Höhe ummanteln den Holzskelettbau - ein Holzbau-Projekt der besonderen Art.

Holzbau-Projekt: Holz-Hybridbau mit Baumstamm-Fassade
Ein baumhoher Blickfang: Die neue Firmenzentrale der Ziegler Sägewerke in Plößberg. | Foto: mju-Fotografie

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Auf einer Waldlichtung, dem höchsten Punkt des seines Betriebsgeländes, hat eines der größten Sägewerke Europas sein neues Arbeitsdomizil bezogen. Hier ließ die Ziegler Gruppe ein zur Firmenausrichtung passendes unverwechselbares Gebäude errichten. Das Konzept für den neuen Büro- und Verwaltungskomplex entwickelten die Architekten Brückner & Brückner aus Tirschenreuth und Würzburg gemeinsam mit der Ziegler-Geschäftsleitung, die sich eine attraktiv gestaltete Arbeitswelt mit harmonischer Arbeitsatmosphäre wünschte. Nach nur einem Jahr Bauzeit war das neue Arbeitsumfeld auf einer Bruttogeschossfläche von rund 3.660 Quadratmetern mit dem Projektnamen „Hohes Holz“ ganz im Sinne der Unternehmenskultur fertiggestellt. Auf der Gebäudegrundfläche von rund 32 x 32 Metern stehen jetzt Büroräume für circa 140 Mitarbeiter zur Verfügung, dazu Konferenzräume, ein Showroom sowie eine Kantine.
Die 19 Meter hohen Fichtenstämme sollen natürlich vergrauen. | Foto: mju-Fotografie
Die 19 Meter hohen Fichtenstämme sollen natürlich vergrauen. | Foto: mju-Fotografie

Geschälte Fichtenstämme als Fassade

Von außen beeindruckt das Gebäude durch seine Fassade, an der sich bis zu 19 Meter hohe, geschälte Fichtenstämme senkrecht im lichten Abstand von 30 bis 90 cm aneinanderreihen. Für den Eindruck eines überdimensionalen Baumhauses wurden rund 200 sorgfältig ausgewählte Stämme in Eigenleistung gefällt und händisch geschält. Die Fichtenbalken verkleiden die eigentliche Pfosten-Riegel-Konstruktion aus Metall, Holz und großzügigen Glaselementen. Das Unternehmen Holzbau Riedl aus Waldthurn realisierte das Gebäude als Generalunternehmer.

Als schwierige Aufgabe zeigte sich die Ausbildung der Fuß- und Kopfpunkte hinsichtlich der statischen und konstruktiven Anbindung. Ebenso knifflig war der Arbeitsablauf bei der Montage der Langhölzer, denn die langen Baumstämme mussten mit Hilfe von Spezialkran und Arbeitsbühnen unter die vorhandene Attikaabdeckung aus Brettsperrholz eingebaut werden. Getragen wird das enorme Gewicht von rund 1.000 kg je Fichtenbaumstamm durch einen separaten Fundamentstreifen. Weiteren Halt finden die Stämme durch Stahlschwerter, die an Dach und Decke des Untergeschosses angebracht wurden. Konstruktiv wurden die Holzstämme im oberen Vordachbereich in feuerverzinkte Kopfplatten mit Zentrierdorn eingepasst, um sie anschließend mit einem Metallblech am Fußpunkt fest zu verbinden. Die Lastabtragung der Baumstämme erfolgt über einen um das Gebäude laufenden Fundamentstreifen, der mit Kies überfüllt wurde. Die geschälten Baumstämme bleiben unbehandelt, damit sie natürlich vergrauen können.

Die Montage der Stämme war eine kniffelige Aufgabe. | Foto: Holzbau Riedl
Die Montage der Stämme war eine kniffelige Aufgabe. | Foto: Holzbau Riedl

Pfosten-Riegelfassade hinter Baustämmen

Die rhythmisch aufgereihte Baumstammfassade ist filtert das Sonnenlicht, für weitere Verschattung sorgt eine außenliegende Markise mit ZIP-Führung, textiler Bespannung und Tageslichtsteuerung. Den thermischen Abschluss des Gebäudes bildet eine Pfosten-Riegel-Fassade aus Holz-Alu mit Zweifachverglasung. Im Bereich der Geschossdecken kommt eloxiertes undurchsichtiges, hinterdämmtes Glas zum Einsatz. Normalerweise werden bei Bauvorhaben dieser Art Arbeits- und Schutzgerüste als flächenorientierte Gerüste aufgestellt, also unter dem Dach und zwischen den bestehenden Wandkonstruktionen errichtet. In diesem Fall musste man anders vorgehen. Für das gesamte Gebäude mit 19 Metern Höhe wurden die Absturzsicherungen an den Brettsperrholzmassivdeckenrändern am Boden vormontiert und dann im Zuge der Deckenmontage mit nach oben gehoben. Somit konnte die Pfosten-Riegelfassade einschließlich der Verglasung relativ einfach und schnell von außen mittels Arbeitsbühnen und völlig ohne störendes Gerüst montiert werden. Auf diese Weise sparte man ein aufwändiges Raumgerüst und die damit verbundenen Kosten ein.
Für die Montage der Glasfassade wurde kein Gerüst benötigt. | Foto: Holzbau Riedl
Für die Montage der Glasfassade wurde kein Gerüst benötigt. | Foto: Holzbau Riedl

Holz-Hybridbau: Konstruktion mit wenig Verbindungsmitteln

Das Untergeschoss des vierstöckigen Gebäudes inklusive der Decke und zwei Fluchttreppenhäuser wurde in Stahlbeton nach F90-Brandschutzanforderung ausgeführt. Der weitere Aufbau der tragenden Bauteile erfolgte ab dem Erdgeschoss in F60-Bauweise. Stützen, Wände und Decken des Erdgeschosses sowie der drei Stockwerke wurde von Holzbau Riedl in Brettsperrholz ausgeführt. Die tragenden Stützen weisen eine Dimension von 28 x 28 Zentimetern aus. Für die nicht tragenden Innenwände wurde eine Stärke von 28 Zentimetern definiert. Die Decken mit einer Stärke zwischen 22 und 26 Zentimetern hat man mit Unterzügen ausgestattet. Im obersten Stockwerk wurde die Dachdecke zusätzlich mit Überzügen versehen.

Das Haupttragsystem besteht aus Pendelstützen, ausgesteift durch Massivholzdeckenscheiben und stabilisiert durch die Stahlbeton-Fluchttreppenhäuser. „Wir haben hier ein effektives, aber auch wirtschaftlich sinnvolles Tragsystem zugrunde gelegt“, sagt Christian Stangl vom Ingenieurbüro Bodensteiner & Partner aus Weiden, der für die Statik die Projektleitung übernahm. Basiselemente sind die Scheibenausbildung mittels Stahlzugbändern, brandschutztechnisch geschützt durch eine Trockenschüttung Kalksplitt auf der Massivholzdecke. Die vertikale Lastableitung wird erreicht über durchgängigen Hirnholzkontakt von Stütze zu Stütze. Dadurch konnte eine sehr verbindungsmittelarme Konstruktion erreicht werden. Die einfache Montage der Randunterzüge durch Auflagerung im Ausklinkungsbereich der Stütze durch simples Auflegen ist ein enormer Vorteil für die Vorfertigung und den zügigen Aufbau. „Generell haben wir die tendenzielle Vermeidung von Anschlüssen favorisiert", erläutert Stangl. "Wo es aber nötig war, gestalteten wir die Anschlüsse größtenteils unsichtbar. Das war möglich durch verdeckte Stabdübelanschlüsse, technisch anspruchsvolle Verbindungen zur Schubkraftübertragung sowie spezielle Auflagerung der Decken in Höhe des Fußbodenaufbaus. Dadurch konnten wir zudem die Erfüllung der Brandschutzanforderungen effektiv sichern.“

Holz, wo immer es möglich ist: Die Inneneinrichtung wurde ebenfalls von Brückner & Brückner Architekten geplant. | Foto: Eva Mittner
Holz, wo immer es möglich ist: Die Inneneinrichtung wurde ebenfalls von Brückner & Brückner Architekten geplant. | Foto: Eva Mittner

Wichtig: Sommerlicher Wärmeschutz im Holzbau

Die Schüttung aus geglühtem Kalksplitt sorgt für die fundamentale Vermeidung von Trittschall und Luftschall und zudem für den benötigten Brandschutz, da aussteifende Stahlzugbänder direkt unter der Schüttung verlegt wurden. „Das Ergebnis ist eine komfortable Verbesserung der Eigenfrequenz der gesamten Deckenkonstruktion“ so Stangl. Diese Kombination fungiert zudem als Massespeicher für sommerlichen Wärmeschutz. Die Dachkonstruktion wurde ebenso als Massivholzdecke mit hohem sommerlichen Wärmeschutz realisiert. „Gerade hier kann durch die Verknüpfung von Masse mit niedriger Wärmeleitfähigkeit und somit hoher Wärmekapazität ein stark verzögertem Wärmedurchgang im Tagesverlauf mit Verschiebung der Amplitude in den Nachtbereich erreicht werden“, so Stangl.

Vorfertigung ermöglicht kurze Aufbauzeiten

Die vergleichsweise kurzen Bauzeiten – zehn Monate hat Riedl für den Holz- und Ausbau gebraucht - für das Gebäude wurden erreicht, weil der Hauptteil der anspruchsvollen Zusammenbauten einschließlich Brettsperrholzelementen und die Unterkonstruktion der Pfosten-Riegel-Fassade bereits in der Produktionshalle des Unternehmens Holzbau Riedl geschehen war. Die parallele Montage von Holzkonstruktion und Einglasung brachte enorme zeitliche Vorteile. Dies benötigte eine präzise Planung, exakte Vorproduktion und schließlich eine geraume Anzahl bestens ausgebildeter Holzfachexperten, die jedes Stockwerk präzise, qualitätsbewusst, schnell und sicher aufbauen können. „Wir haben bei diesem Bauvorhaben längere Produktionszeiten in der Halle bewusst geplant, um die Bauzeiten vor Ort auf ein Minimum zu begrenzen“, berichtet Fabian Maier, der als Projektleiter bei Holzbau Riedl verantwortlich war. „Es war allen Beteiligten zusätzlich wichtig, dass die beauftragten Handwerks-Firmen aus der Region stammen – auch die verwendeten Materialien wurde so ausgewählt.“

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Ziegler-Zentrale: Holz wohin man sieht

Für die Ziegler-Mitarbeiter ist so eine angenehme Arbeitswelt entstanden. Zwei bepflanzte Innenhöfe fungieren als grüne Oasen und lassen viel Licht ins Innere. Eine Aussichtsplattform, die Loggia, gewährt den Panoramablick über das gesamte Sägewerk und den Rundholzplatz. Das Herz des Gebäudes ist die zentrale hölzerne Spindeltreppe mit konisch zulaufender Mittelspindel – angeknüpft an die zentralen Kaffeestationen für internen Austausch und kreative Meetings. Ein optisches Highlight sind auch die kreisrunden Lichtöffnungen in der Massivholzdachdecke. Auch im Innenausbau setzte man durchgängig auf Holz. Beheizt wird das Gebäude über eine zentrale Hackschnitzel-Heizanlage, die mit Restholz aus der firmeneigenen Produktion gespeist wird.

Vom großen Konferenzraum aus blickt man auf die Areale des Sägewerks. | Foto: mju-Fotografie
Vom großen Konferenzraum aus blickt man auf die Areale des Sägewerks. | Foto: mju-Fotografie

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