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KTEG baut Sondermaschinen für Europa

Kundenspezifische Spezialmaschinen in Kleinserien sind das Geschäft der 2011 gegründeten Kiesel Technologie- und Entwicklungsgesellschaft KTEG. In einem Joint Venture mit Hitachi hebt das Unternehmen der Kiesel-Gruppe seine Aktivitäten seit diesem Jahr auf ein neues Level. Die beschleunigte Entwicklung elektrischer Baumaschinen steht auf der Agenda.

Von Hitachi geadelt: KTEG baut Sondermaschinen für Europa
KTEG verfügt mit 14 Modellen über die weltweit breiteste Modellreihe im Bereich Abbruchbagger. | Foto: Kiesel

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„Äußerst selten“, sagt Geschäftsführer Dominik Erath, „findet ein Kunde am Ende einer Produktionslinie die für ihn ideale Maschine. KTEG bietet keine Lösungen von der Stange. Wir verkörpern das Motto ‚Alles andere als Standard‘. Wir entwickeln und fertigen kundenindividuelle Spezialmaschinen für alle Anwendungen in Abbruch, Bau und Umschlag auf Basis von Serienmaschinen.“ Seit sechs Jahren stellt die KTEG solche Kleinserien nach Kundenwunsch her. Kleinserien deshalb, weil sich die Entwicklung natürlich auch für die KTEG rechnen muss; Einzelstücke wären wirtschaftlich nicht darstellbar. Auch deshalb setzt das Unternehmen bewusst auf eine schlanke Struktur. „Wir sind nur um die 40 Leute, wir arbeiten aber mit strategischen Partnern zusammen“, sagt Erath. So seien zum Beispiel der Stahlbau und einige weitere Tätigkeiten ausgelagert, so dass sich die KTEG voll auf das Engineering der Maschinen und die Montage konzentrieren könne.

Schneller als andere

Die KTEG, merkt Erath an, sei „keine klassische Baggerfabrik. Riesige Werkshallen mit beeindruckend langen Produktionslinien, wo tagein, tagaus standardisierte Maschinen „vom Band laufen“, suchen Sie bei uns vergeblich.“ Dafür beeindruckt das Unternehmen mit seiner Agilität: „Innerhalb eines Dreivierteljahres können wir eine Sondermaschine bauen“, sagt Entwicklungsleiter Wolfgang Gmelin. Den KMC 1600 beispielsweise habe die KTEG seinerzeit innerhalb von sieben Monaten an den Kunden ausgeliefert – Wettbewerber hätten zwei Jahre veranschlagt.

Der KMC 1600 mit „Boom Quick Connect“-Ausleger- Schnellwechselsystem und drei Tritec-Hydraulikzylindern. | Foto: B_I
Der KMC 1600 mit „Boom Quick Connect“-Ausleger- Schnellwechselsystem und drei Tritec-Hydraulikzylindern. | Foto: B_I

Aber die Maschine muss eben nicht nur perfekt zum Kunden passen, sondern sich auch für die KTEG wirtschaftlich rechnen. Und dafür ist eine gewisse Mindeststückzahl notwendig, nach KTEG-Angaben 30 bis 40 Maschinen. An dieser Stelle sind Weitsicht und Gespür für den Markt und ein bisschen auch der richtige Riecher gefragt: Welche Lösung hat richtig viel Potenzial, welche ist vielleicht nur eine Eintagsfliege? „Immer wenn wir das Gefühl haben, da könnte sich etwas entwickeln, dann greifen wir das auf – auch wenn wir nur einen Auftrag bekommen haben“, betont Gmelin.

Multi Carrier als Basismaschine

Herzstück des KTEG-Sortiments ist der knapp 30 Tonnen schwere „Multi Carrier“ KMC400, eine Basismaschine mit wechselbarem Ausleger. Das Prinzip: Der Fahrer kann mit Hilfe des vollhydraulischen Ausleger-Schnellwechselsystems die komplette Arbeitsausrüstung in wenigen Minuten wechseln – zum Beispiel vom Erdbau- zum Abbruchausleger –, ohne die Kabine verlassen zu müssen. Weil dadurch die gleiche Basismaschine für unterschiedlichste Bauaufgaben eingesetzt werden kann, steigt ihre Auslastung und damit die Wirtschaftlichkeit ihres Einsatzes.

Für die dafür notwendige Flexibilität sorgt auch das Tritec-System von Kiesel, das auf einem dritten Ausleger-Hubzylinder beruht. Durch ihn kann die Maschine je nach Bedarf besonders schnell oder besonders kraftvoll arbeiten – wichtig zum Beispiel bei schweren Hüben im Kanalbau – und, wenn nötig, Aufgaben bewältigen, für die sonst eine viel größere Maschinen erforderlich wäre. Die KTEG übertrug das KMC-Prinzip im Laufe der Jahre auf immer höhere Gewichtsklassen. „Inzwischen sind wir in jeder Klasse vertreten. Das fängt an bei Mini- und Kompaktmaschinen und geht inzwischen hinauf bis in Bereiche von 160 Tonnen“, so Erath. „Wir verfügen jetzt über die größte Palette von Abbruchmaschinen im Markt.“

Ritterschlag: Joint Venture mit Hitachi

Ende 2018 gründeten Hitachi und die KTEG im Rahmen eines Joint-Ventures das European Application Center EAC, in das die KTEG ihr Know-how und ihre Patente einbrachte und das die Entwicklungsarbeit im Bereich des Spezialmaschinenbaus künftig bündeln und optimieren soll. „Nachdem die Maschinen aus den Einzellösungen in den Kleinserien-Status gekommen sind, sind wir in den letzten Jahren auf einen Marktanteil von 50 Prozent in Deutschland bei den Longfront-Abbruchmaschinen gekommen“, sagt KTEG-Geschäftsführer Dominik Erath. „Das war wiederum der Auslöser, dass auch Hitachi verstanden hat, dass da mehr dahintersteckt als nur ein kleiner Sonderbau. Und der Absatz ihrer eigenen Standard-Abbruchmaschinen ist, sagen wir mal, überschaubar.“

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Für die KTEG ist das EAC sozusagen der Ritterschlag durch den Herstellerpartner Hitachi und das i-Tüpfelchen auf ihre mehrjährige Erfolgsgeschichte. „Über das EAC entwickeln wir jetzt die Sondermaschinen für den europäischen Markt für Hitachi. Und in der KTEG werden die Maschinen dann gebaut. Das spiegelt sich auch optisch wieder: Der KMC 600 ist die letzte Maschine in KTEG-Lackierung“, erklärt Erath. Die neuen Maschinen haben den Original-Oberwagen von Hitachi, die Ausrüstungen sind grau. Und auf dem Kontergewicht darf jetzt auch Hitachi stehen, obwohl die Maschinen weiterhin von der KTEG in Verkehr gebracht werden. Gleichzeitig verschwindet der Kiesel-Schriftzug von den KTEG-Maschinen, was den Zweitmarken-Charakter für Hitachi hervorhebt.

Individuell angepasste Spezial-Maschinen statt „klassischer“ Baggerfabrik: Dominik Erath ist seit 2017 Geschäftsführer bei KTEG. | Foto: Kiesel
Individuell angepasste Spezial-Maschinen statt „klassischer“ Baggerfabrik: Dominik Erath ist seit 2017 Geschäftsführer bei KTEG. | Foto: Kiesel

KTEG baut Elektrobagger

Hitachi beabsichtigt mit seiner Beteiligung am EAC explizit auch die beschleunigte Entwicklung elektrisch angetriebener Baumaschinen – sie wird von den Japanern mindestens gleichwertig zur Sondermaschinenentwicklung gesehen. Die KTEG stellte auf der bauma zwei vollelektrische Modelle, einen Zweitonner und einen 8,5-Tonner, vor. Dennoch ist KTEG-Entwicklungsleiter Wolfgang Gmelin bei diesem Thema noch zurückhaltend und nennt gleich mehrere Hindernisse für eine schnelle Verbreitung der elektrischen Antriebstechnik in der Bauwirtschaft: „Jeder redet davon, aber der Markt ist im Grunde genommen noch nicht da. Die Maschinen sind sehr teuer. Die Infrastruktur fehlt in meinen Augen. Die Baustelle müsste ganz anders aufgestellt sein als heute. Ich bräuchte eine Ladestation auf der Baustelle.“ Trotz dieser Skepsis geht die KTEG den Elektro-Trend aber mit und will den 8,5-Tonnen-Bagger, der dieselbe Leistung wie das Hitachi-Standardmodell mit Dieselantrieb bietet, im kommenden Jahr auf den Markt bringen.

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