Das Baumhaus von Plößberg
Mit ihrer ungewöhnlichen Fassade fällt die neue Firmenzentrale der Ziegler Group im oberpfälzischen Plößberg sofort ins Auge. Rund 200 Baumstämme mit bis zu 19 Metern Höhe ummanteln den Holzskelettbau - ein Holzbau-Projekt der besonderen Art.
Das Mischen wird digital
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Geschälte Fichtenstämme als Fassade
Von außen beeindruckt das Gebäude durch seine Fassade, an der sich bis zu 19 Meter hohe, geschälte Fichtenstämme senkrecht im lichten Abstand von 30 bis 90 cm aneinanderreihen. Für den Eindruck eines überdimensionalen Baumhauses wurden rund 200 sorgfältig ausgewählte Stämme in Eigenleistung gefällt und händisch geschält. Die Fichtenbalken verkleiden die eigentliche Pfosten-Riegel-Konstruktion aus Metall, Holz und großzügigen Glaselementen. Das Unternehmen Holzbau Riedl aus Waldthurn realisierte das Gebäude als Generalunternehmer.
Als schwierige Aufgabe zeigte sich die Ausbildung der Fuß- und Kopfpunkte hinsichtlich der statischen und konstruktiven Anbindung. Ebenso knifflig war der Arbeitsablauf bei der Montage der Langhölzer, denn die langen Baumstämme mussten mit Hilfe von Spezialkran und Arbeitsbühnen unter die vorhandene Attikaabdeckung aus Brettsperrholz eingebaut werden. Getragen wird das enorme Gewicht von rund 1.000 kg je Fichtenbaumstamm durch einen separaten Fundamentstreifen. Weiteren Halt finden die Stämme durch Stahlschwerter, die an Dach und Decke des Untergeschosses angebracht wurden. Konstruktiv wurden die Holzstämme im oberen Vordachbereich in feuerverzinkte Kopfplatten mit Zentrierdorn eingepasst, um sie anschließend mit einem Metallblech am Fußpunkt fest zu verbinden. Die Lastabtragung der Baumstämme erfolgt über einen um das Gebäude laufenden Fundamentstreifen, der mit Kies überfüllt wurde. Die geschälten Baumstämme bleiben unbehandelt, damit sie natürlich vergrauen können.
Pfosten-Riegelfassade hinter Baustämmen
Holz-Hybridbau: Konstruktion mit wenig Verbindungsmitteln
Das Haupttragsystem besteht aus Pendelstützen, ausgesteift durch Massivholzdeckenscheiben und stabilisiert durch die Stahlbeton-Fluchttreppenhäuser. „Wir haben hier ein effektives, aber auch wirtschaftlich sinnvolles Tragsystem zugrunde gelegt“, sagt Christian Stangl vom Ingenieurbüro Bodensteiner & Partner aus Weiden, der für die Statik die Projektleitung übernahm. Basiselemente sind die Scheibenausbildung mittels Stahlzugbändern, brandschutztechnisch geschützt durch eine Trockenschüttung Kalksplitt auf der Massivholzdecke. Die vertikale Lastableitung wird erreicht über durchgängigen Hirnholzkontakt von Stütze zu Stütze. Dadurch konnte eine sehr verbindungsmittelarme Konstruktion erreicht werden. Die einfache Montage der Randunterzüge durch Auflagerung im Ausklinkungsbereich der Stütze durch simples Auflegen ist ein enormer Vorteil für die Vorfertigung und den zügigen Aufbau. „Generell haben wir die tendenzielle Vermeidung von Anschlüssen favorisiert", erläutert Stangl. "Wo es aber nötig war, gestalteten wir die Anschlüsse größtenteils unsichtbar. Das war möglich durch verdeckte Stabdübelanschlüsse, technisch anspruchsvolle Verbindungen zur Schubkraftübertragung sowie spezielle Auflagerung der Decken in Höhe des Fußbodenaufbaus. Dadurch konnten wir zudem die Erfüllung der Brandschutzanforderungen effektiv sichern.“
Wichtig: Sommerlicher Wärmeschutz im Holzbau
Vorfertigung ermöglicht kurze Aufbauzeiten
Die vergleichsweise kurzen Bauzeiten – zehn Monate hat Riedl für den Holz- und Ausbau gebraucht - für das Gebäude wurden erreicht, weil der Hauptteil der anspruchsvollen Zusammenbauten einschließlich Brettsperrholzelementen und die Unterkonstruktion der Pfosten-Riegel-Fassade bereits in der Produktionshalle des Unternehmens Holzbau Riedl geschehen war. Die parallele Montage von Holzkonstruktion und Einglasung brachte enorme zeitliche Vorteile. Dies benötigte eine präzise Planung, exakte Vorproduktion und schließlich eine geraume Anzahl bestens ausgebildeter Holzfachexperten, die jedes Stockwerk präzise, qualitätsbewusst, schnell und sicher aufbauen können. „Wir haben bei diesem Bauvorhaben längere Produktionszeiten in der Halle bewusst geplant, um die Bauzeiten vor Ort auf ein Minimum zu begrenzen“, berichtet Fabian Maier, der als Projektleiter bei Holzbau Riedl verantwortlich war. „Es war allen Beteiligten zusätzlich wichtig, dass die beauftragten Handwerks-Firmen aus der Region stammen – auch die verwendeten Materialien wurde so ausgewählt.“
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Ziegler-Zentrale: Holz wohin man sieht
Für die Ziegler-Mitarbeiter ist so eine angenehme Arbeitswelt entstanden. Zwei bepflanzte Innenhöfe fungieren als grüne Oasen und lassen viel Licht ins Innere. Eine Aussichtsplattform, die Loggia, gewährt den Panoramablick über das gesamte Sägewerk und den Rundholzplatz. Das Herz des Gebäudes ist die zentrale hölzerne Spindeltreppe mit konisch zulaufender Mittelspindel – angeknüpft an die zentralen Kaffeestationen für internen Austausch und kreative Meetings. Ein optisches Highlight sind auch die kreisrunden Lichtöffnungen in der Massivholzdachdecke. Auch im Innenausbau setzte man durchgängig auf Holz. Beheizt wird das Gebäude über eine zentrale Hackschnitzel-Heizanlage, die mit Restholz aus der firmeneigenen Produktion gespeist wird.
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