Großbäume erfolgreich verpflanzen
Die Großbaumverpflanzung gewinnt aufgrund steigenden Umweltbewusstseins und zunehmender Bautätigkeit mehr und mehr an Bedeutung. Entscheidend für eine erfolgreiche Baumverpflanzung ist die frühzeitige Einbindung von erfahrenen Spezialisten.
Die maschinelle Versetzung von großen Bäumen, also die Großbaumverpflanzung, mit Hilfe von Rundspatenmaschinen mit Ballendurchmessern bis drei Metern ist ein europaweit anerkanntes und bewährtes Verfahren für die Verpflanzung von Bäumen mit Stammumfängen von bis zu 150 Zentimetern. Ballen noch größerer Bäume werden mit einer Stützkonstruktion aus dem Boden gelöst und an den neuen Standort gehoben.
1. Schritt: Begutachtung des Großbaumes vor dem Versetzen
Der erste Schritt für eine optimale Verpflanzung ist die gewissenhafte Begutachtung der Bäume und des Baumumfeldes. Die Verpflanzfähigkeit eines Baumes hängt von seiner Vitalität ab. Während der Vegetationsperiode geben beispielsweise Blattgröße und -farbe, außerhalb der Vegetationszeit vor allem Trieblängen, Knospengröße und -anzahl Hinweise auf die Vitalität. Um die Großbaumverpflanztechnik anwenden zu können, müssen die Bäume mit den Rundspatenmaschinen erreichbar und das Gelände befahrbar sein.
2. Schritt: Untersuchung des alten Standortes vor dem Versetzen des Großbaumes
Vor der Verpflanzung ist die exakte Beurteilung des alten und neuen Baumstandortes wichtig. Insbesondere die Bodenverhältnisse sind entscheidende Faktoren für den Anwuchserfolg. Anhand der Untersuchungen am alten Standort kann meist die Wurzelausdehnung abgelesen werden. So deuten flach streichende, oberflächlich sichtbare Wurzeln am alten Standort auf flachgründige Bodenverhältnisse hin. Flachgründige Böden erfordern häufig einen größeren Ballendurchmesser für die Verpflanzung, um ausreichend Wurzelmasse und Feinwurzelanteil sicher zu stellen.
3. Schritt: Untersuchung des neuen Standortes vor dem Versetzen des Großbaumes
Die Begutachtung des neuen Baumstandortes ist ebenso essenziell. Bei ungeeigneten Böden, wie beispielsweise versiegelten Flächen oder verdichteten Böden mit geringen Nährstoffanteilen, oder wenn der Wurzelraum in tiefere Bodenschichten erweitert werden soll, ist es empfehlenswert, dass ein Bodenaustausch in Baumgruben mit speziellem Substrat erfolgt. Außerdem müssen Informationen über den Verlauf von Erdleitungen eingeholt und die idealen Transportstrecken ausgewählt werden. Zuletzt ist die Wahl der geeigneten Rundspatenmaschine bzw. Ballengröße entscheidend für eine erfolgreiche Verpflanzung. Gemäß ZTV-Großbaumverpflanzung (2005) soll der Ballen mindestens den 10-fachen Durchmesser des Stammes haben. Besondere Standortverhältnisse und Gegebenheiten, sowie die Jahreszeit der Verpflanzung können dazu führen, dass die Bäume mit größeren Ballen verpflanzt werden müssen.
4. Schritt: Die richtige Technik für das Versetzen des Großbaumes wählen
Die Rundspatenmaschinen mit Ballendurchmessern von 0,85, 1,10 und 1,40 Metern sind häufig in Baumschulen oder bei kleineren Bäumen im Einsatz. Mit der Rundspatenmaschine Optimal 1700 (Ballendurchmesser 1,7 Meter) können in der Regel Bäume mit einem Stammumfang von bis zu 45 Zentimeter verpflanzt werden. Die von der Firma Opitz am häufigsten eingesetzte Rundspatenmaschine ist die Optimal 2500 (Ballendurchmesser 2,5 Meter). Mit dieser Maschine werden je nach Bodenverhältnissen, Baumart und Jahreszeit Bäume mit einem Stammumfang von maximal 80 Zentimeter verpflanzt. Europas größte Rundspatenmaschine ist die Optimal 3000 mit einem Ballendurchmesser von 3 Meter und einem Ballenvolumen von 6,5 Kubikmeter. Damit werden bei tiefgründigen, nährstoffreichen Böden und regenerationsfreudigen Baumarten Bäume mit einem Stammumfang von bis zu 150 Zentimeter erfolgreich verpflanzt.
Für Bäume mit Ballendurchmessern von 3,5 bis 10 Meter werden die Ballen mit einer Stützkonstruktion aus dem Boden gelöst und an den neuen Standort gehoben. Bei dieser modernen Methode der Firma Opitz wird der Ballen ganzflächig mit Dielen unterbaut, so dass Erde und Wurzelwerk beim Anheben und während des Transportes geschützt sind. Dann werden Stützwände um den Baum herum angelegt. Dielen und Stützwände bilden die Haltekonstruktion für den Wurzelballen. Um diese aus dem Boden heben zu können, werden mindestens zwei Träger benötigt, an denen die Hebevorrichtung angebracht wird. Ein Kran hebt dann die Stützkonstruktion zusammen mit dem Baum an. Am neuen Standort erfolgt der komplette Rück- und Abbau der Konstruktion. Auf diese Weise wurden bereits zahlreiche Baumriesen erfolgreich verpflanzt. Ihr Gewicht mit Ballen liegt dabei zwischen 25 und 200 Tonnen.
5. Schritt: Nachversorgung und Anwuchspflege am neuen Standort des Großbaumes
Die erste und eine der wichtigsten Maßnahmen bei der Versorgung der Bäume am neuen Standort ist das Anlegen der sogenannten Rehabilitationszone. Dazu wird um den Ballen ein ca. 50 Zentimeter breiter Ringgraben ausgehoben, der bis unter den Hauptwurzelbereich reicht. Er dient dazu, die äußeren Wurzeln des Ballens freizulegen und zu versorgen. Um das Anwachsen des Baumes zu erleichtern, werden regelmäßig geeignete Zusatz- und Hilfsstoffe beigemischt und der anstehende Boden aufgewertet. Das verringerte Wurzelvolumen muss durch einen Kronenschnitt gemäß ZTV-Baumpflege (2017) ausgeglichen werden. Bei einem fachgerechten Schnitt werden rund 20 bis 25 Prozent der Blattmasse durch Kronenpflege entfernt. Dabei soll der Habitus der verpflanzten Bäume erhalten werden.
Die Bäume werden mit Seilen verankert, um hohe Windgeschwindigkeiten und starke Ballenbewegung abzufangen, so dass ein Abreißen neu gebildeter Wurzeln verhindert wird. Neben dem Anbringen eines Stammschutzes sind das Anlegen eines großen Gießrandes, das Abdecken der Baumscheibe mit einer Mulchschicht und das durchdringende Einschlämmen des Ballens inklusive der Rehabilitationszone bei jeder fachgerechten Baumverpflanzung erforderlich.
6. Schritt: Richtige Bewässerung des Großbaumes nach dem Versetzen
Schließlich hängt der Anwuchserfolg von einer kontinuierlichen Pflege ab. Diese sollte sich in der Regel über zwei bis fünf Jahre erstrecken. Gemäß ZTV-Großbaumverpflanzung (2005) sind in den ersten Jahren nach der Verpflanzung bis zu 20 Bewässerungsgänge im Jahr erforderlich. Die Richtwerte für die Wassermenge je Bewässerungsgang schwanken in Abhängigkeit von der Ballen- und Baumgröße zwischen 200 und 1.000 Liter. Beispiel: Ballengrößen von 4 bis 6 Kubikmeter zuzüglich einer Rehazone von 4 bis 5 Kubikmeter erfordern bei lockeren Böden 700 bis 100 Liter je Wassergang im Abstand von sieben bis maximal 14 Tagen. Das Ziel eines Bewässerungsganges ist das durchdringende Befeuchten des Ballens und der Rehabilitationszone.
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Überblick: Das erfolgreiche Verpflanzen von Großbäumen in sechs Schritten
1. Schritt | Begutachtung des Großbaumes vor dem Versetzen |
2. Schritt | Untersuchung des alten Standortes vor dem Versetzen des Großbaumes |
3. Schritt | Untersuchung des neuen Standortes vor dem Versetzen des Großbaumes |
4. Schritt | Die richtige Technik für das Versetzen des Großbaumes wählen |
5. Schritt | Nachversorgung und Anwuchspflege am neuen Standort des Großbaumes |
6. Schritt | Richtige Bewässerung des Großbaumes nach dem Versetzen |
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